Mir als Frau auch ein Rätsel.
Schön, dass du da eine gesunde Einstellung hast.
Ich halte nichts davon, persönliche Probleme auf die gesellschaftliche Ebene zu heben. Aber hier kann man das zumindest zum Teil einmal machen.
Wir haben ein Misstrauen und eine Distanz in unsere Gesellschaft gebracht, die aus meiner Sicht nicht mehr gesund ist. Südamerika wurde schon genannt, aber auch in Südeuropa gehen die Menschen ganz anders miteinander um. Wenn irgendwo zwei Menschen zusammen stehen, reden sie ganz selbstverständlich miteinander. Die Kommunikation zwischen Mann und Frau würden wir als flirty bezeichnen, dort ist es ganz normal, Komplimente zu machen, Interesse zu zeigen.
Bei uns gibt es dagegen das Phänomen, dass gern jede Kontaktaufnahme eines Mannes als Belästigung dargestellt wird. Irgendwie soll der Mann an der Nasenspitze erkennen, ob die Frau den Kontakt möchte. Findet sie den Kontakt angenehm, war es OK, findet sie ihn nicht angenehm, ist es eine Belästigung. Die Konsequenz: Wir werden distanzierter.
Zeitgleich beschweren sich manche Frauen, dass die Männer gar nicht flirten. Und manche Männer sind sich so unsicher, dass sie nicht einmal mehr wissen, ob sie "Hi" sagen dürfen. Dann rennen alle zur Partnersuche ins Internet und wie man hier jeden Tag lesen kann, klappt es mit dem Online-Dating auch nicht richtig gut. Und dann werden alle verbittert und es liegt alles an "den Männern" und "den Frauen", die natürlich alles falsch machen.
Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Ich empfinde es als normal, jeden zu grüßen, den ich kenne, und sei es auch nur flüchtig. Im Yoga-Kurs Smalltalk zu starten, finde ich ebenso normal. Man merkt eigentlich recht schnell, ob jemand Lust auf ein Gespräch hat oder nicht.