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Wo ist mein Kampfgeist hin

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Gast

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Hallo,

keine Ahnung warum ich hier überhaupt schreibe...

Mein ganzes Leben war und ist ein Kampf. Immer mit den Blick nach vorn, immer weiter, nicht zurück schauen...
Ich bin mit 14 von zu hause weg und habe Jahrelang auf der Straße gelebt. Ich habe Drogen genommen und viele Dinge getan für die ich mich schämen sollte, aber es nicht tue. Ich habe nie andere Menschen beklaut oder war sonstwie kriminell gegen andere. Nein meine Drogenkarriere wich deutlich von der Norm ab. Ich habe nie gejammert und war mir immer der vollen Tragweite meiner Handlungen bewusst. Trotz Heroin, Koks etc..ich habe die anderen oft beneidet für ihre angebliche Handlungsunfähigkeit. Im Gegenteil ich liebte mein Leben, ich genoss meine Freiheit und habe vielen Menschen vor allem Kindern und Jugendlichen geholfen ihren Platz in ihren Leben zu finden indem ich ihnen Wege zeigte von der Straße zu kommen. Ich mochte mein Leben, diese Freiheit zu tun was ich für richtig halte. Ich war politisch aktiv, war weder links noch rechts. Ich zog von einer Stadt in die nächste.

Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, mein Körper gab langsam nach....da war ich 18. Ich machte einige Therapieversuche, es endete immer damit das ich abhaute, meine Freiheit war mir wichtiger als alles andere. Dazu kam, dass ich die Therapien hinterfragte und so schnell wusste worum es ging und mich nicht manipulieren lasssen wollte und im Umkehrschluss meine Experimente mit den Verhalten von Therapeuten machte. Freiheit!
Ein hin und her folgte bis ich schwanger wurde. Ich spürte Leben in mir und mein Verantwortungsgefühl zwang mich dementsprechend zu handeln. Von heut auf morgen ließ ich die Nadel Nadel sein und nahm keine Drogen mehr. Ich passte mich der Norm an suchte mir ne Whg. und wurde Mutter. Mein Arzt war beeindruckt. Es waren schlimme Monate voller schmerzen aber ich war nunmal verantwortlich für ein Kind. Der Vater des Kindes war ein one-night-stand, kein Kontakt.

Ich lernte dann meinen heutigen Mann kennen und wurde wieder schwanger. Er arbeitet ich kümmer mich um sonst alles. Und ich mein wirklich um alles, sein Job ist es arbeiten zu gehen, mehr nicht. Das Geld reicht vorn und hinten nicht. Wir haben weniger als H4, aber dennoch nicht einen Cent Schulden. Ich hasse es von irgendetwas abhängig zu sein. Welch Ironie!
Die Jahre vergingen, die Kinder sind in der Schule. Wir zogen in sein Elternhaus in dem wir nun unten Leben und Schwiegermutter oben. Ich hasse es. Ich verachte die Frau und für mich ist es ein Spießrutenlauf Tag ein Tag aus. Ich habe versucht Arbeit zu finden, aber es gibt keinen Hortplatz in der Nähe und mein Mann arbeitet im Schichtdienst.

Ich habe immer gekämpft, ich war immer für andere da, ich war eine gute Mutter und Ehefrau und habe für das was mir wichtig war gekämpft. Vor 3 Wochen bin ich aufgewacht und mir wurde klar, dass das Leben was ich führe nicht das ist was ich will. Okay, dann änder ich es, wie immer. Und zum ersten mal in meinen ganzen Leben mußte ich feststellen wie unfrei ich bin und das es überhaupt keine Möglichkeiten gibt es zu ändern. Ich habe Kinder und Familie, eine sehr gute Schule für die 2 und eine schöne Whg. inklusive Hausdrachen der mich tagtäglich verletzt, sich in die Kindererziehung einmischt und meine Ehe zerstört. Zwar keine Schulden, aber auch zu wenig Geld für einen Umzug etc.

Ich bin überrascht und beobachte mich selbst. Meine Verhaltensmuster, Gefühle, mein Umgang mit diesen Problemen. Alles was für mich gut ist, wäre für meine Familie
das Gegenteil.
Ich denke darüber nach, wieder anschaffen zu gehen um genug Geld für einen Umzug etc. zu organisieren. Für meinen Mann ein Horror, für mich nur ein Job wie jeder andere auch. Dennoch das aus für meine Ehe, Familie. Ich habe eine gute Lebensversicherung, ein Anfang für sie ein Ende für mich.
Das kanns eigentlich nicht sein. Ich habe so viel gemeistert, habe mich nie unterkriegen lassen und jetzt steh ich mit dem Rücken an der Wand und komme nicht los.
Ich hasse es so sehr. Aber ich finde keine Lösungen.
Ich glaube an nichts mehr und habe auch keine Hoffnung auf Veränderung. Wobei....die Kinder werden älter, vielleicht dann....aber bis dahin bin ich zerstört. 13 Jahre ohne Drogen. Nie hatte ich verlangen danach....doch jetzt wäre ich dankbar für diesen Augenblick der stille. Aber ich habe Kinder und Verantwortung und kann nicht tun was ich will sondern muß einen Weg finden....aber wie?
Mittlerweile komme ich kaum noch aus dem Haus. Ich bemitleide mich selbst und verachte mich dafür. Ich will nur noch schlafen...tue es natürlich nicht. Ich funktioniere, aber ohne Herz. Ich kenne mich zu gut und nun sehe ich mich auf eine Weise in der ich erkenne, dass das nicht mehr ich bin, sondern nur noch ein Zombie meiner selbst. Ich sehe, dass ich anfange aufzugeben...mich meinen einst gewählten Schicksal zu beugen und das langsam aber sicher alle Kraft entweicht...
Ich liebe meine Kinder, meinen Mann....aber ich verachte mich für dieses Leben für meine Unfähigkeit etwas zu ändern.
Freiheit ist eine Illusion, eine gefühlte Momentaufnahme des Lebens. Man könnte fast sagen, dass nach Abzug aller äußeren Einflüsse die mich bewegen so zu handeln wie es mir von außen aufgebürgt wird nichts verbleibt.
 
Hallo,

an den Tag hatte ich, mal wieder, einen Streit mit der Hexe. Eigentlich belanglos, nur diesmal bin ich explodiert. Ich habe immer geschluckt, ich war immer darauf bedacht alles richtig zu machen und an diesem Tag lief das Fass über. Ich sagte meine Meinung, sie heulte und ich setzte mich ins Auto und fuhr los....einfach weg. Stundenlang, fuhr ich mit 180 kmh über die Autobahn und überdachte mein Leben. Ich habe in den letzten Jahren alles gegeben was ich konnte. Ich habe dieses scheiß Haus renoviert und von morgens bis abends geschufftet. Trotz gebrochener Bandscheiben und ner angeknacksten Rippe habe ich Schränke geschleppt und Müll entsorgt. Ich habe immer
alles getan...mich nie beklagt, nie gejammert.
Jetzt ist Schluss, nur ich kann nicht weg. Reden ist mit der Frau nicht möglich, alles schon getan. Wir gehen uns aus dem Weg, aber das ist kein Zustand. Ich bin müde geworden und will so nicht weiter machen. Wären die Kinder nicht, dann wäre ich längst weg. Aber egal was ich tue, ich habe die Verantwortung für alle und alles. Mein Mann ist keine große Hilfe, er versteht nicht was mit mir los ist. Er weiß zwar wie sehr sie mich verletzt, aber er glaubt auch das ich, wie immer, alles ignorieren könnte. Aber der Punkt ist überschritten. Es ist nicht mehr nur diese Hexe, es ist alles. Ich habe immer alles getan, sei es das Finanzielle oder die Kinder, oder sonst was. Ich habe immer dafür gesorgt das alles läuft. Meine Zukunftsängste, Geldsorgen, Probleme mit den Kindern in der Schule ich habe es geregelt...ich habe funktioniert. Ich will das einfach nicht mehr.
All das und mehr ist mir an diesem Tag bewusst geworden...ein langer Schlaf aus dem ich erwacht bin. Nichts mehr mit den kleinen Rebell von einst, nur noch ein Schatten meiner selbst, mit einem Leben was ich so nicht wollte.
 
Hallo,
erstmal hut ab vor all den leistungen die du bislang in deinem leben schon erbracht hast.Das Gefühl von Freiheitsverlust kann sehr schmerzhaft und zermürbend sein,fühlst du dich denn wirklich so gefangen?oder ist es vielleicht langeweile?das Gefühl das dich dein Leben nicht erfüllt?Könntest du denn nicht vielleicht ehrenamtlich irgendwas machen um dich mal wieder auszuleben?Vielleicht mit den Strassenkindern in deiner Stadt?Könntest vielleicht irgendein Projekt selbst anleihern,deine zeit einteilen wie du eben zeit hast?Oder kannst du dir ein bisschen frei nehmen von der familie? sozusagen temporär ausbrechen um den druck abzubauen?ich mein wo du doch den drachen im haus hast,könnte die sich nicht mal nützlich machen und auf die kinder aufpassen?die halten das schon aus,jedes kind hat schonmal einen drachen bekämpft😎 Du fühlst dich bewegungsunfähig und das ist schrecklich und tut mir sehr leid,aber ich bin sicher dein Kampfgeist ist einsatzbereit und steht dir wieder voll zur verfügung sobald du EINEN schritt auf ein wirkliches ziel hin getan hast,ich wünsch dir viel glück dabei
ps.Zombies gibts nun wirklich schon genug auf der welt
 
Hallo,

keine Ahnung warum ich hier überhaupt schreibe...

Weil Du Hilfe suchst ...

Ich liebe meine Kinder, meinen Mann....aber ich verachte mich für dieses Leben für meine Unfähigkeit etwas zu ändern.

Du fühlst Dich ohnmächtig gegenüber dem, was Dein Leben bestimmt. Wir sind da gar nicht mal soweit auseinander ... ich spüre diese Ohnmacht fast täglich.
Ich weiß inzwischen, daß ich mich zwar immer um die Dinge und Probleme anderer Menschen gekümmert habe, aber mich dabei vergessen habe. Heute fühle ich mich des öfteren "ausgepowert", irgendwie als ob es Burnout wäre.

Freiheit ist eine Illusion, eine gefühlte Momentaufnahme des Lebens.

Wow ... treffender hättest Du nicht beschreiben können, was ich fühle, wenn ich am Old Hickory Lake in Lebanon/Tennessee sitze und den Sonnenuntergang in mich aufsauge.
Und die Aussicht, das diesen September wieder zu erleben hält mich aufrecht.
Vielleicht gibt es in Deinem Leben ähnliches ...
 

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