Was hat es dir nachhaltig gebracht??
vll wäre die zeit und energie für einen anderen Weg sinnvoller gewesen.
Ich möchte mal antworten, was es mir gebracht hat, Abi zu machen und das Richtige zu studieren:
1. Ich muss voraussichtlich mein Leben lang nicht mehr „arbeiten“, sondern darf meiner Berufung nachgehen. Und 50-60h/Woche meiner Berufung nachzugehen ist mir tausendmal lieber als 35h/Woche einen Scheiß-Job machen zu MÜSSEN.
2. Womöglich hätte ich dieser Berufung auch mit einer Ausbildung und der Weiterbildung zum Techniker nachgehen können – damit wäre die Wahrscheinlichkeit hierfür jedoch geringer gewesen, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, Personalverantwortung übernehmen zu dürfen – hier wird nun mal zumindest in Deutschland in größeren Unternehmen Wert auf Titel gelegt (ob ich das sinnvoll finde oder nicht, das ist ein anderes Thema)
3. Ich muss mir nicht jeden Furz, jeden Urlaub, jede Reparatur am Auto erkämpfen. Letzteres ohnehin nicht, denn das zahlt die Firma zusätzlich zu einem im Vergleich zu anderen Studierten vielleicht lächerlichen, aber bzgl. Branche und Position durchaus angemessenem Gehalt, von dem man mehrfach leben könnte.
Diejenigen, die hier tönen, sie wären froh, dass sie kein Abi gemacht hätten, möchte ich doch gerne mal fragen, ob sie nicht meinen, sich mit dieser Aussage in die Tasche zu lügen. Ganz ehrlich, irgendwo sind halt die persönlichen Grenzen eines Jeden erreicht, und da gibt es keinen Grund für Sentiments und solche Äußerungen. Seine Grenzen muss man eben akzeptieren – ebenso wenig behaupte ich, ich wäre froh darüber, nicht nach der FH noch nen Master gemacht oder promoviert zu haben (wäre beides damals möglich gewesen). Nein, darüber bin ich nicht froh – das wäre in meinen Augen eine lächerliche Behauptung. Ich kannte mich nur selbst gut genug und war des Lernens überdrüssig, wollte Geld verdienen. Und die Grenzen meines fachlichen Intellekts waren ausgereizt. So einfach ist das, und damit kann ich gut leben. Hingegen bin ich mehr als froh, meine vorhandenen Abschlüsse erreicht zu haben.
Die Erkenntnis, dass sowohl Leute mit Abi, mit Studium, oder mit Doktortitel genauso wie Leute mit minderer Bildung charakterliche Tiefflieger sein können, oder umgekehrt jemand mit niederer Bildung bewundernswerte Eigenschaften ausweisen kann, dürfte nicht unbedingt neu sein – aber so kommt es mir in dieser Diskussion vor. Das hängt eben nicht von der schulischen Bildung ab… Dies jedoch anzuführen, um einen schulischen Abschluß auf irgendeine Weise herabzuwürdigen, finde ich relativ schwach.
Im Übrigen verbinde ich persönlich mit einem hohen Abschluß bestimmte Charakterstärken – hier dürfte man vor allem Durchhaltevermögen, Eigenantrieb und eine hohe Motivation anführen. Das kristallisiert sich v.a. dann heraus, wenn der Lernstoff mal wieder arg sinnlos erscheint und der Abschluss zum größten Teil selbst finanziert werden muss.
Zu „sinnlos“ und „Lernstoff“ vielleicht auch noch ein Kommentar – wer meint, sich mit Auswendiglernen durchmogeln zu können, der fällt eben in der realen Welt erst mal sauber auf die Schnauze – das sind diejenigen, die das Klischee des Möchtemal-Überfliegers erfüllen, der dann (Schuld sind natürlich die Anderen) in jeder Aufgabe scheitert, weil die Vorgesetzten seine Leistungen nicht zu würdigen wissen…