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Puzzlestück
Gast
Diese Fragestellung wird jetzt sicherlich lang und kann verwirrend und kompliziert wirken. Dennoch bitte ich um ehrliche Antworten und vielleicht liest es sich ja jemand bis zum Schluss durch 🙂.
Unsicherheit und Angst machen sich in mir breit, wann immer ich auf das Thema Liebe stoße. Ob es nun meine Freunde sind, die sich mit mir darüber unterhalten oder meine großen Geschwister, die nach meinem "Liebesleben" (sofern man das mit 16 Jahren haben kann) fragen.
Denn mit mir ist das nicht so einfach, wie mit anderen meines Alters.
In meiner Klasse hatte jedes Mädchen schon mindestens einmal einen Freund oder war zumindest schon einmal verliebt. Doch ich kann mit nichts dergleichen prahlen.
Ich hatte einmal schon angenommen, dass ich vielleicht einfach nicht auf Jungs stehe. Doch das kann es nicht sein, immerhin hatte ich schon die üblichen Schwärmereien für diverse Schauspieler wie Johnny Depp und Co. hinter mir. Damals war ich vielleicht 13 Jahre alt.
Es ist nicht so, dass ich keinen Freund möchte. Im Gegenteil, ich wäre sehr interessiert an einer Beziehung. Doch ich verliebe mich einfach nicht.
In der Schule bin ich eine Außenseiterin, werde von den Jungs ignoriert, solange ich sie nichts frage. Wenn das passiert werde ich nur beleidigt. Dabei sind es keine persönlichen Fragen, es sind nur Fragen wie: "Weißt du wo XY ist?" oder "Kannst du bitte kurz zur Seite gehen?"
Nichts dramatisches also. Dennoch werde ich einfach angemosert und oft auch beleidigt.
Netten Kontakt zu Jungs habe ich teilweise über das Internet gehabt. Davon wollten auch Zwei eine Beziehung mit mir, jedoch hatte ich mich (mal wieder) nicht verliebt.
Und so geht das ständig.
Allmählich treibt es mich an den Rand des Wahnsinns, denn ich fühle mich wie eine Aussätzige, jemand, der einfach nicht richtig im Kopf ist.
Es wird doch immer von der ersten großen Liebe erzählt, von Schmetterlingen im Bauch und Herzchenaugen, doch bei mir möchte sich das einfach nicht einstellen.
Und dann ist es ja auch noch so, dass ich teilweise nicht mal reguläre Zuneigung annehmen kann. Ich weiß nicht, wie ich mit so etwas umgehen soll und es ist mir oft auch unangenehm.
Dazu muss man sagen, hatte ich aber auch keine gute Vergangenheit. Behütete Kindheit war da nicht so, auch wenn es vermutlich harmlos im Vergleich zu anderen Geschichten ist.
Meine Eltern hatten sich früh getrennt, damals war ich zwei Jahre alt. Meine kleine Schwester und ich waren immer der Spielball meiner Eltern, es ging immer nur um uns, wir mussten uns regelmäßig von beiden Seiten anhören wie scheiße der andere ist und so weiter.
Gelegentlich wurden wir von unserer Mutter geschlagen oder getreten, auf mich hat sie manchmal minutenlang mit einem Schuh eingeschlagen (vermutlich kam sie mit dem Druck nicht zurecht...). Ich habe es ihr immer verziehen, es waren meistens für mich nur Ausrutscher und es gab auch Tage an denen wir morgens noch kuschelten. Mein Vater heiratete sehr früh erneut, wir bekamen zwei ältere Stiefgeschwister, mit denen wir uns auch gut verstanden. Jedes zweite Wochenende ging es zu meinem Vater, die restliche Zeit wohnten wir bei Mama.
Irgendwann landeten wir vor Gericht (ich war 9 Jahre alt), mein Vater wollte gerichtlich erzwingen, dass wir zu ihm ziehen. Wir wurden hin und her geschubst, ich denke mal, alle paar Monate waren wir bei jemand anderen. Ich und meine Schwester waren das einzige was wir hatten - einander.
Am Ende blieben wir bei unserer Mutter, doch es besserte sich nichts. Im Gegenteil, mit dem einsetzen der Pubertät (meinerseits) gerieten ich und meine Mutter immer heftiger aneinander. Meine Schwester und ich mussten wöchentlich zum Psychotherapeuten, woraufhin ich in meiner Schule immer wieder "Psycho" beschimpft wurde.
Und dann, ein Jahr später, zog ich zu meinem Vater (mit 12). Meine Schwester blieb bei unserer Mutter, sie wurde nie geschlagen.
Bei meinem Vater erwarteten mich meine Stiefmutter und -geschwister. Die anfänglichen Versprechen, die mir mein Vater vor meinem Umzug gemacht hatte, verpufften größtenteils im nichts. So musste ich mich oft um mich selber kümmern, zum Arzt ging es nur, wenn ich meinen Vater wöchentlich dran erinnerte einen Termin zu machen. Zum Einkaufen ging ich nur selten mit, auch weil das Verhältnis zwischen mir und meiner Stiefmutter nicht funktionierte. Oft flogen mir Schuldzuweisungen entgegen, bspw. "du bist Schuld am Herzinfarkt deines Vaters", "du bist Schuld wenn wir uns trennen", etc.. In der Schule wurde ich gehänselt, aufgrund meiner schlechten Kleidung. Oder besser gesagt: Kleidung, die nicht gerade zu einem dreizehnjährigen Mädchen passte (zur damaligen Zeit - 2014). Aber wie soll ein junges Mädchen auch etwas über die Mode wissen, wenn es nur den Vater als Ansprechpartner hat?
Ich fühlte mich oft einsam und vernachlässigt, hasste mich in solchen Momenten aber selbst, weil es eben in meinen Augen bloß Selbstmitleid war. Und Selbstmitleid war mir ein Greul.
Meine Stiefmutter und ich hatten nur Streit, richtige Zuneigung bekam ich nicht. Gelegentlich wollte mich mein Vater in den Arm nehmen und schwor mir immer wieder aufs Neue die größten Liebesbekundungen, doch aus irgendeinem Grund konnte ich dies nicht an mich ranlassen.
Versteht mich nicht falsch, ich war nie ein kalter Mensch. Früher hatte ich oft mit meiner Mutter gekuschelt, doch diese Zeiten waren vorbei.
Nach meinem Umzug hatte ich meine Mutter monatelang nicht gesehen, erst nach einem halben Jahr sah ich sie wieder. Wir mussten komplett von Neuem anfangen, das Verhältnis war sehr angespannt.
Ein "Ich hab dich lieb" bekam ich nie mehr zu hören (seitens meiner Mutter) oder aber ich konnte es aus einem mir unbekannten Grund nicht ernst nehmen (seitens meines Vaters).
Dieser Zustand zieht sich bis heute hin. Mit meiner Stiefmutter habe ich vor drei Tagen (wie schon so oft) vorläufigen Frieden geschlossen, doch meinen Vater kann ich noch immer nicht an mich heranlassen.
Meine Mutter und ich hingegen verstehen uns bestens. Ich fühle mich in der Familie nicht wohl, sitze stattdessen oft den ganzen Tag alleine in meinem Zimmer und gehe ein vor Einsamkeit (ja, ich weiß was ihr jetzt denkt - Draaama). Ich stelle immer wieder fest, wie sehr ich mich nach einem "ich hab dich lieb, mein Schatz" sehne, doch wie schon gesagt: meinem Vater kaufe ich es aus irgendeinem Grund einfach nicht ab. Dabei ist nie was sehr schlimmes zwischen uns vorgefallen.
Soviel dazu.
Um nun nochmal auf die eigentliche Frage zurückzukommen:
Kann man diese Geschichte mit meinem derzeitigen Problem (=verliebt sich nicht, reagiert unbeholfen und gestresst auf Zuneigung) in Verbindung bringen? Spielt es eine Rolle, oder ist das schlichtweg eine Überreaktion meinerseits?
Und wie kann ich daran arbeiten?
Gerade meine Stiefmutter sorgt in den letzten Tagen für starke Verunsicherung bei mir. Denn wie bereits erwähnt, haben wir momentan Frieden, jedoch zeigt sie seitdem (logischerweise) auch ein starkes und äußerst ungewohntes Interesse an mir.
So folgt auf das für gewöhnlich monotone "Hallo" beim nachhause kommen, gleich die Frage "Und, wie war dein Tag?"
Eine simple Frage, die meist mit einer starken Verunsicherung seitens mir einhergeht. Ich bin sowas einfach nicht gewohnt!
Daher antworte ich dann meist sehr wortkarg und meist auch mit gleichgültigem Ton, was mir hinterher immer sehr leid tut. Denn im Grunde bin ich dankbar für jedes bisschen Zuwendung.
Aber auf der anderen Seite ist es auch wieder so verunsichernd, aufgrund der ungewohnten Situation.
Was kann mir helfen? Wie kann ich daran arbeiten?
Wenn ich Zuwendung so sehr will, warum kann ich es dann nicht einfach annehmen?