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Tochter wirft mir vor, dass ich sie traumatisiert habe

  • Starter*in Starter*in Gelöscht 133430
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Gelöscht 133430

Gast
Ich will versuchen mich so kurz wie möglich zu halten.
Meiner Meinung nach sind wir eine Familie, in der es vielleicht auch mal Streit gibt, aber im Großen und Ganzen haben wir immer einen guten Familienzusammenhalt gehabt.
Mittlerweile ist meine Tochter 25 und lebt seit knapp 5 Jahren in ihrer eigenen kleinen Wohnung, aber im gleichen Ort.
Während ihrer Pubertät gab es vielleicht mal die ein oder andere Auseinandersetzung, zum Beispiel, wenn sie abends nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause kam und ich mir Sorgen machte.
Aber es gab nie größere Probleme.
Zuletzt haben wir uns super verstanden.
Ihr Arbeitsplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe zu unserem Haus und so kam sie nach Feierabend oft noch auf einen Kaffee vorbei. Oft bleibt sie auch zum Essen.
Völlig unerwartet warf meine Tochter mir nun vor, ich habe sie in ihrer Kindheit traumatisiert.
Darüber, inwiefern ich das getan habe, schweigt sie sich aus.
Habt ihr einen Rat, wie ich mich verhalten könnte?
 
Hallo Pulverkaffee,
unser Großer warf uns mal vor, wir hätten ihn schwer geschädigt, als wir dem Pupertier für ein paar Tage den Rechner wegnahmen ... er besteht darauf, dass das für ihn ganz schlimm gewesen ist, auch wenn er inzwischen (mit 35) darüber schmunzeln kann ...

Wenn deine Tochter das Wort "traumatisiert" verwendet, ist damit nicht eindeutig, was sie damit konkret meint. Sie wird ja kaum Psychologie studiert haben und das fachlich nutzen. Sprache ist so lange unscharf, bis sie mit Beispielen aus dem konkreten Leben illustriert wird, die beide Seiten kennen und verstehen.

Ich würde an deiner Stelle nachfragen: a) welches Verhalten von dir hat sie damals als "traumatisierend" erlebt und b) wie wirkt sich das konkret heute auf sie aus (also in ihrer subjektiven Wahrnehmung).

Es könnte natürlich sein, dass sie einen Zusammenhang sieht, der rein objektiv gar nicht besteht oder dass sie Erlebtes ganz anders deutet als du es tust. Unsere Wahrnehmung der Welt ist nunmal extrem subjektiv und jeder konstruiert sich seine Welt und auch seine Erinnerungen auf eigene Weise. Das muss aber nicht deine oder die Wahrheit sein, du hast das Recht und die Freiheit, etwas anders zu deuten.

Idealerweise konstruiert man sich eine Beschreibung der Vergangenheit, mit der dann alle Beteiligten gut leben können. Oder man gesteht einander unterschiedliche Beschreibungen zu.

Alles Gute!
Werner
 
Hallo Werner,
danke für deine Antwort!

Wenn deine Tochter das Wort "traumatisiert" verwendet, ist damit nicht eindeutig, was sie damit konkret meint. Sie wird ja kaum Psychologie studiert haben und das fachlich nutzen. Sprache ist so lange unscharf, bis sie mit Beispielen aus dem konkreten Leben illustriert wird, die beide Seiten kennen und verstehen.
Leider will sie mir nicht sagen, in welchen Situationen ich sie traumatisiert habe. Sie antwortet einfach nicht, wenn ich sie frage.
Ich interpretiere das so, dass sie entweder gar nicht weiß, was sie sagen soll, weil es da nichts gibt. Oder sie ist so empört, dass ich "nun so tue, als wüsste ich von nichts", dass sie deshalb darauf nicht antwortet.

Aufgefallen ist mir noch, dass ich bei meinem letzten Besuch in ihrer Wohnung das Buch "Trauma und Beziehungen" von Verena König bei ihr rumliegen sah.
Sie hatte sich einige Wochen zuvor von ihrem Freund getrennt. Deshalb dachte ich, sie hat sich das Buch gekauft, um diese Trennung zu verarbeiten.
Nun habe ich aber nach diesem Buch gegoogelt.
Hier ein Auszug vom Klappentext:
"Frühe Bindungserfahrungen und emotionale Verletzungen aus der Kindheit hinterlassen Spuren in unserem Nervensystem. Gerade Beziehungsprobleme wie Bindungsängste oder der Hang zu toxischen Partnerschaften sind Folgen dieser Traumata."

Es könnte natürlich sein, dass sie einen Zusammenhang sieht, der rein objektiv gar nicht besteht oder dass sie Erlebtes ganz anders deutet als du es tust
Das vermute ich auch.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass man den Begriff Trauma mittlerweile inflationär nutzt und dass jeder nicht ganz so freundliche Blick von Eltern sofort als traumatisierend deklariert wird.
 
Hallo,
ich denke viel mehr außer ihr anzubieten, dass sie jederzeit mit dir reden kann sobald sie sich dafür bereit fühlt, kannst du eigentlich nicht tun.

Zudem würde ich Werner zustimmen, dass das eigene Erleben nicht zwangsläufig mit einer objektiven Bewertung (falls überhaupt möglich) zusammen passen muss. Trotzdem ist es schön und wichtig, dass du ihre Gefühle ernst nimmst, da es sie sehr belastet, wenn sie Geschehenes in ihrer Kindheit als traumatisierend bezeichnet.

Zu guter Letzt will ich noch sagen, dass sie jetzt erwachsen ist und sich auch um ihre Verletzungen die sie bestimmt wie jeder andere auch aus ihrer Kindheit mitgenommen hat selbst kümmern sollte. Du kannst unterstützen und mit ihr reden, die Verantwortung dafür liegt jetzt bei ihr.

Liebe Grüße
 
Ja, so etwas war zu vermuten ... leider war und ist es unter Psychologen Mode, vor allem die Mutter für alle möglichen Beschwerden verantwortlich zu machen, wie einen Sündenbock (Freud sei Dank!).

Dass auch andere Einflüsse (Gene, Geschichten, Epigenetik, außerfamiliäre Beziehungen) einen starken Einfluss auf Menschen ausüben, ist aber inzwischen allgemein bekannt.

Mir fiel noch ein, dass du deine Tochter fragen könntest, ob du etwas tun kannst, das ihr heute hilft, dieses "Trauma" zu mildern oder zu heilen. Wer weiß, was da für eine Antwort kommt – vielleicht zeigt sich dann ein Bedürfnis, das sie auf diesem Weg auszudrücken versucht.

Ich würde dir aber raten, es nicht auf dich zu beziehen, sondern es als Thema deiner Tochter zu sehen. Trotzdem kannst du womöglich etwas zur Lösung beitragen, auch wenn du für die Beschwerden nicht verantwortlich bist, die sie da grade hat.
 
Zu guter Letzt will ich noch sagen, dass sie jetzt erwachsen ist und sich auch um ihre Verletzungen die sie bestimmt wie jeder andere auch aus ihrer Kindheit mitgenommen hat selbst kümmern sollte. Du kannst unterstützen und mit ihr reden, die Verantwortung dafür liegt jetzt bei ihr.
Da gebe ich dir recht, Halloha.
Trotzdem ist es für mich ein ungutes Gefühl, dass ich an ihrem Trauma schuld sein könnte.
Ich stülpe die Vergangenheit in letzter Zeit gedanklich immer wieder von links nach rechts und versuche mich an jede noch so belanglose Meinungsverschiedenheit zu erinnern.

Dass auch andere Einflüsse (Gene, Geschichten, Epigenetik, außerfamiliäre Beziehungen) einen starken Einfluss auf Menschen ausüben, ist aber inzwischen allgemein bekannt.
Ich habe bei meiner Tochter das Gefühl, dass sie gerade mit sich selbst nicht im Reinen ist.
Vor kurzem hat sie sich ja, von ihrem Freund getrennt.
Während der letzten 3 Jahre hatte sie (wenn ich mich nicht verzählt habe) 4 Beziehungen. Immer war es die große Liebe und immer war nach maximal einem Jahr Schluss - und immer ging die Trennung von ihr aus.
Es ist gut möglich, dass sie sich nach der letzten Trennung gefragt hat, woran es liegen könnte, dass ihre Beziehungen nie von Dauer sind.
Wenn einem dann ein Buch in die Hände fällt, das einem suggeriert "Nicht du selbst, sondern die Mutti ist schuld an deiner Beziehungsunfähigkeit", glaubt man das natürlich gern. Das ist ja auch viel angenehmer als im eigenen Ich herumzustochern und dort Ursachenforschung zu betreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sie hat das Buch wegen der Trennung von ihrem Freund gekauft und dann liest sie zufällig was von Kindheitstraumata, et voilà... sie hat einen Schuldigen gefunden. Aber begründen kann sie es nicht, denn soweit hat sie gar nicht gedacht. Nicht besonders erwachsen, so ein Verhalten.
Geanu das war auch mein Gedanke, Houston.
Ich habe das sogar gerade in meinem vorherigen Beitrag geschrieben.
Ich würde ihr ganz klar sagen, sie solle solche Unterstellungen gefälligst lassen, wenn sie nicht bereit ist, dir konkret zu sagen worum es genau geht. Schweigt sie sich weiter aus, würde ich ihren Ausbruch nicht allzu ernst nehmen. Sie trauert wohl noch um die verlorene Beziehung und weiss nicht, was sie da eigentlich von sich gegeben hat. Ziemlich kindisch, finde ich.
Ich muss mal gucken ...
Ein bisschen hab ich Angst, dass sie sich dann komplett zurückzieht, wenn ich ihr sage, sie möge solche Unterstellungen gefälligst unterlassen.
Dass sie um ihre verlorene Beziehung trauert, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn ich die Hintergründe nur erahnen kann, hat sie ihren Freund ziemlich kühl abserviert.
 
Ich finde es völlig falsch für dich zu spekulieren,was genau deine Tochter damit meinte und / oder warum sie das gesagt hat.
Das spielt im Grunde keine Rolle.
Ich würde nachhaken und sie fragen.
Sag ihr ruhig,dass es dich belastet,was sie gesagt hat und du gerne wissen würdest was sie beschäftigt.
Wichtig ist ihr zuzuhören.
Dich offen zeigen für Kritik und nicht gleich alles anweisen,falls sie etwas sagt.
Vielleicht ist sie noch nicht bereit,genau zu sagen,was sie meinte.
Vielleicht braucht sie dazu Zeit.
Zeige Geduld und mach ihr keinen Druck oder Vorwürfe!
 
Ich finde es völlig falsch für dich zu spekulieren,was genau deine Tochter damit meinte und / oder warum sie das gesagt hat.
Das spielt im Grunde keine Rolle.
Ich würde nachhaken und sie fragen.
Ich war gestern abend noch bei ihr und habe ihr gesagt, dass mir ihre Aussage, ich habe sie traumatiesiert, Bauchweh bereitet.
Ich habe extra nicht den Begriff Vorwurf benutzt, um auf keinen Fall negative Schwingungen aufkommen zu lassen.
Das Gespräch, wenn man es überhaupt so nennen kann, war ziemlich unerfreulich.
Zuerst meinte sie, sie müsse zu weit ausholen, um mir das zu erklären. Und dazu fehle ihr die Energie.
Zum Schluss kam noch: "Denk mal drüber nach. Vielleicht kommst du selbst drauf."

Einem anderen nur Schuldgefühle zu machen ohne Erklärung ist völlig daneben. Du hast ein Recht auf eine Erklärung, denn so ein Vorwurf ist schon nicht ohne.

Ich fühle mich tatsächlich saumiserabel mit diesem Vorwurf.
Sie gibt mir noch nicht mal die Möglichkeit, mich zu entschuldigen oder Reue zu zeigen, falls ich wirklich irgendetwas traumatisierendes getan haben sollte.


Ich habe selber viele Selbsthilfebücher und Ratgeber herumliegen. Wenn man in einem Gefühlschaos ist, sucht man in solchen Büchern nach einer Erklärung warum man so ist wie man ist. Aber da steht auch viel Mist drin den man gerne glauben will.
Als ich gestern abend bei ihr war, lag ein Buch von Stefanie Stahl auf dem Sofa. Ich denke, das ist eine ähnliche Kategorie wie Verena König.
Das Problem an solchen Ratgebern ist, dass sie sehr pauschal und wenig individuell formuliert sind.
Die Autoren wollen logischerweise die breite Masse erreichen, um ordentlich Profit zu machen.
Zum Problem wird das dann, wenn den Lesern irgendwelche scheinbaren Lösungen als allgemeingültig verkauft werden.
Diese Ratgeber suggerieren, dass das Leben komplett frei von Unzufriedenheit sein kann, wenn man ordentlich dran arbeitet und fleißig umsetzt, was ihnen geraten wird.
Dass die Psyche und somit jede einzelne Vergangenheit zutiefst individuell ist und dass es niemals ein allgemeingültiges Konzept geben kann, das sich für jeden gleichermaßen umsetzten lässt, wird in diesen Büchern verschwiegen.
Ich sehe es schon fast als Strategie, dass solche Autoren oft die Kindheit, bzw. das Elternhaus zum Sündenbock machen. Man will es sich schließlich nicht mit seiner Leserschaft verderben, indem man ihnen vermittelt: du selbst bist für dein Problem verantwortlich.

Ich spekuliere mal: Deine Tochter hat ihn abserviert, bereut es jetzt, aber er will nicht mehr. Und jetzt will sie wissen, ob sie eventuell Beziehungsunfähig ist. Und in den Büchern steht dann meistens was von "Versagen der Eltern".
Ich glaube, sie ist mit ihrem Ex-Freund tatsächlich "fertig" und will ihn nicht mehr zurück.
Rückblichend fällt mir noch ein, dass sie so ziemlich all ihre Ex Beziehungen als toxisch bezeicnete, sobald sie Schluss gemacht hat und natürlich waren immer die Ex Freunde die Giftspritzen, nie sie selbst.
Toxisch - das ist für mich auch so ein Modebegriff, der allzu gern und viel zu oft benutzt wird.
 
Liebe TE, vielleicht solltest du deiner Tochter sagen, dass du sie nicht wissentlich traumatisiert hast, und dass es dir leid tut, wenn du irgendwelchr frühkindlichen Traumata in ihr ausgelöst hast. Ich weiß natürlich nicht, ob das alles war, das weißt du und das weiß deine Tochter. Erkenne die Gefühle deiner Tochter an als das was sie sind, nämlich ihre realen Gefühle. Und zeige dich interessiert, wo sie denkt, dass was falsch gelaufen ist. Anerkennung ist der Schlüssel und Auseinandersetzung mit sich selbst. Wir Mütter sind nicht unfehlbar. Das ist die Realität. Aber wir können reflektieren, anerkennen und uns entschuldigen.

Gibt es überhaupt Eltern, die ihre Kinder nie unbewusst traumatisiert haben? Nein, die gibt es nicht.

Schon in unserer eigenen Geschichte ist es vorprogrammiert, dass wir unsere Kinder traumatisieren.

Als erstes müssen wir die uns von unseren Eltern und Großeltern aufgebürdeten Kriegstraumata in erwägung ziehen. Natürlich haben die was mit uns gemacht, was wir unwissentlich an unsere Kinder weiter gegeben haben.

Dann kommen die ganzen Erziehungsgeschichten dazu. Z.B. Tipps wie: ''Lass sie brüllen, das kräftigt die Lungen'' oder das der Säugling überhaupt ins Kinderzimmer verfrachtet wird um zu schlafen. Wie viele Kinder sind im Säuglingsalter einfach in ihrem Kinderbett ausgesetzt worden, haben um ihr Leben geschrien um dann vor Erschöpfung und Resignation einzuschlafen. Den sicheren Tod in ihren noch so kleinen Köpfchen.

Heute weiß man, dass Säuglinge nicht alleine gelassen werden sollen. Ein Säugling ist ein Armling und benötigt den direkten Kontakt zur Mama. Reißt der ab, hat es Panik und ruft um Hilfe. Die einzige Möglichkeit die es hat ist schreien. Aber da gab es ja die Mär von den zu kräftigenden Lungen...

Kindheitstrauma hat fast jeder, schon alleine durch die ''nirmale Erziehung''. Und diese Kindheitstrauma gehören genau so anerkannt, wie die Traumata, die mutwillig zugefügt wurden.
 
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