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Warum lassen sich Obdachlose nicht einsperren?

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Orbit

Gast
Ich habe diese Reportage gesehen:
YouTube - "Unter Null" Günter Wallraff "macht Platte" - Wie Obdachlose leben !sehr sehenswert! 1/5
Einer der besten Reportagen zu diesem Thema, die ich bisher gesehen habe.

Ein hartes Leben ... und ich frage mich immer wieder, warum lassen die sich nicht in den Knast sperren?

Nehmen wir als Beispiel Teil 4/5.
Menschen schlafen lieber bei -15C° auf der Straße anstatt im Asyl.
Wegen Angst vor Diebstahl und Dreck.

Der Typ probiert es in einer Einrichtung in Hannover.
Keine Privatsphäre, nichts lässt sich abschließen (anstatt Türen gibt es Vorhänge).
Das Bettzeug ist voller Kot- und Urinflecken.
Er legt sich schlafen und wird von lauter Musik aus dem Nachbarraum geweckt.
Er geht rüber und bittet darum die Musik etwas leiser zu machen.
Als er sich in sein Zimmer zurückzieht, hört er von nebenan folgendes.

Kann nicht schlafen!
Wenn er müde ist, kann er schlafen.
Wenn einer schnarcht wie´n Schwein, der soll nicht schlafen können oder was?
Ich habe nur 2 Striche runter gedreht, weil ich Respekt vor jedem Menschen habe.
Aber ... nicht provozieren.
Sonst gibt´s Rakete.
Nochmal kommen wegen meiner Mucke, dann kriegt er eine und dann kann er schlafen.
Dann ist der Kopf gleich ab.
Dir schlägt hier gleich einer die Hand ab.
Komm nochmal rein und sag nochmal, ob du nicht schlafen kannst.
Der Typ fühlt sich bedroht und sucht ein anderes Bett.
Findet keins.
Er will raus, aber das Tor ist verschlossen.
Er sagt, dass er Todesangst hat.

Am nächsten Morgen spricht er den Pförtner auf die verschlossene Tür an und darauf, dass er Angst vor seinem Nachbar hatte.

Antwort
Was willst du von ihm?
Lass ihn in Ruhe.
Willst du ein Messer in die Rippen oder was?
Am nächsten Tag stellt sich zwar heraus, dass der Nachbar doch umgänglich ist, aber das könnte ja auch anders sein.


Erstmal erschreckend, dass es so schwer in Deutschland sein kann, überhaupt zu überleben.
Aber ich frage mich immer wieder, warum die sich nicht einsperren lassen.
Bevor ich erfriere oder mich abzocken lasse, schlafe ich doch lieber im Knast.
Um zu überleben, würde ich richtig Randale machen. Zur Not auch direkt vor einer Polizeistation. Solange, bis man mich einsperrt.
Habe selbst 2 Bekannte, die im Knast waren. Nachdem was die beschrieben haben, ist es dort besser als das, was ich in dieser Reportage gesehen habe.
Und wenn ich das immer wieder mache und mein Motiv einfach nur "überleben" ist, ja vielleicht wird einem dann mal zugehört.

Ok. Freiheit wäre ein Argument dagegen.
Aber was soll das für eine "Freiheit" sein?

Übersehe ich da was?
Bin ich in der Hinsicht blauäugig?
Wenn ja, öffnet mir bitte die Augen.
 
Die Dokumentation war wirklich sehr gut und erschreckend, keine Frage. Aber eine Haftstrafe kann doch unmöglich die Lösung für Obdachlose sein 😕 Mal davon abgesehen wird keiner für eine Ewigkeit in den Knast wandern nur weil er ein bisschen Randale macht.
In dem Fall ist der Staat gefragt und sollte angemessene und humane Lösungen für das Problem der Obdachlosen finden. Das Gefägnis hilft da auch nicht weiter.
 
Ich habe mich desöfteren mit Obdachlosen auf der Straße unterhalten.
Einige berichteten Ähnliches und es war in der Tat erschreckend.
Einige gaben jedoch auch andere Gründe an (denn nicht alle Unterkünfte sind derart grauenhaft) wie "nicht mehr in Räumen sein zu können" oder auch "Hundeverbot ind Einrichtungen".
Aber zu deinem thread direkt: Die Alternative muss nicht der Knast sein - er wäre keine so gute. Bei solchen Temperaturen haben hier in etlichen Städten derzeit Gemeinderäume sowie Unterkünfte anderer charitativer Häuser geöffnet, die Menschen nachts eine Schlafstelle bieten und dies wird von vielen gern angenommen.
Interessanterweise wollen jedoch die meisten "Obdis" im Gegensatz zu diesem Versuch eines Reporters KEINE private Unterkunft annehmen. Meine persönliche Erfahrung mit ihnen.
Die Hemmschwelle besteht da durchaus nicht nur bei den sog. Wohlsituierten, sondern auch bei den Menschen von der Straße.
Es sind viele Aspekte, die da eine Rolle spielen bei der zunehmenden Zahl Obdachloser.
Was mich bei alledem wütend macht: Es gibt unzählige leerstehende Wohnungen. Man lässt sie lieber leer stehen und nimmt in Kauf, dass Menschen erfrieren oder nicht mehr resozialisierbar werden, als sie ihnen zur Verfügung zu stellen.....
So, wie man lieber einwandfreie Nahrung fortwirft aus wirtschaftlichen "Gründen", anstatt sie denen, die sie brauchen könnten, zu überlassen.....
Bisschen wirr, das Ganze, sorry, aber es ist ein so breites und unendlich trauriges Feld, dass es kaum in einen thread passt...🙁
 
Die Dokumentation war wirklich sehr gut und erschreckend, keine Frage. Aber eine Haftstrafe kann doch unmöglich die Lösung für Obdachlose sein 😕
Besser als zu sterben, oder?

Weiß nicht ob die Zahl noch gestiegen ist, aber vor kurzem habe ich gehört, dass in diesem Winter schon mindestens 7 Menschen erfroren sind.

Mal davon abgesehen wird keiner für eine Ewigkeit in den Knast wandern nur weil er ein bisschen Randale macht.
Und wenn er gleich nach Entlassung wieder Ärger macht?
Wenn er dann den nächsten Polizeiwagen demoliert?
Wenn er eine "Gefahr für die Gesellschaft" darstellt?🙄
Meinst du, dann lassen die in frei laufen?😉


In dem Fall ist der Staat gefragt und sollte angemessene und humane Lösungen für das Problem der Obdachlosen finden.
Absolut richtig. Aber darauf kann jemand, der um das Überleben kämpft, doch nicht warten.




Aber zu deinem thread direkt: Die Alternative muss nicht der Knast sein - er wäre keine so gute. Bei solchen Temperaturen haben hier in etlichen Städten derzeit Gemeinderäume sowie Unterkünfte anderer charitativer Häuser geöffnet, die Menschen nachts eine Schlafstelle bieten und dies wird von vielen gern angenommen.
Aber wie z.B. diese Reportage zeigt, ist es manchmal doch schwer dort reinzukommen. Vorallem, wenn man "außerhalb der Geschäftszeiten" ankommt.


Interessanterweise wollen jedoch die meisten "Obdis" im Gegensatz zu diesem Versuch eines Reporters KEINE private Unterkunft annehmen. Meine persönliche Erfahrung mit ihnen.
Die Hemmschwelle besteht da durchaus nicht nur bei den sog. Wohlsituierten, sondern auch bei den Menschen von der Straße.
Kannst du das erläutern?
Das klingt interessant.



Es sind viele Aspekte, die da eine Rolle spielen bei der zunehmenden Zahl Obdachloser.
Was mich bei alledem wütend macht: Es gibt unzählige leerstehende Wohnungen. Man lässt sie lieber leer stehen und nimmt in Kauf, dass Menschen erfrieren oder nicht mehr resozialisierbar werden, als sie ihnen zur Verfügung zu stellen.....
So, wie man lieber einwandfreie Nahrung fortwirft aus wirtschaftlichen "Gründen", anstatt sie denen, die sie brauchen könnten, zu überlassen.....
Bisschen wirr, das Ganze, sorry, aber es ist ein so breites und unendlich trauriges Feld, dass es kaum in einen thread passt...🙁
Nein ich finde das nicht wirr.
Nur wie du selbst sagst, ist das sehr komplex.
Vielleicht sollte man erstmal verstehen, wie so manche Obdachlose "ticken". Vielleicht kann man dann Lösungen finden?
 
Die Gefängnisse sind eh oft massiv überfüllt, ausserdem wäre das ganz schön makaber.

Sich einsperren lassen, weil ich auf der Strase gelandet bin und friere? Nein, das würde ich nicht wollen.

Eigentlich müsste es keine Arme und Obdachlose geben, aber da sich gerne die Wasserköppe mit immer mehr Geld vollstopfen wollen anstatt etwas davon den Bedürftigen abzugeben, aber so lange die Wirtschaftspolitik da ihren Riegel vorschiebt wird sich da leider nix ändern.

Obdachlose sind auch Menschen und haben ihren eigenen Stolz den sie sich bewahren wollen, dafür lassen sich die wenigsten einsperren, oder sie möchten eher erfrieren als in einem stinkenden Wohnheim schlafen zu müssen.

Liebe Grüsse
SchwarzeSeele
 
Die Gefängnisse sind eh oft massiv überfüllt, ausserdem wäre das ganz schön makaber.
Makaber? Was ist "makaber" wenn es um das Überleben geht?

Die Gefängnisse sind überfüllt?
Ok.
Dann fällt das Zeichen, welches man setzt (man will überleben und einigermaßen sicher sein), doch nur noch mehr auf.

Sich einsperren lassen, weil ich auf der Strase gelandet bin und friere? Nein, das würde ich nicht wollen.
Also würdest du lieber sterben?
Nun ... das ist ... wie soll man sagen ... ziemlich "heroisch".
Kommt sowas im Kampf um das Überleben denn so häufig vor?

Obdachlose sind auch Menschen und haben ihren eigenen Stolz den sie sich bewahren wollen, dafür lassen sich die wenigsten einsperren, oder sie möchten eher erfrieren als in einem stinkenden Wohnheim schlafen zu müssen.
Sowas hört sich für mich irgendwie zu "heldenhaft" an.
Sind soviele Menschen wirklich so?
Oder wollen wir uns das nur einreden?
Hollywood?

Ist der Kampf um das überleben nicht doch etwas "härter" und "schmutziger", als wir es einsehen wollen?
 
Ich kann es dir nicht sagen. In dieser Situation war ich noch nie.

Persönlich kenne ich einen Obdachlosen. Dieser hätte es eigentlich nicht Nötig auf der Strasse zu leben, da seine Familie stinkreich ist.
Er aber wollte das Leben im Reichtum nicht da er da kein Bock drauf hatte. Er ist ausgestiegen und lebt seit dem auf der Strasse.

Dieser ist seither Alkoholabhängig und lebt vor sich hin. Er ist einer der wenigen die sich für das harte Leben auf der Strasse entschieden hat. Er würde nur um im warmen schlafen zu können, keine Straftaten begehen.

Das Leben auf der Strasse ist sehr hart, aber ich glaube das sich viele in ihrer Alkoholabhängigkeit gar nicht bewusst sind das sie drausen erfrieren könnten.

Das hat nichts mit heldenhaft zu tun, da sie niemanden zur Last fallen wollen o.ä.
Wenn eine Situation scheinbar auswegslos ist wird man sich irgendwann einmal aufgeben, zumindest dann, wenn man die Hoffnung verliert.

Liebe Grüsse
SchwarzeSeele
 
Besser als zu sterben, oder?

Weiß nicht ob die Zahl noch gestiegen ist, aber vor kurzem habe ich gehört, dass in diesem Winter schon mindestens 7 Menschen erfroren sind.

Na klar wäre es immer noch besser als zu sterben, aber normalerweise sollte es im Winter doch extra Quartiere für Obdachlose geben, aber die blöden Städte sind natürlich wieder mal nicht in der Lage sich darum zu kümmern. Aber denen muss man in den Hintern treten und sich dort beschweren, und nicht bei den Obdachlosen. Die haben nämlich keine Optionen. Du kannst nicht von ihnen verlangen dass sie ihr bestmöglichstes unternehmen um ins Gefägnis zu kommen.


Und wenn er gleich nach Entlassung wieder Ärger macht?
Wenn er dann den nächsten Polizeiwagen demoliert?
Wenn er eine "Gefahr für die Gesellschaft" darstellt?🙄
Meinst du, dann lassen die in frei laufen?

Natürlich nicht, aber glaubst du dass einer der Obdachlosen bereit ist Straftaten zu begehen nur um ein Dach über dem Kopf zu haben?
Dann haben diese Leute doch nie wieder die Aussicht auf eine gute Zukunft, es sei denn sie bringen jemanden um und bekommen Lebenslang. Aber sowas ist auch nicht direkt zu empfehlen würde ich sagen.


Absolut richtig. Aber darauf kann jemand, der um das Überleben kämpft, doch nicht warten.

Natürlich können diese Leute nicht länger warten, aber sie haben auch absolut keine Kraft zum Kämpfen, geschweige denn für sonst etwas. Sie können sich alleine einfach nicht mehr helfen, das hat man doch gut gesehen bei einem der Männer die Wallraff begleitet hat um eine Unterkunft für die Nacht zu finden.
 
Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Hemmschwelle, eine Straftat zu begehen, auch bei vielen Obdachlosen gegeben ist. Obdachlos zu sein gehört für viele Menschen schon zu den schlimmsten Dingen, die einem passieren können. Dann auch noch straffällig zu werden, wäre vielleicht für manchen nochmal ein "Schlag zusätzlich". Es geht ja nicht nur um das bloße Dach überm Kopf, das natürlich ein Gefängnis bietet, sondern um die Tatsache, vorbestraft zu sein, kriminell...also noch einen weiteren Schritt nach "unten" gemacht zu haben.

Ich geb zu, dass ich noch keine Kontakte zu Obdachlosen hatte und nicht aus irgendwelcher Erfahrung sprechen kann, aber diese Überlegung scheint mir recht logisch.

Die eigentliche Aufgabe für die Kommunen, die Obdachlosenunterkünfte vorhalten (was ja schon mal gut und wichtig ist), wäre, diese auch so zu betreiben, dass niemand dort Angst vor Gewalt ect. haben muss. Ich meine eigentlich, auch mal irgendwo gelesen zu haben, dass es in solchen Einrichtungen auch Regeln gibt a la kein Alkohol, keine Gewalt ect. Finde ich sehr sinnvoll und sollte solche schlimmen Erfahrungen wie in dem Beitrag geschildert, weitgehend verhindern. Sauberes Bettzeug sollte auch eine Selbstverständlichkeit sein. Natürlich soll das Ganze kein "Luxus" sein, aber sauber + sicher wäre doch eine Grundvoraussetzung im Sinne der Menschenwürde.
 
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