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Wer hört dem Zuhörer zu?

subvenire

Mitglied
Liebe Forenmitglieder,

ich (25,m) bin eigentlich ein glücklicher Mensch. Ich habe eine tolle Familie, einen Job der mir viel Spaß macht, tolle Kollegen und -wenn auch nicht viele- aber ich habe Freunde.

Seit vielen Jahren finde ich mich in der Situation des 'Zuhörers' wieder. Ich mache das gern, ich höre mir die Probleme von Freunden, Kollegen an, von meiner Familie und versuche zu helfen und Rat zu geben. Mit Ausnahme einer sehr engen Freundin, zu der ich eine besonders vertraute Verbindung habe (wir kennen uns seit dem Sandkasten), habe ich das Gefühl, dass sich niemand von ihnen dafür interessiert, wie es mir eigentlich geht.

Ich habe in den letzten Jahren viele Dinge erleben müssen, vom Selbstmordversuch meines Großvaters (ich habe ihn damals gefunden), von Alkoholismus in der Familie, bis hin zu rechtlichen Auseinandersetzungen, die ich gegen meinen leiblichen Vater führen musste (Unterhalt & Co.), den ich nie richtig kennengelernt habe - und auch nicht mehr kennenlernen möchte.

Jeder in der Familie hatte selbstverständlich seinen Stress, ich jedoch stehe bei allem grundsätzlich als DER Ansprechpartner im Mittelpunkt. Bei mir wird alles abgeladen, man rückversichert sich, will eine Meinung haben - aber wer fragt mich, wie es mir dabei geht?

Ich will für andere da sein, freue mich auch darüber, dass man mir vertraut und meine Meinung schätzt, aber es ist schwer, für meine 'Probleme' Empathie von anderen einzufordern. Es sollte doch auch andere Menschen, ob Familie oder Freunde, interessieren wie es mir geht. Es wäre mir unangenehm, anderen meine Probleme aufzudrängen. Mittlerweile haben sich die oben genannten Probleme glücklicherweise alle erledigt, sind verarbeitet, aber man hat ja immer mal Dinge die einem durch den Kopf gehen - was würdet ihr an meiner Stelle tun?
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gast

Gast
was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Mich abgrenzen!

Du bist für viele nur der seelische Mülleimer. Es interessiert sie nicht, wie es Dir geht, weil sie in sich selbst gefangen sind, und ihr Leben sich um IHRE Probleme dreht. Da Du nicht protestierst, laden sie ihren Schutt bei Dir ab. Du nimmst das ja offenbar "gerne" an.

Ich habe es früher ähnlich gemacht. Aber ich habe gemerkt, dass man dann nicht beliebter ist, oder mehr Freunde hat. Nein, man ist, wie gesagt, nur der seelische Mülleimer. Ein Werkzeug. Mittlerweile suche ich mir die Menschen aus, denen ich zuhöre. Das sind die, die mir auch zur Seite stehen, wenn ich mal Hilfe brauche. Ich biete meine Hilfe nicht mehr gleich selbstverständlich an, ich baue erstmal ein Vertrauensverhältnis mit den Menschen auf. Und wenn jemand mich als besagte Mülltonne gebrauchen möchte, dann ziehe ich eine Grenze. Und ich muss sagen, dass es mir seitdem sehr gut geht.
 
E

Endlich-Frei

Gast
Hallo Subvenire,


das klingt nach dem altbekannten Fluch ;)
Das Problem ist, dass das Zuhören als selbstverständlich hingenommen wird und durch die eigenen Probleme häufig vergessen wird, dass auch andere Menschen Gefühle haben.
Subtile Äußerungen wie "Ich bin heute auch nicht so gut drauf...." oder "Gestern habe ich mich auch so mies gefühlt!" werden dann überhört, weil du ja dann in akuten Situationen aufgesucht wirst, wo der Ratsuchende erstmal nur den Blick auf seine eigene Situation richten kann und möchte.
Und weil du eventuell fast nur in solchen Situationen aufgesucht wirst, ergibt sich da gar kein Gespräch, wo deine Bedürfnisse aufgefangen werden können.

Bist du prinzipiell unglücklich mit deiner Rolle als Zuhörer oder eher, weil dir niemand zuhört?

Ich kann dir raten, aus den Situationen öfter mal heraus zu gehen....mal schöne Sachen zu machen, wo Probleme nichts zu suchen haben und dann andere Gesprächsansätze zu finden - oft wird man als Mensch einseitig wahrgenommen und wenn du nicht "nur" mehr der Zuhörer bist, sondern auch der Trinkkumpel, der begeisterte Kinogänger, der motivierte Maler oder was auch immer....dann weckst du Interesse und die Leute kommen auf den Trichter, dass du einfach mehr bist :)
 

subvenire

Mitglied
Hallo Endlich-Frei!

Vielen Dank für deine netten Worte, die mich durchaus zum Nachdenken anregen.

Zunächst zu deiner Frage: unglücklich macht mich nicht das Zuhörer-sein, ich mag es ja anderen zu helfen. Vielmehr ist es das Gefühl, in einer Einbahnstraße gefangen zu sein.

Die anderen Situationen, die "schönen", gibt es durchaus - Kino, Essen, Feiern & Co... Wenn ich so darüber nachdenke ist es wohl eher das Problem, dass ich die Möglichkeit selbst nicht nutze, meine Freunde und Familie mal für meine Probleme zu "interessieren", im Prinzip genau das zu machen, was sonst andersherum passiert.

Lustigerweise ist das vollkommen logisch, aber es wird mir jetzt erst bewusst, nach deinem Hinweis darauf, dass ja der Ratsuchende in einer "akuten" Situation kaum rückfragen wird, wie es mir geht... Wie ich bereits geschrieben habe, fällt es mir grundsätzlich schwer, andere mit meinen Problemen zu belasten. Aber warum soll ich mich belasten lassen, ohne die Last zu teilen? ;)

Naja, so oder so, vielen Dank für deinen Denkanstoß.
 

subvenire

Mitglied
Mich abgrenzen!

Du bist für viele nur der seelische Mülleimer. Es interessiert sie nicht, wie es Dir geht, weil sie in sich selbst gefangen sind, und ihr Leben sich um IHRE Probleme dreht. Da Du nicht protestierst, laden sie ihren Schutt bei Dir ab. Du nimmst das ja offenbar "gerne" an.

Ich habe es früher ähnlich gemacht. Aber ich habe gemerkt, dass man dann nicht beliebter ist, oder mehr Freunde hat. Nein, man ist, wie gesagt, nur der seelische Mülleimer. Ein Werkzeug. Mittlerweile suche ich mir die Menschen aus, denen ich zuhöre. Das sind die, die mir auch zur Seite stehen, wenn ich mal Hilfe brauche. Ich biete meine Hilfe nicht mehr gleich selbstverständlich an, ich baue erstmal ein Vertrauensverhältnis mit den Menschen auf. Und wenn jemand mich als besagte Mülltonne gebrauchen möchte, dann ziehe ich eine Grenze. Und ich muss sagen, dass es mir seitdem sehr gut geht.

Lieber Gast,

vielen Dank für deine Worte. Was Du schreibst stimmt sicherlich. Bei Freunden und Kollegen kann man so verfahren, bei der Familie ist es schwieriger ;) Aber vielleicht sollte ich wirklich mal einen Gang zurückschalten und mich aus solchen Situationen rausziehen, bei den Menschen, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie sich nicht für das interessieren, was mir so durch den Kopf geht. Viele wollen zwar mitbekommen, was in meinem Leben so los ist, sobald es aber darum geht, über Probleme zu sprechen, wird die Auswahl von "Freunden" schon wesentlich überschaubarer.

Danke für den Input!
 

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