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Wie einen Verlust verarbeiten?

Anais

Mitglied
Vor drei Jahren hat sich mein Vater das Leben genommen. Ich habe damals hier darüber geschrieben. Ich hatte kein gutes Verhältnis zu meinem Vater und ich konnte mich gut davon distanzieren. Das dachte ich zumindest. Vor kurzem habe ich einer Freundin über den Tod meines Vaters gesprochen und beim Erzählen ist mir aufgefallen, wie schwer es mir gefallen ist darüber zu reden. Grundsätzlich erzähle ich, dass mein Vater an einem Herzinfarkt gestorben ist, weil viele in meinem Umfeld mit dieser Situation nicht umgehen können und konnten. Ich habe Momente wo ich ein Lied höre und es mich traurig macht. Ich kann keine Filme mehr mit Gewalt sehen, insbesondere natürlich über Selbstmord. Es sind solche ‚Kleinigkeiten im Alltag, an denen mir bewusst wird, dass ich wohl doch noch etwas aufarbeiten muss. Was sind eure Erfahrungen?
 
Hallo Anais, ob man soetwas überhaupt verarbeiten kann, weis ich nicht. Hast du dir denn schon mal professionelle Hilfe geholt ? Meine Mutter hat sich tot gesoffen, da war ich 12 Jahre als sie starb. Ich habe mich immer sehr dafür geschämt. Erst so ca. ab 40 Jahren konnte ich offen darüber erzählen, aber nur mit Hilfe von Therapie. Vermutlich hast du ein Trauma erlitten und es ist wichtig das du darüber reden tust ? Bist du denn körperlich gesund oder zeigt dir dein Körper auch Symthome , das etwas im argen liegt. Mir hat vor etlichen Wochen ein hochbefördetes Trauma den Blutdruck böse hochgetrieben.
 
Aktuell bin ich unsicher, ob es daran liegt, dass Dir die gemeinsame Zeit mit Deinem Vater fehlt oder daran, dass er tot ist.
Zum ersten musst Du realisieren, dass Du ihn nie mehr sehen wirst und dass Du an keiner Deiner Entscheidungen zweifeln darfst, als du ihn *nicht* sehen wolltest - oder umgekehrt.

Geht es um den Abschied, so könntest Du Dich dazu entschließen, an eine Trennung von Körper und Geist durch den Tod zu glauben, da ein Mensch einem nur solange gegenüber treten kann, wie beides vorhanden ist
Damit meine ich, dass man mit einem Menschen nicht mehr interagieren kann, wenn entweder der Geist oder der Körper oder gar beides fehlt.
Man hat einen Verlust dann verarbeitet, wenn man an der Richtigkeit aller Entscheidungen aus damaliger Sicht glaubt und wenn man akzeptiert hat, dass sich die Vergangenheit und alles damit zusammen hängende nicht mehr ändern - höchstens ggf korrigieren lässt.
 
Hi!

Ich denke, das ist kein Widerspruch. Du hast dich nicht gut mit ihm verstanden. Es wird Gründe gegeben haben. Aber das spezielle Ende...ist vermutlich auch ein Grund, warum es dir manchmal noch schwer fällt, damit abzuschließen. So ein Ende ist für die Hinterbliebenen immer auch...wie Gift.
Andererseits ändert die Art seines Todes objektiv ja nichts an der Beziehung vorher.

Die Frage ist: Wie stark belastet es dich im Alltag? Also außerhalb von Gedenktagen wie Geburtstag oder Sterbetag oder wenn du mal mit einer Freundin über ihn redest? Träumst du manchmal von ihm? Kommen da Gedanken auch an Tagen völlig ohne Vorwarnung?
Ich glaube, an den Antworten kannst du sehen, wie viel da aufzuarbeiten ist und ob du das auch ohne Hilfe schaffst. Und wie sehr dich sein Ende dann heute allgemein noch beeinflusst.

Alles Gute!
 
Vielen Dank für eure Antworten. Ich habe lange nachgedacht, wie sehr mich der Tod meines Vaters beeinflusst und inwieweit sich das auf mein Leben auswirkt. Grundsätzlich geht es mir gut. Aber ich merke das ich sensibler bin. Gewaltszenen in Filmen oder negative Nachrichten in der Presse kann ich nicht mehr sehen. Konflikten versuche ich aus dem Weg zu gehen. Ich habe Angst wichtige Menschen im Leben zu verlieren . Ich habe Angst, dass mein Sohn krank wird.... Ich war noch nie ein Risikomensch, aber jetzt stresst mich die kleinste Veränderung. Vielleicht ist es die Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren?
Vor kurzem ist die Mutter einer Bekannten an Krebs gestorben und mir fällt auf, dass ich nicht über den Tod meines Vaters sprechen kann. Es ist ein Tabu Thema. Ich glaube ich hätte gerne die Gelegenheit dazu einfach die Wahrheit zu sagen und nicht immer zu lügen. Ich erzähle immer, dass mein Vater am Herzinfarkt gestorben ist. Ich habe es einmal erwähnt und die Reaktion ist immer Hilflosigkeit, was ich auch verstehen kann. Ich glaube durch den Lockdown hatte ich zum ersten Mal mir erlaubt, wirklich darüber nachzudenken, was passiert ist. Das Ganze ist aber schon drei Jahre her und ich weiß nicht ob das nach so langer Zeit Trauerarbeit ist?
 
Hallo Anais, manchmal schleppt man etwas Jahre mit sich herum, weil man sich einfach keine Zeit genommen hat oder in deinem Fall die Tatsache des Selbstmordes nicht angenommen hat. Irgendwann zeigt dann auch der Körper Symthome, das etwas nicht stimmt. Wie mein Vater starb , wurde ich richtig krank . Dann lernte ich jemanden kennen und unterbrach sozusagen die Trauerarbeit , indem ich mich mit Problemen meines Partners auseinander setzte . Nach 2 Jahren trennte ich mich von ihn, kam zur Ruhe und dann kam alles hoch . Im Oktober 2006 starb meine beste Freundin an Herzinfakt , 5 Monate später mein Vater an Krebs , das hat böse Spuren hinterlassen. So wurde ich 2010 sehr krank und fing dann an einige Sachen aufzuarbeiten. Auch hatte ich da mal ein Erlebnis über meinen Opa. Der starb da war ich 6 Jahre . Und vor ca. 3 oder 4 Jahren schaute ich einen Film und mitmale rollten mir die Tränen . Ich heulte mit mal Rotz und Wasser. Dann kam das Bild von meinen damals plötzlich verstorbenen Opa . Ich konnte mich nicht verabschieden. Und früher durfte man ja auch nicht auf Beerdigungen als Kind , also verstand ich es nicht das der Opa mitmale weg war.
Du solltest dir dringend phychologische Hilfe holen und dieses aufarbeiten.
 
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