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Absolute Midlife Crisis mit 32

G

Gelöscht 127494

Gast
Guten Tag liebe Leser,

Ich bin mental ziemlich down und das schon seit über einer Dekade, ich hab nen Master of Science, aber ich fühle mich trotzdem als könne ich nichts.
Ich bin von der Grundschule auf die Realschule, weil die Lehrer glaubten meine Mutter kümmert sich net genug. Meine Eltern sind getrennt und beide nicht aus Deutschland. In der 8ten Klasse bekam ich Nachhilfe und wechselte aufs Gymnasium. Ich schaffte es gerade so ins Abitur. Obwohl ich mich lange hinsetze, brauche ich ewig, um mich zu konzentrieren, Geräusche um mich herum und alles, was Menschen so machen, lenkt mich übelst schnell ab.
Das war schon immer so und ich wusste nicht, was ADHS ist. Erst nach meinem 3,4er-Abitur, dass ich gerade so geschafft hab, erzählte meine Mutter, dass sie in Therapie war und wohl ADHS hat. Während des Abiturs entwickelte ich immer mehr eine Abhängigkeit zu Alkohol und Nikotin. Ich landete 2-mal im Krankenhaus wegen einer Überdosis an Alkohol.

Sie meinte aber, ich könnte das auf gar keinen Fall ADHS haben kann, weil ich zu ruhig war als Kind. Ich hätte mit Lego spielen können und das wäre bei ihr als Kind unmöglich gewesen, ich sei einfach faul. Und Depressionen könne ich auch nicht haben, ich wüsste gar nicht was das sei.

Ich begann NC-losen Studiengang Informatik zu studieren, brach aber ab, weil ich nicht zurechtkam (Hatte eine Freundin, sie wurde schwanger und trieb ab, ich landete in einem mentalen Loch). Ich arbeitete danach erstmal innem Krankenhaus. Sehr gerne wäre ich Arzt geworden, aber niemals mit meinem schlechten Abi und meinem ADHS. Ich hab die Verantwortung gesehen und gemerkt, ne das darf Patienten nicht antun. Ich hangelte mich von Job zu Job um zu überleben und auch, weil ich Zeit gebraucht hatte mental klarzukommen.

Danach studierte ich einen sozialwissenschaftlichen Studiengang und 'nen Master, der mich auf Programmierung / Softwareentwicklung vorbereitet.

Master war 2er-Schnitt, aber Bachelor 3er-Schnitt. Während meines Masters entwickelte ich zunehmend suizidale Gedanken und unternahm einen Versuch mir das Leben zu nehmen. Seit dem kriege ich Antidepressiva, aber diese Dinger helfen nicht wirklich meiner Leistung, sogar schlimmer ich werde noch langsamer da meine Gefühle betäubt werden, meine Libido sich stark verringert. Das Leben fühlt sich weniger an, weniger Hochs und weniger Tiefs. Die nahm ich quasi für mein Studium und um zu überleben in Kauf (bekam damals Escitalopram und Mirtazapin).

Ich trete bald wieder 'nen Job an, aber mental geht es mir sehr schlecht. Ich merke wie viel mir im Leben verwehrt blieb, weil ich kein Ritalin oder andere Medizin bekommen hab. Dass ich fast gestorben bin, weil man mich offensichtlich nicht ernst genommen hat. Ich bin sehr lange Single und hab jetzt auch gekämpft, um zuzunehmen (ich wog mal fast 50 Kilogramm auf 1,75 und bin jetzt auf über 75 dank des Mirtazapin).

Ich sehe wie ehemalige Leute, mit denen ich studiert habe, jetzt Ärzte sind oder Rechtsanwälte, die haben halt was in ihrem Leben erreicht und ich werde halt Entwickler, der irgendeinen Code macht, den wahrscheinlich keinen juckt. Ich hab sehr viel Arbeit daran, gesteckt um überhaupt aufs Gymnasium zu kommen und egal wie lange ich mich hingesetzt hab es wurde Noten mäßig nie gut genug um Ansatzweise auf ne 1 oder so zu kommen.

Ich war letztens auf einer Geburtstagsfeier und ein Kollege dort arbeitet für ein Raumfahrtzentrum und erzählt wie er an einem Satelliten gearbeitet hat, der jetzt ins All fliegt. Sowas gibt es in meinem Leben einfach nicht.

Ich bin traurig, frustriert und wütend. Ich hab eine riesige Leere in mir und das Gefühl mein Job ist Sinnlos, das Leben ist frustrierend. Am schlimmsten ist einfach durch das ADHS, dass ich nie weiß, wie viel meine eigene Schuld war. Ich hab selbst im Master stundenlang gelernt, aber Top-Noten nur erreicht, wenn die Aufgaben quasi Aufgaben waren, die ich mit nach Hause nehmen konnte.

Ich glaube ich bin gerade voll in der midlife crisis angekommen.
 
Achso.

Denkst du, du wärst ebenso unzufrieden, wenn du dich nicht mit anderen vergleichen könntest?

Mein ADHS sorgt ständig für random Gedanken und Rabbitholes in die mein Gehirn eintaucht. Ich kann diese Vergleiche nicht immer steuern und ich weiß auch nicht, wie ich mich nicht vergleichen soll, wenn ich sehr lange in System waren, wo alles mit Noten geregelt wurde oder Bewertungen jeglicher Art.

Meine Mutter interessiert es z. B. nicht.

Ich benutze kein Social Media, um dagegen zu arbeiten (außer linkedin wegen Job).
 
Denn es gibt verschiedene Arten von Unzufriedenheit, finde ich. Manchmal ist man so unglücklich, dass es völlig egal ist, was andere tun, nicht tun, haben, nicht haben. Es ist eine tiefe Unzufriedenheit, weil etwas tatsächlich nicht aushaltbar ist. Das könnte ja auch sein. Wenn es aber nur aus dem Vergleich heraus entsteht, dann heißt es weniger, dass du an den Tatsachen was ändern musst, sondern mehr an deiner Haltung. Aber dazu müsste man erst wissen, ob es wirklich etwas mit dem Vergleich zu tun hat.
Ja mein Lerntempo, meine Fähigkeit mich darauf zu fokussieren eine Tätigkeit zu lernen.
Es ist weit unter dem was sein könnte wegen meiner Kondition und das belastet mich am meisten, dass praktisch der rote Faden durch mein Leben, der soviel Schaden angerichtet hat, dass ich es kaum in Worte fassen kann.

Ich bin ATM schon auf einer Warteliste und hoffe, dass es durch Medikamente besser wird.

Wenn ich mich nicht mit anderen vergleichen könnte, würde ich mich ja immer noch mit mir selber vergleichen und meine Performance reicht mir nicht. Es gibt was dann nennt sich Hyperfokus. Das bedeutet, ich kann mich für eine gewisse Zeit sehr gut konzentrieren, aber das ist absolut unkontrollierbar. Wenn ich mich gar nicht mit anderen vergleichen könnte, würde das bestimmt helfen, aber das gesamte Problem nicht beheben.
 
Inwiefern vergleichst du dich mit dir selbst? Welchem selbst? Es gibt dich ja nur einmal?
Wenn ich besser sein will, in einer Fähigkeit, vergleiche meine Performance von gestern mit heute.
Du wirst bald behandelt, wenn ich das richtig verstehe. Dann geht es dir vielleicht besser. Aber was war, ist vorbei. Für jeden. Freue dich auf das, was noch kommt. Klingt platt, aber immerhin hast du eine Chance auf Besserung. Das soll doch nicht dazu führen, dass du nun nur noch mit der Vergangenheit haderst. Es soll deine Zukunft verbessern.
Ja, ich hoffe, dass eine medikamentöse Behandlung und Therapie mir Lebensqualität wiedergibt.
 
Du traegst eine Menge Frust mit dir herum... Du siehst deinen Lebensweg als gescheitert, da du eine sehr hohe Erwartungshaltung an dich hast, meiner Meinung nach... Ich finde aber, dass das kein Scheitern ist... du hast doch viel geschafft und dafuer gekaempft... du darfst dir erlauben stolz auf dich zu sein, auch wenn sich das fuer dich komisch anfuehlen mag...
 
Ich bin alles gewesen und alles ist nichts. Und genau das sollst Du Dir merken.
Es spielt keine Rolle, ob Du von Bedeutung bist oder warst. Leb Dein Leben und mach Dir keinen Kopf über alles.

Mein Vater war ein Erfinder, dessen Erfindung in jedem Haushalt, jedem Unternehmen, weltweit zum Einsatz kommt. Er war seiner Zeit weit voraus. Letztlich hat er nie von seinem Patent profitieren können, da die Erfindung erst nach seinem Tod, als es gemeinfrei wurde, zum Einsatz kam. Er verlängerte nicht mal das Patent. Damit wäre er steinreich geworden und ich würde heute vermutlich zu den reichsten Menschen in D. gehören. Er starb völlig verarmt und lebte auf Staatskosten. Was hats gebracht, nichts. Vielleicht war es auch besser so. Er hätte eh alles auf den Kopf gehauen und weder an mich noch an sonstjemand gedacht.
 
Sind meine Ansprüche wirklich hoch?

Ich hab keine objektive Meinung mehr darüber.

ATM arbeite ich Vollzeit als Softwareentwickler. Die Arbeit ist ok, ich hab nicht das Gefühl, dass ich sehr viel Stress habe. Für mich ist Programmierung schon immer Teil gewesen von dem, was ich so tue, nämlich über Probleme nachdenken (das ADHS befeuert das einfach nur).

Da ist der Teil in mir der weiß, mit den Medikamenten + dem, was ich sparen kann (in der IT-Branche verdient man derzeit ganz gut und meine Miete ist sehr niedrig), könnte ich genug sparen für n Medizinstudium im Ausland.

Ich hab keine Kinder, keine Frau, also muss mich nur um mich kümmern. Das klingt weird mit 32 zusagen, dass ich nicht weiß, was ich werden will, aber scheint wohl die Wahrheit zu sein.

Du traegst eine Menge Frust mit dir herum... Du siehst deinen Lebensweg als gescheitert, da du eine sehr hohe Erwartungshaltung an dich hast, meiner Meinung nach... Ich finde aber, dass das kein Scheitern ist... du hast doch viel geschafft und dafuer gekaempft... du darfst dir erlauben stolz auf dich zu sein, auch wenn sich das fuer dich komisch anfuehlen mag...

Ja ich kann mir das irgendwie nicht gönnen, ich weiss leider auch nicht warum.
 
Also auf der materiellen Ebene bist du aus meiner Sicht ziemlich erfolgreich... Du hast dich, trotz deiner "Handycaps" nach oben gekaempft, Respekt 🙂
Fehlt dir vielleicht das passende Umfeld, was deine Erfolge wertschaetzt bzw, sie auch fuer dich sichtbar macht?
Vielleicht kann dir auch der Stoizismus (oder stoische Philosophie) weiterhelfen oder Denkanstoesse geben?
 
Was ich nicht verstehe ist, warum du dich nicht auf ADHS untersuchen lässt - oder habe ich das überlesen und du bist doch schon diagnostiziert? Ich meine herausgelesen zu haben, dass es aktuell lediglich (d)eine Selbstdiagnose ist, eben weil deine Mutter betroffen war und du Züge bei dir erkennst, die auch darauf hindeuten. Was also hält dich ab? Die Diagnose und auch eine Behandlung können ja auch noch im Erwachsenenalter erfolgen.

Und ja, ich gebe dir recht, dass du dir ohne Diagnose in der Kindheit wohl einige Chancen genommen hast bzw. wäre dies wohl woher deinen Eltern anzulasten. Das Gejammer nützt aber nichts, richte den Blick in die Zukunft und suche nach Lösungen.

Was an deinen Erzählungen auffällt ist, dass offensichtlich nur Jobs für dich zu zählen scheinen, die ein hohes Renommée nach außen besitzen. Wäre es denn nicht viel wichtiger, einen Job auszuüben, der dich erfüllt und sinnstiftend ist? Bzgl. der Bezahlung dürftest du ja bereits jetzt zu den Besserverdienern gehören. Ich glaube zudem, dass du diese vermeintlichen Traumjobs glorifizierst, denn da ist auch nicht alles Gold, was glänzt: Viele Ärzte verdienen zwar auf den ersten Blick gut, gehen aber bei grottigen Arbeitsbedingungen in den Kliniken mental und physisch vor die Hunde. Oft hapert es auch an deren Work-Life- Balance. Der Arbeitsmarkt für Juristen ist auch nicht rosig, wenn du nicht mit superguten Abschlüssen aufwarten kannst.

So oder so musst du etwas ändern, entweder an deiner Haltung oder den Umständen. Hast du mal darüber nachgedacht, eine Auszeit zu nehmen, um einmal ohne jegliche Einflüse von außen überlegen zu können, was du vom Leben erwartest und wohin deine weitere Reise dich führen soll? Ich denke z.B. an einen mehrtägigen Aufenthalt im Kloster, um mal völlig runterzukommen, dich zu erden und neue Impulse zu erhalten. So etwas wird ja mittlerweile breit angeboten...

An so etwas dachte ich da - das soll hier keine Werbung sein. Ich kenne den Anbieter nicht, kann und will ihn nicht empfehlen. Der Link daher nur zur Veranschaulichung: https://www.neue-wege-zur-berufung.de/auszeit-kompass-im-kloster-untermarchtal/
 
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