Ich weiß gerade gar nicht recht, wo ich anfangen soll.
Ich bin jetzt dreizehn, lebe bei Mutter und habe zwei schwere suizidale Krisen unterschiedlicher Art (eine mit zehn und eine mit elf) hinter mir. Diese sind letztendlich der Grund dafür, dass ich mich psychologisch eingehend mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen begonnen habe.
Mein Vater ist kurz vor meinem elften Geburtstag unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Zu diesem Zeitpunkt lebte nur noch eine meiner drei Schwestern zu Hause; nach dem Tod meines Vaters hatten Mutter und meine Schwester, Oliwia, sehr, sehr oft Krach miteinander. Ich kann mich, wie an sehr viele Dinge, nur noch sehr vage daran erinnern, doch ich weiß, dass ich zu diesem Zeitpunkt in psychologischer Behandlung war und dies in den meisten Sitzungen thematisiert und dabei oft geweint habe, was zu der Zeit untypisch für mich war - ich habe immer wenig über meine Gefühle gesprochen und war mir seit ich denken kann unsicher, ob es mir überhaupt gestattet war, so zu empfinden, ob es 'richtig' war. Dementsprechend schwierig fällt es mir auch, mir Hilfe zu suchen.
Ich wurde von der zweiten bis zur siebten Klasse gemobbt; ich bin jetzt in der achten, es hat nach dem School Shooting in Winnenden aufgehört und steht in der Tat damit im Zusammenhang; ich wurde kurz darauf als potenzieller Amokläufer angeprangert. Mit zwischenmenschlichen Beziehungen sieht es ebenfalls schlecht aus; ich hatte jahrelang eine Freundin, Sabine, in die ich auch verliebt war, jedoch war diese Beziehung von Ambivalenz geprägt - ich konnte sie nicht einschätzen, manchmal war alles perfekt, aber es konnte sehr schnell gelinde gesagt in Disharmonie umschlagen. Sie wusste sehr vieles von mir, was sonst niemand wusste, z. B. dass meine Familie von Hartz IV lebt, dass ich bisexuell bin etc. - halt Dinge, die man nicht jedem erzählen würde, vor allem, wenn man sich mit Vertrauen ohnehin schwer tut. Da ich diese Ambivalenz bemerkte, begann ich mich von ihr zu lösen und verliebte mich nachher auch neu. Doch auch diese Beziehung scheiterte sehr schnell, daraufhin wurde alles nur noch extremer. Ich verließ ausnahmslos jeden, der mir Zuneigung geschenkt, sich für mich interessiert hatte und ich ließ niemanden, wirklich niemanden mehr an mich heran; es sickerten nur selten Probleme von mir durch meine kalte Fassade, nur dann, wenn etwas schwerwiegendes passiert war oder manchmal auch, wenn ich meine Regel hatte.
Durch die Beschäftigung mit Psychologie habe ich herausgefunden, dass mein Vater definitiv schizoid war und Mutter vermutlich narzisstisch ist - ich habe außerdem bis zu meinem achten Lebensjahr mit meiner sieben Jahre älteren Schwester in meinem Zimmer leben müssen, es waren also sehr abenteuerliche Bedingungen, unter denen ich großgezogen wurde. Wie ich bereits erwähnte, habe ich nur vage Erinnerungen, doch alles deutet auf Lieblosigkeit und emotionale Vernachlässigung schon in der frühen Kindheit hin; natürlich seitens meines schizoiden Vaters, der faktisch nicht vorhanden war (daher bin ich mit seinem Tod auch vergleichsweise gut zurechtgekommen), aber auch seitens der Mutter, die anscheinend der Meinung war, es sei genug, mich mit Materiellem zu versorgen - natürlich, welches Kind braucht schon Liebe. Sie hat den größten Teil ihrer Freizeit vor ihrem Fernseher verbracht; mein Vater daneben mit seinem Computer. Dieser war etwas, wofür er sich wirklich begeistern konnte; den Großteil meines Wissens darüber habe ich von ihm. Ich habe es ihm sehr früh gleichgetan; ich kann mich noch an ein Mal erinnern, dass ich allein in meinem bzw. unserem Zimmer saß und mit Puppen gespielt habe, des weiteren noch an einige Male, die ich mit meiner Schwester Streit hatte, ansonsten jedoch saß ich nur vor dem Computer, nur, seit ich denken kann. Weitere Hinweise darauf, dass Dinge sehr früh gehörig schief gelaufen sein müssen, sind z. B., dass ich nie essen wollte und dass ich nie mein Zimmer aufgeräumt habe, geschweige denn in Ordnung gehalten habe und außerdem konnte ich nichts wegwerfen. Ich weiß, hört sich an wie 'Messie-Syndrom'. War es vielleicht auch; hält in etwas abgeschwächter Form bis heute an.
Ich habe mich nie wohl in meiner Familie gefühlt. In der dritten Klasse war ich das erste Mal bei einem Psychotherapeuten, weil eines meiner Augen größer ist als das andere. Ihm habe ich unter anderem erzählt, dass meine Eltern oft Streit hatten - natürlich, narzisstisch und schizoid, das kann m. E. gar nicht gut gehen - und ich mich in meiner Familie nicht wohl fühlte. Mutter saß daneben und hat es zu Hause meinem Vater erzählt - beide haben es nicht gut aufgenommen, es war auch kein Anlass, etwas zu ändern. In meiner Familie sah dies sonst niemand so, ich wurde oft schlicht als 'kleines Sensibelchen' bezeichnet, leide auch tatsächlich an Hochsensibilität, was damals konkret nichts anderes hieß, als dass ich bei jeder Kleinigkeit zu weinen anfing. Kurzum: Man hat meine Bedürfnisse vielleicht zur Kenntnis genommen, aber nichts darüber hinaus.
Ich isolierte mich schon früh sehr stark von meiner Familie. Nach dem Tod meines Vaters und dem chronischen Krach zwischen Ola und Mutter (ich beneide Menschen, die in meinem Alter noch 'Mama' sagen - ich finde selbst die Bezeichnung 'Mutter' noch unangebracht; allein der Gedanke daran, dass diese Frau mit mir verwandt ist, widert mich an) nahm es langsam zu, inzwischen meide ich jeden Kontakt mit Mutter (die einzige, die noch immer hier wohnt, Ola ist ausgezogen), antworte gar nicht oder nur einsilbig, wenn sie mit mir spricht, gehe nur dann aus meinem Zimmer, wenn sie nicht da ist. Sie hat mich sehr oft angeschrien, als ich klein war, gelegentlich tut sie das auch heute noch, doch sie hat nicht viele Möglichkeiten dazu. Sie macht also eigentlich nichts konkretes mehr, was mich stört - außer halt, dass sie sich noch immer nicht für mich interessiert und keinerlei Einsicht zeigt, sie schiebt mein Verhalten auf die Pubertät und bemerkt nicht, dass es früher nicht besser war. Ich habe mich vor etwa einem Monat bei Ola, zu der ich inzwischen ebenfalls wie zu allen Menschen - außer Mutter, für die ich nur eine tiefe Abneigung empfinde, die fast an Hass grenzt - ein ambivalentes Verhältnis habe, ausgeweint, wirklich ausgeweint, und dabei unter anderem auch schulische Probleme erwähnt, Versetzung gefährdet und blah (Hochbegabtenproblematik, kennt man ja. Ich bin nachweislich hochbegabt) worauf sie - natürlich ohne mein Wissen oder Einverständnis - mit Mutter sprach. Am nächsten Morgen sagte diese zu mir, sie wolle sich am darauf folgenden Samstag mit mir darüber unterhalten, weil es vor der Schule immer sehr knapp ist - und, was war? Sie hat es vergessen.
Allein ihre Stimme ist wie Gift für mich, sie bewirkt Lethargie oder Aggression, ich mag morgens (wobei ich sagen muss, dass ich möglichst lange schlafe, um sie möglichst wenig sehen zu müssen) gar nicht aufstehen, wenn ich weiß, dass sie im Haus ist - und ich muss mir eine Wohnung mit ihr teilen, eine Wohnung mit sehr, sehr dünnen Wänden. Kurzum: Ihre bloße Anwesenheit schränkt mich in jeder Hinsicht ein.
Ich möchte eigentlich gerne eine Psychotherapie machen. Meine letzte habe ich abgebrochen, aber ich habe auch nicht mit den Therapeuten (habe oft gewechselt) zusamengearbeitet; inzwischen könnte die Therapie von meinen Erkenntnissen profitieren, ich glaube, ich schaffe es nicht mit der 'Selbstheilung', die ich eigentlich vorhatte. Ich bin aber minderjährig, kann also keine Therapie machen, ohne dass sie (ich nenne sie auch oft einfach nur 'sie', denn sie ist keine Mutter für mich; Bozena, ihr Vorname, wäre zu vertraut und 'Frau T.' unterstreicht nur wieder, dass wir biologisch verwandt sind) davon erfährt. Ich will mir aber vor ihr nicht die Blöße geben, will sie nicht an meinem Leben teilhaben lassen, will vor ihr nicht als schwach erscheinen. Auch das ist wieder eine bedeutende Einschränkung; durch die Ambivalenz meiner Beziehungen, die übrigens auch das Resultat einer lieblosen Kindheit ist, habe ich keine Bezugsperson, niemanden, der mich bei der Selbstheilung unterstützen könnte, niemanden, mit dem ich meine Erkenntnisse oder Gedanken teilen könnte, auch deshalb, weil ich nicht schwach wirken will, Schwäche steht mir nicht, Schwäche passt nicht zu mir, und ein Therapeut kennt das wahrscheinlich von anderen Patienten.
Jetzt habe ich so viel rumgeblubbert und rumgeheult, dabei will ich eigentlich nur wissen, ob das schon genug für eine Pflegefamilie ist; Vernachlässigung ist gegeben, auch immer noch, aber im Internet formulieren die das immer sehr allgemein mit den Voraussetzungen. Es hat auch schon einmal eine (jetzt natürlich ehemalige, weil sie zu viel über mich wusste) Internetfreundin zu mir gesagt, ich solle mir eine Pflegefamilie suchen, dabei habe ich ihr nur einen sehr, sehr kleinen Bruchteil erzählt.
Von einer Pflegefamilie verspreche ich mir in erster Linie Menschen, die mich unterstützen - die werden wohl schon damit rechnen, dass das Kind, das sie bekommen, nicht ganz so leicht ist, wenn es etwas so schlimmes erlebt hat, dass es nicht bei seiner Familie aufwachsen kann -, aber auch eine bessere finanzielle Situation, wie ich zugeben muss. Ich lebe in so genannter relativer Armut und es belastet mich sehr, ich bin z.B. wie erwähnt hochintelligent und komme auf der normalen Schule nicht zurecht, bekomme aber auch kein Stipendium für ein Hochbegabteninternat, ich habe zwei Jahre nicht für Latein gelernt und kann mir keinen Nachhilfelehrer leisten, ich möchte später gern in Finnland studieren und werde es nicht können, ich könnte gern ein Instrument spielen, aber es ist alles zu teuer. Aber die höchste Priorität hat definitiv die emotionale Unterstützung, denn ganz ehrlich, wer sonst würde sich freiwillig auf eine Beziehung mit jemand so schwieriges einlassen, der so geschunden ist, dessen Vertrauen so oft missbraucht wurde, wenn er vielleicht nichts zurückbekommt. Und ich will, nein ich muss einfach weg von dieser Frau. Ich will aber nicht gleich zum Jugendamt gehen, weil ich wie gesagt nicht will, dass sie irgendwas über mich erfährt, nicht bevor es sicher ist, sondern erstmal eine Nummer kleiner anfangen, also hier im Forum.
Ich bin im Moment sehr verwirrt, kann meine Gedanken nicht recht ordnen, denn ich bin es nicht gewohnt, über meine mich zu reden oder überhaupt zu reden, ich bin isoliert, habe sehr wenig Kontakt zu anderen, bin sehr menschenscheu. Ich werde diesen Text aber trotzdem posten, weil ich weiß, dass es nur gut für mich sein kann, weil ich hier wirklich weg will und weil ich weiß, dass ich es mir anders überlegen werde, wenn ich länger darüber nachdenke, denn Schwäche passt nicht zu mir.
Ich bin jetzt dreizehn, lebe bei Mutter und habe zwei schwere suizidale Krisen unterschiedlicher Art (eine mit zehn und eine mit elf) hinter mir. Diese sind letztendlich der Grund dafür, dass ich mich psychologisch eingehend mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen begonnen habe.
Mein Vater ist kurz vor meinem elften Geburtstag unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Zu diesem Zeitpunkt lebte nur noch eine meiner drei Schwestern zu Hause; nach dem Tod meines Vaters hatten Mutter und meine Schwester, Oliwia, sehr, sehr oft Krach miteinander. Ich kann mich, wie an sehr viele Dinge, nur noch sehr vage daran erinnern, doch ich weiß, dass ich zu diesem Zeitpunkt in psychologischer Behandlung war und dies in den meisten Sitzungen thematisiert und dabei oft geweint habe, was zu der Zeit untypisch für mich war - ich habe immer wenig über meine Gefühle gesprochen und war mir seit ich denken kann unsicher, ob es mir überhaupt gestattet war, so zu empfinden, ob es 'richtig' war. Dementsprechend schwierig fällt es mir auch, mir Hilfe zu suchen.
Ich wurde von der zweiten bis zur siebten Klasse gemobbt; ich bin jetzt in der achten, es hat nach dem School Shooting in Winnenden aufgehört und steht in der Tat damit im Zusammenhang; ich wurde kurz darauf als potenzieller Amokläufer angeprangert. Mit zwischenmenschlichen Beziehungen sieht es ebenfalls schlecht aus; ich hatte jahrelang eine Freundin, Sabine, in die ich auch verliebt war, jedoch war diese Beziehung von Ambivalenz geprägt - ich konnte sie nicht einschätzen, manchmal war alles perfekt, aber es konnte sehr schnell gelinde gesagt in Disharmonie umschlagen. Sie wusste sehr vieles von mir, was sonst niemand wusste, z. B. dass meine Familie von Hartz IV lebt, dass ich bisexuell bin etc. - halt Dinge, die man nicht jedem erzählen würde, vor allem, wenn man sich mit Vertrauen ohnehin schwer tut. Da ich diese Ambivalenz bemerkte, begann ich mich von ihr zu lösen und verliebte mich nachher auch neu. Doch auch diese Beziehung scheiterte sehr schnell, daraufhin wurde alles nur noch extremer. Ich verließ ausnahmslos jeden, der mir Zuneigung geschenkt, sich für mich interessiert hatte und ich ließ niemanden, wirklich niemanden mehr an mich heran; es sickerten nur selten Probleme von mir durch meine kalte Fassade, nur dann, wenn etwas schwerwiegendes passiert war oder manchmal auch, wenn ich meine Regel hatte.
Durch die Beschäftigung mit Psychologie habe ich herausgefunden, dass mein Vater definitiv schizoid war und Mutter vermutlich narzisstisch ist - ich habe außerdem bis zu meinem achten Lebensjahr mit meiner sieben Jahre älteren Schwester in meinem Zimmer leben müssen, es waren also sehr abenteuerliche Bedingungen, unter denen ich großgezogen wurde. Wie ich bereits erwähnte, habe ich nur vage Erinnerungen, doch alles deutet auf Lieblosigkeit und emotionale Vernachlässigung schon in der frühen Kindheit hin; natürlich seitens meines schizoiden Vaters, der faktisch nicht vorhanden war (daher bin ich mit seinem Tod auch vergleichsweise gut zurechtgekommen), aber auch seitens der Mutter, die anscheinend der Meinung war, es sei genug, mich mit Materiellem zu versorgen - natürlich, welches Kind braucht schon Liebe. Sie hat den größten Teil ihrer Freizeit vor ihrem Fernseher verbracht; mein Vater daneben mit seinem Computer. Dieser war etwas, wofür er sich wirklich begeistern konnte; den Großteil meines Wissens darüber habe ich von ihm. Ich habe es ihm sehr früh gleichgetan; ich kann mich noch an ein Mal erinnern, dass ich allein in meinem bzw. unserem Zimmer saß und mit Puppen gespielt habe, des weiteren noch an einige Male, die ich mit meiner Schwester Streit hatte, ansonsten jedoch saß ich nur vor dem Computer, nur, seit ich denken kann. Weitere Hinweise darauf, dass Dinge sehr früh gehörig schief gelaufen sein müssen, sind z. B., dass ich nie essen wollte und dass ich nie mein Zimmer aufgeräumt habe, geschweige denn in Ordnung gehalten habe und außerdem konnte ich nichts wegwerfen. Ich weiß, hört sich an wie 'Messie-Syndrom'. War es vielleicht auch; hält in etwas abgeschwächter Form bis heute an.
Ich habe mich nie wohl in meiner Familie gefühlt. In der dritten Klasse war ich das erste Mal bei einem Psychotherapeuten, weil eines meiner Augen größer ist als das andere. Ihm habe ich unter anderem erzählt, dass meine Eltern oft Streit hatten - natürlich, narzisstisch und schizoid, das kann m. E. gar nicht gut gehen - und ich mich in meiner Familie nicht wohl fühlte. Mutter saß daneben und hat es zu Hause meinem Vater erzählt - beide haben es nicht gut aufgenommen, es war auch kein Anlass, etwas zu ändern. In meiner Familie sah dies sonst niemand so, ich wurde oft schlicht als 'kleines Sensibelchen' bezeichnet, leide auch tatsächlich an Hochsensibilität, was damals konkret nichts anderes hieß, als dass ich bei jeder Kleinigkeit zu weinen anfing. Kurzum: Man hat meine Bedürfnisse vielleicht zur Kenntnis genommen, aber nichts darüber hinaus.
Ich isolierte mich schon früh sehr stark von meiner Familie. Nach dem Tod meines Vaters und dem chronischen Krach zwischen Ola und Mutter (ich beneide Menschen, die in meinem Alter noch 'Mama' sagen - ich finde selbst die Bezeichnung 'Mutter' noch unangebracht; allein der Gedanke daran, dass diese Frau mit mir verwandt ist, widert mich an) nahm es langsam zu, inzwischen meide ich jeden Kontakt mit Mutter (die einzige, die noch immer hier wohnt, Ola ist ausgezogen), antworte gar nicht oder nur einsilbig, wenn sie mit mir spricht, gehe nur dann aus meinem Zimmer, wenn sie nicht da ist. Sie hat mich sehr oft angeschrien, als ich klein war, gelegentlich tut sie das auch heute noch, doch sie hat nicht viele Möglichkeiten dazu. Sie macht also eigentlich nichts konkretes mehr, was mich stört - außer halt, dass sie sich noch immer nicht für mich interessiert und keinerlei Einsicht zeigt, sie schiebt mein Verhalten auf die Pubertät und bemerkt nicht, dass es früher nicht besser war. Ich habe mich vor etwa einem Monat bei Ola, zu der ich inzwischen ebenfalls wie zu allen Menschen - außer Mutter, für die ich nur eine tiefe Abneigung empfinde, die fast an Hass grenzt - ein ambivalentes Verhältnis habe, ausgeweint, wirklich ausgeweint, und dabei unter anderem auch schulische Probleme erwähnt, Versetzung gefährdet und blah (Hochbegabtenproblematik, kennt man ja. Ich bin nachweislich hochbegabt) worauf sie - natürlich ohne mein Wissen oder Einverständnis - mit Mutter sprach. Am nächsten Morgen sagte diese zu mir, sie wolle sich am darauf folgenden Samstag mit mir darüber unterhalten, weil es vor der Schule immer sehr knapp ist - und, was war? Sie hat es vergessen.
Allein ihre Stimme ist wie Gift für mich, sie bewirkt Lethargie oder Aggression, ich mag morgens (wobei ich sagen muss, dass ich möglichst lange schlafe, um sie möglichst wenig sehen zu müssen) gar nicht aufstehen, wenn ich weiß, dass sie im Haus ist - und ich muss mir eine Wohnung mit ihr teilen, eine Wohnung mit sehr, sehr dünnen Wänden. Kurzum: Ihre bloße Anwesenheit schränkt mich in jeder Hinsicht ein.
Ich möchte eigentlich gerne eine Psychotherapie machen. Meine letzte habe ich abgebrochen, aber ich habe auch nicht mit den Therapeuten (habe oft gewechselt) zusamengearbeitet; inzwischen könnte die Therapie von meinen Erkenntnissen profitieren, ich glaube, ich schaffe es nicht mit der 'Selbstheilung', die ich eigentlich vorhatte. Ich bin aber minderjährig, kann also keine Therapie machen, ohne dass sie (ich nenne sie auch oft einfach nur 'sie', denn sie ist keine Mutter für mich; Bozena, ihr Vorname, wäre zu vertraut und 'Frau T.' unterstreicht nur wieder, dass wir biologisch verwandt sind) davon erfährt. Ich will mir aber vor ihr nicht die Blöße geben, will sie nicht an meinem Leben teilhaben lassen, will vor ihr nicht als schwach erscheinen. Auch das ist wieder eine bedeutende Einschränkung; durch die Ambivalenz meiner Beziehungen, die übrigens auch das Resultat einer lieblosen Kindheit ist, habe ich keine Bezugsperson, niemanden, der mich bei der Selbstheilung unterstützen könnte, niemanden, mit dem ich meine Erkenntnisse oder Gedanken teilen könnte, auch deshalb, weil ich nicht schwach wirken will, Schwäche steht mir nicht, Schwäche passt nicht zu mir, und ein Therapeut kennt das wahrscheinlich von anderen Patienten.
Jetzt habe ich so viel rumgeblubbert und rumgeheult, dabei will ich eigentlich nur wissen, ob das schon genug für eine Pflegefamilie ist; Vernachlässigung ist gegeben, auch immer noch, aber im Internet formulieren die das immer sehr allgemein mit den Voraussetzungen. Es hat auch schon einmal eine (jetzt natürlich ehemalige, weil sie zu viel über mich wusste) Internetfreundin zu mir gesagt, ich solle mir eine Pflegefamilie suchen, dabei habe ich ihr nur einen sehr, sehr kleinen Bruchteil erzählt.
Von einer Pflegefamilie verspreche ich mir in erster Linie Menschen, die mich unterstützen - die werden wohl schon damit rechnen, dass das Kind, das sie bekommen, nicht ganz so leicht ist, wenn es etwas so schlimmes erlebt hat, dass es nicht bei seiner Familie aufwachsen kann -, aber auch eine bessere finanzielle Situation, wie ich zugeben muss. Ich lebe in so genannter relativer Armut und es belastet mich sehr, ich bin z.B. wie erwähnt hochintelligent und komme auf der normalen Schule nicht zurecht, bekomme aber auch kein Stipendium für ein Hochbegabteninternat, ich habe zwei Jahre nicht für Latein gelernt und kann mir keinen Nachhilfelehrer leisten, ich möchte später gern in Finnland studieren und werde es nicht können, ich könnte gern ein Instrument spielen, aber es ist alles zu teuer. Aber die höchste Priorität hat definitiv die emotionale Unterstützung, denn ganz ehrlich, wer sonst würde sich freiwillig auf eine Beziehung mit jemand so schwieriges einlassen, der so geschunden ist, dessen Vertrauen so oft missbraucht wurde, wenn er vielleicht nichts zurückbekommt. Und ich will, nein ich muss einfach weg von dieser Frau. Ich will aber nicht gleich zum Jugendamt gehen, weil ich wie gesagt nicht will, dass sie irgendwas über mich erfährt, nicht bevor es sicher ist, sondern erstmal eine Nummer kleiner anfangen, also hier im Forum.
Ich bin im Moment sehr verwirrt, kann meine Gedanken nicht recht ordnen, denn ich bin es nicht gewohnt, über meine mich zu reden oder überhaupt zu reden, ich bin isoliert, habe sehr wenig Kontakt zu anderen, bin sehr menschenscheu. Ich werde diesen Text aber trotzdem posten, weil ich weiß, dass es nur gut für mich sein kann, weil ich hier wirklich weg will und weil ich weiß, dass ich es mir anders überlegen werde, wenn ich länger darüber nachdenke, denn Schwäche passt nicht zu mir.