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2 Kinder und immer wieder Depressionen nach Kontaktabbruch mit den Eltern

Naturkind

Neues Mitglied
Hallo,
ich bin 45, weiblich, verheiratet seit fast 8 Jahren und habe 2 Jungs (5 und 7).
Ich fühle mich seit Jahrzehnten immer wieder nicht gut. Ich kämpfe immer wieder mit Depressionen. Mehrere Male war ich auch in psychologischer Behandlung. Mit meinen Eltern habe ich zur Geburt meines zweiten Sohnes den Kontakt abgebrochen. Grund war jahrzehntelange emotionale Vernachlässigung, vor allem durch meine Mutter. Meine Mutter hat nach Streitigkeiten mit mir oft monatelang nicht gesprochen. Ich war, als ich noch Zuhause gewohnt habe, bei Mahlzeiten nicht anwesend, habe mich manchmal einfach durch irgendeine Konserve aus dem Keller ernährt. Nach außen hin war alles normal. Ich bekam die Empfehlung für das Gymnasium, bin aber nach der 7. Klasse runter auf die Realschule und hab nach der 10. Klasse meine Ausbildung als Zahnarzthelferin begonnen. Ich bin dann gleich von Zuhause raus und meine Mutter war froh, dass sie mich los war und hat mir noch ne Waschmaschine geschenkt, damit ich bloß keine Wäsche nach Hause bringen würde wie meine Brüder. Ab meinem 16. Lebensjahr hab ich mein Leben komplett alleine gemeistert, aus finanziellen Gründen konnte ich aber trotz ständigen Nebenjobs an vielem nicht teilnehmen, selbst für's Essen war das Geld manchmal zu knapp. Dadurch hab ich mich oft zurückgezogen, mit dem Vorwand, ich hätte keine Zeit, wenn mich jemand gefragt hatte, ob ich mit ausgehe. Auch Einladungen zu Geburtstagen oder ähnliches habe ich oft unter einem Vorwand abgelehnt, weil ich mir kein Geschenk leisten konnte und das nicht zugeben wollte. Ich hatte auch bis zu meinem 27. Lebensjahr kein Auto, somit war ich in ganz vielen Bereichen sehr unflexibel. Mein Beruf hat mir nur teilweise Spaß gemacht. Mit meinen Eltern gab es immer wieder Kontakt, aber ich fühlte mich immer wie komplett alleine auf der Welt. Ich wollte auch lange keine Kinder, weil ich Angst hatte, dass ich genauso werden könnte wie meine Mutter. Freunde hatte ich nicht viele, aber ich habe das Radfahren geliebt und liebe es heute noch. Durch das Radeln habe ich 2014 meinen Mann kennengelernt. Wir wollten erst beide keine Kinder, dann hat es wohl bei mir den Schalter umgelegt. Ich wollte doch! So kam mein Großer auf die Welt. Meine Mutter stand plötzlich auf der Matte und wollte ihren Enkel kennenlernen, aber mir schien, sie wollte ihn einfach nur vorzeigen . Wenn es mal darum ging, auf meinen Sohn aufzupassen, wurden wir versetzt und meine Eltern haben sich nicht an vereinbarte Abmachungen gehalten. Mein jüngerer Bruder wohnte Zuhause bei meinen Eltern, er wurde in der Vergangenheit immer wieder straffällig und ich hatte kein Vertrauen in ihn. Bei meiner Mutter war er hoch angesehen, ich hatte aber ein rundum schlechtes Gefühl, mein Sohn zu meiner Mutter zu bringen, wenn mein Bruder da war. Direkt nach der Geburt von unserem mittlerweile 5 Jahre alten Sohn kam der komplette Kontaktabbruch nach einem Streit, auch zwischen meinem Mann und meinen Eltern. Ich war und bin traurig, ich hätte einfach auch gerne liebende Großeltern für meine Jungs und manchmal etwas Unterstützung für uns Eltern. Die Beziehung zu meinem Mann ist zwar stabil, aber wir sind ausgelaugt durch das Gesamtpaket Kinder und Beruf. Vor zwei Jahren hab ich bei einem Steuerberater in der Verwaltung angefangen. Das war am Anfang spannend und nun bin ich aber an einem Punkt angekommen, wo ich den Job als sinnlos empfinde. Ich interessiere mich nicht für den Bereich, dass ich den Job bekommen habe, war Zufall und ich möchte mich auch nicht in diesem Fachbereich weiterbilden.
Seit Corona habe ich das Gefühl, jeder lebt nur noch in seinem Hamsterrad, viele Menschen telefonieren nicht einmal mehr. Im Kindergarten haben sich Müttercliquen gebildet, zu denen ich einfach nicht passe. Ich fühle mich einsam. Mein Mann versteht mich in vielen Dingen nicht. Ich habe mich einem Verein angeschlossen, in dem viel kreativ gearbeitet wird. Das liebe ich. Aber trotzdem fühle ich mich auch dort nicht zu 100% wohl.
Wenn ich die Zeit hätte (die habe ich aber NIE!!) würde ich mich wahrscheinlich tagelang im Bett verkriechen und mich fragen, wie ich mich umbringen könnte. Meine bisherigen Psychologen haben mir alle gesagt, dass das Thema Kontaktlosigkeit mit meinen Eltern mich nie los lassen wird. Meinen Kindern gegenüber versuche ich, eine liebevolle fürsorgliche Mutter zu sein, aber ich schaffe es nicht immer. Innerlich fühle ich mich oft sehr sehr leer und sehr einsam. Viele sehen mich als fröhliche Person, innerlich bin ich jedoch zerrissen, habe komplett ambivalente Gefühle meinen Eltern gegenüber und ich kann über meine Probleme mit kaum jemandem reden. Ich würde mich freuen zu erfahren, was Ihr über all das denkt. Liebe Grüße und schönen Abend.
 

Florida Lady

Mitglied
Konkrete Entlastungen suchen: Babysitter für die Kinder finden, schlau machen, ob es in deiner Umgebung Projekte wie "Leihoma" gibt.
Wie wirst du behandelt? Hast du einen Psychiater der dich medikamentös behandelt?
Ich würde an verschiedenen Stellen nach Hilfe suchen: mich bei verschiedenen Psychotherapeuten auf die Warteliste setzen, einen Klinikaufenthalt in Betracht ziehen: vollstationär oder Tagesklinik
Den Hausarzt um Verordnung einer Mutter-Kind-Kur bitten. Es gibt auch Mütterkuren oder Kuren für die ganze Familie.

Gefällt dir deine Arbeit eigentlich und du siehst jetzt wegen der Depression alles durch einen Schleier? Oder willst du davon unabhängig weg aus dem Bereich? --> Lass dich beraten, was du für Möglichkeiten hast dich beruflich zu verändern (würde ich erst angehen, wenn du stabilisiert bist)

Eltern: ja, ich verstehe, wie es ist nach Liebe zu lechzen. Heilsam war für mich persönlich Abschied zu nehmen von der Idee ein liebendes Elternhaus zu haben. Mir klarzumachen, was für Defizite mein Elternteil hat. Dass ich daran aber nicht die Schuld trage, heute ein erwachsener Mensch bin, der sein eigenes erfülltes Leben führt. Ein Leben voller Wärme und Liebe für die eigene Familie. Ich brauche das, was mein Elternteil für Liebe hält, nicht.
Den Weg damit umzugehen, muss jeder für sich finden.
 
S

Svetlana Bremen

Gast
Das ist sehr verständlich, dass du dich so fühlst und wie es dir geht.
Ich weiss nur nicht welche Rat könnte ich dir geben. Sorry.
Aber ich fühle mit Dir!
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Den Weg damit umzugehen, muss jeder für sich finden.
Hallo ihr Lieben, genau das ist mein Geheimnis, wieso ich trotz Depression sehr schön habe- ich lasse diese Depression nicht Macht über mich haben.
Millionen Mal bin ich vor der Entscheidung, seit ich klein bin, was mache ich jetzt?
Oft und oft habe ich mich dafür entschieden zu weinen, mich "zu Grabe zu tragen" ( ein paar Auslöser gab es, wo ich das wirklich ernsthaft in Erwägung zog, aber es kam nicht dazu, worüber ich natürlich schrecklich froh bin heute).

Jedenfalls, ohne Zweifel neige ich dazu, die negative Spurrille manchmal netter zu finden, als die andere. Es fühlt sich manchmal gut an, zuzulassen, diesen ganzen Mist durchzusehen und ins bittere Leid zu gehen, oder in Abscheu, Ekel, Hass usw zuzulassen. Macht ja nichts, es ist neben dem anderen Denken so eine Denke auch in mir. Diese lasse ich aber, wie gesagt ganz sicher nicht bestimmen.

Wenn man noch so frustrierte Ideen hat, gebt denen nicht nach. Wer die hegt und pflegt muss einsehen, dass es ihm dann schlecht geht, das gehört zu diesem "Kopfprogramm" dazu, wie zum Pfeffer Schärfe gehört. Im gleichen Moment, wo ich mir ausdenke und ausmale, wie lästig doch die kleine Hündin ist, ist mein nächster Reflex ( so ist das bei solchen Einbildungen) dass ich mit ihr schlecht umgehe, dass ich sie schimmlig finde und nicht süß. Sehe ich, wie süß sie ist, reagiert mein Apparat entsprechend, er behandelt sie liebevoll, das ist weit, weit anders, als wenn ich zu dem anderen "Wahrnehmen" ja sag, also dieses als gut und gültig betrachte. Das wäre so schade, so ein Leben mag ich nicht, nein danke.
Ich komme, seit ich von diesem Mechanismus bewusst weiß, weitaus besser mit allen und jeden und mit allem zurecht, es ist so viel leichter, so viel einfacher, dem "Gegenüberliegendem" die Macht zu geben, über mich, über mein Leben.

Wenn man also sinniert, ach, ich bin ein Kriecher, ein kriechendes armes Würmchen, dann ist das ähnlich, als ob man sich programmiert. Wenn man schon ausdenken kann, ein kriechendes, armes Würmchen zu sein, dann kann man sich auch ausmalen, es ist super, toll einfach, was gerade ist.

Bei mir war am späten Nachmittag, nach einem recht arbeitsreichen Tag ( wir haben den Garten aufgepeppt, mein Freund und ich) so eine schlappe Müdikeit da, so ein starker Wunsch nach Abschalten und Verkriechen, aber das ging nicht, der Hund war noch nicht spazieren, dann bin ich in den Wald hinauf, das Herz klopfte bis zum Hals, weil mich das so anstrengte, oben dann legte ich mich rückwärts an eine Böschung und ich sag euch was, das war traumhaft- die Wipfel über mir, die Luft, die gute, diese tiefe Freude, das haben zu dürfen, es ist, wie es ist..... gut. Total gut, sich dem Genuss hinzugeben, der Dankbarkeit, dem "Loben" und "Ehren", statt dem Verfluchen, man hat da wirklich mehr vom Leben, wenn man es so ausrichtet. Fällt nicht immer leicht, aber es lohnt sich.
 

Soul-Sister

Aktives Mitglied
Liebes @Naturkind
da hast du ja einiges durchgemacht in deinem Leben. Lass dich mal virtuell drücken. 🌷

Man sagt immer, was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter. Ich finde, das stimmt leider nicht. Die, die schlechte Erfahrungen machen mussten, sind da doppelt gestraft, sie mussten durch die schwere Zeit durch und dann sind da auch noch die Erinnerungen, die man nicht loswird. Durch die man sich von den anderen unterscheidet. Das macht noch einsam zusätzlich.

Ich finde, du solltest erstmal stolz auf dich sein, was du geschafft hast, trotz all der Hürden. Du hast dich früh alleine durchgeschlagen, du hast einen lieben Mann, eine Familie, Kinder, für die du da bist, auch wenn es dir manchmal schwerfällt. Einen Job, der vielleicht nicht dein Traumjob ist, der aber deinen Lebensunterhalt zahlt. Machen nicht viele Menschen solche Jobs, mit guten aber auch schlechten Tagen? Wenn es dich aber wirklich zu sehr belastet, vielleicht kannst du doch noch mal umsatteln.

Ich würde mich jedoch an deiner Stelle zunächst auf die sozialen Kontakte konzentrieren jetzt. Weitersuchen, dass du Menschen in deinem Leben findest, die dir wirklich guttun, dich unterstützen. Eine Wahlfamilie, Freunde, Bekannte. Die Idee mit der Leihoma finde ich nicht schlecht, oder jemanden anderes, der dich im Haushalt, mit den Kindern unterstützt. Ich zum Beispiel hatte, als ich klein war, eine tolle Tagesmutter, mit der sich meine Mutter auch gut verstanden hat. Und wenn du ein bisschen Entlastung hast, würde ich mit deinen Hobbys weitermachen, bis du einen Kreis von Menschen findest, in den du reinpasst. Manchmal muss man da ein bisschen suchen. Fährst du denn noch Fahrrad? Vielleicht gibt es sowas wie Radl-Gruppen, Ausflüge... Bleib dran. Du schaffst das schon. 🍀
 
Zuletzt bearbeitet:

Walin

Aktives Mitglied
Meine bisherigen Psychologen haben mir alle gesagt, dass das Thema Kontaktlosigkeit mit meinen Eltern mich nie los lassen wird. Meinen Kindern gegenüber versuche ich, eine liebevolle fürsorgliche Mutter zu sein,
Hallo Naturkind,
ich finde diese Äußerung der Psychologen nicht gut, es klingt so, als ob es dein Schicksal ist....
Und ich finde auch, dass du stolz auf dich sein kannst, du bist mit 16 da raus, hast eine Ausbildung,
eine Familie, du hast ganz viel geschafft. Dass es dir dennoch so schlecht geht, kommt durch deine Kindheit und wie deine Eltern mit dir umgingen. Hast du das schon mal konkret bearbeitet?
Letzten Endes musst du dich entscheiden, ob und wie du noch Kontakt mit deinen Eltern haben kannst/willst, ohne dass du/ihr leidet.
Vermutlich würde dir eine Tätigkeit im kreativen Bereich guttun, da du so etwas erwähnst.
Evtl. auch eine Kunsthterapie? Oder auch ein Aufenthalt in einer psychosomat. Klinik?
Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Versöhne dich mit deinen Eltern, bevor es zu spät ist.
Für den eigenen inneren Frieden ist Vergeben gut. Das geht nicht, froh und gut zu fühlen, wenn man im Krieg mit jemanden ist.

Ob Mutter oder nicht, wenn es eine schwierige Person ist, dann ist Kontaktaufnahme nicht empfehlenswert, wenn in Folge der ganze Horror von vorne beginnt. Da muss man froh sein, dass eine Distanz da ist und keiner dauernd klopft und seinen Frust abladen will.

Alles vergeben, vergessen, du bist schlimm gewesen, kannst auch nichts dafür, hast wohl selbst schlimme Erfahrungen erlebt....tschüß du Gute, ich bin nicht mehr sauer auf dich, so wäre auch Vergeben. Ablegen, egal werden lassen solche Leute. Ich habe noch nicht zustande gebracht, meine Eltern zu lieben, sie sind längst tot, aber so reif bin ich, um einzusehen, die konnten echt nichts dafür, dass sie so waren. Sauer bin ich auf keinen Fall, ich halte sie in Ehren- wichtig waren sie ja trotzdem, wenn auch etwas ungeschickt als gute Eltern.

Bei Naturkind klingts, als ob sie nicht drauf hoffen kann, dass diese ehemalige Bezugsperson je eine gute werden wird. Dort war ihr "Geburtsort", aus dem ist sie ausgezogen. Vielleicht ists gut, dass der Weg dorthin dicht ist. Loslassen ist auch Vergeben.
 

Mirila

Aktives Mitglied
Ich finde auch du kannst stolz auf dich sein und hast viele Sachen richtig gemacht. Damit meine ich Auszug, Kontaktabbruch, Vereinsbeitritt und therapeutische Hilfe. Den Kontakt zu deinen Eltern würde ich nicht wieder herstellen, weil sie bestimmt aus ihrer Sicht nichts falsch gemacht haben und dich immer wieder negativ belasten würden.

Vielleicht ist es auch mal Zeit für eine Kur, aber ohne Kinder...damit du Kraft schöpfen kannst. Sonst ist keinem geholfen.
 

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