Oft beziehen sich Krisen auf Lebensbereiche oder Lebensphasen. Bei mir geht es nicht um eine Krise, sondern um eine Katastrophe. Im Bereich Liebe und Partnerschaft tut sich seit Jahren schon nichts mehr. Und jetzt während der Pandemie besteht auch keine Chance auf Besserung. Somit gibt es für mich keinen Sex, keine Zuneigung, keine Nähe. Ich wohne hier einsam und allein und habe niemanden mit dem ich reden, mich austauschen und beraten kann. Mein Highlight in Kommunikation ist der wöchentliche Smalltalk mit der Kassiererin an der Supermarktkasse. Das wird sich auch für mich nicht ändern, wenn die Pandemie beendet ist. Ich habe hier einfach niemanden. Und wie ist es auf der Arbeit, mit Kollegen. Ich habe keine Arbeit. ich bin arbeitssuchend - klingt doch besser als arbeitslos - HartzIV- Empfänger. Ich habe gerade genug Geld zum Überleben. Es gab mal viel bessere Zeiten. Ich bin 58 Jahre alt, war 10 Jahre lang Lokführer bei der Deutschen Bahn, konnte diesen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben. Da es sich um einen sehr speziellen Beruf handelte, und ich meine dort erworbenen Kenntnisse nicht in anderen Berufen einsetzen kann, befinde ich mich in einer beruflichen Sackgasse. Seit dem Ausscheiden bei der Bahn sind jetzt mehr als drei Jahre vergangen. Ich habe mich in verschiedenen Berufen versucht, bin aber immer nach kurzer Zeit schon gescheitert. Für eine aussichtsreiche Stelle bin ich sogar von meinem Heimatort Erkelenz ins Münsterland umgezogen. Kurz danach brach die Pandemie über uns herein. Nun sitze ich hier im Münsterland fest. Ohne Geld, ohne Freunde, ohne Partnerin, ohne Job. Wenn ich es auf den Punkt bringe, lebe ich gar nicht mehr, ich überlebe nur noch. ich gehe abends ins Bett, und wünsche mir tatsächlich, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Bin ich jetzt suizidgefährdet? Ich würde mir niemals selber etwas antun, wenn ich aber morgen den Löffel abgeben müsste, so wäre das kein Schock für mich.
Ich freue mich über zahlreiche aufmunternde Antworten, aber bitte keine Phrasen wie - denk mal an die armen Menschen in Kriegs- und Katastrophengebieten, oder Schwerkranken und Süchtigen. Ich denke da lieber an die vielen Menschen in geordneten Verhältnissen in Familie, Partnerschaft, Beruf, etc. Ich werde wohl noch 30 Jahre oder mehr in meinem Scheissleben verharren müssen. Wenn nicht vorher der Sensenmann an meiner Tür klopft, und mich höflich auffordert mitzukommen.
Ich freue mich über zahlreiche aufmunternde Antworten, aber bitte keine Phrasen wie - denk mal an die armen Menschen in Kriegs- und Katastrophengebieten, oder Schwerkranken und Süchtigen. Ich denke da lieber an die vielen Menschen in geordneten Verhältnissen in Familie, Partnerschaft, Beruf, etc. Ich werde wohl noch 30 Jahre oder mehr in meinem Scheissleben verharren müssen. Wenn nicht vorher der Sensenmann an meiner Tür klopft, und mich höflich auffordert mitzukommen.