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Wiederkehrende einseitige Liebe und extreme emotionale Abhängigkeit im Arbeitsumfeld - was tun?

Hallo zusammen,

Ich bin 33 Jahre alt und verliebe mich nur sehr selten – aber wenn es passiert, dann extrem. Es trifft mich jedes Mal mit voller Wucht und lässt mich kaum noch los. Fast immer passiert das im Arbeitsumfeld, und fast immer bleibt es einseitig.

Es ist dabei immer derselbe Typ Frau: sehr selbstsicher, extrovertiert, überaus emotional- und sozialkompetent, aber auch sehr herzlich, empathisch, kumpelhaft, mit schrägem Humor und einer gewissen kindlichen Leichtigkeit. Eigenschaften, die ich an anderen sehr bewundere, weil ich sie bei mir selbst vermisse. Diese Frauen geben mir emotional etwas, das ich sonst in meinem Leben nirgends bekomme. Sie treffen genau eine Lücke in mir, die weder Freundschaften noch andere Lebensbereiche wirklich füllen können. Ich behaupte auch, dass so ein Typ Frau ganz einfach sehr selten ist.

Solchen Menschen begegne ich extrem selten – vielleicht alle fünf Jahre einmal. Und jedes Mal ist es für mich sofort „Liebe auf den ersten Blick“. In meinem Kopf steht dann direkt fest: Das ist die Frau fürs Leben. Bisher endete das allerdings immer gleich: mit einer Abfuhr. Danach brauche ich oft Monate oder sogar Jahre, um wieder halbwegs loszulassen und überhaupt wieder offen für andere Frauen zu sein.

Das Ganze belastet mich stark, beruflich wie privat. Mein soziales Leben ist ohnehin sehr eingeschränkt. Ich habe nur noch wenige Freunde, die über ganz Deutschland verteilt leben. Man sieht sich selten, viele sind längst in Beziehungen oder haben Familie. Zusätzlich lebe ich sehr ländlich in einer Kleinstadt mit hohem Durchschnittsalter. Freizeitangebote und realistische Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen, gibt es hier kaum.

Beziehungstechnisch passt das leider ins Bild. Ich bin grundsätzlich gerne allein und komme mit mir selbst zurecht, sehne mich aber trotzdem nach Nähe und Zweisamkeit. Meine letzte Beziehung liegt etwa 15 Jahre zurück und war eher eine relativ kurze, 6-monatige Jugendliebe. Eine „richtige“ Beziehung mit Zusammenleben hatte ich bisher nie. Rückblickend sind Beziehungen oft daran gescheitert, dass ich mich immer wieder genau auf diesen sehr seltenen, für mich scheinbar unerreichbaren Typ Mensch fixiere.

Aktuell stecke ich wieder mitten in so einer Situation. Ich habe mich extrem in eine ehemalige Kollegin verliebt. Sie hat inzwischen den Standort gewechselt, was rational gesehen gut ist – emotional bringt es mir aber wenig. Nach über einem halben Jahr lässt mich das Thema immer noch nicht los. Sie ist morgens mein erster Gedanke und abends der letzte. Den ganzen Tag über grüble ich darüber, wie viel besser mein Leben wäre, wenn es mit ihr funktioniert hätte. Es fühlt sich an wie ein permanenter innerer Entzug, ohne dass ich merke, dass es langsam besser wird.

Was mir zusätzlich Sorgen macht: Dieses Muster zieht sich seit Jahren durch mein Leben. Und inzwischen habe ich beruflich kaum noch Ausweichmöglichkeiten. Ich bin auf einer hochspezialisierten, verbeamteten Stelle und kann weder einfach die Abteilung noch den Arbeitgeber wechseln. Standortwechsel sind nur selten und unter sehr besonderen Bedingungen möglich. Sollte mir wieder so eine „Herzensperson“ im Arbeitsumfeld begegnen, stecke ich faktisch fest. Aufgrund meines schwierigen Lebenslaufs bin ich froh, diese Stelle überhaupt zu haben – auf dem freien Arbeitsmarkt hätte ich aktuell kaum Chancen. Allein dieser Gedanke setzt mich zusätzlich unter Druck und lässt mich ziemlich hoffnungslos in die Zukunft blicken. Erschwerdend kommt hinzu, dass die aktuelle "große Liebe" trotzdem noch in meinem Fachbereich unterwegs ist, wenn auch an einem anderen Standort, und außerdem auch in meiner Nähe wohnt, so dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass man sich auf beruflichen oder privaten Events oder Festlichkeiten gelgentlich trifft. Um überhaupt über so eine extreme Verliebtheit hinweg zu kommen, war es für mich bisher aber immer absolut notwendig, dass ich die Person komplett aus meinem Leben streiche und nie mehr wieder sehe - was im aktuellen Fall leider einfach nur begrenzt möglich ist.

Vielleicht noch wichtig zu erwähnen: Ich habe ADHS, bin hochsensibel und vermutlich hochfunktionaler Asperger-Autist. Ich habe das Gefühl, dass diese Faktoren meine Intensität, mein Verlieben und mein Festhalten stark beeinflussen.

Ich habe bisher versucht, mir Hilfe bei ChatGPT zu holen, bekomme dort auch gute Ratschläge, aber es ist dennoch immer nur ein kurzer Trost. Rational bekomme ich da gute Ratschläge, aber emotional hilft es mir mittel- und langfristig leider kaum. Vor Kurzem bin ich der besagten Kollegin unfreiwillig auf einer betrieblichen Weihnachtsfeier begegnet, und danach war wieder alles da, als hätte ich nie Abstand gehabt.


Im Moment weiß ich einfach nicht mehr weiter. Ich stecke fest in diesem immer gleichen Kreislauf aus extremem Verlieben, Hoffnung, Abfuhr und jahrelangem innerem Nachhall.
Kennt das jemand von euch?
Wie schafft man es, solche Fixierungen zu lösen?
Oder zumindest zu verhindern, dass sie jedes Mal das ganze Leben dominieren?



Ich bin für jede ehrliche Erfahrung, jeden Gedanken oder Hinweis dankbar.
 
Hallo @steppenwolf91,

so extrem kenne ich das nicht, aber in jüngeren Jahren war ich auch manchmal unglücklich verliebt. Das hat sich aber meistens gelegt, wenn ich mitbekommen habe, dass der Typ bei weitem nicht so toll war wie in meinen Träumen.

Vielleicht idealisierst du diese Frauen einfach zu sehr? Sehr extravertierte Menschen können auch ganz schön anstrengend sein, besonders wenn man selber eher intro ist.

Ich stecke fest in diesem immer gleichen Kreislauf aus extremem Verlieben, Hoffnung, Abfuhr und jahrelangem innerem Nachhall.

Hast du denn wirklich eine Abfuhr bekommen? Also sie nach einem Date gefragt und sie hat nein gesagt? Oder spielt sich das nur in deinem Kopf ab, weil du sowieso davon ausgehst, dass sie nicht interessiert ist?

Ich habe mir deine früheren Threads angesehen und würde gerne wissen, wie sich die Situation bei deinen Eltern weiterentwickelt hat. Lebt deine Oma noch?
 
Hey, Steppenwolf,

das was du beschreibst, erinnert mich den sogenannten Hyperfokus, den man von ADHS kennt. Er kann sich ja auf Dinge/Tätigkeiten aber auch eben Menschen richten.

Ich würde das als eine neurodivergente Dynamik sehen und sie dementsprechend auch eben erstmal als zu dir gehörig annehmen...
Wie schafft man es, solche Fixierungen zu lösen?
Durch, ersten Schritt- Akzeptanz. Es findet nun mal so in dir statt, aus Gründen.
Und zweitens, vielleicht, wenn du nicht dagegen kämpfst, ein bewusstes Umlenken des Triggers. Sagen wir mal, du stehst morgens auf, putzt dir die Zähne und denkst sofort an die Frau. Sicherlich hast du jede Menge körperliche Empfindungen dabei, es durchzuckt dich vielleicht, nimmt dich also voll mit, körperlich, geistig, emotional. Putz trotzdem deine Zähne. Der Gedanke an die Frau und was du dadurch erlebst, ist nichts weiter, als eine Energie, die durch dich durchzieht. Du musst da gar nichts Weiteres daraus machen. Je weniger du einsteigst, desto weniger "Macht" hat dieses Phänomen. Putz weiter die Zähne. Und spüre, dass, auch wenn du diese Gedanken und Gefühle an diese Frau hast, du eben auch der bist, der einfach gerade im Bad steht und Zähne putzt. Quasi, mach dich größer, durch bewusstes Wahrnehmen und Erden.

Und dann, bei ADHS braucht das Gehirn ja diverse Dosen Dopamin. Finde ähnlich intensive Kicks als die idealisierten Gedanken an bestimmte Frauen... gibt es etwas, das sich ähnlich intensiv anfühlt? Wenn nicht, findest du es bestimmt, wenn du auf die Suche gehst...

Dass dich dieser Mechanismus stark beeinflusst, kann ich gut verstehen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es dadurch schwer wird, einfach unvoreingenommen Frauen kennenzulernen.

Vielleicht hilft dir auch ein Austausch in einer ADHS/AUDHS Selbsthilfegruppe weiter, wo du andere kennenlernst, denen es ähnlich geht?

LG
 
Hallo @Werwiewas

sicherlich idealisiere ich da ein bisschen, ich kenne ja die Frauen nie "richtig", da es nie zu einer Beziehung gekommen ist. Ich würde mich aber nicht pauschal als introvertiert bezeichnen. Jedoch bedarf es der richtigen Menschen, dass ich mein "wahres Ich" zeige.

Dem Gefühlschaos ist auch leider nicht mit rationalen Überlegungen beizukommen. Natürlich gibt es auch im aktuellen Fall objektive Anzeichen dafür, dass eine Beziehung aufgrund diverser Faktoren vielleicht nicht funktioniert hätte, weil wir in manchen Bereichen trotzdem nicht kompatibel sind. Das ändert aber nichts daran, dass mir die Frau trotzdem einfach emotional genau das gibt, was ich mir wünsche und wonach ich mich sehne.

Jedes mal ist es so, dass mir die Frau einfach ein extrem gutes Gefühl gibt, ich mich akzeptiert, willkommen, und angenommen fühle, wie es sonst bei fast keinem anderen Menschen ist. Ich kann dann endlich sein, wie ich bin (ich habe eine etwas spezielle Art und schrägen Humor, mit welchem nur wenige klar kommen. Den muss ich auf der Arbeit natürlich immer "verstecken", aber die besagte Kollegin ist in der Hinsicht genau so schräg drauf wie ich, was es natürlich sehr erfüllend mit ihr macht), muss mich nicht mehr verstellen, und das ist natürlich wie ein 6er im Lotto für mich, quasi nach ewig langer Suche. Dementsprechend extrem frustrierend ist es dann, wenn nicht mehr daraus entsteht, als "nur" Freundschaft. Auch äußerlich haben mir die Mädels, bei welchen es mich erwischt hat, natürlich immer gefallen, da habe ich auch einen Typ, welcher in der kombination mit dem Charakter dann noch seltener zu finden wird. Gemeinsame Interessen sind selbstverständilch auch ein Thema, bei der aktuellen hätte gefühlt einfach alles gepasst....
Ich will doch einfach nur einen Menschen in meinem Leben, bei welchem ich sein kann, wie ich bin. So jemanden habe ich aktuell nicht. Und solche Menschen, bei denen ich früher so sein konnte wie ich bin, waren allesamt solche Frauen, in welche ich unglücklich verliebt war.

Im aktuellen konkreten Fall hat mir das Mädel gegen Ende unserer Gemeinsamen Arbeitszeit, wahrscheinlich als sie mir dann doch sehr angemerkt hat, dass ich Gefühle für Sie habe, erst mal indirekt versucht klar zu machen, dass sie kein Interesse hat, indem sie Versucht hat, mich mit einer ihrer Freundinnen zu verkupppeln. Ich hab mir dann gedacht, dass sie vielleicht einfach keine Ahnung hat, wie sehr ich wirklich auf sie stehe oder dass ich überhaupt erst Interesse an ihr habe, und habe ihr dann ein Geständnis gemacht und sie gefragt, ob wir nicht mal was zu zweit unternehmen wollen, damit wir uns besser kennenlernen. Daraufhin dann die Absage, dass es ihr leid tut und immer nur rein freundschaftlich war.

Ich lebe nun seit einigen Jahren wieder bei meinen Eltern. Der Ehestreit ist kein Thema mehr. Es ist zwar keine glückliche Bilderbuchehe, aber man hat sich arrangiert. Ich glaube, da sie mittlerweile beide alt und kränklich sind, versuchen sie einfach, das beste aus er übrigen Zeit zu machen. Im Endeffekt ist es ok, so wie es jetzt ist.

Meine Oma ist leider vor zwei Jahren gestorben, meine Mutter leidet bis heute leider noch sehr unter dem Verlust.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war meine Oma der letzte und einzige Mensch, welcher mir wirklich Lebensfreude oder das Gefühl des "angenommen werdens" bereitet hat. Sie war der einzige "normale" Mensch in meiner Familie, bei welchem ich mich wirklich wohl gefühlt habe. Lustigerweise erinnert mich die aktuelle Kollegin, in welche ich unglücklich verliebt bin, aufgrund einiger Charakterzügen sehr an die Fröhlichkeit und Leichtigkeit meiner Oma. Das spielt sicherlich im aktuellen Fall in die Thematik mit rein, dass ich das verknüpfe, und auch daher so eine extreme Sehnsucht habe.


@Spectral

Danke für deine Tipps.
Es fällt leider in der Praxis schwer. Ich bin weder beruflich noch privat mit irgend einem Hobby wirklich ausgelastet und habe daher viel Zeit zum Grübeln und dementsprechend machen sich die Gedanken immer schnell breit. Dennoch werde ich es mal versuchen.

Ich bin aktuell auch auf der Suche nach einem Therapieplatz, einerseits wegen diesem Thema des extremen verliebens und andererseits auch wegen der möglichen Asperger-Diagnose, aber das wird wohl noch mit ein paar Monaten Wartezeit verbunden sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
und habe ihr dann ein Geständnis gemacht und sie gefragt, ob wir nicht mal was zu zweit unternehmen wollen, damit wir uns besser kennenlernen. Daraufhin dann die Absage, dass es ihr leid tut und immer nur rein freundschaftlich war.

Das ist natürlich schade, aber immerhin hast du es versucht.

Hast du es denn schon mal online versucht? Schräger Humor zB ist auch bei Frauen nicht so selten.
 
Autisten haben ein sehr intensives Gefühlsleben, die Ausschläge sind generell größer als bei anderen Menschen.
Falls du es nicht schon kennst, kann ich dir dir die Videos von Tom Harrendorf empfehlen auf youtube. Meiner Meinung nach erklärt er Dinge in einer Art, sie man sonst nicht findet. Zum Thema Liebe, Beziehung und Gefühlswelt gibt es auch viel, immer mit Bezug zum Thema Autismus.
 
Das ist natürlich schade, aber immerhin hast du es versucht.

Hast du es denn schon mal online versucht? Schräger Humor zB ist auch bei Frauen nicht so selten.
Online versuche ich es seit gut einem halben Jahr. Ist aber eigentlich nicht mein Ding, weil man nur mit ein paar Fotos und ein bisschen chatten trotzdem keine Ahnung von der anderen Person hat. Auf Dates tue ich mir auch extrem schwer, wenn ich die andere Person nicht vorher schon kenne. Ich bin dann mega verkrampft und verklemmt und es widerstrebt mir auch, jemanden in so einer künstlichen Situation näher kennenzulernen.
Jedenfalls habe ich online bisher auch nicht wirklich jemanden gefunden, welcher wirklich in Frage kommt. Natürlich vergleiche ich immer mit meiner unerwiederten, idealisierten Liebe, aber auch wenn ich das mal ganz bewusst nicht mache, ist nur selten jemand dabei, welcher wenigstens halbwegs meinem Typ entspricht.

Grundsätzlich ist Online-Dating für Männer wirklich sehr schwierig, auch weil absoluter Männerüberschuss herrscht, vor allem wenn man in der ländlichen Gegend und nicht in einem Ballungszentrum wohnt. Ist zumindest meine Einschätzung.

@Dalmatiner danke für den Tipp, werd ich mir mal anschauen
 
Hast du es geschaft, das Problem irgendwie unter Kontrolle zu bringen?
Nein, habe ich nicht geschafft. Für einen Autisten haben soziale Bindungen, "richtige" Gefühle und Kontakt ja einen ganz anderen Stellenwert als sonst üblich. Demzufolge muss das in einer Katastrophe enden, wenn es dann nicht funktioniert.

Eine Aufmerksamkeitsstörung hilft auch nicht gerade weiter, weil man da auch zur Desorganisation neigt. Ich hab nur gelernt nicht ständig alles zu vergessen was ich gerade bei mir habe und ich weiss sehr viel. Irgendwie muss man sich ja die Welt erklären, wenn sie schon komisch ist.
 

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