Hallo Favori,
ich verstehe wirklich gut, dass dich Lärm oder Fehlverhalten der Nachbarschaft extrem belasten kann. Das tut es bei vielen, und das hat nichts mit politischer Debatte zu tun, sondern mit dem ganz konkreten Alltag und dem Gefühl, keine Möglichkeiten zu haben, sich durchzusetzen. Das nehme ich dir auch komplett ab.
Was ich aber wichtig finde: Wenn du schreibst, „ihr kennt ja die Debatte des Bundeskanzlers“ oder „das gleiche Problem wie im Land“, dann rutscht man sehr schnell in eine pauschale Schublade — und das hat dann einen rassistischen Unterton, selbst wenn du das persönlich nicht so meinst. Weil dadurch das Problem nicht beim Verhalten einzelner Personen bleibt, sondern auf „die Menschen“ übertragen wird. Und das wird unfair und verletzend für alle, die in diese Gruppe hineingelesen werden.
Entscheidend ist: Es geht nicht um „die“, sondern um konkretes Verhalten, das stört. Und mit Verhalten kann man sprechen, Grenzen setzen, Unterstützung holen. Mit pauschalen Gruppen aber nicht.
Deshalb wäre hilfreich zu wissen:
Was genau passiert denn bei dir im Haus?
Geht es um Lautstärke?
Bestimmte Uhrzeiten?
Häufige Partys?
Müll oder Treppenhausverhalten?
Wiederkehrende Konflikte?
Je klarer du das benennst, desto eher kann man überlegen, welche Lösungen es gibt — ob Gespräch, Mediation, Hausverwaltung, Mieterschutz oder auch einfach gemeinsame Regeln.
Mir geht’s wirklich nur darum, dass wir über das konkrete Problem sprechen können — nicht über
Gruppen von Menschen.
Und mir persönlich und vielen anderen hat der Bundeskanzler ganz klar nicht aus der Seele gesprochen.
Ich würde außerdem davon abraten, direkt die Polizei zu rufen. Gerade weil Menschen, die nicht weiß gelesen werden, häufig deutlich mehr negative oder belastende Erfahrungen mit Polizeikontakten machen. Für die einen ist es „nur ein Anruf“, für die anderen kann es eine völlig andere, viel riskantere Situation bedeuten. Deshalb sind Gespräche, Hausverwaltung oder Vermittlung oft die deutlich sinnvolleren und sichereren Wege.