wenn es aber ein mensch ist der mich verletzt hat, mit dem ich noch immer etwas zutun habe und ich "glaube" dass er anders hätte handeln können..dann fällt mir vergebung sehr schwer!
in dem fall hängt es stark davon ab ob er reue empfindet, sich entschuldigt, auch "wie" er sich entschuldigt und ob ich ihm das so glauben kann!
es gibt dinge die sind so unglaublich verletzend dass man sie nicht mal eben so vergeben kann.
Geht mir genau so. Mit dem "Ich konnte nicht anders, meine Verletzungen aus meiner schweren Kindheit, meine Ängste ...." oder was auch immer für ein Blabla tue ich mich schwer. Ich hatte auch keine einfache Kindheit, habe auch schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die mich eingeschüchtert, herabgesetzt, mit Schuldgefühlen manipuliert und mir nichts zugetraut haben, und habe auch aus diversen sonstigen Gründen bis heute mein Päckchen zu tragen. Diese Gründe werde ich hier mit Sicherheit nicht in allen Einzelheiten ausbreiten. Aber manch einer, der mich ganz anders einschätzt, würde sich wundern, wenn er das alles wüsste...
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Man sollte aber dennoch, egal wie übel einem das Schicksal oder andere Menschen auch mitgespielt haben, bemüht sein, sich gegenüber Menschen, die nichts mit den Vorfällen aus der Vergangenheit zu tun haben, nicht gehen zu lassen, nur weil einem gerade danach ist. Schon gar nicht, wenn es nicht ansatzweise einen triftigen Grund dafür gibt, der in der Person des anderen Menschen liegt. Wenn man merkt, dass man dennoch dazu neigt, sollte man sich selbst zuliebe und auch im Interesse seiner Mitmenschen an sich arbeiten. Wenn nötig, auch mit psychotherapeutischer Hilfe.
Allerdings ist diese Haltung heute in weiten Teilen der Gesellschaft sehr verbreitet nach dem Motto: Hauptsache,
ICH. Wenn mir ein Mensch nicht (mehr) nützlich ist, weil ich mir von einem anderen mehr Vorteile verspreche, dann weg mit ihm. So wie mit einem alten, ausrangierten Putzlappen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Fairness ist was für Schwächlinge. Dankbarkeit ist erst recht was Altmodisches, nur noch was für alte Matronen und Tattergreise. Sich nur ja niemandem verpflichtet fühlen, möglichst immun bleiben für Mitgefühl und Rücksichtnahme. Survival of the fittest heißt die Devise. Bei so viel Lieblosigkeit und Egoismus braucht man sich nicht darüber zu wundern, dass immer mehr Menschen hierzulande psychische Probleme bis hin zu schweren seelischen Erkrankungen bekommen.
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Mir ist Reue auch wichtig, weil sie zeigt, dass es einem Menschen wenigstens im Nachhinein nicht egal ist, wie es mir aufgrund seines Verhaltens geht. Und natürlich kommt dies auch darin zum Ausdruck, ob derjenige sich überhaupt entschuldigt und ob die Entschuldigung glaubhaft ist. Dass das umgekehrt auch für mich gilt, wenn ich jemanden verletzt habe, ist selbstverständlich.
Und du hast Recht: Manche Dinge sind so tief und nachhaltig verletzend, dass man sie nicht oder jedenfalls über viele Jahre nicht verzeihen kann. Ich bin froh, dass das auf mich zumindest nur in einem einzigen Fall zutrifft, der schon einige Jahre zurückliegt. Noch froher wäre ich allerdings, wenn ich auch diese Sache endgültig ad acta legen könnte. Vielleicht gelingt es mir ja noch eines Tages, man soll ja die Hoffnung nie aufgeben.
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