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Versautes Sozialleben

Ich hab mir in den letzten Jahren im Sozialleben total versaut - von vorne bis hinten. Hab keine Freundschaften mehr und auch keine Partnerschaft. Mir geht es nicht gut damit und ich fühle mich eigentlich dauerhaft einsam. Das Seltsame ist aber, dass ich mich unter Menschen auch nicht wohl fühle.
Heute war ich zum Beispiel nach langer Zeit wieder unter Leuten und habe mich dabei sehr schlecht gefühlt. Als ich heim kam hatte ich Magenschmerzen, bin sofort ins Bett, recht schnell eingeschlafen und schweißgebadet wieder aufgewacht. So geht es mir fast immer, wenn ich unter Menschen bin. Was stimmt nicht mit mir?
Wie soll ich denn jemals die Einsamkeit überwinden, wenn mir die Nähe anderer doch nicht gut tut. Ich fühle mich total unfähig und Fehl am Platz. Im Moment bin ich noch im Studium und aufgrund von Corona sowieso die meiste Zeit zuhause am Schreibtisch, muss also eher selten unter Leute. Aber irgendwann werde ich arbeiten gehen. Wie soll das dann funktionieren?
 
G

Gelöscht 114884

Gast
Ich vermute, dass du dich nicht dazugehörig fühlst, sobald du unter andere Menschen bist. Nicht die anderen Menschen sind tatsächlich schuld, sondern dein eigener Kopf und die interpretierten Gefühle dazu.

Du hast momentan keine Freunde und keine Partnerschaft. All das was man sofort sieht, wenn man unter der Menschenmasse ist. Dir wird der Umstand dann umso mehr klar und dich als für nicht normal fühlen lassen. Und umso mehr du dich so fühlst, möchtest du das dir bestimmt umso weniger anmerken lassen... das dreht sich solange im Kreis fort, bis es auf den Magen schlägt.

Nähe anderer würde dir also gut tun, denn die brauchst du... um dich wie ein Mensch unter Menschen zu fühlen. Was dir nicht gut tut ist die Isolation und zu denken, dass die anderen schuld wären... nur weil dir dann erst die Auswirkungen der Isolation klar werden.
 
Und umso mehr du dich so fühlst, möchtest du das dir bestimmt umso weniger anmerken lassen... das dreht sich solange im Kreis fort, bis es auf den Magen schlägt.
Ich habe dann eher so das Gefühl von fliehen müssen, so als könnte ich es nicht mehr aushalten. Ich habe irgendwie auch Probleme mit der Wahrnehmungsfilterung. Eine Psychologin an der Uni meinte, dass ich hochsensibel bin und daher alle möglichen Reize ungefiltert auf mich einprasseln. Ich werde dadurch schnell müde und gereizt. Aber je mehr ich mich zurück ziehe, desto "ungeübter" bin ich.

Nähe anderer würde dir also gut tun, denn die brauchst du... um dich wie ein Mensch unter Menschen zu fühlen. Was dir nicht gut tut ist die Isolation und zu denken, dass die anderen schuld wären... nur weil dir dann erst die Auswirkungen der Isolation erst klar werden.
Ich weiß ja, dass mir Nähe gut tun würde und Isolation alles nur noch schlimmer macht. Aber ich fühle mich so unfähig dazu. Das ist ja das Problem, meine Unfähigkeit was das alltägliche Leben angeht. Die Unfähigkeit sich auch nur mal eine halbe Stunde lang irgendwo wohl zu fühlen.
 
G

Gelöscht 114884

Gast
Welche Reize prasseln denn dann auf dich ein? Ich kenne es so, wenn man die sozialen Fähigkeiten etwas verlernt hat, dass dann die Eindrücke nicht ungefilter auf einen einprasseln, sondern man genau aus allem Möglichen nur noch auf jeden einzelnen Menschen genau dort Punkte herausfiltert. Man achtet umso mehr auf jeden kleinen Gesichtszug, jedes kleine Wörtchen.. um die anderen Menschen einschätzen zu können, weil man es unbewusst nicht kann und einem die Gedanken zu wichtig sind, wie man auf die anderen Menschen wirkt und deswegen anhand jeder Kleinigkeit daran rumrätselt... und meistens total falsch. Daher hätte ich auch eigentlich auf eine soziale Phobie getippt, anstatt auf irgendetwas Hochsensibles. Denn das würde auch auf deine Beschreibung passen.

Vielleicht wäre dann die Frage erstmal interessanter, weswegen du dein Sozialleben versaut hast. Denn du scheinst es ja zumindest mal gehabt haben. Weswegen hast du deine Freunde und Partnerschaft verloren?
 
Wenn ich mit vielen Menschen zusammen bin und es ziemlich laut ist, kann ich mich nicht auf eine Person konzentrieren, weil ich gefühlt jeden auf einmal sprechen höre. Dazu kommen meist auch noch andere Geräusche, heute zum Beispiel von einer Baustelle, das Klackern von Schuhen, Öffnen einer Wasserflasche, lautes Lachen, Vogelgezwitscher, ständiges Niesen einer Person. Also nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen lautes Lachen an sich und ich verurteile auch niemanden fürs Niesen. Es geht mir nur um die Gleichzeitigkeit der Geräusche, die mich bekloppt macht.
Da kann ich ein Gespräch schon vergessen. Und das sind ja nur die auditiven Reize.
Ich hatte auch auf eine soziale Phobie getippt, aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Ich merke halt, dass wenn ich länger vielen Reizen ausgesetzt werde, ich diese besser verarbeiten kann.

Vielleicht wäre dann die Frage erstmal interessanter, weswegen du dein Sozialleben versaut hast. Denn du scheinst es ja zumindest mal gehabt haben. Weswegen hast du deine Freunde und Partnerschaft verloren?
Aus gesundheitlichen Gründen, auf die ich an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte. Ich war deswegen auch einige Zeit von der Uni beurlaubt. Als es wieder etwas bergauf ging, hatte aber niemand mehr Interesse an mir. Verständlich, weil ich mich während der Beurlaubung kaum gemeldet habe oder mich mit jemandem treffen konnte.
Das wird aber nicht der einzige Grund gewesen sein, nach dem Abi gehen die Wege auseinander, was ja auch ziemlich normal ist. Ich habe es nur leider nicht geschafft, an der Uni neue Kontakte zu knüpfen. Die Partnerschaft ging auseinander, weil wir einfach zu verschieden waren. Das kommt ja auch häufiger vor. Das war auch noch einige Zeit vor meinen gesundheitlichen Problemen.
Wahrscheinlich gibt es auch noch andere Gründe, die ich bisher nicht ausfindig machen konnte. Ich war eine zeitlang auch ziemlich verbittet, weil ich nicht so am Alltag teilhaben konnte wie andere (wieder aufgrund der gesundheitlichen Probleme). Ich denke, dass ich das auch so ausgestrahlt habe.
 
G

Gelöscht 114884

Gast
Okay, ich verstehe somit das mit den ungefilterten Reizen. Aber davon habe ich leider keine persönlichen Erfahrungen und kenne es daher nur als Stilmittel von Filmen, um zu zeigen, dass jemand gleich durchdreht. Musste spontan an den Film Falling Down denken.

Ja, das stimmt. Ich denke auch, dass das eine nicht das andere ausschließt. Vielleicht ist das mit den ungefilterten Reizen eine Folge von Stress, wenn die soziale Phobie einen anfängt zu stressen? Also, dass man doch weiter eventuell das Hauptmerkmal auf die sozialen Ängste legen könnte, anstatt auf die ganz anderen Reize und sie somit im Nebeneffekt auch verschwinden. Es erscheint mir zumindest einfacher als andersrum. Wie ist es denn beim Filme schauen, was du ja wohl alleine tun wirst. Dort sind ja genauso viele verschiedene Sinneseindrücke im Film. Macht es dir dabei auch so schnell zu schaffen?

Wie schwer fällt es dir denn abgesehen von diesen Reizen neue Kontakte zu knüpfen? Welche Probleme siehst du denn dabei bei dir selbst, warum es mit neuen Kontakten nicht geklappt hat bisher? Abgesehen von der Überforderung in den Menschenmassen selbst. Wie sieht es denn andersrum auch in Einrichtungen aus, wo eigentlich vermehrt auf Stille geachtet wird? Zum Beispiel in einer Bibliothek.

Mit dem Kontaktverlust zu den anderen klingt zumindest ziemlich logisch. Wie sehr hat dir das denn danach zu schaffen gemacht? Gab es darunter auch Menschen zu denen du eigentlich eine enge Verbindung hattest und den Kontaktverlust jetzt sehr bereust? Mir kommt es nämlich in den wenigen Zeilen etwas Gefühlskalt rüber... so ganz ohne Emotionen erklärt, sondern rein logisch.

Das mit der Ausstrahlung ist in der Tat ein wichtiger Punkt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 85627

Gast
Noch ein Ansatz:

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Bei mir liegt es daran - Filter defekt:


"Sicher ist heute, dass die ADHS eine Störung bzw. eine Normvariante des Frontalhirns darstellt. Das Frontalhirn ist zuständig für die Verhaltensregulierung, aber auch für Entscheidungen, Auswertung von Erfahrungen und für die gesamte Steuerung des Organismus. Das Frontalhirn oder auch Vorderhirn steuert die Informationsverarbeitung all der Millionen Reize, die jede Sekunde auf uns einströmen. Es muss diese Reize mit Hilfe untergeordneter Hirnzentren filtern, sortieren, ablegen, löschen oder aber weiterleiten. Das setzt voraus, dass in unserem Gehirn eine Informationsverarbeitung und eine Selektion nach Prioritäten stattfinden. Funktionieren diese Filter nicht ausreichend, kommt es zu einem Datencrash oder Datenkurzschluss. Das Gehirn kann die einströmenden Reize nicht sinnvoll verarbeiten, und der ADHS-Betroffene ist nicht mehr in der Lage, die Fülle der Informationen sinnvoll zu sortieren und zu nutzen, bzw. ausreichend zu gewichten und zu bewerten. Machen wir uns dies einmal klar. Das Gehirn wird pro Sekunde mit 400 Milliarden Bits an Informationen bombardiert. Von dieser unvorstellbaren Informationsflut filtert unser Gehirn die wesentlichsten Informationen heraus, so dass nur 2000 Bits pro Sekunde in unser Bewusstsein gelangen. Wenn wir uns z. B. auf einen Vortrag konzentrieren filtert das Gehirn die unwesentliche Hintergrundinformation heraus, so dass wir nur den Vortrag hören können. Wir nehmen nur ganz am Rande wahr, dass der Nachbar seine Nase putzt, der Straßenverkehr draußen laut ist, gerade ein Flugzeug das Gebäude überfliegt und zwei Reihen hinter uns geschwätzt wird. Das „ADHS-Hirn“ kann diese Hintergrundgeräusche nicht so erfolgreich herausfiltern und so nimmt es die tickende Uhr des Nachbarn oder das Geflüster des Nebenmannes gleich laut und damit gleich wichtig wahr wie das, was es augenblicklich wahrnehmen sollte."

Vielleicht ja eine nützliche Info für Dich.

Kommen dann noch andere Probleme dazu, kann das richtig heftig werden.
 

Hr. Pinguin

Aktives Mitglied
Bzgl. Soziale Phobie: Die ist ja nicht einfach so da. Sich wiederholende und schwerwiegende Erniedrigungen, Demütigungen, Abwertungen, Hänseleinen usw. in der Kindheit und Jugend sind Erlebnisse, welche die Entwicklung einer Sozialen Phobie hervorrufen können.

Traumatische Erfahrungen können hinzukommen. Misshandlungen in der Kindheit, oder Verlusterfahrungen, Vernachlässigung, Scheidung der Eltern...

Möglich wäre auch, dass man das ängstliche Verhalten von den Eltern übernommen hat, wenn diese bereits zurückgezogen gelebt haben und ängstliches Verhalten gezeigt haben...

Eine gewisse Veranlagung zur Vorsicht, Gehemmtheit, Ängstlichkeit oder möglicherweise Hochsensibilität (?), kann ebenfalls ein mit einwirkender Faktor sein.

Man fühlt sich unter Menschen unwohl, hat die Befürchtung, dass man als peinlich, ungeschickt oder dumm gesehen wird, dass man nicht akzeptierenswert ist, dass man verachtet wird und zieht sich zurück.

Es gibt die Möglichkeit, eine Soziale Phobie mit der "Kognitiven Verhaltenstherapie" zu behandeln. Es geht hierbei um die Umstrukturierung von ungünstigen Gedanken. Der Therapeut hinterfragt, ob das, was man meint, was anderen über einen denken, tatsächlich so ist, oder ob man seine Bewertung überprüfen sollte...

Im weiteren Verlauf werden Rollenspiele durchgeführt, um den Umgang mit Situationen mit Menschen zu üben und in seinem Verhalten sicherer zu werden.

Schließlich erfolgt die direkte Konfrontation mit den Ängsten in der Öffentlichkeit. Die Herausforderungen werden hierbei schrittweise gesteigert. Man soll hierbei lernen, dass die befürchteten negativen Reaktionen der Mitmenschen ausbleiben und das die bisherigen Vorstellungen und Angstgedanken deutlich schlimmer sind als die Realität.

...
 

cucaracha

Urgestein
Guter Beitrag....

Eine soziale Phobie entwickelt sich oft, wenn man z.B. eine schwierige Kindheit hatte und von Leuten zahlreiche Demütigungen erlebte.
Ich würde mir einen geeigneten Psychotherapeuten suchen.
Wenn du unter ...Psychotherapeuten Suche" oder finden googelst...findest du Listen mit freien Therapieplätzen.
 
G

Gelöscht 114478

Gast
Bist du wirklich einsam - oder bist du einfach auch sauer, dass man dich aufs "Abstellgleis" geschoben hat?
Mir gehts im Grunde sehr ähnlich - seit meinem Umzug hab ich keine Freunde mehr.
Und ehrlich gesagt können sie mir auch gestohlen bleiben. Wenn knapp 100km ein "Grund" sind, einen Menschen, mit dem man Jahrzehnte (scheinbar) "verbunden" war, fallen zu lassen, dann wars das halt.
Was will man mit solchen Leuten?
 

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