Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Therapeut Vertrauen

  • Starter*in Starter*in Gast
  • Datum Start Datum Start
G

Gast

Gast
Hallo!

Ich mache momentan eine Verhaltenstherapie, aber es gibt da etwas was mich stört.
Ich kann nicht so wirklich Vertrauen zu meinem Therapeuten aufbauen. Dafür gibt es ein paar Gründe....

- Er hat einmal eine Stunde vergessen
- Seine Freundlichkeit kommt mir gespielt vor (Wenn ich ihn "heimlich" angucke dann schaut er ziemlich ernst und genervt)
- Er seufzt oft, als wäre er genervt
- Auf eine Antwort per E-Mail kann ich vergebens warten

Das hört sich vielleicht alles nicht so schlimm an, aber das habe ich immer im Kopf. Der Gedanke, dass ich ihn total annerve, macht mich traurig. Ich werde dieses Gefühl einfach nicht los. Ist das normal? So finde ich ihn eigentlich schon symphatisch. Sollte ich abbrechen, wenn kein Vertrauen entsteht?

Danke fürs Lesen und hoffentlich auch antworten!

Gruß Melly
 
Die Suche und die Wartezeit ist bekanntlich manchmal eine langwierige Sache. Bevor du abbrichst und dir einen neuen Therapeut suchst, würde ich die Sache erstmal in der Therapie ansprechen. Vielleicht gibt es eine ganz rationale Erklärung dafür. Mit meinem Therapeut hatte ich auch Startschwierigkeiten. Er guckt immer so fragend oder urteilend. Ich habe etwas gebraucht bis ich das als Wesenszug akzeptiert habe.
 
- Er hat einmal eine Stunde vergessen
- Seine Freundlichkeit kommt mir gespielt vor (Wenn ich ihn "heimlich" angucke dann schaut er ziemlich ernst und genervt)
- Er seufzt oft, als wäre er genervt
- Auf eine Antwort per E-Mail kann ich vergebens warten

Wie du schon schreibst, es sind Gedanken in deinem Kopf. Was von seiner Seite dahintersteckt liegt auf einer anderen Linie.

Therapeuten sind auch "nur" Menschen und können daher genauso etwas vergessen, wie es dir sicherlich schon passiert ist.
Weshalb sollte er dir Freundlichkeit vorspielen? Welchen Grund könnte es dafür geben?
Sein seufzen muss überhaupt nichts mit dir zu tun haben. Auch ein Therapeut hat ein Leben.... Da mag es auch die ein oder andere Baustelle geben, die in ihm sitzt und die nach Luft verlangt.
Hast du ihm schon mal gesagt, dass du dir eine Antwort von ihm wünschst?

Vllt bastelst du dir deine Enttäuschungsfelder selber und das hindert dich daran Vertrauen aufbauen zu können.
 
Therapeuten sind leider keine Ersatzeltern. Am besten man läßt sich Psychopharmaka verschreiben, dann muss man die nur noch besuchen, um sich ein Rezept abzuholen.
 
Hallo!

Ich mache momentan eine Verhaltenstherapie, aber es gibt da etwas was mich stört.
Ich kann nicht so wirklich Vertrauen zu meinem Therapeuten aufbauen. Dafür gibt es ein paar Gründe....

- Er hat einmal eine Stunde vergessen
- Seine Freundlichkeit kommt mir gespielt vor (Wenn ich ihn "heimlich" angucke dann schaut er ziemlich ernst und genervt)
- Er seufzt oft, als wäre er genervt
- Auf eine Antwort per E-Mail kann ich vergebens warten

Das hört sich vielleicht alles nicht so schlimm an, aber das habe ich immer im Kopf. Der Gedanke, dass ich ihn total annerve, macht mich traurig. Ich werde dieses Gefühl einfach nicht los. Ist das normal? So finde ich ihn eigentlich schon symphatisch. Sollte ich abbrechen, wenn kein Vertrauen entsteht?

Danke fürs Lesen und hoffentlich auch antworten!

Gruß Melly

Hallo Melly,

ich habe mich die erste Zeit in der Therapie mit ähnlichen Fragen rumgeschlagen. Ich war sicher, daß mein Therapeut von mir genervt ist, sich langweilt, mich für eine dusselige Kuh hält mit der er seine Zeit verschwendet. Außerdem dachte ich immer, ich habe kein Recht dort zu sein, weil es andere Menschen gibt, denen es viel schlechter geht als mir. Ich dachte der Therapeut wartet nur darauf, wann er mich endlich loswird und sich einem Menschen zuwenden kann, der schlimmer leidet, interessantere Themen hat und bessere und schnellere Fortschritte macht.

Diese Gedanken sind Teil der Störung, warum wir eine Therapie benötigen. Es hat was mit mangelndem Selbstwert zu tun.

Heute habe ich begriffen, daß der Therapeut einfach Profi ist und seine Arbeit macht. Er bewertet nicht. Die bedingungslose Zugewandheit in der Stunde ist tatsächlich zum Teil "vorgespielt". Es ist Teil seiner Berufsausübung. Die sog. therapeutische Haltung. Und das ist ok so.

Der Therapeut ist auch Privatmensch. Er hat Eheprobleme, eine kranke Schwiegermutter, einen Wasserrohrbruch, keine Lust auf Sport heute abend, ihm ist heiß, er muß noch ein langes Gutachten schreiben, er hat Kopfschmerzen, er hatte gerade eben eine sehr intensive Stunde, die ihn innerlich mitgenommen hat, er hat Hunger, seine Mitarbeiterin ist krank.... All das wird er uns gegenüber üblicherweise nicht thematisieren. Weil es nicht in unsere Stunde gehört. Trotzdem merkt man es ihm manchmal an. Er seufzt oder ist auch mal unkonzentriert.

Auch wenn er professionell über Dich nachdenkt, wird sein Gesicht wohl eher ernst oder nachdenklich sein.

Mein Therapeut antwortet auf e-mails auch entweder nicht oder mit großer Zeitverzögerung. Du mußt bedenken, daß er zwischen den Stunden nur 10 Min. Zeit hat für Vor- und Nachbereitung, Toilettengang, Telefonate, Trinken, praxisrelevantes mit seiner Mitarbeiterin besprechen etc. Abends schreibt er Gutachten, diktiert sonstige Korrespondenz, organisiert seine Praxis etc.
Ich habe allerdings von mir aus auch nur in ganz wenigen Ausnahmesituationen (2 x ) eine mail geschrieben. Alles andere kann ich in "meiner" Stunde mit ihm besprechen.


Ich finde es sehr wichtig, daß ein gutes Vertrauensverhältnis zum Therapeuten besteht. Das heißt nicht, daß Du darauf vertrauen mußt, daß er Dich mag, sondern darauf vertraust, daß er professionell ist, eine gute Ausbildung hat, sein Handwerk versteht, die therapeutischen Grundsätze wie Abstinenzgebot, Schweigepflicht etc. einhält und er Dir den geschützten und sicheren Raum bietet, indem Du dich öffnen kannst ohne bewertet zu werden und er Dich in Deiner Entwicklung kontinuierlich und geduldig begleitet.


Hast du mal versucht, Deine Sorge ihm gegenüber zu benennen? Ihm zu sagen, "ich befürchte, daß Sie genervt sind, das hemmt mich"? "Ich deute ihren Gesichtsausdruck so als ob ich Sie annerve, ich vertraue Ihnen daher noch nicht"?

Mir haben solche Gespräche mit meinem Therapeuten oft sehr weitergeholfen. Sie waren sowohl für den Fortgang der Therapie hilfreich als auch für mein übriges Leben. Denn auch dort hatte ich oft in andere hineininterpretiert, ich sei ihnen lästig, sie seien genervt, sie mögen mich nicht, wollten mich loswerden. Ich habe anhand der Auseinandersetzung mit meinem Therapeuten erkennen dürfen, welche Mechanismen bei mir dahinterstehen, wo das herkommt. Und daß oft allein meine Interpretation ausschlaggebend ist und sich vieles auch anders deuten läßt. Das im Therapieraum erlernte, konnte ich dann gut in den Alltag übertragen. Das ist ein sehr schöner Nebeneffekt der Therapie, daß man in dem Therapeuten auch einen prima Sparringpartner hat, um sowas zu erkennen auszusprechen und zu üben.
 
Vielen lieben Dank für eure Antworten, besonders für die von bird on the wire! Danke.
Ich werde meine Bedenken in der nächsten Therapiestunde ansprechen. Das wird wohl das Beste sein!

Gruß, Melly
 
Quatsch. Psychische Knoten werden durch ein Psychopharmakon nicht aufgelöst. Durch eine Analyse im Idealfall schon.
Mit deiner Kritik an dem Beitrag gehe ich konform. Nur Psychopillen verschreiben sollte nicht die Lösung sein.
Dennoch gibt's viele Situationen, in denen Psychopharmaka gut und richtig sind. Um das Leid zu reduzieren, um die Therapierbarkeit des Patienten herzustellen, um den Alltag zu normalisieren... Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Wenn ich bei meinem Serotoninspiegel nicht künstlich nachhelfe - sei es durch SSRI-Antidepressiva oder Drogen - habe ich große Schlafstörungen und falle regelmäßig in tiefe Löcher. Da kannste therapieren wie du willst: Hilft nix. Chemie dagegen schon.

@topic
Manchmal finde ich für das therapeutische Verhältnis Situationen günstig, in denen man den Therapeut anders erlebt als sonst. Als ich neulich zur Therapie ging, war mein Therapeut gerade noch am telefonieren mit einer Krankenkasse. Irgendwelche Unterlagen seien nicht da angekommen, wo sie hin sollten... Jedenfalls kam er mit etwas Verspätung ins Zimmer und wirkte deutlich genervt. Ich meinte als Gag zu ihm: "Sie wirken angespannt. Wollen Sie darüber sprechen?"
Und er hat sich ernsthaft 10 Minuten über den Papierkram in seinem Job und die Sparpolitik der Krankenkassen ausgekotzt 😀 Ist zwar nicht unbedingt professionell, aber ich glaub, das war gut.
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
C Passender Therapeut für meine Themen? Therapie 2

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 1) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben