Lieber TE,
zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich deine Grundidee und den Drang nach Vergleichen durchaus nachvollziehen kann.
An die Stelle echter und unzweifelhaft respektierter Leistung und Ausbildung, wie du sie vorzuweisen hast, tritt in unserer Gesellschaft mehr und mehr Moral und diverse Krücken wie "Selbstliebe" und irgendwas mit "Definition durch innere Werte als Mensch".
Tatsächlich ist man in einer Gemeinschaft schlicht das wert, was man in der Lage ist, zu deren Fortkommen beizutragen. Nicht mehr, nicht weniger. Die Schlüsse daraus sind hart und viele packen sie daher am liebsten gleich ganz aus ihrem Sichtfeld.
Doch nun zu ein paar Punkten deiner Problemlage:
Ich habe einen Master in Informatik und einen Bachelor in Soziologie – also eigentlich eine solide akademische Ausbildung.
Das Erste ist durchaus respektabel. Es bedarf einer einem hohen Maß an Logik, Lernbereitschaft und klassischer Intelligenz. Achja, und Fleiß sollte man hier auch nicht vergessen. Daher ist es ein sehr angesehenes Studienfach und Absolventen werden entsprechend gesucht.
Das Zweite ist, nunja, ein hübscher Bonus mit viel schöngeistigem Dekor. Sehr mäßig anspruchsvoll und statt wertschaffend eher problemerhaltend. Aber hey, Ausnahmen bestätigen die Regel. Als Bonus solide. Alleinstehend eher brotlos.
Besonders im Berufsleben zweifle ich an mir selbst, obwohl objektiv gesehen meine Leistungen nicht schlecht sind. Bin im ersten Berufsjahr verdiene atm 50k.
Ist im ersten Berufsjahr, selbst als Informatiker nicht schlecht, erst recht, wenn es ein netto-Gehalt ist. Aber ich denke es ist brutto. Wie gesagt, jetzt nichts, womit man sich verstecken müsste, aber ich verstehe den Wunsch hier nach einem gewissen Mehr und Aufstieg, speziell wenn man sich mit anderen Informatikern vergleicht.
Wenn es dein Gehalt als Soziologe wäre, müsste man dir direkt für den tollen Berufseinstieg gratulieren. Das wäre als Berufsanfänger deutlich überdurchschnittlich, selbst über Tarif.
Mich würde in diesem Zusammenhang noch dein (ungefähres) Alter und dein Berufsfeld interessieren, damit man sich wirklich ein Bild machen kann.
Gerade als Berufsanfänger fühlt man oft so, wie du es beschreibst. Es geht zunehmend weg mit der steigenden Berufs - und Lebenserfahrung.
Vergleiche mit anderen mögen das ein oder andere Mal eine persönliche innere Zufriedenheit stören, nach welcher viele Menschen so verzweifelt und nach Krücken greifend suchen, aber sie sind auch ein starker Antrieb, um im Leben voran zu kommen und nicht selten auch Teil einer persönlichen Prägung oder ein Charakterzug. Man kann nicht von heute auf morgen einfach damit aufhören und sie durch semi-existentielle Allerwelts-Würde und Selbstliebe ersetzen.
Sei aber nicht zu hart zu dir und vergleiche fair.