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Freund ist viel zu stark

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Gast

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Hallo,
Ich hätte nie gedacht, dass ich mich wegen so einem Grund in einem Forum melden würde. Man sollte meinen, dass ich doch froh sein könnte, aber ich mache mir fürchterliche Sorgen um meinen Freund!

Er hat gerade eine sehr sehr sehr schwere Zeit. Das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit ihm, aber er scheint es weg zu stecken als sei nichts gewesen und ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn das ganze so kalt lässt.

Zuerst starb sein Vater auf äusserst unschöne weise. Zum Ende hin (und dieses Ende dauerte fast 2Monate an) wurde er nur noch von seinem Vater beleidigt und beschimpft, während er wirklich nicht mehr schön anzusehen war. Man konnte bei ihm richtig sehen wie er dem Tod nahe war, was ihn nicht davon abhielt seine Familie und alle im Umfeld schlecht zu machen.

Als er endlich (so blöd es auch klingt das zu sagen) tot war, kümmerte er sich um ALLES!
Seine Mutter erlitt mitunter einen Nervenzusammenbruch, weshalb er zusätzlich noch für sie da war.
Auch um seinen kleinen Bruder kümmerte er sich, der mit der ganzen Situation nicht zurecht kam.

Aber weil das noch nicht genug ist, wurde er letztens angefahren und ist Gott sei dank "nur" mit zwei angeknacksten Rippen und einer Gehirnerschütterung davon gekommen.

In all dieser Zeit hat er es geschafft sein Studium und Nebenjob zu managen.
Ebenso hat er mich nicht eine Sekunde vernachlässigt und nur die Zeit etwas angepasst, die er mit mir verbringt.



Aber ein Mensch kann doch gar nicht all das aushalten ohne sich auch nur ein einziges mal zu beschweren!?! Ich habe in der Zeit häufiger geweint als er gesäufzt.
Ich habe ihm auch klar gemacht, dass er bei mir sicher ist und wann immer er mich braucht, ich für ihn da sein werde, er also alles rauslassen kann. Ich sagte ihm auch schon, dass er ruhig weinen kann, dass er es verdient hat weinen zu dürfen, wenn nicht er dann keiner, dass er jetzt nichtmehr stark sein müsste. Auch sagte ich ihm, dass ich mir sorgen um ihn mache, da er so "locker" damit umgeht.
Aber als Reaktion wurde ich nur von ihm getröstet (nicht umgekehrt wie es hätte sein sollen) und er versicherte mir, wie viel ihm es bedeute das zu hören, aber ich sollte mir keine Sorgen machen.


Könnt ihr mir helfen? Ich habe Angst, dass irgendwann alles zu viel wird und er zusammenbricht!
 
Zunächst einmal geht jeder mit Belastungen anders um. Da gibt es sehr große individuelle Unterschiede und das ist auch normal.

Ich glaube allerdings schon, dass in unserem Kulturkreis nach wie vor viele Männer Angst davor haben, ihre Gefühle offen zu zeigen und auch mal "schwach" zu sein. Man muss nur mal den Fernseher einschalten und gucken, wie oft weinende Frauen dort auf dem Bildschirm gezeigt werden, die sich von starken, beherrschten Männern trösten und in die Arme nehmen lassen - wohingegen man das umgekehrte Bild kaum je zu sehen bekommt.

Du kannst deinen Freund aber nicht dazu drängen, seinen Tränen freien Lauf zu lassen, falls er das Bedürfnis verspürt, zu weinen. Sei einfach nur für ihn da, unterstütze ihn, so gut es geht. Viel mehr kannst du derzeit nicht für ihn tun.
 
Du hast doch schon alles getan. Du hast ihm gesagt, dass du für ihn da bist. Damit gibst du ihm alle Möglichkeiten.

Viele Männer sind so. Sie verdrängen den Kummer. Ich habe dieses Verhalten bei meinem Vater gesehen und jetzt sehe ich es bei meinem Freund. Bei beiden ist die Mutter zu früh verstorben und es gab dann etwas schwierige Verhältnisse. Beide tun so, als hätte die Mutter nie existiert. Sie verdrängen ist. Es wird weder von der Trauer gesprochen, noch von gemeinsamen Erlebnissen. Die Person wurde komplett ausradiert, als sei sie nie existent gewesen. Aber den Kummer bemerkt man trotzdem. Man sieht es in bestimmten Momenten in den Augen, man merkt wie das Thema gemieden wird. Aber es ist normal. Wie schon gesagt wurde: Jeder Mensch geht anders damit um. Man kann auch ganz allein trauern, man muss nicht mit jemanden kommunizieren.

Lass ihn damit in Ruhe und sei für ihn da, ohne ihn zu bedrängen.
 
Er muss ja nicht unbedingt weinen, aber irgendwie muss man doch seiner Trauer/Wut Ausdruck verleihen...
In der ganzen Zeit kam nicht auch nur ein klagendes Wort, nicht eine traurige Grimasse, nicht ein kurzer Moment indem er mal nur für sich sein wollte.

Wenn er bedrückt wäre und es nicht zeigen möchte, würde ich das ja verstehen können, aber das ist ja nicht der Fall!
Wenn jemand gar keine Anzeichen zeigt, dass er sich auf irgendeine weise mit der Trauer auseinander setzt, finde ich das bedenklich...
Er ist ja auch nicht emotionslos. Ich habe ihn auch schonmal wütend, gestresst, deprimiet gesehen, aber zur Zeit erscheint er mir fast schon besser gelaunt als sonst.

Und natürlich bin ich froh, dass er recht gut damit umgeht, aber findest du nicht, dass man da traurig sein sollte? Vorallem hatte er eine sehr gute Beziehung zu seinem Vater...
Und ehrlich gesagt ja, ich möchte ihm auch irgendwie beistehen können, als seine Freundin möchte ich aber vorallem, dass es ihm wirklich(!) gut geht und er nicht nur äußerlich funktioniert!!
 
Hallo,
Ich hätte nie gedacht, dass ich mich wegen so einem Grund in einem Forum melden würde. Man sollte meinen, dass ich doch froh sein könnte, aber ich mache mir fürchterliche Sorgen um meinen Freund!

Er hat gerade eine sehr sehr sehr schwere Zeit. Das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit ihm, aber er scheint es weg zu stecken als sei nichts gewesen und ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn das ganze so kalt lässt.

Zuerst starb sein Vater auf äusserst unschöne weise. Zum Ende hin (und dieses Ende dauerte fast 2Monate an) wurde er nur noch von seinem Vater beleidigt und beschimpft, während er wirklich nicht mehr schön anzusehen war. Man konnte bei ihm richtig sehen wie er dem Tod nahe war, was ihn nicht davon abhielt seine Familie und alle im Umfeld schlecht zu machen.

Als er endlich (so blöd es auch klingt das zu sagen) tot war, kümmerte er sich um ALLES!
Seine Mutter erlitt mitunter einen Nervenzusammenbruch, weshalb er zusätzlich noch für sie da war.
Auch um seinen kleinen Bruder kümmerte er sich, der mit der ganzen Situation nicht zurecht kam.

Aber weil das noch nicht genug ist, wurde er letztens angefahren und ist Gott sei dank "nur" mit zwei angeknacksten Rippen und einer Gehirnerschütterung davon gekommen.

In all dieser Zeit hat er es geschafft sein Studium und Nebenjob zu managen.
Ebenso hat er mich nicht eine Sekunde vernachlässigt und nur die Zeit etwas angepasst, die er mit mir verbringt.



Aber ein Mensch kann doch gar nicht all das aushalten ohne sich auch nur ein einziges mal zu beschweren!?! Ich habe in der Zeit häufiger geweint als er gesäufzt.
Ich habe ihm auch klar gemacht, dass er bei mir sicher ist und wann immer er mich braucht, ich für ihn da sein werde, er also alles rauslassen kann. Ich sagte ihm auch schon, dass er ruhig weinen kann, dass er es verdient hat weinen zu dürfen, wenn nicht er dann keiner, dass er jetzt nichtmehr stark sein müsste. Auch sagte ich ihm, dass ich mir sorgen um ihn mache, da er so "locker" damit umgeht.
Aber als Reaktion wurde ich nur von ihm getröstet (nicht umgekehrt wie es hätte sein sollen) und er versicherte mir, wie viel ihm es bedeute das zu hören, aber ich sollte mir keine Sorgen machen.


Könnt ihr mir helfen? Ich habe Angst, dass irgendwann alles zu viel wird und er zusammenbricht!

Hallo Gast,
finde es gut, daß Du Dich hier meldest.

Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Sehr. Da ist so eine große Liebe zwischen Euch beiden.

Du hast alles getan, was Du für ihn in dieser sehr schweren Zeit als Freundin mit viel Liebe im Herzen für ihn machen
konnstest und ihm das auch gesagt. Und mehr kannst Du leider nicht tun.
Sei einfach für ihn da, Du weißt von seiner schweren Lebensphase, in der er sich befindet. Mach es ihm gemütich,
wenn Dir danach ist. Ich finde das sehr, sehr berührend, wie liebevoll Du Dich um ihn kümmerst und es ist
verständlich, daß Du Dir große Sorgen machst.

Es ist halt so, daß jeder Mensch schwere belastende Lebensphasen auf seine ihm eigene Art und Weise bewältigt.
Und so ist das halt zwischen Euch beiden sehr unterschiedlich. Vielleicht schaffst Du es, das zu akzeptieren.

Manchmal in belastenden Lebensphasen habe ich viel Gesprächsbedarf und manchmal möchte ich einfach nur in
Ruhe meinen Alltag liebevoll bewältigen mit alledem, was ihn ausmacht. Und manchmal tut es einfach nur gut,
ohne sich großartig darüber austauschen zu müssen, daß mein Partner mich auch ohne viel Worte versteht, mir
manches abnimmt im Alltag und mir seine liebevolle Hilfe anbietet. Ich verhalte mich halt sehr unterschiedlich
in schweren Lebensphasen. Kann die Bewältigung dieser schweren Lebensphase Deines Freundes von daher gut
nachvollziehen. Es ist seine ihm eigene Wesensart, dieses so zu bewältigen.
Manchmal hat es mir in schweren Lebensphasen sehr geholfen, daß mein Partner mich so gelassen hat, wie ich
diese hab bewältigen können. Er nicht wieder und wieder mit mir das Gespräch darüber gesucht hat. Er hat dann
so die liebevolle Wesensart, mir liebevolle Kleinigkeiten im Alltag zu schenken. Ein aufmunterndes Lächeln,
ein liebevolles In-den-Arm-nehmen, einen liebevollen Gute-Nacht-Kuss, einfach nur stillschweigend meine Hand
halten und von seinem Alltag oder anderem zu erzählen, was er so erlebte.

Sei weiterhin, vielleicht das eine oder andere Mal ohne ein mehr an Worten, einfach nur für ihn da. Er wird das
innerlich sehr zu schätzen wissen.

Ich wünsche Euch beiden alles Liebe in dieser schweren Lebensphase.

Leider kann ich von hier nicht mehr tun, wie Deinen Beitrag lesen und das mitzuteilen, was mich bewegt.
Schau gerne wieder vorbei, wenn Dir danach ist.

liebe Grüße
gaestin
 
Dein Partner schöpft Kraft daraus dass er gebraucht wird und sich für andere nützlich machen kann.
Was Du als Belastung siehst, ist für ihn die Stärkung um mit dieser Krise fertigzuwerden.
Er ist nicht "zu stark", er schöpft nur Kraft aus sehr tugendhaften Dingen.
Bremse ihn nicht, denn das was er tut, braucht er, um gesund zu bleiben.
Andere ziehen sich zurück, brauchen Ruhe. Er ist jedoch nicht dieser Typ Mensch.

Lob und Anerkennung für das was er tut, kannst Du ihm gerne entgegenbringen.
Schildere ihm aber nicht das, was Du hier geschrieben hast.
Dass er doch mal zusammenbrechen müsse. Ziehe ihn nicht runter.
Er hat sicher nicht vergessen, was los ist, daran muss ihn niemand erinnern.
Es reicht von Dir aus, ihm zu zeigen, dass Du da bist und er jemanden im Rücken hat, der zuhört, wenn doch einmal Gesprächsbedarf da sein sollte.
Lass ihn diese Dosierung selbst wählen und dränge es ihm nicht auf.
 
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