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Erfahrungen mit der Psychiatrie bei Suizidalität gesucht

kaela

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

mir geht es gut, ich bin in keinster Weise suizidal. Ich frage wegen jemand anderem.
Ich wäre für Erfahrungsberichte in Psychiatrien wegen Suizidalität sehr dankbar.

Erste Frage: "Genügen" Gedanken um Suizid und Verzweiflung, um in einer Psychiatrie notfallmäßig aufgenommen zu werden? Kann man einfach mit einer Tasche hingehen?
Dann geht es mir um die Art der Therapien, die dort in Notfallsituationen angeboten werden. Welche Medikamente werden verabreicht, wie viele therapeutische Gespräche welcher Art pro Tag/Woche gibt es, wie lange kann ein Aufenthalt dauern? Mit anderen Worten: Welche Hoffnung kann ein suizidaler Mensch dort aus den Behandlungen schöpfen und was gibt Erleichterung?
 
Hallo kaela,
ich denke, du stellst die Fragen teilweise zu pauschal – es gibt nicht "die Psychiatrie", sondern je nach Krankenhaus und auch je nach Arzt/Ärztin vor Ort sowie je nach Patient/in ist die Behandlung unterschiedlich.

Auf jeden Fall sind Gedanken um Suizid und Verzweiflung ein Grund, sich professionelle Hilfe zu holen – ein Gespräch mit einem Arzt/einer Ärztin, denen man vertraut, ist sicher ein guter Weg. Die können dann auch über eine Einweisung in eine Klinik entscheiden – eventuell auch in eine Einrichtung, die zum Beschwerdenbild passt.

Das Spezielle an Suizid ist (im Gegensatz zu anderen schweren psychischen Problemen), dass "ein schlechter Tag" reicht, um jede weitere Therapie unnötig zu machen – deshalb ist eine rasche und auch hilfreiche Intervention so wichtig. Wobei es ja häufig schon einen Unterschied macht, wenn sich die Betroffenen (wie in deinem Fall) jemand anvertrauen und damit oft anfangen, an den Problemen zu arbeiten, die sie in diese Lage gebracht haben.

Also gut, dass du dich kümmerst!

PS. Ein Hinweis noch, weil viele das nicht wissen oder nicht daran denken: Suizidgedanken können durch Lithium- oder/und Zinkmangel ausgelöst bzw. verstärkt werden. Beide Mineralstoffe sollte man parallel zu anderen Therapien in ausreichender Menge zu sich nehmen, um das Risiko für einen Suizid zu senken. Bei Lithium gibt es klare Daten, dass mehr davon die Suizidalität senkt, bei Zink leider nur Erfahrungswerte. Mein Vater und mein Bruder sind durch Suizid gestorben und bei beiden gab es im Nachhinein deutliche Hinweise auf Zinkmangel.
 
Erste Frage: "Genügen" Gedanken um Suizid und Verzweiflung, um in einer Psychiatrie notfallmäßig aufgenommen zu werden?
Solche "Gedanken" hat denke jeder irgendwann mal, insbesondere in einer Krise. Der "Gedanke" allein ist meines Erachtens nicht ausreichend. Bei der Aufnahme wird man erst mal von einem Arzt begutachtet und je nachdem wie stark er den wirklichen Leidensdruck einschätzt geht es weiter.
Kann man einfach mit einer Tasche hingehen?
Ja. Aber man musst freiwillig hingehen. Unter Zwang geht nur bei (akuter) Gefahr für sich und andere. Und freie Plätze gibt es auch nicht ausreichend, die Ärzte müssen also gut vorsortieren. Also mal eben hingehen und "Ich will mich umbringen" sagen wird nicht ausreichen, es sei denn man kann wirklich den Ernst der Lage glaubhaft vermitteln.
Dann geht es mir um die Art der Therapien, die dort in Notfallsituationen angeboten werden. Welche Medikamente werden verabreicht, wie viele therapeutische Gespräche welcher Art pro Tag/Woche gibt es, wie lange kann ein Aufenthalt dauern?
Allround-Lieblingsmedikament der Ärzte ist Tavor. Sorgt dafür das man weniger nachdenkt und sich damit ruhiger und glücklich fühlt. Allerdings ist das Zeug nicht ohne, denn einfach absetzen kann man das nicht. Das muss langsam gesenkt werden, sonst dreht man völlig frei wenn plötzlich die Gedanken mit voller Härte wieder da sind. Deswegen auch gern verordnet um Patienten indirekt gegen ihren Willen noch was länger dazu behalten um "das Medikament abzusetzen". Gibt aber noch andere Medi je nach Krankheit.

Wer eine akute Gefahr für sich selbst (und insbesondere anderen) darstellt, muss ggf. damit rechnen (auch unter Zwang) in die "Geschlossene" zu kommen, d.h. keine Freigang, keine gefährlichen Gegenständen, überwacht und wahrscheinlich auch medikamentös solange eingestellt bis man (wieder) in die "Offene" kann. Allerdings ist der Erfolg der Klinik maßgeblich davon abhängig ob man sich helfen lassen will und den Weg mitgeht. Meiner Erfahrung nach heilt eine Klinik nicht, sie ist nur eine Starthilfe zur Selbsthilfe bzw. hilft bei der Suche nach dem eigentlichem Problem dem man sich aber letztlich allein (wenn auch mit Unterstützung) stellen muss.

Mit anderen Worten: Welche Hoffnung kann ein suizidaler Mensch dort aus den Behandlungen schöpfen und was gibt Erleichterung?
Mal seine Probleme vergessen und sich "behütet" fühlen. Sich damit konfrontieren warum man so denkt, was sind möglich Auslöser, wie kann man damit umgehen. Einen Weg aufgezeigt bekommen oder selbst finden wie man die Ursachen bekämpft. In der Regel kann man (meiner Meinung nach) ernsthafte psychische Krankheiten nicht heilen, nur unterdrücken oder lernen damit umzugehen.

Habe aber auch miterleben können das einige Kliniken scheinbar nur dazu da sind die schlimmsten Fälle (z.B. Süchtige) temporär "wegzusperren" mit dem Wissen man kann denen eh nicht mehr helfen. Man sollte sich also bei einem Klinikaufenthalt auch bewusst sein man wird wahrscheinlich mit anderen, nennen wir sie "sehr Kranke", konfrontiert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo kaela,
ich denke, du stellst die Fragen teilweise zu pauschal – es gibt nicht "die Psychiatrie", sondern je nach Krankenhaus und auch je nach Arzt/Ärztin vor Ort sowie je nach Patient/in ist die Behandlung unterschiedlich.

Auf jeden Fall sind Gedanken um Suizid und Verzweiflung ein Grund, sich professionelle Hilfe zu holen – ein Gespräch mit einem Arzt/einer Ärztin, denen man vertraut, ist sicher ein guter Weg. Die können dann auch über eine Einweisung in eine Klinik entscheiden – eventuell auch in eine Einrichtung, die zum Beschwerdenbild passt.

Das Spezielle an Suizid ist (im Gegensatz zu anderen schweren psychischen Problemen), dass "ein schlechter Tag" reicht, um jede weitere Therapie unnötig zu machen – deshalb ist eine rasche und auch hilfreiche Intervention so wichtig. Wobei es ja häufig schon einen Unterschied macht, wenn sich die Betroffenen (wie in deinem Fall) jemand anvertrauen und damit oft anfangen, an den Problemen zu arbeiten, die sie in diese Lage gebracht haben.

Also gut, dass du dich kümmerst!

PS. Ein Hinweis noch, weil viele das nicht wissen oder nicht daran denken: Suizidgedanken können durch Lithium- oder/und Zinkmangel ausgelöst bzw. verstärkt werden. Beide Mineralstoffe sollte man parallel zu anderen Therapien in ausreichender Menge zu sich nehmen, um das Risiko für einen Suizid zu senken. Bei Lithium gibt es klare Daten, dass mehr davon die Suizidalität senkt, bei Zink leider nur Erfahrungswerte. Mein Vater und mein Bruder sind durch Suizid gestorben und bei beiden gab es im Nachhinein deutliche Hinweise auf Zinkmangel.
Hallo Werner,

danke für deinen ausführlichen Beitrag!

Dass die Behandlung in jeder Psychiatrie anders ist, ist mir klar, daher wäre ich sehr dankbar, mehrere Erfahrungsberichte zu erhalten - auch wenn es mir natürlich sehr leid tut, dass die Betroffenen in so schwerer Verzweiflung waren.

Die Person hat noch keinen Hausarzt.

Danke auch für den Hinweis auf Lithium- und Zinkmangel, das werde ich weitergeben.
Es tut mir sehr leid, dass dein Vater und dein Bruder so verzweifelt waren und durch Suizid umgekommen sind, und für dich waren es sicher auch Katastrophen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass die Behandlung in jeder Psychiatrie anders ist, ist mir klar, daher wäre ich sehr dankbar, mehrere Erfahrungsberichte zu erhalten -
Okay, verstehe. Was ist denn dein Ziel, sprich: was willst du aus Erfahrungsberichten herauslesen? Ich habe in den letzten 30 Jahren x Berichte von Menschen gehört, die in Psychiatrien waren (auch hier gibt es ehemalige Patient:innen) – die Bandbreite ist wirklich extrem. Von "super betreut und fachlich hervorragend" bis hin zu "Katastrophe, verschlimmerte alles noch" gibt es da alles.

Wenn die betroffene Person noch keinen Hausarzt hat und es akut ist: einfach an die Klinikpforte bzw. in eine Notfallaufnahme gehen und um ein Gespräch mit einem Arzt/einer Ärztin bitten mit Hinweis auf die Suizidalität. Das wird in der Regel dann auch gewährt bzw. muss sogar. Es ist natürlich gut, wenn da jemand mitgeht, der auch Auskunft geben kann.

Für entlastende Gespräche gibt es natürlich immer die Telefonseelsorge!
 
Okay, verstehe. Was ist denn dein Ziel, sprich: was willst du aus Erfahrungsberichten herauslesen? Ich habe in den letzten 30 Jahren x Berichte von Menschen gehört, die in Psychiatrien waren (auch hier gibt es ehemalige Patient:innen) – die Bandbreite ist wirklich extrem. Von "super betreut und fachlich hervorragend" bis hin zu "Katastrophe, verschlimmerte alles noch" gibt es da alles.
Wenn jemand extrem depressiv und verzweifelt ist, sieht er oft für nichts eine Lösung, auch nicht in der Psychiatrie. Wenn man in so einem Zustand ist, wäre es gut, genau zu wissen: Ok, in einer Psychiatrie können im Notfall die und die Medikamente gegeben werden (z. B. Antidepressiva oder Beruhigungsmittel); es gibt jeden Tag ein Gespräch, es wird zusammen ein Ausweg gesucht. Ich möchte, dass es konkret wird.
Wenn die betroffene Person noch keinen Hausarzt hat und es akut ist: einfach an die Klinikpforte bzw. in eine Notfallaufnahme gehen und um ein Gespräch mit einem Arzt/einer Ärztin bitten mit Hinweis auf die Suizidalität. Das wird in der Regel dann auch gewährt bzw. muss sogar. Es ist natürlich gut, wenn da jemand mitgeht, der auch Auskunft geben kann.
Danke, das ist gut zu wissen.
Für entlastende Gespräche gibt es natürlich immer die Telefonseelsorge!
Ja, das ist klar.
 
Wenn jemand extrem depressiv und verzweifelt ist, sieht er oft für nichts eine Lösung, auch nicht in der Psychiatrie. Wenn man in so einem Zustand ist, wäre es gut, genau zu wissen: Ok, in einer Psychiatrie können im Notfall die und die Medikamente gegeben werden (z. B. Antidepressiva oder Beruhigungsmittel); es gibt jeden Tag ein Gespräch, es wird zusammen ein Ausweg gesucht. Ich möchte, dass es konkret wird.
Verstehe, danke für deine Ergänzung. Du könntest für eine konkrete Antwort darauf, was in einer spezifischen Klinik geschieht, dort anrufen oder eine Mail schreiben und um eine Auskunft zu diesen Fragen bitten. Dann weißt du es genau. Alles, was dir hier an Erfahrungen geschrieben wird, bezieht sich ja auch auf eine bestimmte Klinik zu einem bestimmten Zeitpunkt. Aber wie es hier und jetzt in der Klinik ist, in der dein/e Bekannte/r aufgenommen werden soll, ist damit weiter unklar.

In der Regel werden Medikamente nach der Anamnese/Diagnose verabreicht – nur ist es halt leider bei psychischen Erkrankungen so, dass man vorab nicht genau weiß, wie die bei der konkreten Person wirken. Das kann Wochen dauern, bis ein passendes Medikament gefunden ist.

Und Psychotherapie ist die Regel, ebenso Einzelgespräche mit den Ärzt:innen. Was es sonst nach an Behandlungen gibt, ist sehr verschieden: Kunst- oder Gruppentherapie. Manche machen Wassertherapie, Schlaftherapie usw. – es gibt auch welche, die ihre Patient:innen vor alle als zahlende Gäste sehen und sich recht wenig um deren rasche Genesung kümmern (leider). Ich wäre nach allem, was ich heute weiß, sehr kritisch und würde vorab genau nachfragen bzw. versuchen, ein Gespräch mit den Verantwortlichen dort zu bekommen um zu schauen, wie die so ticken.

Es ist leider nicht einfach ...
 
Verstehe, danke für deine Ergänzung. Du könntest für eine konkrete Antwort darauf, was in einer spezifischen Klinik geschieht, dort anrufen oder eine Mail schreiben und um eine Auskunft zu diesen Fragen bitten. Dann weißt du es genau. Alles, was dir hier an Erfahrungen geschrieben wird, bezieht sich ja auch auf eine bestimmte Klinik zu einem bestimmten Zeitpunkt. Aber wie es hier und jetzt in der Klinik ist, in der dein/e Bekannte/r aufgenommen werden soll, ist damit weiter unklar.

In der Regel werden Medikamente nach der Anamnese/Diagnose verabreicht – nur ist es halt leider bei psychischen Erkrankungen so, dass man vorab nicht genau weiß, wie die bei der konkreten Person wirken. Das kann Wochen dauern, bis ein passendes Medikament gefunden ist.

Und Psychotherapie ist die Regel, ebenso Einzelgespräche mit den Ärzt:innen. Was es sonst nach an Behandlungen gibt, ist sehr verschieden: Kunst- oder Gruppentherapie. Manche machen Wassertherapie, Schlaftherapie usw. – es gibt auch welche, die ihre Patient:innen vor alle als zahlende Gäste sehen und sich recht wenig um deren rasche Genesung kümmern (leider). Ich wäre nach allem, was ich heute weiß, sehr kritisch und würde vorab genau nachfragen bzw. versuchen, ein Gespräch mit den Verantwortlichen dort zu bekommen um zu schauen, wie die so ticken.

Es ist leider nicht einfach ...
Danke, Werner, das hilft mir wirklich alles. Ich werde deinen Tipp weitergeben, die zuständige Psychiatrie vorab zu kontaktieren.
Danke nochmal!
 
Hallo kaela,
erstmal finde ich es schön, dass du der Person hilfst und um Rat fragst.
Ich weiß noch, dass es in größeren Städten eine PIA - psychiatrische Institutsambulanz
gibt, da kann man ein oder mehrere Gespräche mit einem Psychiater vereinbaren und
sich beraten lassen. Meist bekommt man dort recht schnell einen Termin.
 
Was mir noch einfiel: Manche Kliniken bieten auch ambulante Behandlung an – allerdings wohl eher nicht bei Suizidalität. Da kann man dann rasch herausfinden, ob man mit dem dortigen Personal bzw. der Methodik klarkommt.

Danke, @Walin ... während ich getippt habe, hattest du es schon geschrieben 🙂
 

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