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Streit zwischen den Eltern eskaliert

G

Gast

Gast
Liebe Community,

ich habe lange gezögert, aber nun muss ich es doch loswerden. Vielleicht könnt ihr mir helfen.
Es geht um meine Eltern, die seit nunmehr 37 Jahren verheiratet sind. Ich lebe noch mit ihnen zusammen, genauso wie zwei meiner Geschwister.

Mein Vater ist seit Januar Rentner und verbringt deshalb den Großteil des Tages mit meiner Mutter zusammen zu Hause. Meine Mutter arbeitet nur noch zwei Stunden pro Tag. Seit einiger Zeit kommt es immer wieder zu Streit zwischen den beiden, oftmals ausgelöst durch Missverständnisse.
Dass die beiden sich ab und zu mal gestritten haben, kenne ich gar nicht anders. Sie sind beide Dickköpfe und sehr stur, da ist es normal, aneinander zu geraten.

Leider nimmt es in letzter Zeit allerdings Ausmaße an, die (für alle beteiligten) kaum noch auszuhalten sind. Mein Vater ist, bedingt durch seine Rente, natürlich nicht mehr so ausgelastet wie bisher und versucht nun, sich am Haushalt zu beteiligen. Er räumt auf, putzt Küche und Bad und kocht täglich für die Familie.
Meine Mutter findet jedoch an allem, was er macht, etwas auszusetzen. Oft zeigt sie ihm das allerdings nur mit kurzen Seitenhieben, wie fiesen Kommentaren oder Blicken. Wenn er ihr zeigt, welches Putzmittel er neu entdeckt hat (da ist er immer sehr stolz drauf ;) ), lacht sie meist bloß herablassend.
Er weiß das dann nicht einzuordnen und beginnt, mit ihr zu streiten. Sie selbst will nicht diskutieren und tut so, als sei nichts gewesen. Häufig kommen dann beide nachher zu mir und berichten mir (unabhängig voneinander), wie doof,blöd,seltsam,zickig, nervig... der jeweils andere doch sei.

Für mich ist das eine schwierige Situation. Ich bin 24 Jahre alt, kann beide auf gewisse Weise verstehen, und stehe deshalb zwischen den Stühlen. Ich bin da natürlich neutral. Verstehen kann ich beide Seiten. Meine Mutter ist genervt, weil mein Vater nach knapp 40 Jahren, in denen sie alleine den Haushalt gemacht hat, plötzlich kommt und alles selbst machen möchte/helfen möchte und ihr neue Putzmittel zeigt etc. Sie will sich da nicht hineinreden lassen, denn eigentlich ist sie ja die Expertin in diesen Sachen. Vielleicht fühlt sie sich auch von ihm diffamiert, nach dem Motto 'schau mal, ich mache es besser als du'. Das ist natürlich nicht seine Intention.

Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch meinen Vater, der es ihr nur recht machen möchte. Egal, was er sagt,tut,einkauft,kocht,... es ist alles falsch, wenn man meine Mutter fragt. Er versucht es jedoch immer wieder. Eine Situation war beispielsweise heute das Mittagessen. Er hatte einen Arzttermin und deshalb keine Zeit, etwas zu kochen. Deswegen hat er eine Dose Gulasch gekauft und dazu Nudeln gekocht. Meine Mutter sagte später (nachdem sie aufgegessen hatte), dieses Gulasch hätte wirklich überhaupt nicht geschmeckt und sei regelrecht ekelhaft gewesen. Nachdem mein Bruder von der Schule nach Hause kam und sich zu seinem Gulasch noch Knoblauch und Pilze geholt hat, ging meine Mutter zu meinem Vater und fragte, ob dies anderes Gulasch sei als das,welches sie zu Mittag gegessen hatte. Er sagte,es sei das gleiche. Sie rastete daraufhin aus und fragte, weshalb sie dann kein Knoblauch gehabt hätte. Mein Vater war verwirrt, denn normalerweise hasst meine Mutter Knoblauch.. Aber sie musste es wieder schlecht machen.

Gestern Abend,nachdem sie von der Arbeit kam, fragte mein Vater, ob er noch etwas einkaufen solle. Sie sagte nein, wir hätten noch alles da. Nachdem mein Vater sich sein Feierabendbier genommen hatte und sich die Tagesschau anstellte, meckerte sie plötzlich, dass sie keine vernünftige Auflage für ihr Brot mehr hat. Er bot ihr daraufhin an, noch einmal loszufahren, um ihr etwas zu kaufen (sehr großzügig, ich hätte das nicht gemacht). Aber sie war beleidigt und sagte, dass das jetzt auch nichts mehr bringe.
Ich habe mich dann einfach eingemischt, was ich sonst nie tue. Ich sagte ihr, dass er ja kurz vorher noch fragte, ob sie noch etwas brauche, was sie ja verneint hatte, und dass er deshalb gar nichts dafür könne. Sie motzte aber weiter und ging daraufhin weg.

So läuft das seit einiger Zeit jeden Tag ab. Egal, was für eine Situation, zwischen den beiden kracht es. Mein Vater kommt dann später immer zu mir und sagt, er halte das langsam nicht mehr aus und sei kurz davor, auszuziehen. Ich sage ihm dann, dass er das nicht so ernst nehmen soll, was natürlich auf Dauer keine Lösung ist, denn meine Mutter findet ständig neue Dinge an ihm, die ihr nicht passen. Täglich kommt sie zu mir und erzählt mir, was er wieder falsch gemacht hat, vergessen hat, gesagt hat,..etc.
Langsam beherrscht dieser Streit unser Familienleben. Immer habe ich Angst, dass plötzlich die Stimmung kippen kann und ein neuer Streit ausbricht. Immer passe ich auf, was ich sage. Immer versuche ich, für Harmonie zu sorgen. Klappen tut das leider selten..

Erst dachte ich, diese Stimmungsschwankungen kämen davon, dass sie plötzlich mit dem Rauchen aufgehört hat (nach knapp 30 Jahren). Eine Art Entzugserscheinungen. Nach etwa 3 Monaten ohne Rauchen fehlt ihr vielleicht etwas, dachte ich mir. Aber in der Art?

Leider weiß ich nicht, wie ich den beiden helfen soll. Beide machen etwas falsch, das weiß ich, aber ich weiß auch, dass ich die beiden niemals zu einem Gespräch bewegen kann. Denn sie sind so stur, dass sie nicht einsehen würden, dass zu solch einer Situation immer zwei gehören. Für beide ist der jeweils andere der 'Schuldige'.

Der Text ist jetzt etwas länger geworden, aber ich hoffe, ihr versteht, worauf ich hinaus will und könnt mir helfen..

Liebe Grüße! Mondkind
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Mondkind,

wenn Du bei beiden Eltern eine Antwort findest auf die Frage „warum tut dieser Mensch, was er tut?“ dann bist Du der Lösung ganz nahe.

Warum kritisiert Deine Mutter? Warum macht Dein Vater die Küchenarbeit?

Ich denke, Deine Eltern müssen ganz neu lernen, miteinander zu leben. Solange Dein Vater arbeiten ging und Deine Mutter zuhause war, herrschte Rollen- und damit Kompetenzteilung. Die Richtigkeit was Dein Vater tat wurde durch seinen Chef sowie durch sein monatliches Gehalt ausgedrückt. Das war für ihn wichtiges feedback. Die Richtigkeit für das, was Deine Mutter tat, wurde ausgedrückt durch zufriedene Gesichter beim Essen. Etc etc …..

Was beide benötigen ist eine feste Aufgabe und eine abgegrenzter Kompetenzbereich. Und in der Aufgabe, die jemand im Moment ausführt, benötigt er Bestätigung, egal wie gut oder schlecht er diese Aufgabe ausübt. Bei völligem Versagen sollte eine neue Aufgabe/Rolle gefunden werden.

Was die Hausarbeit anbelangt, schlage ich vor:

Entweder a) jeder hat feste andere Arbeiten = einen eigenen Kompetenzbereich
Oder b) Der Vater kauft ein und kocht diese Woche und die Mutter die folgende….

Ggf. macht es Sinn, dass sich Dein Vater außerhalb der Küche eine eigene Aufgabe sucht. Dabei könnte er evt. Hilfe gebrauchen, denn sich eine neue Aufgabe suchen ist für viele Menschen schwerer als eine vorhandene Aufgabe zu übernehmen, auch wenn man dafür dem Partner seine Aufgabe wegnimmt, der nun seinerseits „arbeitslos“ dasteht.

Vergiss nicht: Der Mensch möchte gebraucht werden, nutzvoll tätig sein, weil er oft dadurch einen Wert für sein Leben erkennt. Ich finde das nicht richtig, aber wir können die Menschen nicht ändern.
Viele Rentner sterben, weil sie keine Aufgabe mehr haben. Müttern geht es ähnlich, wenn die Kinder aus dem Haus gehen. Es ist, als ob Eltern sagen würden: „Niemand braucht mich mehr – da kann ich auch gleich sterben“

Wenn Du es Dir zutraust, dann spiele doch ein bißchen den Chef, der den „Mitarbeitern“ jeweils feste Aufgabenbereich zuteilt. Und vergiss nicht: Loben ist sehr wichtig!

Vielleicht hilft es, „neue“ Regeln einzuführen. Diese heissen:
1) Bevor ich negative Kritik übe, sage ich erstmal etwas wirklich Positives.
2) Bevor ich negative Kritik übe, frage ich, ob ich meine Meinung äussern darf.

Und dann hänge überall im Haus unübersehbar Zettel aus, auf denen Ermunterungen stehen, dem anderen etwas Liebes, Schönes zu sagen. Beispiel: Hast Du heute schon gelobt?
Oder: Was könntest Du liebevolles sagen?
Oder: Sich ärgern bedeutet büßen für die Sünden anderer Leute. etc. (oder auch die obigen Regeln aufschreiben und aushängen.
Durch diese vielen Erinnerungen wird der Lerneffekt unterstützt.

Deine Eltern benehmen sich in Deinen Augen wie kleine Kinder, weil sie wie kleine Kinder neu lernen müssen. Hilf Ihnen dabei….. Und wenn es Dir zuviel wird, dann geh‘ mit einer Freundin z.B. ins Kino und mache Dir einen schönen Abend. Bleib immer locker. Wenn Du Dich auch noch aufregst, geht es nicht voran.

LG; Nordrheiner
 

-sofia-

Sehr aktives Mitglied
Dein Vater wird deiner Mutter gewaltig auf die Nerven gehen, auch wenn er es gut meint.

Wenn sie während ihrer gesamten Ehe die Alltagsmanagerin war, wird sie nicht so schnell umschalten können.
Dein Vater sollte sich ein Hobby zulegen oder sich ehrenamtlich betätigen.
Er scheint ja noch recht fit zu sein.
Wenn er mehr ausgelastet ist, wird auch wieder Frieden einkehren.
 
W

Windlicht

Gast
Dein Vater wird deiner Mutter gewaltig auf die Nerven gehen, auch wenn er es gut meint.

Wenn sie während ihrer gesamten Ehe die Alltagsmanagerin war, wird sie nicht so schnell umschalten können.
Dein Vater sollte sich ein Hobby zulegen oder sich ehrenamtlich betätigen.
Er scheint ja noch recht fit zu sein.
Wenn er mehr ausgelastet ist, wird auch wieder Frieden einkehren.
Sehe ich auch so.
Es ist sicher nett gemeint von deinem Vater, aber das sollte er sich nicht länger antun, deine Mutter weiß es ja eh nicht zu schätzen. Was auch verständlich ist, denn wenn er plötzlich mit einem tollen neuen Putzmittel um die Ecke kommt, sieht sie ihre jahrelangen Bemühungen vielleicht infrage gestellt?
Die beiden sollten sich schöne Hobbys suchen, dein Vater evtl. tatsächlich ein Ehrenamt? Es gibt so viel Sinnvolles zu tun!

Überall im Haus Zettelchen mit Sprüchen aufzuhängen, wird deine Eltern, insbesondere deine Mutter sicher nicht frohgemut stimmen.
 

Duine

Aktives Mitglied
Was man auch nicht unterschätzen darf, ist folgende Änderung im Leben deiner Mutter: Sie ist NIE MEHR allein. Je nach Typ kann das enorm an den Nerven zerren. Dein Vater ist immer, ununterbrochen, in ihrer Nähe, außer an den zwei Stunden am Tag, an denen sie arbeiten geht. Ich schätze, dass das für sie eine ziemlich Änderung ist.

Dein Vater hat vorher vermutlich Vollzeit gearbeitet, sie hatte immer Ruhepausen, Zeit für sich, Zeit, einfach mal allein zu sein, im positiven Sinne, vor allem, nachdem auch ihr Kinder ja nicht mehr dauerhaft bespaßt werden müsst.
Und jetzt ist plötzlich immer jemand da. Jemand, der was fragt, was wissen will, oder eine Reaktion haben will. Vermutlich ein bisschen wie ein kleines Kind, da sich ja auch sein Leben völlig geändert hat und er damit erst mal klarkommen muss.

Ich an ihrer Stelle würde mich unglaublich eingeengt fühlen. Vereinnahmt durch den Mann, der mir meine Routine, meine Ruhe, meine Stille nimmt. Und auch bei mir äußert sich das dadurch, dass ich deutlich schneller gereizt und genervt reagiere. Ich habe als Erwachsene eineinhalb Jahre mit meinem Vater zusammengelebt, nachdem ich vorher schon allein gelebt hatte, wir hatten ein echt gutes, entspanntes Verhältnis, aber Himmel, habe ich es gehasst, wenn er Urlaub hatte. Er war einfach IMMER DA. Ja, mit einem Partner ist das was anderes, aber wenn sich das nach mehreren Jahrzehnten plötzlich ändert, kann ich mir durchaus vorstellen, dass man ähnlich empfindet.
 

Silan

Aktives Mitglied
Bei deinen Eltern hat sich ziemlich viel geändert.

Auf der einen Seite steht dein Vater, seit kurzem Rentner und daher auf der Suche nach einer neuen Aufgabe und dadurch erfolgende Anerkennung. Für ihn ist wahrscheinlich plötzlich seine ganze Struktur zusammengebrochen, die ihm natürlich auch halt gegeben hat. Er war der Ernährer, der der das wesentliche Geld nach hause brachte und darüber einen wichtigen Beitrag leistete. Und durch seine Arbeit nicht nur finanzielle sondern auch menschliche Anerkennung bekam. Jetzt kommt die Rente, worauf er sich bestimmt sogar gefreut hatte und ein großes Zeitloch was er füllen muss um nicht ins trudeln zu geraten. Leider hat er sich das naheliegendste ausgesucht, nämlich den Haushalt, das Hoheitsgebiet deiner Mutter. Doch dein Vater hat vermutlich Angst nicht mehr gebraucht zu werden, wenn er sich nicht einbringt.

Auf der anderen Seite steht nun deine Mutter. Auch sie wird sich vermutlich gefreut haben, dass dein Vater nun in Rente ist, aber schnell kam für sie die Realität, nichts war auf einmal mehr wie vorher. Plötzlich hatte sie keinen routinierten Alltag mehr, weil da jemand ist, der vorher nicht so da war. Jemand der sich in ihre routine einmischt, ihr diese sogar streitig macht, indem er plötzlich anfängt ihre Arbeit zumachen, die immer ihr Anteil am funktionieren ihrer Familie war, ihr Beitrag zum Lebensunterhalt. Und der ist auf einmal weg, sogar noch schlimmer, er wird verändert und altbewährtes wird über den Haufen geworfen und für ihr empfinden schlecht gemacht. Sie hat vermutlich Angst, ihre Daseinsberechtigung zu verlieren, wenn dein Vater so weiter macht und sich in ihr Hoheitsgebiet einmischt und ihr dann noch immer vor Augen hält, was er besser macht.

Deine Eltern haben ein schwerwiegendes Kommunikationsproblem, doch muss das nicht so bleiben. Vielleicht kannst du ihnen dazu raten, eine Paartherapie zu machen, in der sie lernen mit der neuen Situation umzugehen, ohne sich nicht mehr gebraucht und minderwertig zu fühlen?
 
G

Gast

Gast
Deine Eltern haben ein schwerwiegendes Kommunikationsproblem, doch muss das nicht so bleiben. Vielleicht kannst du ihnen dazu raten, eine Paartherapie zu machen, in der sie lernen mit der neuen Situation umzugehen, ohne sich nicht mehr gebraucht und minderwertig zu fühlen?

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Paartherapie ist doch wohl übertreiben.

Wenn der Vater sich aus dem Haushalt raushält ist die Welt für die Mutter wieder in Ordnung.

Sie wird auch nicht auf seiner Arbeitsstelle mitgemischt haben. Das hätte dem Vater auch nicht gefallen.
Hobby oder Ehrenamt ist eine gute Idee.
 

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