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Was soll ich tun?

Luna_13

Neues Mitglied
Hallo,

als kleine Vorgeschichte: Ich hatte früher Bulimie, Magersucht und SVV.
Diese "Probleme" sind soweit weg, aber irgendwie richtig überwunden habe ich sie nicht. Manchmal kommen sie vereinzelt für kurze Zeit wieder...ist das normal?

Nun zum eigentlichen Problem:
Ich habe vor kurzem die Schule nach der 12. Klasse abgebrochen und mache nun ein 1-jähriges Praktikum für mein Fachabi. Der Abbruch ist gewesen, da ich das Gefühl hatte, dass mich die Schule kaputt macht, weil ich oft depressive Phasen und Rückfälle hatte.
Jetzt habe ich wie gesagt mit dem Praktikum angefangen und dachte, alles würde besser werden, wenn ich diesen neuen Schritt gehe, aber ich habe mich geirrt...Ich bin häufig am Weinen, esse sehr viel und verletzte mich mit einem Gummiband (als Alternative). Mit meinen Eltern möchte ich nicht darüber sprechen, da sie sich nur Sorgen machen würden und sie eh schon andere Probleme haben. Außerdem will ich mit MEINEN Problemen nicht schon wieder im Mittelpunkt stehen...Meinen Freunden gegenüber habe ich mich nur teilweise geöffnet (ich sagte nur, dass mir das Praktikum überhaupt nicht gefällt), weil sie mich nicht verstehen können (auch wenn sie es versuchen) "Es ist ja nur ein Jahr." - Eben, es ist ein Jahr!

Mittlerweile habe ich solche Selbstzweifel und sehe keinen Sinn mehr am Leben...
Wie gesagt habe ich gedacht, dass mit dieser Veränderung alles besser wird, aber es ist nicht so. Wenn ich in die Zukunft denke, dann sehe ich keine Perspektive mehr, da ich anscheinend, egal was ich tue, immer diese Krisen habe...Ich will einfach niemanden enttäuschen, aber da ich nichts auf die Reihe bekomme und nichts durchhalte tue ich dies doch immer wieder! Ich weiß einfach nicht mehr weiter....Habt ihr einen Rat für mich?
 
Hallo Luna,

Dir einen guten Rat in Deiner Situation zu geben ist wahrlich nicht leicht und Deine aktuelle Situation zu leben ist es ganz sicher auch nicht. Leider passieren solche Krisen ALLEN Menschen und auch diese Behauptung macht nichts leichter für Dich. Wir alle treffen Entscheidungen (oder manchmal auch nicht) und müssen oder dürfen mit den Auswirkungen leben.

Wenn ich an meine Ausbildung denke, dann bekomme ich noch nach 40 Jahren Beklemmungen und Angst, aber ich kann auch sagen, dass ich es überstanden habe. Und auch das ist eine wichtige Fähigkeit, die man sehr selten durch Denken und Sinnieren erwirbt: Aushalten können, Durchhalten lernen. Noch heute brauche ich dies immer und immer wieder jeden Tag: den eigenen Mut gegen die eigene Angst einzusetzen und den Tag überstehen, damit ich mit vielen kleinen Entscheidungen mein Lebensschiffchen zwischendurch in einen ruhigen Hafen bringen kann, Luft holen kann, bevor es wieder raus geht.

Spontan würde ich Dir raten, dass Du nicht abbrechen sollst, weil Du sonst Deine Zeit vergeudet hast. Die Umstände ändern sich auch manchmal etwas zum Positiven. Ein kleiner Sonnenstrahl lässt einen besser durchhalten, ein gutes Gespräch macht wieder etwas mehr Mut. Oft reicht das schon und wieder ist eine Woche geschafft.

Gib Dich nicht der Illusion hin, das Du es irgendwo hin schaffen kannst und dann wird alles besser. Dieses Leben läuft nach meiner Erfahrung anders. Es passieren einfach Dinge, die neue Entscheidungen erfordern, wo Du Deine Schritte in eine andere Richtung lenken musst. Und immer wieder wirst Du erkennen müssen, dass Du Dich falsch entschieden hast. Weiter machen? Abbrechen? Ich habe auch so manches "in den Sack gehauen", habe unter "Absingen wüster Lieder" das Weite gesucht. Manchmal war es eine kluge Entscheidung und das Beste, was ich tun konnte, manchmal nicht. Schlussendlich weiß man nie, was das Beste ist. Man kann es nur hoffen und etwas dafür tun.

Aber bei all der Unsicherheit und den offenen Fragen habe ich eines gelernt: Immer wieder gibt Deine Entschlossenheit, Deine Verpflichtung für etwas den Ausschlag. Du hast schon einiges geschafft, hast schon einige dunkle Tage überstanden. Damit kannst Du arbeiten. Du musst Dich nicht kaputt machen und Dich aufreiben, aber Du lernst nur durch "Durchhalten" Dein Durchhaltevermögen zu verbessern, so wie man Schwimmen nur durch Schwimmen lernt.

Dabei ist auch wichtig, dass Du Deine Freunde nicht ausschließt, auch nicht mit den besten Absichten. Einsamkeit ist das einzige Gefängnis, das die Türklinke innen hat. Auch das gehört zum "Durchhalten": dass Du auf andere zugehst. Gemeinschaft erfordert ein aufeinander zugehen. Leider ist es manchmal so einfach und doch so schwer.

Du musst Dich nicht komplett neu erfinden, kein Theater spielen, keine Show abziehen. Sei achtsam mit Dir selbst und anderen und starte jeden Tag einige Versuche. Und wenn das an anderen Tagen nicht gelingen will, was soll´s?! Morgen ist wieder ein Tag! Steinige Dich nicht, verurteile Dich nicht selbst. Das ist in Deinem Alter eine zu große Versuchung, die leider nichts ändert.

Wenn jemand von Dir enttäuscht ist, dann frage nach, was Du hättest besser machen können. Lerne aus der Erfahrung und triff neue Entscheidungen. Aber verliere nicht aus den Augen, dass Menschen zuweilen so unglaublich gerne enttäuscht sind, weil Du nicht IHRE Ziele verfolgt hast, Dein Wasser nicht auf IHRE MÜHLEN gleitet hast. Warst wirklich Du "die Enttäuschung", oder hat sich nur herausgestellt, dass Dein Weg ein anderer ist, dass Dein Wasser wo anders hin fließt?

Ja, manche Entscheidungen sind großer Mist, passieren aus dem Affekt, werden aus Dummheit, Ignoranz, Wut, Angst und warum auch sonst immer gefällt. Sie sind alles andere, nur nicht klug. Aber nur durch unsere Fehler lernen Du und ich und all die anderen. Mir fällt es noch heute verdammt schwer, meine Fehler "willkommen" zu heißen und von einem Drama bin ich selten weit weg. Aber auch diese Wiederholungen, diese ausgetretenen Wege in die Scheiße werden Dir irgendwann bewusster, sie werden langweilig und irgendwann sind auch sie nicht mehr notwendig. Du lernst, Dich anders zu entscheiden, klüger zu sein.

Verzeih Dir Deine Zwänge. Du musst sie nicht lieben, aber Du musst sie auch nicht verdammen. Du wirst lernen, Deine Energie und Deine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken. Schrittweise, manchmal in sehr kleinen Schritten und es wird weh tun. So vieles tut weh und das weißt Du schon. Das wird leider nicht weggehen. Wertvolles tut immer wieder weh. Ohne Schmerz geht es nicht. Aber auch daran kannst Du Dich gewöhnen, kannst stärker werden. Ja, vielleicht siehst Du das gerade nicht durch Deine verheulten Augen, dann glaube es einfach.

Du kannst Deiner Hoffnung Luft zu fächeln, kannst Deine Hand über diese kleine Flamme halten und sie beschützen. Du kannst Dich beschützen. Was Dir noch dazu fehlt, kannst Du lernen. Und wenn Du heute nicht weißt wie, dann vielleicht morgen. Dazu ist die Hoffnung da.

Mein Rat an Dich? Wenn Du eine bessere Alternative zu Deinem Praktikum hast oder sie Dir vorstellen kannst, dann prüfe das, erkundige Dich, eigene Dir Wissen an. Wenn Du Fakten kennst, dann entscheide Dich. Solange Du diese Fakten noch nicht kennst, bringe Dich in Dein Praktikum ein. Verpflichte Dich selbst dazu, dass Du das tun wirst, was gebraucht wird. Nutze diese Zeit sinnvoll. Was sinnvoll ist? Nun, was könnte FÜR DICH sinnvoll sein? Da gibt es ganz sicher etwas. Und wenn es nur die Erfahrung ist, dass Du an den Herausforderungen wachsen kannst. Aber das geschieht nur, wenn DU DAS WILLST, wenn Du Deinen Mut gegen Deine Angst setzt. "Do it or leave it!". Alles dazwischen birgt das Risiko von verschwendeter Zeit und Kraft.

Und jetzt wische ein paar Tränen weg. Tu Dir was Gutes. Ruf jemand an. Schreibe eine freundliche Nachricht, iss einen Apfel, mache einen Spaziergang und lade jemand dazu ein. Und wenn sich niemand findet, dann dreh trotzdem Deine Runde. Das Leben will gelebt werden, Erfahrungen wollen gemacht werden. Das "wozu" klärt sich oft erst auf dem Weg. Wenn Du Dich aber nicht auf Deinen Weg machst, dann bleibt alles graue Theorie.

Ja, es ist normal, dass man seinen Problemen immer wieder begegnet, bis Du lernst, sie anders zu handhaben, bis Du neue Lösungen findest. Auch dann kommen Sie immer wieder, aber Du wirst leichter damit fertig. Sie sind keine Probleme mehr, sondern Aufgaben und das macht einen großen Unterschied.

Nicht aufgeben! Nachdenken, entscheiden, Zwischenlösungen finden, Lösungen finden, anders entscheiden. Nicht einfach, selten ohne Angst, aber machbar, erlernbar und auch an die Kratzer auf dem Bauch von den Bauchlandungen gewöhnt man sich mit der Zeit. "Hametum", eine gute Wund- und Heilsalbe. Kann ich nur empfehlen. Muss man dabei haben.

Und jetzt ein vielleicht nur schiefes Lächeln und auf zu Deinem Spaziergang. Mache ich jetzt auch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich versuche es überspitzt zu formulieren: Das Abitur ist gewiss kein Grund sich das Leben zu nehmen, auch wenn du es sicher nicht gern liest.
Versuch die Sache nicht zu endlich zu sehen.
Man kann das Abi auch mit 30 oder 40 machen oder in der Abendschule absolvieren und danach studieren.
Mir ging es ähnlich wie dir. Was habe ich mich gequält im letzten Jahr.
Mir ging es schrecklich.
Ich hatte es zwar durchgezogen, fiel aber danach in ein Loch.

Das Abitur wird leider total überschätzt. Die Wenigsten planen wie es danach weiter geht.
Hast du denn einen konkreten Berufswunsch oder strebst du den Abschluss an, weil es von dir erwartet wird?

Was machst du gerne? Wo liegen deine Stärken?
Ich bin mir sicher, dass es einen Beruf gibt, der dir liegt. Wahrscheinlich hast du ihn bisher nur noch nicht gefunden.
 

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