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Sternchen83
Gast
Ich weiß grad gar nicht, wie ich anfangen soll, ich weiß nur, dass es endlich raus muss. Ich habe immer öfter das Gefühl, an meinen Gedanken und Gefühlen zu ersticken. Es geht um meine Kindheit, um körperliche und seelische Gewalt und um das komplette Versagen meiner Eltern.
Nun erstmal von Anfang an. Ich bin mittlerweile 24 Jahre alt und Mutter eines dreijährigen Sohnes. Ich lebe in einer mehr als intakten Beziehung, weiß aber, dass mein Partner unter meiner psychischen Situation sehr leidet und sich auch so manches Mal den Kopf zerbricht und hilflos fühlt.
Die frühesten „ negativen“ erinnern müssten ungefähr 1990 mit meiner Einschulung begonnen haben. Unser Lehrer hatte damals die Eigenart, zuhause anzurufen, sobald man in der Schule etwas „angestellt“ hat. Damals ging mein Stiefvater noch arbeiten und meine Mutter hat mich dementsprechend immer dazu genötigt, nach einem „Lehreranruf“ meinen Vater auf der Arbeit anzurufen, und ihm von meinen „Schandtaten“ zu erzählen. Angsterfüllt wartete ich fast jeden Abend auf die Heimkehr von ihm, um in Form von Schlägen von ihm bestraft zu werden. Wenn man bedenkt, dass das die harmlosere Variante seiner Bestrafung war, war es trotzdem ungemein schmerzhaft. In der Wahl der Schlagwerkzeuge, war er nicht wählerisch, er nahm das, was im grade in die Hand fiel. Zeitungen, Kochlöffel, Schuhe , Bretter oder Stöcke. Hauptsache er konnte seine Hände „schonen“.
Eine weitere, unheimlich präsente Erinnerung, habe ich aus dem Zeitraum, um die dritte Klasse herum (1993/94).Ich saß mit meiner Mutter auf der Couch und lernte mit ihr das Einmaleins, und das schon seit Stunden. Es war bereits später Abend, und meine Konzentration ließ dementsprechend bald nach. Als ich ein einziges Mal auf den Fernseher schaute, bekam ich von meinem Vater so dermaßen eine gescheuert, das ich seitwärts von der Couch und mit dem Gesicht auf den Couchtisch aufschlug. Mir platzte die komplette Oberlippe auf, und das einzige was meinem Vater dazu einfiel war, das ich in der Schule sagen sollte, ich sei mit dem Fahrrad gestürzt.
Diese Gewaltausbrüche in der (für spätere Verhältnisse noch harmlosen Intensität) wiederholten sich tagtäglich.
Richtig schlimm wurde es erst 1996, im Oktober. Damals ging meine Mutter wieder arbeiten (als Krankenschwester im Schichtdienst) und mein Vater blieb zu Hause. Ab diesem Zeitraum war ich ihm hilflos ausgeliefert, was er mich auch deutlich spüren ließ.
(Anmerkung: Wir hatten damals zig Tiere, Pferde, Schweine, Hühner und anderes Getier…und 1988,1990 und 1993 wurden meine 3 Schwestern geboren)..
Mein Tagesablauf während der Schule gestaltete sich so:
4 Uhr aufstehen
Bis 6 Uhr die Tiere versorgen
Bis 6.30 Uhr duschen, anziehen, Schulbrote für meine Schwestern schmieren, Kleidung bügeln und Frühstück machen;
Danach meine Schwestern wecken, diese waschen, anziehen…
Um 7 Uhr meinen Vater wecken.
Danach kam um 20 nach 7 mein Schulbus, und ich konnte das erste Mal ein wenig verschnaufen.
Um halb 2 kam ich aus der Schule zurück, da durfte ich Mittagessen machen, die Tiere wieder versorgen, Abendbrot machen, meine Schwestern ins Bett bringen, die restliche Hausarbeit erledigen und zwischen Tür und Angel noch Hausaufgaben machen.
Da meinem Vater das alles immer nicht schnell genug ging, folgte und kontrollierte er mich auf Schritt und Tritt und um mich „ anzuspornen“, bekam ich in unregelmäßigen Abständen einen Schlag. Manchmal auch einfach nur so im Vorbeigehen. Zudem bekam ich regelmäßig bei den Mahlzeiten erzählt, wie fett, doof und faul ich doch bin.
Über Jahre ging das so, die Schläge und Tritte prasselten auf mich ein, mir wurde immer vor Augen geführt wie wertlos ich bin, meine Schwestern wurden verwöhnt und bekamen alles in den Po gepustet. Sie waren ja schließlich „seine“ Kinder, ich nur das unliebsame Anhängsel das man leider noch durchfüttern musste.
Ich wurde nachts im Tiefschlaf aus dem Bett gerissen und zusammengeschlagen, durfte keine Freunde haben und musste den ganzen Tag arbeiten.
Als Glanzleistung dachte sich mein Vater irgendwann aus, uns alle in den Sportverein zu stecken. Zwei mal die Woche zweieinhalb Stunden Leichtathletiktraining, jedes Wochenende 2 „Volksläufe“ von bis zu 10 km Länge. Dazu unzählige „Trainingsläufe“ bei denen er mit dem Auto hinter uns herfuhr und uns durch die Gegend jagte.
Selbst als ich irgendwann mit meinem einjährigen Praktikum in der Altenpflege anfing, änderte sich mein Tagesablauf nicht wesentlich. Die Nächte wurden nur immer kürzer, und die Arbeit anstrengender. Monatelang lief ich mit Bronchitis rum, die sich im Endeffekt nach TB Verdacht zu einer chronischen Bronchitis entwickelte.
Meine Mutter verschloss weiterhin die Augen vor dem, was mein Vater da mit mir tat. Selbst nachdem er mich einmal so blau schlug, das ich über den halben Rücken eine riesiges Hämatom hatte und ihr erzählte, das wäre eine Bewohnerin mit einer Shampoo Flasche gewesen, wurde sie nicht aktiv. Sie nahm das alles hin und verkroch sich in ihre Depressionen oder vor den Computer.
15 Monate hielt ich dieses gesteigerte Tagespensum durch, dann wurde mir alles egal. Ich hatte keine Kraft mehr, ich konnte noch nicht mal mehr weinen wenn die Schläge auf mich einprasselten. Ich versuchte nur instinktiv meinen Kopf zu schützen und machte mich ganz klein, so klein wie ich mich fühlte.
Nachdem ich noch Ärger auf der Arbeit hatte und gekündigt wurde fasste ich den Entschluss, dass ich so nicht weiterleben kann. Da meine Mutter Krankenschwester war, hortete sie immer Unmengen Medikamente im Küchenschrank, und dies nutze ich im Dezember 2000 aus und nahm mehr als 50 Tabletten um dieses ganze Drama zu beenden. Doch mein Vater fand die Tablettenpackungen im Müll, und so kam ich noch gerade rechtzeitig ins Krankenhaus. Im Nachhinein sagte man mir, dass ich zweimal wiederbelebt werden musste und es tatsächlich nur 5 Minuten später zu spät gewesen wäre.
Nachdem ich 4 Tage später auf der Intensivstation aufwachte, fixiert und noch intubiert stand mein Vater an meinem Kopfende und hielt mir nur vor, was ich damit der Familie angetan hätte. Mir liefen die Tränen, aber er hörte nicht auf mich rundzumachen, in diesem Moment verfluchte ich, dass ich noch lebte.
Tage später nutzte ich aber die Chance, und ließ mich in die Kinder- und Jugendpsychiatrie einweisen, weil ich darin die einzige Chance sah, meinem Vater zu entkommen. Gemeinsam mit den Pädagogen und Ärzten vor Ort setzte ich alle Hebel in Bewegung, um in ein betreutes Wohnen zu ziehen.
Das war jetzt die Kurzversion, aber es tut schon gut einfach mal Dampf abzulassen.
Aber ich bräuchte trotzdem noch einen Rat:
Ich zerbreche mir nämlich den Kopf, weil eine Situation eingetreten ist, die ich persönlich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Meine Eltern sind mittlerweile getrennt, und mein Vater verzogen. In seiner neuen Heimatstadt ist er mittlerweile beim DRK und Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Das geht mir so an die Substanz, dass dieser Mensch, der mir das alles angetan hat sich nun um „wehrlose“ Menschen kümmert.
Gibt es keine Hilfsstellen an die ich mich wenden kann, die die Meldung einer solchen Sache übernehmen?
Ich bin mir nämlich nicht sicher, was mein Vater mit mir macht, wenn ich ihn melde. Mit einer Anzeige wegen Verleumdung hat er mir nämlich schon gedroht, als ich ihm in einer Mail meine Gefühle offenbart habe.
Hätte ich jetzt noch die Möglichkeit, ihn wegen dem, was er mir angetan hat anzuzeigen oder etwas gegen ihn zu unternehmen? Es lässt mir keine Ruhe, dass er einfach so davon kommt und ich selbst als Erwachsene noch unter der Vergangenheit leide.
Ich wäre dankbar für jeden guten Rat und jede Hilfe.
Anna
Nun erstmal von Anfang an. Ich bin mittlerweile 24 Jahre alt und Mutter eines dreijährigen Sohnes. Ich lebe in einer mehr als intakten Beziehung, weiß aber, dass mein Partner unter meiner psychischen Situation sehr leidet und sich auch so manches Mal den Kopf zerbricht und hilflos fühlt.
Die frühesten „ negativen“ erinnern müssten ungefähr 1990 mit meiner Einschulung begonnen haben. Unser Lehrer hatte damals die Eigenart, zuhause anzurufen, sobald man in der Schule etwas „angestellt“ hat. Damals ging mein Stiefvater noch arbeiten und meine Mutter hat mich dementsprechend immer dazu genötigt, nach einem „Lehreranruf“ meinen Vater auf der Arbeit anzurufen, und ihm von meinen „Schandtaten“ zu erzählen. Angsterfüllt wartete ich fast jeden Abend auf die Heimkehr von ihm, um in Form von Schlägen von ihm bestraft zu werden. Wenn man bedenkt, dass das die harmlosere Variante seiner Bestrafung war, war es trotzdem ungemein schmerzhaft. In der Wahl der Schlagwerkzeuge, war er nicht wählerisch, er nahm das, was im grade in die Hand fiel. Zeitungen, Kochlöffel, Schuhe , Bretter oder Stöcke. Hauptsache er konnte seine Hände „schonen“.
Eine weitere, unheimlich präsente Erinnerung, habe ich aus dem Zeitraum, um die dritte Klasse herum (1993/94).Ich saß mit meiner Mutter auf der Couch und lernte mit ihr das Einmaleins, und das schon seit Stunden. Es war bereits später Abend, und meine Konzentration ließ dementsprechend bald nach. Als ich ein einziges Mal auf den Fernseher schaute, bekam ich von meinem Vater so dermaßen eine gescheuert, das ich seitwärts von der Couch und mit dem Gesicht auf den Couchtisch aufschlug. Mir platzte die komplette Oberlippe auf, und das einzige was meinem Vater dazu einfiel war, das ich in der Schule sagen sollte, ich sei mit dem Fahrrad gestürzt.
Diese Gewaltausbrüche in der (für spätere Verhältnisse noch harmlosen Intensität) wiederholten sich tagtäglich.
Richtig schlimm wurde es erst 1996, im Oktober. Damals ging meine Mutter wieder arbeiten (als Krankenschwester im Schichtdienst) und mein Vater blieb zu Hause. Ab diesem Zeitraum war ich ihm hilflos ausgeliefert, was er mich auch deutlich spüren ließ.
(Anmerkung: Wir hatten damals zig Tiere, Pferde, Schweine, Hühner und anderes Getier…und 1988,1990 und 1993 wurden meine 3 Schwestern geboren)..
Mein Tagesablauf während der Schule gestaltete sich so:
4 Uhr aufstehen
Bis 6 Uhr die Tiere versorgen
Bis 6.30 Uhr duschen, anziehen, Schulbrote für meine Schwestern schmieren, Kleidung bügeln und Frühstück machen;
Danach meine Schwestern wecken, diese waschen, anziehen…
Um 7 Uhr meinen Vater wecken.
Danach kam um 20 nach 7 mein Schulbus, und ich konnte das erste Mal ein wenig verschnaufen.
Um halb 2 kam ich aus der Schule zurück, da durfte ich Mittagessen machen, die Tiere wieder versorgen, Abendbrot machen, meine Schwestern ins Bett bringen, die restliche Hausarbeit erledigen und zwischen Tür und Angel noch Hausaufgaben machen.
Da meinem Vater das alles immer nicht schnell genug ging, folgte und kontrollierte er mich auf Schritt und Tritt und um mich „ anzuspornen“, bekam ich in unregelmäßigen Abständen einen Schlag. Manchmal auch einfach nur so im Vorbeigehen. Zudem bekam ich regelmäßig bei den Mahlzeiten erzählt, wie fett, doof und faul ich doch bin.
Über Jahre ging das so, die Schläge und Tritte prasselten auf mich ein, mir wurde immer vor Augen geführt wie wertlos ich bin, meine Schwestern wurden verwöhnt und bekamen alles in den Po gepustet. Sie waren ja schließlich „seine“ Kinder, ich nur das unliebsame Anhängsel das man leider noch durchfüttern musste.
Ich wurde nachts im Tiefschlaf aus dem Bett gerissen und zusammengeschlagen, durfte keine Freunde haben und musste den ganzen Tag arbeiten.
Als Glanzleistung dachte sich mein Vater irgendwann aus, uns alle in den Sportverein zu stecken. Zwei mal die Woche zweieinhalb Stunden Leichtathletiktraining, jedes Wochenende 2 „Volksläufe“ von bis zu 10 km Länge. Dazu unzählige „Trainingsläufe“ bei denen er mit dem Auto hinter uns herfuhr und uns durch die Gegend jagte.
Selbst als ich irgendwann mit meinem einjährigen Praktikum in der Altenpflege anfing, änderte sich mein Tagesablauf nicht wesentlich. Die Nächte wurden nur immer kürzer, und die Arbeit anstrengender. Monatelang lief ich mit Bronchitis rum, die sich im Endeffekt nach TB Verdacht zu einer chronischen Bronchitis entwickelte.
Meine Mutter verschloss weiterhin die Augen vor dem, was mein Vater da mit mir tat. Selbst nachdem er mich einmal so blau schlug, das ich über den halben Rücken eine riesiges Hämatom hatte und ihr erzählte, das wäre eine Bewohnerin mit einer Shampoo Flasche gewesen, wurde sie nicht aktiv. Sie nahm das alles hin und verkroch sich in ihre Depressionen oder vor den Computer.
15 Monate hielt ich dieses gesteigerte Tagespensum durch, dann wurde mir alles egal. Ich hatte keine Kraft mehr, ich konnte noch nicht mal mehr weinen wenn die Schläge auf mich einprasselten. Ich versuchte nur instinktiv meinen Kopf zu schützen und machte mich ganz klein, so klein wie ich mich fühlte.
Nachdem ich noch Ärger auf der Arbeit hatte und gekündigt wurde fasste ich den Entschluss, dass ich so nicht weiterleben kann. Da meine Mutter Krankenschwester war, hortete sie immer Unmengen Medikamente im Küchenschrank, und dies nutze ich im Dezember 2000 aus und nahm mehr als 50 Tabletten um dieses ganze Drama zu beenden. Doch mein Vater fand die Tablettenpackungen im Müll, und so kam ich noch gerade rechtzeitig ins Krankenhaus. Im Nachhinein sagte man mir, dass ich zweimal wiederbelebt werden musste und es tatsächlich nur 5 Minuten später zu spät gewesen wäre.
Nachdem ich 4 Tage später auf der Intensivstation aufwachte, fixiert und noch intubiert stand mein Vater an meinem Kopfende und hielt mir nur vor, was ich damit der Familie angetan hätte. Mir liefen die Tränen, aber er hörte nicht auf mich rundzumachen, in diesem Moment verfluchte ich, dass ich noch lebte.
Tage später nutzte ich aber die Chance, und ließ mich in die Kinder- und Jugendpsychiatrie einweisen, weil ich darin die einzige Chance sah, meinem Vater zu entkommen. Gemeinsam mit den Pädagogen und Ärzten vor Ort setzte ich alle Hebel in Bewegung, um in ein betreutes Wohnen zu ziehen.
Das war jetzt die Kurzversion, aber es tut schon gut einfach mal Dampf abzulassen.
Aber ich bräuchte trotzdem noch einen Rat:
Ich zerbreche mir nämlich den Kopf, weil eine Situation eingetreten ist, die ich persönlich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Meine Eltern sind mittlerweile getrennt, und mein Vater verzogen. In seiner neuen Heimatstadt ist er mittlerweile beim DRK und Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Das geht mir so an die Substanz, dass dieser Mensch, der mir das alles angetan hat sich nun um „wehrlose“ Menschen kümmert.
Gibt es keine Hilfsstellen an die ich mich wenden kann, die die Meldung einer solchen Sache übernehmen?
Ich bin mir nämlich nicht sicher, was mein Vater mit mir macht, wenn ich ihn melde. Mit einer Anzeige wegen Verleumdung hat er mir nämlich schon gedroht, als ich ihm in einer Mail meine Gefühle offenbart habe.
Hätte ich jetzt noch die Möglichkeit, ihn wegen dem, was er mir angetan hat anzuzeigen oder etwas gegen ihn zu unternehmen? Es lässt mir keine Ruhe, dass er einfach so davon kommt und ich selbst als Erwachsene noch unter der Vergangenheit leide.
Ich wäre dankbar für jeden guten Rat und jede Hilfe.
Anna