Hallo Mama35,
wie es weiter gehen soll? In dem Du immer mehr darauf verzichtest, Dich zu messen und zu wiegen und Dich messen und wiegen zu lassen. Wie das geht? Durch die Bereitschaft zu einem klaren Ja, einem klaren Nein und den vielen Kompromissen dazwischen, gepaart mit dem Zugeständnis an sich und andere, manche "Dinge" jetzt und gerade mal nicht zu können und nicht zu wollen.
Du solltest dies, Du solltest das, manches musst Du, manches braucht Deine Familie, manches muss einfach sein. Es ist eine platte und kalte Weisheit, dass frau/man nicht immer tun kann, was sie/er möchte. Aber diese Suche nach lebensfähigen und funktionierenden Kompromissen hinterlässt oft eine Spur der Notlösungen, Glücksfälle und "gerade noch mal gut gegangen", die einen traurig und wütend machen können. Dies berechtigt zu der Frage: ist denn "da" (was und wo immer das ist) nicht mehr drin? Sollte "da" nicht mehr drin sein für Deine Kinder, Deinen Mann und auch für Dich?
Solche Fragen sind wichtig für die Bestimmung der eigenen Position. Aber gleichzeitig sind sie auch ein Teil des Übels. Womit vergleichst Du Dich und andere? Woher kommt Deine innere "Messlatte", neben der es viel zu oft ein "zu wenig", "zu viel" oder ein "reicht nicht" gibt? Viele diese inneren Zwiegespräche hinterlassen einen als Verlierer, weil man "den anderen Weg" nicht gegangen ist, vielleicht auch gerade einfach nicht gehen könnte.
Ich habe viel zu lange gebraucht, um zu dem, was mir "reicht", was für mich "genug" ist zu stehen und meinem Frieden damit zu schließen. In einer Familie ist "genug" so oft nicht genau fest zu machen, es muss immer wieder fest gemacht werden, von Dir, von Deinem Partner, von euren Kindern. Das ist so oft wirklich nicht leicht. Es wird aber nahezu unmöglich, wenn Deine Wünsche und Hoffnungen in Deinem Herzen über Deine Möglichkeiten und Kräfte immer wieder hinaus gehen. Wie viel "Zufriedenheit" existiert in Deiner Familie und in Deinem Herzen? Manchmal klaffen Wunsch und Wirklichkeit hier zu sehr auseinander. Wieviel "mehr" wünschst Du Dir? Gibst Du Dir selbst die Erlaubnis, Dir etwas anderes zu wünschen, als Du Dir gerade wünschen solltest und müsstest?
Dein Wunsch, einfach vor dem PC zu sitzen und Dich "um Deinen Kram zu kümmern", kommt vielleicht aus einer der etwas finstereren Ecken Deiner Persönlichkeit. Ist das auch "in Ordnung"? Wieviel von DIR steckt in eurem und Deinem Alltag? Wieviel DU ist noch übrig?
Kompromisse sind eine herrliche und notwendige Sache. Aber sie sind auch ganz große Sch...e und saugen einem zuweilen das Mark aus den Knochen und von einem "Wollen" bleibt dann immer wieder nur noch ein "Müssen" übrig. Mit 20 helfen einem die eigenen Kräfte, das zu überspielen. Auch mit 30 "läuft" das mit einem gewissen Gewohnheitsrecht. Aber jenseits der 30 machen sich fehlende Unterstützung und Rückhalt, wenig Rücksicht auf sich und die eigenen Herzensangelegenheiten immer mehr bemerkbar. Die eigene Haut wird dünner, die Kanten werden spitzer.
Folgende "Leitsätze" haben mir geholfen, bessere Kompromisse zu finden:
1. Frage nach dem, was Du brauchst. Warte nicht damit, sonst vergisst Du zu fragen, weil immer etwas anderes wichtiger sein könnte.
2. Suche und finde ein Ja und ein Nein. Alles dazwischen ist unklar und macht irgendwann Probleme.
3. Erkenne Deine eigenen Grenzen und stehe dazu. Ohne eigene Grenzen gibt es kein "genug".
4. Setze auch Prioritäten nach Deinem Herzen, nicht nur nach Deinem Verstand.
Zwischen Deinen Zeilen lese ich bei Dir einen "Mangel", ein "das reicht alles nicht" heraus. Ich höre ein "ich muss noch das und das" und ein "ich bin schon so spät dran" heraus. Das ist ein "Rennen" um Deine Seele und das kannst Du so nicht gewinnen.
Was Du tun sollst? Wieder Luft holen, Dir wieder das Recht zugestehen, dass diese Luft für Dich rein und unverbraucht sein darf, Dir wieder Kraft geben darf. Was verschafft Dir "Luft"? Wo findest Du Kraft? Hast Du das zwischen all dem wollen und müssen schon so weit "verdrängt", dass es Dir nicht mehr so richtig einfallen will und darf?
Kennst Du das wichtigste Wort eines Projekt-Managers? Es lautet "Nein". Was aber tun, wenn sich ein "Nein" wie ein Verrat oder ein Versagen anfühlt? Dann wird es dringend Zeit, dass Du Deine Motivatoren und Glaubenssätze hinterfragst, denn dann herrscht dort "Notstand".
Schaffe Dir als zweiten Schritt kleine "Inseln" der Ruhe: eine Stunde oder auch nur eine halbe für einen Spaziergang. Eine kleine Zeit der Selbstbestimmung, damit Du wieder Raum bekommst, in Dir zu fühlen, was DU wirklich willst. Das geht nicht so "nebenbei" und oft auch nicht von allein und erst recht nicht unter Ergebnisdruck. Lasse auch Deinem "irrationalen" Selbst etwas Spielraum, damit Wünsche aussprechbar werden, die zwar noch "unausgegoren" aber eben nur ein Zwischenschritt zum eigentlichen Ziel sind. Ist der Zwischenschritt "verboten", ist der nächste Schritt unmöglich.
Wenn Du nicht mehr hauptsächlich "Erfüllungsgehilfe" sein musst (oder willst), dann entsteht Raum für die eigene Magie, für DEINEN Zauber. Durchbrich diese enge Sichtweise des "mehr oder weniger". Das ist viel zu kurz gedacht. Was ist Dein "anders", das Du nicht mehr wiegen und messen lassen musst und dessen "Wert" nicht andauernd auf irgend einer "Goldwaage" landet?
Du bist alt, weise und reif genug zu entscheiden, was für Deine Familie und Dich "richtig" ist. Dazu kann auch gehören ein "ehemals richtig" heute anders zu entscheiden, zu ändern. Neben Deinem Ja darf auch ein Nein bestehen, dass nicht weniger liebevoll, weise und richtig ist.
Frage nach dem was Du brauchst.
Ein richtig gutes und magisches Wochenende wünsche ich Dir und Deiner Familie.