vielen dank für deine antwort.
ich versuche jetzt auf deine einzelnen aussagen einzugehen und zu erkklären, wie ich das sehe oder meine...
ich kopier jetz einfach immer deine aussagen rein (weiss nicht wie das mit dem zitieren funktioniert hier)
Zuerst einmal heißt Co-Abhängigkeit nicht, dass Du eine eigene Sucht besitzt. Es heißt auf ersten Blick, dass Du gelernt hast, mit der Abhängigkeit Deines Mannes zu leben. Vielleicht ähnlich, wie mit einem ausgelaufenen Paar Schuhe, an das man sich gewöhnt hat, gegen das jedes neue Paar Schuhe unpassend erscheint. Was so weit gehen kann, dass sie normal für Dich geworden ist, Teil Deines eigenen Lebens. Und dass auf zweitem oder dritten Blick unklar werden kann, wer eigentlich von wem oder was abhängig ist.
Für den Abhängigen kann das eben auch bedeuten, dass er in die Situation seiner Abhängigkeit zurückkehrt, auch wenn kein Mensch dort das für sich verstehen kann. Und dasselbe kann es für die Co-Abhängigen bedeuten.
ist es denn so falsch, seinem partner helfen zu wollen? ich habe mir sehr viele gedanken über co-abhängigkeit gemacht und mich auch darüber informiert... ja, vermutlich trifft das auf mich auch zu - aber ich denke, dass eine co-abhängigkeit immer an eine abhängigkeit gekoppelt ist. ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass mein mann wieder auf eigenen beinen steht und ich nicht mehr für alles die verantwortung übernehmen muss.
der letzte absatz bedeutet, dass ich an seiner sucht schuld bin oder verstehe ich das jetzt falsch? wenn er bei rückkehr wieder rückfällig werden würde, dann liegt es an mir? ich geben mir auf alle fälle eine teilschuld, weil er eben damals mit den medis angefangen hat, als ich mich getrennt habe. ich kann dir gar nicth sagen, wie sehr ich das bereue!!
Ich würde sagen, er war BEI DIR daheim. Und ihm ist nicht plötzlich etwas eingefallen, er scheint über seinen Krankenhausaufenthalt Zweifel bekommen zu haben, ob das jetzt aus seiner Sicht richtig sei. Er möchte für die nächsten Tage noch nicht zurückkehren. Wo ist das Problem?
wenn ich von ihm eine klare aussage hätte, dass er meinetwegen 5 tage, 3 wochen oder wie lange auch immer zeit braucht, dann würde ich das akzeptieren und sicherlich auch damit umgehen können. das problem liegt daran, dass ich einfach so viel angst habe, dass er nicht "noch nicht" sondern gar nicht zurückkehrt. das problem liegt einfach nur in dieser hilfslosigkeit der situation gegenüber... das problem liegt darin, dass ich keine ahnung habe, was nächstes kommt.
Das ergibt keinen Sinn FÜR DICH.
das ist klar - wenn es für ihn keinen sinn ergeben würde, dann würde er es vermutlich nicht tun.
Vielleicht, weil er anfängt, aus sich heraus über sich selbst nachzudenken. Was ist daran so schlimm?
daran finde ich folgendest schlimm - er lässt mich, als seine partnerin komplett außen vor. man steht doch in einer beziehung, einer ehe, solche schwierigen zeiten gemeinsam durch... so ist zumindest meine vorstellung davon. wir haben sehr viel durchgemacht bist jetzt und es ist unendlich verletzend, dass er sich jetzt, wo es endlich bergauf geht (also weil er nun endlich eine therapie macht) sich so von mir zurückzieht.
Tja, vielleicht solltest Du dann mal etwas für DEINE Gesundheit machen.
sicherlich sollte ich das tun. das weiss ich. das ist die theorie, die sicherlich absolut richtig ist... nur funktioniert es praktisch leider nicht, weil ich es einfach nicht schaffe.
Das finde ich schon bedenklich. Du nicht auch? Warum bist Du so überfordert, Dein Mann ist doch gar nicht da? Was tust Du eigentlich FÜR DICH?
aber genau das überfordert mich ja. er ist eben NICHT da. wir haben bevor er ins KH rein ist uns gegenseitig versprochen, dass wir, egal was passiert, wie schwer es wird, diese zeit gemeinsam durchstehen. und jetzt? jetzt lässt er mich komplett außen vor - wieso? wieso können wir nicht gemeinsam nach lösungen suchen? es geht natürlich in erster linie um ihn - das streite ich auch gar nicht ab, aber es geht doch auch um uns.
Ob er sich trennen will, oder nicht, ist eine Sache. Das steht gar nicht zur Debatte. Dass Du jetzt nächtelang in Angst alleine zuhause verbringst, ist eine andere Sache. Sorge doch jetzt für Dich. Was willst Du gegen Deine Unruhe und Deine Ängste machen, wie kannst Du mit diesen Gefühlen umgehen?
für mich hängen diese sachen unmittelbar zusammen. ich kann mit diesen gefühlen, dieser angst GAR NICHT umgehen... ich schaff es nicht, auch nur eine sekunde an etwas anderes zu denken, als wie es ihm gerade geht und vor allem die frage, wie es weiter geht. ich vermisse ihn so unendlich, dass es körperlich weh tut. das wissen, dass er gerade mal 10-15km weit weg und doch absolut unerreichbar für mich ist, ist unerträglich. ich muss mich ständig die ganze zeit mit höchster gewalt dazu zwingen, ihm keine sms zu schicken, ihn nicht anzurufen und nicht dahin zu fahren (ich weiss ja logischerweise, wo seine tante wohnt, bei der er jetzt ist). am tag kann ich mit der situation noch einigermaßen umgehen, aber in der nacht? in der nacht finde ich es grausam ohne ihn einzuschlafen und aufzuwachen... ich finde es grausam, kein wort von ihm zu hören, ihm nicht helfen zu können.
Dein Mann macht jetzt wochen- oder monatelang Therapie. ER sorgt FÜR SICH, und das ist nicht ungerecht, es ist richtig so. Wäre es nicht genauso richtig, dass Du jetzt ENDLICH einmal für Dich sorgst?
ich habe es aktzeptiert, dass er für mehrere monate weg sein wird. wenn ich weiss, dass er danach wieder da ist, dann ist es einfach eine andere ausgangssituation als jetzt. jetzt weiss nicht weder ob noch wann er wieder da ist. ich weiss nicht, wann ich mit ihm reden oder ihn sehen kann. ich weiss nicht, wann ich ihn wieder küssen und einfach in den arm nehmen kann. das lässt mich absolut verzweifeln.
für mich kann ich sorgen, wenn er wieder gesund ist - dann habe ich die ruhe und auch die kraft, mich um mich zu kümmern. im moment bin ich froh, wenn ich es schaffe paar stunden zu schlafen und 1mal am tag ne kleinigkeit zu essen. mehr ist leider nicht drin. jeder sagt mir - genieß doch die zeit nur für dich... aber WIE? ich kann die zeit nicht genießen, weil ich sie unerträglich schrecklich finde. ich kann der aktuellen situation wirklich nichts positives (bitte nicht falsch verstehen - ich finde es SEHR positiv, dass er die therapie macht) abgewinnen. und dann ist es doch fast unmöglich irgendwas zu genießen oder liege ich da falsch?
Wäre eine Selbsthilfegruppe für Angehörige nicht vielleicht doch etwas für Dich, um mit der Situation besser umgehen zu können? Was willst Du? Was willst Du für Dich ganz alleine? Was willst Du mit Deinem Mann? Was willst Du unabhängig von ihm, oder ohne ihn für Dich verwirklichen?
ich war ja heute bei der beratungsstelle und ich werde nun in den nächsten 14 tagen von der angehörigen-beraterin angerufen, damit wir ein termin vereinbaren können und sie will dann schaun, ob eine einzel- oder gruppen angehörigen therapie für mich besser geeignet ist.
was ich will? ich will ein glückliches leben mit meinem mann führen, ich will pläne, die wir haben (haus bauen, kind kriegen, nach südamerika fliegen etc.) verwirklichen.
für mich ganz alleine?
für mich ganz alleine war immer schon wichtig, im beruf erfolgreich zu sein - das habe ich erreicht - das bin ich. den rest habe ich seit über 9 jahren mit meinem mann gemeinsam geplant.
was will ich mit meinem mann?
einfach nur eine stinknormale, von mir aus langweilige (aufregung hatte ich in den letzten jahren und vor allem tagen wirklich mehr als genug.
ohne ihn?
wie oben schon geschrieben - das was ich für mich alleine verwirklichen wollte, habe ich getan. ich weiss, dass meine karriere gut vorwärts geht, ich weiss dass ich freunde habe. und der rest ist für mich einfach nur der wunsch eine familie mit meinem mann zu haben. einfach nur ein ganz normales leben zu führen...
mein größter wunsch ist, dass er gesund wird, wieder da ist und wir genau da anfangen können, wo uns seine suchterkrankung leider immer wieder unterbrochen hat (er war zwischenzeitlich immer mal wieder einige monate "clean").
ich stelle mir einfach immer vor, dass er bald merkt, dass er mich vermisst und einfach vor der tür steht oder zuhause auf mich wartet, wenn ich von der arbeit heim komme... das er mich in den arm nimmt und sagt "schatz, ich liebe dich! wir stehen das gemeinsam durch!"... ist der wunsch denn so abwegig? ist es denn nicht normal, dass man sein leben mit seinem partner, den man liebt, teilen möchte?
vielen vielen dank für deine antwort. ich würde mich sehr freuen, wenn du nochmal schreiben würdest.
