Das verstehe ich nicht - du stehst selbstbewusst zu Crossdressing und Homosexualität, hast aber ein Schamproblem damit, dass dein Partner älter ist als du?
Warum?
Kann es nicht auch an der Verunsicherung liegen, dass seine Freunde DOCH Recht haben könnten mit ihren spöttischen Bemerkungen? Auf die er nicht angemessen zu reagieren scheint.
Kann es nicht auch daran liegen, dass du dich unwohl fühlst, da du bei ihm lebst, von seinem Wohlwollen abhängig bist und er sich jedes WE die Kante gibt, während du dich zurückziehst?
Du bist von deinen Eltern weggelaufen, weil du dich nicht angenommen gefühlt hast. Und nun erlebst du, dass du AUCH dort nicht respektvoll behandelt wirst.
Wenn du mal ganz ehrlich zu dir bist: Ist das die Beziehung, die du wirklich leben möchtest?
Vielleicht fehlt dir an einer ganz anderen Stelle das Selbstbewusstsein - nämlich bezüglich seiner Freunde. Seiner Sauferei.
Also zunächst mal schätzt ihr mich vermutlich nicht wirklich richtig ein. Ja, gelegentlich mache ich crossdressing. Ich laufe aber nicht bunt und rosa und geschminkt durch die Gegend. Ich sehe auffälliger aus als andere mit meinen Anziehsachen, das stimmt. Und was weiß ich was manche hier plötzlich mit 2 Münchenern ankommen und sagen, dass ich sie daran erinnere. Ich lege nie ein provozierendes Verhalten an den Tag.
Ich trage zwar gewisse Sachen, bin aber nicht wirklich selbstsicher. Ich habe schon immer Mode gemocht, so habe ich angefangen ganz wenige Elemente in der Schule zu tragen. Ich wurde dort gemobbt und geschlagen und habe versucht so "normal wie möglich" zu sein. Da es nichts gebracht hat, habe ich es dann irgendwann nicht mehr versucht und alles von mir abgeschottet. Ich wurde eh gehasst, deswegen habe ich mir die Freiheit herausgenommen zu tragen was mir gefällt, ganz ohne Rücksicht auf die Meinungen anderer (die mich sowieso gehasst hätten). Das bedeutet aber nicht, dass ich mich freiwillig abgrenzen möchte. Für mich ist das Stoff, der zum Selbstgefühl beiträgt. Das bedeutet nicht, dass man provozieren möchte, auffallen möchte, selbstbewusst ist oder man sich in seiner Haut wohlfühlen muss. Das bringt mir viel mehr ein Stück selbstbestimmtung, die ich nie haben durfte, auch von meinem Elternhaus aus nicht. Ich verstehe nicht warum so viele anziehsachen als rebellion wahrnehmen. Ich möchte nur etwas anhaben, dass mir gefällt. Das ist alles. Deswegen gefallen mir die Blicke nicht, solche Blicke finde ich teilweise respektlos und unangebracht.
Wenn ich einen älteren Mann date, dann tue ich das ebenso wenig um aufzufallen. Wenn ich etwas hasse, dann ist es fremdbestimmung. Was wohl auch mit meinem Elternhaus zusammen hängt. Dort gab es keine guten Ratschläge, die man sich hätte geben lassen können, es gab nur Beeinflussungen und offenen Hass. Da fühlt man sich auf sich allein gestellt. So viele Augen um einen herum, zeigen Verachtung. Obwohl die wenigsten überhaupt je ein Wort mit mir gesprochen haben. Ich finde das nicht einfach. Ich halte es für okay, dass ich mich dadurch getroffen fühle. Das ist immer noch besser als hätte ich einen Hass auf die Welt, so wie ich es in der Pubertät hatte.
Aber ich schweife ab. Was meinen Freund angeht:
Ich möchte nicht verurteilt werden, deswegen zögere ich an manchen Stellen es zu erzählen. Ich schäme mich nicht für ihn, sondern wegen den aus Angst vor Verachtung.
Abgesehen von dem Trinken und seinem Freundeskreis, den ich dann einfach meide, ist er wirklich lieb. Ich bin natürlich nicht sein sextoy. Er behandelt mich wirklich lieb und lässt sich echt gut auf mich ein, auch auf mein Alter.
Ich glaube nicht, dass unsere Beziehungskonstellation mit gleichaltrigen Beziehungen vergleichbar ist. Zum Beispiel was den Freundeskreis betrifft. Die Freunde sind ein guter Ausgleich und ein Kontakt zu gleichaltrigen. Man ist sich ja vorher schon bewusst, dass es Differenzen gibt. Wenn man sich aber überwiegend in deutlich ältere, oder in seinem Fall in deutlich jüngere, verliebt dann muss das ja nicht zwangsläufig ein Problem sein.
Man weiß, dass man an verschiedenen Punkten steht. Zu sagen man wäre ja schon reifer, oder man wäre ja junggeblieben halte ich für relativ. Natürlich liegt altersbedingt einiges zwischen uns. Aber darauf lässt man sich ja gerne ein. Das muss man auch. So ist er Verständnisvoll mit meinen Gedanken und Problemen, stempelt mich auch nicht als unreif ab, sondern nimmt mich ernst. Wir führen eine liebevolle, gleichgestellte Beziehung. Natürlich gibt es Probleme, wie zb das Trinken. Aber das ist nicht altersbedingt. Der Scham rührt wirklich mehr aus meiner Angst vor verurteilung