Oft schlagen Eltern ihre Kinder aus Tradition. Sie selber wurden höchstwahrscheinlich auch geschlagen und an sich waren Schläge jahrhundertelang legitimes Erziehungsmittel. Noch um die Jahrhundertwende und bis in die 50er Jahre wurden Schläge in Schulen angewandt.
Gewalt ist ein Machtmittel und leider auch immer noch sehr häufig ein Erziehungsmittel. Aber ein schlechtes...es schafft devote abhängige Menschen. Gewaltmittel, Schläge produzieren Gehorsam ggü Obrigkeiten. Menschliche Sozialsysteme sind hierarchisch konzipiert...das führt sich bis in die Famlien fort, wo der Vater das Oberhaupt ist/war. Der pater familias, der alle Rechte hatte, auch die zu strafen und das ggf. mit Gewalt. Nur Frauen die sich kritisch da rauslösen und gezielt darauf achten emanzipiert durchs Leben zu gehen schaffen es diese Tradition ein wenig abzudämpfen oder bestenfalls aufzuheben.
Meine Eltern hatten mich und meine Geschwister auch geschlagen. Ich habe das von Anfang an abgelehnt und mich ab der Pubertät erfolgreich dagegen aufgelehnt, denn Unterwürfigkeit, devot den A**** hinhalten, mich beherrschen und demütigen lassen ist nicht mein Ding. Das habe ich halt im Alter von 13 - 14 Jahren so entschieden und es war gut so.
Meine Sichtweise ist mittlerweile ein wenig geschult, wissenschaftlich aufgeklärt und sachlich..ich denke das ist insbesondere auch bei Themen wichtig bei denen die Emotionen hohe Wellen schlagen können....grad wenn viel Angst und Unsicherheit im Spielt ist bringt Wissen da ein wenig Ruhe rein...man sagt ja auch: Wissen ist Macht...und genau die braucht man um einen Weg zu finden um mit der Gewalt angemessen umzugehen und einen Weg raus aus dem Opfertum zu finden. Ich habe immer schon gerne ganz genau und kritisch hingesehen und analysiert und wusste schnell was hinter der Gewalt steckt und habe mich darauf konzentriert damit angemessen umzugehen, und zwar so, dass ich nie wieder Opfer werde. Ich denke das kann jeder...einige brauchen dazu ggf. mal ne Runde Verhaltenstherapie als ein Reflexionsmittel....an sich ist Therapie ja nix anderes als ein Mittel sich mal bewusst einige Gedanken über sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen zu machen, was manchmal sehr wichtig ist...Therapie beinhaltet die Vermittlung wichtiger Infos über die Menschen allgemein, also auch sich selber und z.B gewalttätigen Menschen in komprimierter Form und kann den Entwicklungsprozess sehr beschleunigen, dass in sehr vielen Fällen wichtig ist. V.a. wenn Menschen zu lange (= über die Pubertät hinaus) Gewalt geduldet haben und einen starken Opferhabitus (= Haltung, Denkhaltung, die sich im Verhalten zeigt bis hin in die Körperhaltung, Gestik, Mimik) ausgebildet werden. Menschen funktionieren nur zu einem geringen Bruchteil auf bewusster Ebene...gerade bei Gewalt spielen jedoch viele unterbewusste Dinge eine große Rolle...wie man auftritt ist sehr wichtig. Wer unsicher auftritt ist ein gefundenes Fressen für dominante und auch zu Gewalt neigende Täter...die suchen sich gezielt ihre unterwürfigen Partnerinnen/Partner aus um ihre Interessen (= Sex, Fortpflanzung, Hausdienerschaft etc.)durchzusetzen.
Von meinen Eltern, die halt traditionell nicht viel darüber nachgedacht haben was sie tun, sondern einfach dass was sie auch von Haus aus gewohnt waren fortgeführt hatten habe ich mich sehr rasch v.a. innerlich gelöst....Ich liebe sie nicht und finde das o.k. denn man sollte ein gesundes Selbstwertempfinden haben das einen dazu bringt seine Liebe nicht an Leute zu verschwenden, die nicht gut zu einem sind und einem nicht gut tun. Mein Vater war ein chronischer Misanthrop mit soziopathischen Zügen, hatte also null Mitgefühl, konnte sich nicht in andere reinversetzen und war sehr egoistisch in all seinem Tun nur auf sich bezogen. Meine Mutter hatte uns Kids mit Selbstmord gedroht wenn wir von ihr verlangen würden wegzuziehen...es gab damals krasse Szenen, die ich ihr nie verzeihe. Der Leidensdruck von und Kids war enorm...und sie hat sich bewusst dafür entschieden ihren Plan von einer Familie, Haus, Mann, einer vorgespielten heilen Welt auf Kosten ihrer Kinder durchzuziehen. Meine mittlere Schwester hatte seit der Kindheit enorme Angstzustände und ist vor einigen Jahren psychisch erkrankt...Ich und meine jüngere Schwester waren stark genug uns rechzeitig zu lösen...unser eigenes und gewaltfreies Leben aufzubauen. Ich habe meinen Eltern erlaubt ihr chronisch schlechtes Gewissen ein wenig abzudämpfen indem sie meine Alterssicherung durch vorzeitiges Überschreiben von Immobilien ein wenig erleichtern..eine Art Kuhhandel und interne Wiedergutmachung. Gelegentlich gibt es auch noch Kontakt. Aber das wars auch schon. Emotional sind mir meine Eltern seit langer Zeit schon sehr fern...sind für mich Menschen, die halt in ihrer eigenen Welt leben und mit denen man nur sehr oberflächlich und eingeschränkt 1-2X im Jahr Kontakt hat. Wichtiger ist mir halt mein Freund, meine Freunde, Bekannten, meine Arbeit etc. die mich voll und ganz ausfüllen und mir das geben, was ich brauche um stark (und nicht schwach und unterwürfig) zu bleiben, mich weiterzuentwickeln (anstatt im Kleinkindstadium festzuhängen).
Keine Spezies auf diesem Planeten ist so anpassungs- und lernfähig wie der Mensch..und es sprich nix dagegen dass jeder sich weiterentwickeln und dazulernen kann...es sei denn man blockiert sich selber mit unkritisch übernommen schrägen Ansichten über sich selber (z.B.: ich kann nix, ich bin nix wert etc) oder ist zu faul oder zu feige dazu, oder ähnliches.
Was das Schlagen angeht: auch wenn es aus einer patriarchalen Tradition herrührt, natürlich machen die einzelnen Täter oder Täterinnen es ganz bewusst und setzen es gezielt ein und tragen auch alleine die Schuld für ihre Taten, das ist klar. Das zeigt ja auch die Gesetzgebung...heutzutage stehen die Zeichen an sich ganz gut sich mit legalen Mitteln gegen Gewalt zu wehren....nur TUN muss man es natürlich.
Ich sehe es als eine Pflicht sich selbst ggü an sich zu entwickeln und zwar vom passiv-devoten Kleinkindstatus hin zu einem erwachsenen Menschen, der in der Lage zur Notwehr und auch zu Strafanzeige etc. ist wenn ihm Gewalt angetan wird. Diese Pflicht hat man nicht nur sich selber ggü, sondern auch der Gesellschaft, denn nur indem die Gewalttäter, möglichst alle Täter geächtet werden und eine Strafe erhalten können alte ungünstige Traditionen aufgehoben werden. Jeder Einzelne kann da durch sein Tun da sein Schärflein zusteuern...eine unterlassene Handlung ist auch eine Handlung und in punkto Gewalt mit der Konsequenz, dass sie erneut Nährboden findet und sich alte ungünstige Traditionen nach wie vor fortsetzen.
Ich nehme es an sich erwachsenen Opfern ein wenig übel, wenn sie nur dahocken, rumjammern, sich leid tun, aber nichts absolug nichts gegen Gewalt TUN..obwohl sie sehr wohl könnten, sich nur oft einreden sie könnten es nicht.
Ein wenig daran Schuld ist auch die Auswirkung der Gewalt die den Opfern oft eintrichtert, dass sie klein und unfähig und schwach sind...Gewalt hat ja die Funktion dies zu vermitteln. Und Glaube ist mächtig..wer fest daran glaubt schwach und hilflos zu sein, der ist es weil er sich stets so verhält, dass dieses Ergebnis dabei herauskommt...self-fulfilling-prophecy....Dagegen hilft an sich nur einen klaren Kopf bewahren, und das Richtige zu glauben, was angesichts des durch Gewalt hervorgerufenen Stresses (Angst, Verwirrung...etc) natürlich nicht immer leicht ist. Ich hatte es jedoch geschafft und empfinde es im Nachhinein als gar nicht mal so schwierig...es muss nur einmal Klick im Kopf machen und einem die eigene Stärke bewusst werden, dann geht es oft.
Ich kann nur hoffen, dass das mit dem Klick im Kopf und dem Bewusstsein, dass man selber der Herr seines Lebens ist und sehr wohl etwas gegen Gewalt tun kann noch möglichst vielen anderen Menschen wiederfährt....wäre sehr gut für den Einzelnen und auch die Gesellschaft insgesamt.
Übrigens würde eine Erhöhung der Anzeigen von Strafdelikten wohl auch dazu führen, dass die Strafen härter würden denke ich...das Rechtssystem reagiert nur wenn der Bedarf da ist...und der scheint zwar da zu sein, aber nicht bemerkbar genug, da meiner Ansicht nach viel zu viele Opfer schweigen und nichts gegen die Täter unternehmen.
Tyra
P.S Ich stimme den Vorbeiträgen zu, u.a. Leoni: es gibt absolut keinen Grund Kinder zu schlagen...es gibt bessere Erziehungsmittel als Gewalt und man kann auch ohne Gewalt Macht ausüben...wer bei Provokation ausrastet zeigt an sich Schwäche...an sich müssten Erwachsene erwachsen genug sein sich halt nicht provozieren zu lassen. Von Kindern sollte man Achtung verlangen...und konsequent durchsetzen...dazu gehört, dass sie natürlich auch respektvoll mit ihren Eltern umgehen, halt nicht provozieren...diesen Respekt kann man auch ohne Schläge, bzw an sich nur ohne Schläge erlangen und klar ist, dass man Kinder ebenso respektieren und ihnen Achtung entgegenbringen sollte. Durch Schläge baut man keine Beziehung auf, sondern zerstört nur.