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Unterforderung im Job

Schonnenschein

Neues Mitglied
Hey, ich brauche mal einen Realitätscheck. Ich möchte nicht undankbar sein. Ich habe einen Job, die Leute sind relativ nett, ich habe flexible Arbeitszeiten und kann Home-Office machen, wann ich will. Das Gehalt stimmt auch.

Ich bin als Elektronikentwickler eingestellt worden und im Vorstellungsgespräch hieß es, dass ich ein neues Produkt für das Unternehmen entwerfen würde. Es ist ein relativ kleines Unternehmen und ich bin einer von zwei Elektronikentwicklern. Die Aussicht, das neue Produkt entwerfen zu können, hat mir sehr zugesagt: Durch praktische Anwendung der Kenntnisse und direktes Feedback aus der Produktion kann man unglaublich viel lernen. Grundsätzlich suche ich keinen Job für die Ewigkeit, sondern sehe das schon strategisch: Ich lerne neue Skills, mit denen ich mich dann in ein paar Jahren bei einem anderen Unternehmen bewerben kann.

An meinem ersten Arbeitstag wurde mir dann gesagt, dass sich doch dazu entschieden wurde, die komplette Elektronikentwicklung auszulagern und ich nur die Aufgabe hätte, den Dienstleister zu kontrollieren "ob er alles richtig macht". Allein das ist schon absolut lächerlich. Während der Entwicklung gibt es oft Stellen, an denen man sich "nicht so sicher" ist. Die muss man dann selbst testen, weil man ja die Hardware bei sich hat. Auf ALLE Anmerkungen von mir hat der Dienstleister mit "das haben wir schon immer so gemacht, das funktioniert sicher" reagiert. Dieser Zustand hat schon dazu geführt, dass ich ziemlich innerlich resigniert habe und einfach nichts mehr zum Zulieferer sage.

Dann soll ich noch hier und da etwas erledigen "was gerade so anfällt". Eine Platine untersuchen, hier ein Kabel löten, da in Meetings sitzen... Wenn ich mir überlege, was ich im letzten Jahr gelernt habe und was ich im nächsten Jahr vermutlich gelernt haben werde weiß ich, dass da nicht viel hinzukommen wird. Das, worauf ich am meisten Stolz bin, ist ein Programm, in das ich mich in meiner Freizeit eingearbeitet habe. Heißt: Ich muss mich neben der Arbeit selbstständig weiterbilden, wenn ich nicht auf der Stelle stehen möchte. Ist das normal? Erwarte ich zu viel, wenn ich sage, dass ich aktiv etwas entwickeln möchte? Die Motivation und Leidenschaft sind eine ganz andere, wenn man aktiv an einem Projekt arbeitet und entwickelt.

Ich bin zuerst zu meinem Kollegen gegangen und habe ihm gesagt, dass ich zu wenig zu tun habe. Er hat mir dann einen Beutel mit alten Batterien gegeben und gemeint, ich könne ja die Mal vermessen, ob die auch mit den Angaben vom Datenblatt übereinstimmen. What the... ??
Dann bin ich zum quasi Teamleiter und habe mit ihm geredet. "Hm, ich bin schon davon ausgegangen, dass du genug zu tun hättest... Moment ich schaue mal in unsere Aufgaben-Liste... Oh, was genau macht ihr überhaupt, hier steht ja kaum was?". Er konnte mir aber auch keine gescheite Aufgabe geben.
Dann bin ich zum Chef und hatte ein langes Meeting mit ihm. Er hat mir dann irgendwelche Projekte gegeben, die in ferner Zukunft relevant werden könnten, um die ich mich ja kümmern könnte, wenn ich zu viel Zeit hätte. Diese Projekte sind absolut langweilig und haben kein klar definiertes Ziel. Ich habe mehrmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich einfach gerne ein Projekt hätte, was mal mehr als 3 Tage dauert, an dem ich über einen längeren Zeitraum arbeiten kann.

Soll ich einfach meine Füße stillhalten? Ist es normal? Geht es vielen Leuten so? Also, es ist nicht so, dass ich NICHTS zu tun hätte, aber ich habe nichts Forderndes zu tun. Natürlich könnte ich irgendwelche Daten sortieren, Excel-Listen erstellen und den Alltagsablauf etwas reibungsloser gestalten, aber... ich kann mich dazu wirklich nicht motivieren. Bin ich zu arrogant?

In meinem Jahresgespräch habe ich nach EINER Fortbildung gefragt. Für 1300 Euro. Da ich im Moment nicht aktiv Elektronik entwickel, gäbe es dafür nicht die Notwendigkeit und es wäre zu teuer. 1300 Euro! Das ist doch alles nicht normal. Wenn ich schaue, wie in dem Laden Geld verschleudert wird...

Ich bin jetzt schon auf Jobsuche und werde mich woanders bewerben. Aber es ist schon krass unfair von denen, dass sie sich nicht an die beim Vorstellungsgespräch vereinbarten Inhalte gehalten haben. Ich bin jetzt seit einem Jahr bei der Firma und bin extra dafür in eine andere Stadt gezogen. Außerdem habe ich andere Jobangebote dafür ausgeschlagen.

Nach dem Bachelor habe ich 3 Jahre im Mechanik-Bereich gearbeitet. Dann den Master, dann 3 Jahre an der Hochschule und jetzt seit einem Jahr "in der Industrie" im Elektronikbereich. Deshalb glaube ich, dass andere Unternehmen schnell denken, dass ich wenig Berufserfahrug vorzuweisen habe. Soll ich vielleicht einfach meine Zeit absitzen, nebenbei etwas lernen, damit mein Lebenslauf besser aussieht und ich beim nächsten Vorstellungsgespräch etwas vorlügen kann?
 
In der Ausbildung in meiner Maschinenfabrik gab es damals eine Kontrollgruppe.
Diese hat nichts produziert sondern die firmeninternen Vorgaben auf Maßhaltigkeit geprüft.
Dazu gehörte natürlich, dass diese Kollegen wussten, wie genau diese Ergebnisse zu erzielen sind.

Nun vergleiche ich dies mit Deiner Stelle.
Der Vorgesetzte hat Dir erzählt, Du sollst Bauteile prüfen.
Ok - also machst Du Termine mit den Fertigungspartnern aus, fährst hin und lässt Dir genau zeigen, wie die Produkte hergestellt werden. Denn so erkennst Du Schwachstellen in der Herstellung, die zu Fehlern in der Fertigung führen.
Das Vorgehen ist nicht nur selten, sondern vollkommen normal: denk mal an Lohnfertigungen in China, Pakistan und Indien, wo Auftraggeber sich die Arbeit vor Ort ansehen wollen und müssen.
Das Müssen kommt dadurch, dass sie eine gewisse Qualität nicht nur einkaufen sondern verkaufen müssen.

Ich kann Deinen Leistungsdrang nach vollziehen: sowas hatte ich mit 24, als ich bei den Stadtwerken "raus" gebeten wurde.
Man legte mir nahe zu kündigen: ich "machte den Kollegen die Zeiten kaputt".
Ich hatte keinen Bock, im Bulli hinter Büschen den Vormittag zu verschlafen.

Wenn Du jetzt - nach der Ausbildung - noch lernfähig bist, kannst Du dieses Vermögen besser nutzen, um weiter zu kommen.
Wenn Du die Nase voll von Lernen hast, dann setz Dich besser hinter einer Schreibtischlampe zur Ruhe, schalte ab und erledige nebenbei Routine.
Problem ist allerdings, dass andere an Dir vorbei ziehen, während Du verblödest.

Es ist also echt nicht einfach zu entscheiden, wie es weiter gehen soll bzw muss!
 
Also dass in Vorstellungsgesprächen reichlich fantasiert wird (von beiden Seiten), ist ja bekannt. Was dir aber erzählt wurde, deckt sich natürlich gar nicht mit der Realität ... da verstehe ich gut, dass du dich nach einer neuen Herausforderung umschaust.

Darauf würde ich mich an deiner Stelle auch konzentrieren. Sich zu ärgern, verbraucht nur unnötig Energie 🙂 ... es ist ja nicht dein Fehler, was passiert ist. Aber du hast etwas gelernt, was dir vielleicht in Zukunft noch öfters hilft: Menschen versprechen öfters mal etwas, das sie dann nicht halten.
 
Erwarte ich zu viel, wenn ich sage, dass ich aktiv etwas entwickeln möchte?
Nein, zumal du dich ja genau auf so eine Stelle beworben hast und genau dafür eingestellt wurdest.
Ich bin jetzt schon auf Jobsuche und werde mich woanders bewerben.
Das finde ich gut.
Aber es ist schon krass unfair von denen, dass sie sich nicht an die beim Vorstellungsgespräch vereinbarten Inhalte gehalten haben. Ich bin jetzt seit einem Jahr bei der Firma und bin extra dafür in eine andere Stadt gezogen. Außerdem habe ich andere Jobangebote dafür ausgeschlagen.
Das kann dir leider überall passieren. Auch dass umstrukturiert wird, wenn du im ausgeschriebenen Bereich eingestiegen bist.
Soll ich vielleicht einfach meine Zeit absitzen, nebenbei etwas lernen, damit mein Lebenslauf besser aussieht und ich beim nächsten Vorstellungsgespräch etwas vorlügen kann?
Wieso? Und was willst du "vorlügen"? Wenn dir bei deinen Bewerbungen eine interessante andere Stelle unterkommt, dann kannst du dort im Vorstellungsgespräch doch sagen, dass du gerne das und das machen würdest, das bei deiner jetzigen Stelle wider Erwarten nicht funktioniert, und du dich deswegen bei dieser Firma beworben hast.
 
In a Nutshell, ich bin Ende 40 im Elektrokonzern.

Auf ALLE Anmerkungen von mir hat der Dienstleister mit "das haben wir schon immer so gemacht, das funktioniert sicher" reagiert. Dieser Zustand hat schon dazu geführt, dass ich ziemlich innerlich resigniert habe und einfach nichts mehr zum Zulieferer sage.
Das muss Du auf jeden Fall schriftlich festhalten und am besten eskalieren, dass Dein Chef das auch mit bekommt. Denn wen der DL falsch liegt....ich sag nur A**** an die Wand. Du musst Dich da absichern. Solche Aussagen eines DL bringen Dich nicht weiter. Auch würde ich dort mal mit QM aufschlagen. Ihr hattet doch sicherlich eine LuL/Spec erstellt an den DL. Diese muss eingehalten werden.

In meinem Jahresgespräch habe ich nach EINER Fortbildung gefragt. Für 1300 Euro. Da ich im Moment nicht aktiv Elektronik entwickel, gäbe es dafür nicht die Notwendigkeit und es wäre zu teuer. 1300 Euro! Das ist doch alles nicht normal. Wenn ich schaue, wie in dem Laden Geld verschleudert wird...
Kenne ich nur zu gut. Eigentlich klassisches Konzerndenken. Mein Tip und damit bin ich bis jetzt immer gut gefahren: Nimm das Geld selber in die Hand, privat und tue es für Dich. Die paar Flocken tun Dir nicht weh, befriedigen Dich aber innerlich, da Du Dich nicht in Abhängigkeit des Wohlwollens Deiner FK begibst. Du kannst das übrigens von der Steuer absetzen.
Ich bin mittlerweile so weit, dass ich mir für Messen, die ich für meinen Job als wichtig erachte, Urlaub nehme und im Privatauto dort hin fahre auf eigene Kosten. Weil ich mir denke...leckt mich doch alle, Euch Idioten frage ich erst gar nicht mehr, bekomme ich eh nur dumme Antworten - ich brauchs für meinen ODER für den nächsten Job, insb. die Kontakte, also fahre ich eben auf eigene Faust dort hin. Kann Dir auch keiner ans Bein pinkeln, denn Du zahlst es ja selber. Musst auch nicht auf irgendwelche blöden Alibitermine auf der Messe, die diese Reise rechtfertigen. Man läuft dann viel offenere über solche Messen, als ständig diesen Druck im Nacken. Und genau so ist es mit Fortbildungen. Mach es selber, tus für Dich. Meine Fortbildungen bewegen sich so um die 3K und ich zahle die alle selber. Siehs als Investition in DEINE Zukunft, ist DEIN Benefit.

Dass Kollegen im gleichem Zug 3x pro Monat in der Business China hin und zurück fliegen, oder erst wieder Business heim und dann in der Business wieder nach SKorea, da von China nach SKorea nur die Economy greift und dafür pro Monat gute 25K nur an Flügen verbraten, so what. Solche Superwichtigen hast Du überall. Reg ich mich mittlerweile nicht mehr drüber auf. Zieh Dein eigenes Ding durch.

Soll ich einfach meine Füße stillhalten? Ist es normal? Geht es vielen Leuten so? Also, es ist nicht so, dass ich NICHTS zu tun hätte, aber ich habe nichts Forderndes zu tun.
Ja, sollst Du, siehe oben. Nutze die Zeit intensiv für Fortbildungen. Ich denke da auch an Elektrotechnik richtung IT und KI, das wird künftig immer mehr werden. Nutze die Zeit für das, was Du schon immer add on lernen wolltest. Und dann bewerb Dich.

Soll ich vielleicht einfach meine Zeit absitzen, nebenbei etwas lernen, damit mein Lebenslauf besser aussieht und ich beim nächsten Vorstellungsgespräch etwas vorlügen kann?

Ja, sollst Du, siehe oben. Du sollst ca. 3 Jahre nutzen, um Dich privat weiter zu bilden. Ein Freund von mir, ähnliche Lage, hat z.B. nebenher damit angefangen, professionell online Nachhilfe in Mathe, Physik, Mechanik, e-Technik zu geben - bei dem Lehrermangel - ich sage Dir, die rennen ihm die Bude ein, Er hat mehr Anfragen als er bewältigen kann. Weil er preislich fair ist und er gerne mit Menschen arbeitet. Nur als Idee. Der Lehrermangel in den MINT Fächern wird nicht besser werden.

Hannes
 
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