Eine fundamentale und profane Wahrheit ist, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen und jeder Mensch auf seine Weise lernen muss, mit diesem Schmerz umzugehen. Dazu zählt auch, dem geliebten Menschen die Wahl der Entscheidung zu lassen und diese anzunehmen. Ja, das tut verdammt weh und wird nicht umsonst als "bittersüßer Schmerz" bezeichnet. Darüber zu lesen oder zu schreiben ist eine Sache, diese Gefühle selbst zu erleben aber eine ganz andere.
Deine Liebe kann Dein eigenes und das Leben anderer Menschen komplett verändern. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Du dazu die Erlaubnis und auch den Auftrag hast. Wenn Du wirklich liebst, dann muss Dein Interesse darin liegen, Deinem geliebten Menschen nicht zu schaden. Dazu kann auch zählen, Dich aus ihrem Leben zurückzuziehen, in Dir Klarheit zu schaffen und diese Entscheidung mutig und diszipliniert zu leben.
Sie hat ihre Entscheidung getroffen und die hast Du zu respektieren. Deine Gefühle verleihen Dir keinerlei Rechte auf jemanden oder etwas, auch nicht nach 10 Jahren. Darüber musst Du Dir klar sein und auch klar bleiben. Es sind Deine Gefühle und sie haben bei ihr nur dann etwas zu suchen, wenn sie das will. Alle Mutmaßungen und "Was wäre wenn"-Spielchen verlängern und verstärken nur Deine Unklarheit darüber und sie vernebeln Deinen Geist. Du wärst nicht der Erste, dessen Weg dadurch seltsame Schleifen macht und Dich auf Abwege führen kann.
Du wirst diese Gefühle für sie vielleicht für den Rest Deines Lebens haben und fühlen und der Schmerz wird Dir erhalten bleiben, aber genau hier ist Deine Wachstumszone. Genau in diesem Schmerz zeigt sich, ob Du noch ein bedürftiges Kind bist, das einfach "haben" muss, oder ob Du mit Deinem Verstand bereit bist, gute und richtige Entscheidungen zu treffen, ohne Deine Gefühle als Ausreden zu missbrauchen. Auch Du wirst Dich in Deinem Leben schon gegen die Liebe anderer entschieden haben und noch entscheiden, auch Du wirst "unglücklich" geliebt werden und es vielleicht nicht einmal erfahren. Es gehört zu diesem "Spiel der Liebe", das so oft kein Spiel mehr ist. Ein weiser Mann hat mich einmal gefragt: "Weist Du, wo sich Dein Schmerz befindet?" Und wie ich das wusste und noch heute weiß. "Dann geh da nicht mehr hin!". Bade Dich nicht in Selbstmitleid.
Dein Leben zu leben bedeutet immer wieder, den Schmerz auf Deinem Weg anzunehmen und mit ihm aus vollem Herzen zu leben. Das klingt viel schwülstiger und prosaischer, als es sich dann lebt. Traure, beschäftige Dich damit, aber, wie schon geschrieben wurde: lass keinen Wahn daraus werden. Geh Deinen Weg weiter und sei stolz, dass Du lieben kannst. Aber lass sie ihren Weg gehen und sei er auch ohne Dich. Du darfst keinen schlechten Film daraus machen, in dem Du den Freund spielst, den Geliebten versteckst und eine Decke aus Halbwahrheiten und Scherz darüber ausbreitest. Darunter wird es im Laufe der Zeit nur dunkel und es wachsen die seltsamsten Gebilde. Was für ein erbärmlich drittklassiges Drehbuch das wäre!
Du brauchst keinen Ausweg, denn damit würdest Du Deinen Weg verlassen müssen. Geh Deinen Weg weiter, ohne die Sonne auf ihrem Weg zu verdunkeln. Das kannst Du und das musst Du, wenn Du erwachsen werden und wirklich lernen willst, was Liebe bedeutet und was es bedeutet, wirklich zu lieben. Es gibt noch so viele Menschen, die Du lieben kannst und die Deine Liebe auch erwidern werden.
Und jetzt schüttle Dir den Staub aus den Klamotten und starte ins Wochenende.
Alles Gute.
PS: Glaubst Du wirklich 10 Jahre jemanden zu lieben könnte umsonst sein? Liebe ist wie der Glühprozess eines Hochofens: Du kannst Dich für das Metall entscheiden und etwas Sinnvolles daraus schmieden oder für die dabei entstehende Schlacke. Beides gibt es nicht ohne einander und beides kostet Dich etwas. Liebe gibt es nie umsonst und ist nie umsonst, ganz bestimmt nicht. Und ohne Brandblasen geht es auch nicht ab.