hallo!
Ich würde dir zu gerne einen Rat geben, wie man das macht. Leider bin ich dazu wohl die falsche... - ich hätte selbst gerne einen Rat wie ich es schaffen soll.
Ich war immer ein lebenslustiger Mensch und habe mich nie groß vor dem Tod gefürchtet. Auch heute fürchte ich mich nicht vor meinem eigenen Tod - nur davor, dass Menschen sterben, die ich liebe, davor habe ich panische Angst!
Der Auslöser war, dass vor 1 1/2 Jahren meine Taufpatin gestorben ist. Sie war für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich kannte sie seit meiner Geburt und bis zu meinem 19. Lebensjahr war sie immer für mich da! Eigentlich wie Mutter, Oma und beste Freundin, nur alles in einem!
Meine Eltern sind nicht sonderlich herzlich mit mir - ich meine, wir haben uns sehr lieb und so - aber sowas wie in den Arm nehmen ist bei uns nicht so drin... auch gibt es Dinge, über die ich mit ihnen nicht reden kann. Egal was ich mache, meine Eltern sagen dazu "schön" und das wars. Obwohl ich eine sehr gute Schülerin war, konnte ich sie nie wirklich beeindrucken glaube ich.
Mit meiner Taufpatin ging das alles! Sie war der herzlichste, liebevollste Mensch zu mir und ich glaube ich war ihr allergrößter Stolz!
Bei meiner Geburt war sie schon 63 und eigentlich hat sie abgelehnt meine Taufpatin zu werden, weil sie zu alt sei und ja bald sterben würde. Dann hat sie es doch angenommen und ihr großer Vorsatz war immer, dass sie so lange leben möchte, bis ich mein Abitur habe.
Sie hat es auch tatsächlich fast 20 Jahre bei bester Gesundheit geschafft. Sie war auch so supervital - noch 2 Wochen bevor sie gestorben ist hätte niemand sie für 84 gehalten. Sie hat noch Tennis gespielt, ist (sehr gut) Auto gefahren und war noch mit dem Rad unterwegs. Wenn ich mir die Fotos von meiner Taufe ansehe, dann sieht sie darauf fast genauso aus, wie 20 Jahre später.
Hätte es da nicht ein Problem gegeben, wäre sie sicher heute noch bei uns. Das Problem heißt Brustkrebs! Schon vor 5 Jahren haben sie ihr einen Tumor entfernt und danach war alles problemlos. Nur dann war wieder einer da, sie hat es nur gemerkt, weil der Arzt den bemerkt hat. Ansonsten ging es ihr prima.
Ich habe sie sogar noch die 200km in die Klinik gefahren, wo sie wieder operiert werden sollte. An dem Tag waren wir noch Kaffeetrinken!
Danach habe ich sie nie wieder gesehen.... Sie war zwei wochen im Krankenhaus und wir haben jeden 2. Tag telefoniert. Sie war ein bisschen benebelt irgendwie - aber ich dachte das käme von den Schmerzmitteln.
Eine Freundin von ihr hat sie täglich besucht. Als ich sie auch besuchen wollte hat sie gesagt ich solle das nicht machen, hat mir aber keinen Grund genannt warum!
Ich war die ganze zeit über der festen überzeugung, dass sie wieder gesund wird und wieder zurückkommt. Nach zwei wochen hat mich mein Vater angerufen und mir gesagt sie sei in der Nacht gestorben.
Zwei Tage lang hab ich nur geheult. Danach hab ich über 1 Jahr kein Problem mehr gehabt. Erst jetzt geht es richtig los! Ich glaube, dass ich erst jetzt begreife, dass sie nie mehr wiederkommt. Seitdem kann ich an nichts mehr anderes denken. Tag und Nacht gehen mir Erinnerungen an sie durch den Kopf. Sie war ein so wichtiger Teil meines Lebens, dass es irgendwie nichts gibt an das ich denken könnte, wo sie keine Rolle spielt. Meistens sind es ganz alltägliche Sachen. Wie sie mir als Kind was vorgelesen hat, wie sie gesprochen hat und solche Dinge - und dass ich das nie wieder sehen/hören werde bricht mir das herz.
Ich vermisse sie schon nach nicht mal 2 Jahren so sehr, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie ich es noch den ganzen Rest meines Lebens ohne sie aushalten soll. Und ich weiß ja nicht einmal, ob ich sie überhaupt jemals wiedersehen werde - gerade dieser Gedanke macht mich fertig!
Die Ironie an der Sache ist, dass genau 2 Tage nachdem ich mein Abitur bekommen habe, gestorben ist. Ich habe am Tag wo ich es bekommen habe noch mit ihr telefoniert und sie war natürlich stolz auf mich wie ein König! Zwei Tage später war dann alles vorbei.....
Seitdem habe ich auch diese Panik vor dem Tod geliebter menschen und sogar Tiere. Meine Eltern sind auch beide schon über 60 und mein Hund ist 16.
Jeden morgen wenn ich aufwache habe ich Angst, dass er tot sein könnte. Auch ihn haben wir schon seit ich geboren bin und ich habe so Angst, dass noch so ein völlig selbstverständlicher Teil von meinem Leben wegfällt!
Momentan heule ich jeden Tag. In der Uni bin ich abgelenkt und kann mich beherrschen - kaum gehe ich nach hause muss ich heulen. Seit ca 2 Wochen geht das so. Mal mehr mal weniger. Mein Freund ist schon total genervt, aber ich versuche wirklich mich zu beherrschen. Er hat sie nie gekannt, dewegen kann ich auch nich mit ihm darüber reden - er versteht es nicht, meine Eltern genau so wenig. Es kommen nur Sprüche wie" da kann man halt nichts machen" "jeder muss mal gehen" "so ist eben das Leben" - aber das hilft mir nicht!
Das einzige was mir momentan ein wenig hilft ist, wenn ich mir ganz fest vorstelle, dass ich sie irgendwann wiedersehe! Ich bin eigentlich nicht gläubig und weiß auch nicht, wie das so aussehen soll, aber ich MUSS sie einfach wiedersehen. Das kann nicht einfach so aus sein. Eine so innige Bindung zu einem Menschen muss irgendwo weitergehen! Außerdem finde ich es tröstlich mir Vorszustellen, dass sie jetzt bei ihrem Mann ist. Der ist schon vor sehr langer Zeit gestorben und ich habe ihn nie kennengelernt. Aber sie hat mir als ich ein Kind war oft von ihm erzählt.
Und ich glaube, dass sie noch immer irgendwie bei mir ist. Als mein Schutzengel, der auf mich aufpasst. - Klingt vielleicht verrückt, aber ich glaube das wirklich!
Ich wünsche dir alles gute, dass du eine Möglichkeit finden wirst damit umzugehen. Allerdings mal den Teufel nicht an die Wand, deine Mutter lebt ja noch!
Genieße die Zeit die ihr habt und lass nicht die Angst vor dem Tod diese Zeit überschatten!
Vielleicht hast du ja auch ein Haustier. Ich finde sie sind die besten Tröster. Sie sagen nichts unüberlegtes und sind niemals genervt.
Mein Hund schaut mich auch nach dem 10 Heulkrampf noch mit verständnisvollen Augen an und sagt nicht "na jetzt beruhig dich mal, vom Heulen kommt sie auch nicht wieder" - das gibt ungemein Trost! Er kuschelt sich an mich und ist einfach da - das finde ich hilft am meisten!