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Verzeihen können

  • Starter*in Starter*in primavera7
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P

primavera7

Gast
Weil das Thema in einem anderen Thread am Rande aufkam und auch aus persönlichen Gründen möchte ich gern einen Gedankenaustausch dazu ins Leben rufen, wie ihr Verzeihung für euch definiert. Was heißt Verzeihung/Vergebung, was heißt es nicht? Gibt es Dinge/Vorfälle, die ihr nicht verzeihen könnt, oder Menschen, denen ihr nicht verzeihen könnt? Ist Verzeihung für euch davon abhängig, dass der betreffende Mensch Reue empfindet, sich bei euch entschuldigt und um Verzeihung bittet? Oder ist Verzeihung auch einseitig möglich, wenn ein Kontakt für immer beendet ist und es dem anderen auch nicht Leid tut?

Und falls es euch gelungen ist, eine große Ungerechtigkeit zu verzeihen, die euch widerfahren ist, etwas, wo ihr von anderen Menschen oder vom Schicksal sehr unfair behandelt worden seid, dann würde mich noch interessieren, wie ihr das geschafft und wie lange ihr dazu gebraucht habt.

Danke.
 
Eine interessante Frage. Mir fällt es nicht schwer zu verzeihen, denn mir wurde auch verziehen - vergeben von dem Einen, vor dem ich immer wieder Schuld um Schuld auf mich lade...

Diese Vergebung (Menschen gegenüber) ist davon unabhängig, ob der andere sie annimmt (was in meinem Fall nur selten geschieht...😱) - es ist eher eine Sache zwischen Gott und mir.
Natürlich auch zwischen dem Betreffenden und mir - ich versuche, so irgend möglich, sie auch dem anderen gegenüber auszusprechen (auch nicht immer gegeben, denn oft hat der andere sich jeden Kontakt verbeten😱).

Und ich erbitte immer wieder Vergebung - von Gott, der sie mir in seinem Wort zusagt, so wir denn drum beten, aber auch von Menschen, die mir zürnen (und davon gibt`s bei meiner schlimmen Wesensart leider viele - ZUviele...😱). Auch nur selten mit Erfolg, aber ich versuche es zumindest, denn es ist mir ernst damit, dass ich mein permanentes Versagen bereue.

Wie lange dies dauert - nun, das war und ist ein Prozess. Inzwischen nur noch wenige Minuten, max. Stunden, früher dauerte es länger. Man wächst hinein in die Vergebung.

Liebe Grüße

Christa
 
Ich denke dass dir meine Sicht dieses Themas nicht unbedingt zusagt, aber ganz kurz von meiner Seite aus ein paar Worte dazu:

Ich bin kein alzu großer Anhänger der allgemeinen Überzeugung "freier Wille", größtenteils natürlich aus persönlichen Erfahrungen. Meine Erfahrungen und die daraus resultierende Überzeugung besteht ehr darin, dass der Mensch aus Zwängen, Notwendigkeiten und prägenden Erfahrungen / seiner Sozialisation, etc. handelt.

Erst kürzlich hatte ich an mir selbst die Erfahrung gemacht, dass ich in einer Situation, als sie denn dann eintraf, gerne anders hätte reagieren können - aber ich konnte es nicht! Meine Reaktion wurde ausgelöst durch meine Prägung / meine Gefühle und ich konnte es tatsächlich nicht anders handhaben, auch nicht, obwohl ich mir die Situation zuvor anders im Kopf zurecht gelegt hatte (ich ahnte, welche Situation mit wem mir bevorstehen würde...).

Da der Mensch, nach meinen Erfahrungen / meiner Überzeugung nicht anders kann, als er es tut, trägt er auch keine Schuld und ich muss ihm nichts groß verzeihen. Ich kann es akzeptieren, den Vorfall für mich verarbeiten, meine Lehren draus ziehen und abhaken.

Was ich aber dennoch nicht tue, ist, demjenigen einen Freifahrtschein ausstellen, mich ein weiteres Mal zu beleidigen, mich zu hintergehen oder mich anzugreifen. Damit will ich vermitteln, dass auch wenn ich demjenigen keine Schuld gebe, ich mir dennoch das Recht herausnehme, den Kontakt zu beenden, einfach, um meine Grenzen (persönliche Belastbarkeit!) zu wahren.
 
Ich denke dass dir meine Sicht dieses Themas nicht unbedingt zusagt
Im Gegenteil! Deine Sicht der Dinge hat mir in einer persönlichen Sache sehr geholfen. Danke. 🙂

Ich stimme dir zwar nicht 100%ig zu, da es meines Erachtens schon Situationen gibt, in denen Menschen fähig und in der Lage sind, zwischen verschiedenen Handlungsalternativen zu wählen, denke aber, dass dein Erklärungsansatz die Handlungsweise bestimmter Menschen eher nachvollziehbar macht. Wo jemand selbst- und wo er (aufgrund frühkindlicher Prägungen) fremdgesteuert ist, das ist wohl von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Gegenteil! Deine Sicht der Dinge hat mir in einer persönlichen Sache sehr geholfen. Danke. 🙂

Gerne! 🙂

Ganz kurz - meine "Bedenken" hatte ich eingangs kurz erwähnt, da du als Gläubige von einem freien Willen ausgehst und ich denke, das macht einfach den grundsätzlichen Unterschied aus. 😉

Ich stimme dir zwar nicht 100%ig zu, denke aber, dass dein Erklärungsansatz die Handlungsweise bestimmter Menschen eher nachvollziehbar macht.

Ich denke einfach dass es für wirklich alles, was ein Mensch macht, tut oder sagt, immer einen Grund gibt, eine Ursache, einen Anlass, etc. Ist aber ein schwieriges Thema, da alleine die Unterscheidung zwischen Handlungsfreiheit und Willensfreiheit eine grausige Erbsenzählerei ist. 😀

Wenn du Abendlektüre möchtest, unter "Gesellschaft" oder "Leben" gab es bis vor ca. 6 Monaten einen seeeehr ausführlichen Thread "Willensfreiheit".
 
Da der Mensch, nach meinen Erfahrungen / meiner Überzeugung nicht anders kann, als er es tut, trägt er auch keine Schuld und ich muss ihm nichts groß verzeihen. Ich kann es akzeptieren, den Vorfall für mich verarbeiten, meine Lehren draus ziehen und abhaken.


ja, das denke ich auch- und darum muss man auch verzeihen können..

und sich ggf., von der Person zurückziehen, wenn es einem nicht gut tut.

...und jemandem vezeihen heißt nicht unbedingt, ihm wieder zu vertrauen...
aber es ist schöner, ohne dauernden Gram auf jemanden zu leben.

Darum verzeihe ich- und lass es los, sozusagen😎
 
also bei mir ist es situationsbedingt!

wenn es sowas wie ein schicksalsschlag ist den ich nicht mehr ändern kann, bei dem auch sicher ist dass es keine entschuldigung geben wird die mir zugesprochen wird...dann werde ich meinem schicksal irgendwann verzeihen (müssen) damit ich wieder glücklich sein kann!
im endeeffekt straft man sich mit gram ja nur selbst!

wenn es aber ein mensch ist der mich verletzt hat, mit dem ich noch immer etwas zutun habe und ich "glaube" dass er anders hätte handeln können..dann fällt mir vergebung sehr schwer!

in dem fall hängt es stark davon ab ob er reue empfindet, sich entschuldigt, auch "wie" er sich entschuldigt und ob ich ihm das so glauben kann!

es gibt dinge die sind so unglaublich verletzend dass man sie nicht mal eben so vergeben kann.

es hängt auch davon ab wie "ich" anschließend mit der situation oder person umgehe!

wenn ich es unter den tisch fallen lasse oder "nicht" die konsequenzen für mich ziehe die ich sollte...dann werde ich sehr lange groll hegen und schlecht verzeihen können!

wenn ich aber für mich "richtig" handle...dann kann ich nach einer gewissen zeit auch wieder verzeihen.

wobei ich vorsichtig damit wäre zusagen man kann "alles" verzeihen. bei vielen dingen wird wahrscheinlich immer ein bitterer beigeschmack bleiben!

lg, kena
 
wenn es aber ein Mensch ist der mich verletzt hat, mit dem ich noch immer etwas zutun habe und ich "glaube" dass er anders hätte handeln können...dann fällt mir Vergebung sehr schwer!

Und worauf stützt du deinen Glauben dass er/sie anders hätte handeln können?

in dem fall hängt es stark davon ab ob er reue empfindet, sich entschuldigt, auch "wie" er sich entschuldigt und ob ich ihm das so glauben kann!

Und was nützt dir seine/ihre Reue? Wozu benötigst du sie?

es gibt dinge die sind so unglaublich verletzend dass man sie nicht mal eben so vergeben kann.

Verletzend sind Dinge, wenn sie etwas in uns treffen, wovon wir wissen dass es tatsächlich in uns vorhanden ist. Wirft mir jemand etwas vor, von dem ich weiß, dass es definitiv nicht stimmt, geht mir auch die Bemerkung am Popo vorbei.
 
wenn es aber ein mensch ist der mich verletzt hat, mit dem ich noch immer etwas zutun habe und ich "glaube" dass er anders hätte handeln können..dann fällt mir vergebung sehr schwer!

in dem fall hängt es stark davon ab ob er reue empfindet, sich entschuldigt, auch "wie" er sich entschuldigt und ob ich ihm das so glauben kann!

es gibt dinge die sind so unglaublich verletzend dass man sie nicht mal eben so vergeben kann.
Geht mir genau so. Mit dem "Ich konnte nicht anders, meine Verletzungen aus meiner schweren Kindheit, meine Ängste ...." oder was auch immer für ein Blabla tue ich mich schwer. Ich hatte auch keine einfache Kindheit, habe auch schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die mich eingeschüchtert, herabgesetzt, mit Schuldgefühlen manipuliert und mir nichts zugetraut haben, und habe auch aus diversen sonstigen Gründen bis heute mein Päckchen zu tragen. Diese Gründe werde ich hier mit Sicherheit nicht in allen Einzelheiten ausbreiten. Aber manch einer, der mich ganz anders einschätzt, würde sich wundern, wenn er das alles wüsste... 🙄

Man sollte aber dennoch, egal wie übel einem das Schicksal oder andere Menschen auch mitgespielt haben, bemüht sein, sich gegenüber Menschen, die nichts mit den Vorfällen aus der Vergangenheit zu tun haben, nicht gehen zu lassen, nur weil einem gerade danach ist. Schon gar nicht, wenn es nicht ansatzweise einen triftigen Grund dafür gibt, der in der Person des anderen Menschen liegt. Wenn man merkt, dass man dennoch dazu neigt, sollte man sich selbst zuliebe und auch im Interesse seiner Mitmenschen an sich arbeiten. Wenn nötig, auch mit psychotherapeutischer Hilfe.

Allerdings ist diese Haltung heute in weiten Teilen der Gesellschaft sehr verbreitet nach dem Motto: Hauptsache, ICH. Wenn mir ein Mensch nicht (mehr) nützlich ist, weil ich mir von einem anderen mehr Vorteile verspreche, dann weg mit ihm. So wie mit einem alten, ausrangierten Putzlappen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Fairness ist was für Schwächlinge. Dankbarkeit ist erst recht was Altmodisches, nur noch was für alte Matronen und Tattergreise. Sich nur ja niemandem verpflichtet fühlen, möglichst immun bleiben für Mitgefühl und Rücksichtnahme. Survival of the fittest heißt die Devise. Bei so viel Lieblosigkeit und Egoismus braucht man sich nicht darüber zu wundern, dass immer mehr Menschen hierzulande psychische Probleme bis hin zu schweren seelischen Erkrankungen bekommen. 😎

Mir ist Reue auch wichtig, weil sie zeigt, dass es einem Menschen wenigstens im Nachhinein nicht egal ist, wie es mir aufgrund seines Verhaltens geht. Und natürlich kommt dies auch darin zum Ausdruck, ob derjenige sich überhaupt entschuldigt und ob die Entschuldigung glaubhaft ist. Dass das umgekehrt auch für mich gilt, wenn ich jemanden verletzt habe, ist selbstverständlich.

Und du hast Recht: Manche Dinge sind so tief und nachhaltig verletzend, dass man sie nicht oder jedenfalls über viele Jahre nicht verzeihen kann. Ich bin froh, dass das auf mich zumindest nur in einem einzigen Fall zutrifft, der schon einige Jahre zurückliegt. Noch froher wäre ich allerdings, wenn ich auch diese Sache endgültig ad acta legen könnte. Vielleicht gelingt es mir ja noch eines Tages, man soll ja die Hoffnung nie aufgeben. 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
Und worauf stützt du deinen Glauben dass er/sie anders hätte handeln können?

Ich würde sagen, das kommt immer auf die Situation an, auf das, was passiert ist.

Wenn mich jemand im Streit z.B. mit etwas, das er sagt, verletzt - da kann ich deine Erklärung akzeptieren. Eventuell konnte er durch seine Prägung wirklich nicht anders reagieren in der Situation.

Ich bin aber schon der Ansicht, dass mein Exfreund sich hätte entscheiden können, mich nicht zu vergewaltigen... und da habe ich mit dem Verzeihen dann doch so meine Probleme.
 

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