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Wieso muß ich meinem Psychotherapeuten versprechen mich nicht umzubringen ?

mucs

Aktives Mitglied
Hallo @Hajooo,

das Ganze nennt sich Non-Suizid-Vertrag und funktioniert auf mehreren Ebenen. Zum einen tatsächlich als rechtliche Absicherung. Das ist aber eher nebensächlich.

Der Haupthintergrund ist der, dass in Zeiten, in denen es uns schwer fällt, gut zu uns selbst zu sein und gut für uns zu sorgen die meisten von uns trotzdem einen hohen moralischen Kompass haben. Und dieser Kompass sorgt dann dafür, dass es uns auch wenn es uns leicht fällt, uns "wegzuschmeissen" (Achtung: ich bin suizidal seit einem einstelligen Lebensalter, ich verurteile niemanden dafür!!) es uns sehr viel schwerer fällt, einen Menschen, zu dem wir einen persönlichen Bezug, eine Beziehung haben, zu enttäuschen oder diesen zu verletzen.
Versteh das aber bitte nicht nur als Taktik. In der Regel geht es dem/der TherapeutIn um Dich, um Dein Leben.
Und außer bei einer schweren, ggf. lethalen Erkrankung sind doch Suizide oft ein Ausdruck von "ich kann dieses Leben nicht mehr leben" oder "ich möchte, dass die momentane Situation beendet wird".
Auch wenn Du schreibst "ich warte, bis die Kinder aus dem Haus sind" ist das eine Art NSV, den Du allerdings mit Dir selber geschlossen hast.

Wie gesagt, ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt. Ich habe mich jahrelang an solche Versprechen geklammert, wenn alles schwarz war und tue dies teilweise noch heute.

Dein Therapeut möchte Dir damit helfen, Dir einen Ausweg aus diesem Druck, diesem Gedankenkreiseln geben.

Vielleicht sprichst Du ihn/sie mal darauf an?


Versteckter Text, Trigger-Gefahr:
und bedenke bitte immer: auch wenn die Kinder aus dem Haus sind, wird es ihnen das Herz brechen.... Genauso wie anderen, denen Du nahe stehst, die sich Dir nahe fühlen. Das ist hart und manchmal auch eine große Last. Aber es ist Dir Realität.
 

weidebirke

Urgestein
Es ist nicht nur die rechtliche Absicherung. Aber ja, der/die Therapeut*in will abschätzen, wie ernst die Gedanken sind.

Es geht auch darum, woran man gemeinsam arbeiten will. Wer so suizidgefährdet ist, dass er die Gedanken auch umsetzen würde/wird, der gehört in eine Klinik. In der ambulanten Therapie kann es nach dem Versprechen darum gehen, wie man das WE gut über die Runden bringt zum Beispiel, was man mit aufkommenden Gedanken macht.
 

Soul-Sister

Aktives Mitglied
Hey @Hajooo

Die Fragen, die Ausnahmsweise stellt, finde ich auch gut.

Immer warum fragen. Warum erscheint dir dein Leben nicht lebenswert? Und dann diese Ursachen angehen. Und zwar mit deiner Kraft, nach deinem Tempo, eine nach der anderen. Und du wirst sehen, es wird dir besser gehen, sobald du dich nur auf den Weg machst. Lieber etwas anderes tun, als einen Suizid planen. Du kannst deine Kräfte sinnvoller einsetzen. 🍀
 
G

Gelöscht 128502

Gast
Vielleicht passt das ja hier rein.

Hab ein Buch gelesen in dem die Rede von Delphinen ist die in Gefangenschaft leben. Wenn man sie zu streng hält, zeigen sie auf Grund der Gefangenschaft suizidales Verhalten. Sie schwimmen gegen die Wand oder halten mit Absicht die Luft an. Das ist vereinzelnt schon passiert also wirklich so wie ich das sage vorgekommen. Tiere die sich auf Grund von Gefangenschaft umbringen.

Auf den Menschen übertragen heißt das folgendes für mich.
Es hat was mit sozialem Kontakt zu tun und auch mit Gefangenschaft, dem Eindruck keine Kontrolle zu haben. Als würde man egal was man tut, eh im Gefängnis sein. Mit seinem Psychater einen Vertrag zu schließen, hat auf beides positive Auswirkungen.

Ansonsten sind uns keine anderen Wesen bekannt, außer vereinzelnt Tiere (Delphine, Hunde, Katzen) die "Suizid" machen. Das heißt es braucht eine gewisse Fähigkeit um überhaupt dahin zu kommen. Sprich eine Hirnfunktion/ oder sagen wir einen freien Willen? Wollen wir dieses Wunder, also das wir es kännten, wirklich auf's Spiel setzen? Wobei ich meinen Willen ja in Gottes Hände geben kann, sobald da diese unfassbar und undefinierbare Leere ist (also für mich, für den der nach dem was menschlich ist schaut). So gesehen war das auch bei mir der ausschlaggebende Punkt. Diese Leere ist auch heute da aber nur, solange bis ich meinen wahren Vater wieder erkenne. Ich glaube jedenfalls dran und es hilft mir mit meinen sog. Suizidgedanken.
 

Zera

Mitglied
Ich muste damals auch so einen "Vertrag" beim Therapeuten abschließen um überhaupt wieder frei aus der Stunde herauszukommen. Damals war ich darüber überrascht einem" fremden " Menschen qasi zu versprechen nicht von dieser Welt zu gehen. Der Gedanke was will er von mir und die Bedeutung zu diesem "Vertrag" hab ich nicht direkt verstanden. Aber ich wußte er war in dem Moment der einzige
der mir eine Hand oder ein Seil gereicht hat wenn wirklich gar nichts mehr geht vorher mit ihm zu sprechen. Der letzte Schritt sich an den Vertrag zu erinnern das da jemand ist dem man versprochen hat erst nochmal mit ihm zu reden. Diese Sicherheitsleine so nenne ich das mal ist sehr sehr wichtig weil man in dem Moment keine Kontrolle über sich selber hat. Aber der Therapeut kann dann plötzlich dein Notstopp werden.

Solche Gedanken Hajooo hat wohl jeder Mensch bestimmt einmal oder auch öfter in seinem Leben egal warum auch immer das wichtigste ist das durchzustehen , nicht allein sondern mit Hilfe bevor man sein Leben aufgibt. Darum finde ich das nicht nur Therapeuten so einen Vertrag abschließen können auch mit einem vertrauten Menschen kann man einen Pakt abschließen um sich fest zuhalten . ...

Pass gut auf dich auf.

Zera
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Würde mich interessieren,was dein Therapeut antworten würde,wenn du ihm deine Frage stellen,würdest,@Hajooo .
Hast du ihn mal gefragt?
Ich denke,sie machen das,um von deiner Reaktion einschätzen zu können,ob für dich die ambulante Therapie ausreichend ist oder ob tatsächlich ein Klinikaufenthalt sinnvoller wäre.
Ich hasse es grundsätzlich Versprechen zu geben,die ich nicht weiß,ob ich sie einhalten kann.Andere haben damit keine großen Probleme.
In schweren Zeiten, verspreche ich mir selber,alles Mögliche für mich zu versuchen.Ich verspreche mir selbst zu versuchen,nie aufzugeben.
Vllt ist ein solches Versprechen etwas,was einem Mut machen soll,ein Halt.
Es gibt allerdings viele Menschen,die ohne schlechtem Gewissen alle möglichen Versprechen brechen.
Wie gesagt,würde ich an deiner Stelle deinem Therapeuten die Frage stellen,was genau der Sinn hinter diesem Versprechen ist.
 

tork

Aktives Mitglied
Letzten Endes kann man nur frei zu leben entscheiden, wenn man auch sterben darf. Und es hat auch jeder Mensch ein Recht auf selbstbestimmtes Leben. Das ist unveräußerlich. Auch nicht durch einen Vertrag. Da zum Leben auch der Tod gehört sollte auch dieser selbstbestimmt sein (sofern er nicht durch anderweitige Schicksalsschläge verursacht wird). Aus diesem Grund halte ich nichts von solchen Verträgen. Sie dienen einer falsch verstandenen Menschlichkeit. Aber es ist keineswegs menschenwürdig in solche Rechte einzugreifen. Es ist zudem übergriffig...

Man sollte auch zwischen einem Bilanzsuizid und einem Suizid im Affekt unterscheiden. Wenn jemand sein Leben anhaltend so bilanziert, dass er zu dem Schluss kommt, dass sein Leben nicht mehr menschenwürdig ist, halte ich einen solchen Übergriff ihn zum Leben zu zwingen für als nicht statthaft. Etwas anderes ist es, wenn jemand es im Affekt tut. Dann kann man möglicherweise wirklich noch von Hilfe sprechen, wenn man ihn von einem Suizid gewaltsam (oder auch durch einen Vertrag) abhält.

Um Psychotherapeuten, die mir einen solchen Vertrag aufzwingen wollen, mache ich inzwischen einen großen Bogen. Auch wenn die Nadel damit noch kleiner und der Heuhaufen noch größer wird. Das hat auch etwas mit Würde zu tun.
 

PsychoSeele

Urgestein
Die Lösung Suizid klingt so "einfach" und doch ist es das gewiss nicht.
Es ist verdammt schwer zu sterben, so jedenfalls nach meiner Erfahrung.

Für mich war der geplante letzte Schritt ein Neuanfang, da sich meine Sicht auf das Leben danach verändert hat.
Ich habe angefangen mich selbst nicht mehr so unter Druck zu setzen und habe kapiert, dass ich gut so bin wie ich bin, trotz meiner psych. Erkrankungen. Ich habe gelernt die Symptome zu verstehen und dadurch konnte ich besser mit mir umgehen.
Die Probleme die aus der Erkrankung resultierten bauten sich nach und nach ab und ich fühlte mich besser.
Das gab mir Antrieb. Mit medikamentöser Unterstützung lebe ich heute deutlich stabiler und fühle mich endlich normal.
Bei mir kann es immer wieder zu einem erneuten Rückfall kommen,zu jeder Zeit, aber heute weiß ich die Vorboten einzuordnen und kann mir rechtzeitig Hilfe organisieren oder eben selbst gegensteuern.

Ich habe dir meine Erfahrung geschrieben, damit du siehst, dass es besser werden kann @Hajooo

Was du brauchst ist Zeit, und Unterstützung die dir dabei hilft (alte) Wunden zu lindern, wenn nicht sogar zu heilen.

Ich wünsche dir alles Gute
 

Salome64

Aktives Mitglied
Wenn jemand sein Leben anhaltend so bilanziert, dass er zu dem Schluss kommt, dass sein Leben nicht mehr menschenwürdig ist, halte ich einen solchen Übergriff ihn zum Leben zu zwingen für als nicht statthaft. Etwas anderes ist es, wenn jemand es im Affekt tut. Dann kann man möglicherweise wirklich noch von Hilfe sprechen, wenn man ihn von einem Suizid gewaltsam (oder auch durch einen Vertrag) abhält.
Ich bin grundsätzlich auch der Meinung, wenn jemand sich wirklich umbringen möchte, hat er das Recht dazu. Jetzt kommt das aber: In dem Moment, wo ich wegen meiner Probleme einen Arzt oder Therapeuten aufsuche, erwarte ich mir ja Hilfe. Und in diesem Kontext finde ich dieses Versprechen absolut in Ordnung. Es hat therapeutische Gründe, wie sie hier ja auch schon genannt wurden. Rechtlich hat das ganze null Auswirkungen, zumal diese Versprechen auch mündlich bzw. per Handschlag gegeben werden.
Übrigens gibt es solche Versprechen/Verträge nicht nur bei Suizidgedanken sondern auch bei Magersucht oder Bulimie.
Ich finde es eher gut, wenn ein Therapeut es so handhabt und einen nicht direkt einweisen lässt - das wäre dann tatsächlich gewaltsames Verhindern, aber sicher nicht dieser rein symbolische Vertrag, der ja keinerlei rechtliche Konsequenzen hat.
 

Youshri

Aktives Mitglied
Das Thema, ob oder nicht, finde ich, je mehr ich darüber nachdenke, immer spannender. Dabei frage ich mich jetzt auch, ob eine Therapie eigentlich dafür da ist, einen Gedankenaustausch zu bewerkstelligen ..... oder doch etwas ganz anderes zu bewirken.
 

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