Du sagst du möchtest keine Aufmerksamkeit, aber ich lese hier eines: Mama, beachte meine Gefühle.
Versuche dich mal in die Position deiner Mutter hineinzuversetzen. Was denkst du könnte sie dazu bewegen dir gegenüber in einer "Ich"-Position zu reden. Oder warum sie damals gesagt hat wie du ihr sowas antun kannst, als du versucht hast dich umzubringen.
Deine Mutter wird vermutlich auch oft überfordert gewesen sein, denn es gibt auch immer zwei Seiten. Aber auch sie wird diese "Strategien" irgendwo gelernt haben. Weißt du denn wie die Beziehung deiner Mutter zu ihrer eigenen Mutter ist? Die wird vermutlich auch nicht sehr einfach gewesen sein. Menschen adaptieren Verhalten schnell, und können sie die Strukturen und Strategien die sie anwenden nicht rational bemerken und "neu ordnen" stecken sie auch fest. Das sind dann generationenübergreifende Konfliktschwierigkeiten.
Die Dinge die passiert sind als du noch minderjährig warst sind aber, wie du schon selbst erkannt hast, nicht deine Schuld und liegen auch nicht in deiner Verantwortung. Du warst das Kind, sie die Erwachsene. Und sie hat sich nicht sehr verantwortungsbewusst verhalten. Und das ist natürlich eine besch*ssene Situation, vor allem für dich als Kind. Du rüttelst an ihr und zerrst und willst eigentlich nur eines: lieb gehabt werden. Sie kann nicht. Und dann versuchst du es anders, und es geht nicht. Und irgendwann übergehen beide eine Hemmschwelle und distanzieren sich voneinander, weil sie beide wie feste Mauern voreinander stehen.
Vorallem Mutter-Kind-Beziehungen sind mit die komplexesten Beziehungen, die wir eingehen können und das birgt eine Menge Konflikte, Streit, negative Emotionen, etc. Bei niemandem sonst zeigen wir uns so roh und unverfälscht in unserem Sein wie unserer Mutter gegenüber und fordern das was wir uns im innersten Wünschen, die Wärme der Mutter. Wenn diese ausfällt, dann ist das eine Qual die man schwierig in Worte packen kann. Das ist nicht wie Liebeskummer, sondern eine wirkliche Zerrissenheit, die diese tiefe Bindung auf die Probe stellt. Da diese Bindung natürlich auch neurlogische Wurzeln hat greift es tief in unsere Psyche ein. Und man versucht mit Strategien zu "überleben", deine Strategie um diesen tiefen Konflikt zu "lösen" ist der Suizidversuch. Dies löst aber einen neuen Teufelskreislauf aus, indem deine Mutter sagt "Wie kannst du MIR sowas antun?". Das ist natürlich nicht das was du möchtest, aber du gehst diesen Prozess immer von neuem an. Denn auch bei dir erkennt man irgendwo noch sehr "jugendlichen" Züge dieser Rebellion, und Unzufriedenheit, das Fordern, und das Austesten der Grenzen.
Du bist mittlerweile auch erwachsen geworden, und kannst bestimmte Dinge besser nachvollziehen und auch im Konflikt anders agieren. Du gehst auch auf sachlicher und objektiver Ebene auf sie ein, versucht zu vermitteln zwischen euren zwei Standpunkten. Nur leider sind bei ihr noch die "alten" Strukturen vorhanden und da kann man noch so rational sein, irgendwann kriegt man natürlich 'n Hals davon und fragt sich "Warum zum Teufel redest du nicht mit mir?" und der Kreislauf beginnt von vorne.
Ich denke um zu einem guten Gespräch zu kommen muss auch deine Mutter ihre Strukturen verstehen, woher sie kommen, und wie sie diese "sortieren" kann. Dafür brauch sie aber eine gewisse Bereitschaft.
Versuch doch eine Familientherapie zu finden, wo jemand zwischen euch "verhandeln" kann. Denn bis jetzt hast du das immer von deiner Seite aus gemacht, und das wird zwar dir neue Strategien geben, aber nicht den Konflikt mit deiner Mutter wirklich verändern, nur deine "Handlungsposition" verschieben.
Aber davon abgesehen, du bist 26. Und erwachsen. Deine Kindheit, sei sie auch nicht immer sehr schön gewesen, liegt hinter dir. Aber dennoch liegt es immernoch tief in dir, und es schmerzt dich noch heute. Es ist schwer so einen Schmerz loszulassen. Da kann man noch so viele Therapien machen, in so viele Kliniken gehen, sie nehmen einem den Schmerz nicht. Sie können ihn lindern, manchmal auch nur für einige Momente, aber nie ganz nehmen. Das wirkliche "loslassen" muss man selbst tun. Ich kann das verstehen, dass das echt schwer ist. Du sagst du hast nichts erreicht, aber ich finde du hast es doch schon ganz gut gemacht oder? Du hast sehr gute Kompetenzen, viel Potential, das beweist sich dass viele Hochschulen dich ohne zu zögern annehmen. Das muss ja etwas bedeuten. Und das hat niemand für dich getan. Das hast du selbst geschafft. Das können nicht viele von sich sagen. Du kannst natürlich studieren, wenn du möchtest. Aber sie es nicht als etwas "großes" an, dass dich aufwertet. Du bist schon wertvoll, alles weitere, Studium, Beruf, Einkommen, das stellt nur deinen Alltag und deine Lebensumstände dar. Nicht aber deine Person, dein Menschsein. Du hattest viele Suizidversuche, aber du konntest dich immer wieder aufbauen. Und wie es mir scheint sogar ziemlich selbstständig. Und dafür brauchst du niemanden der dir das sagt. Das weißt du schon, du musst es nur akzeptieren lernen. Es ist nur der einfache Weg, wenn die eigene Mutter einem das sagt. Denn niemand kennt einen so gut, wie die eigene Mutter. Und niemand kennt deine Mutter so gut, wie du. Vielleicht hat sie ja auch Angst vor etwas. Was meinst du? Ist verunsichert gewesen. Überfordert. Was denkst du warum es deiner Mutter so schwer fällt dir zu sagen, dass du es gut gemacht hast?