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Stipendium bei chronischer Krankheit?

daytripper

Neues Mitglied
Hallo ihr alle,

ich habe im Internet gelesen, dass es spezielle Stipendien für Menschen mit chronischer Krankheit, oder Behinderung gibt.

Ich habe jetzt die Bestätigung des Arztes, dass es sich bei meinen Depressionen um eine chronische Krankheit handelt.

Eine Bekannte hat mir den Tipp gegeben, dass ich doch einen Behinderungsgrad beantragen soll.

Ich möchte nämlich im nächsten Jahr studieren und daher ein Stipendium beantragen. Hat jemand von euch schon ein Stipendium für chronisch Kranke bzw. Menschen mit Behinderung beantragt oder sonst irgendwelche Erfahrungen damit?

Oder hat jemand von euch eine Behinderung und konnte dadurch schon irgendwelche bürokratischen Vorteile daraus ziehen?

Ich möchte eigentlich keinen Behindertengrad beantragen, da ich mit meinen Depressionen im Alltag im Allgemeien mittlerweile wieder relativ gut klar komme. Was bei mir eingeschränkt ist, ist mein Arbeitsleben. Ich kann meinen alten Beruf nicht mehr ausüben.

Habt ihr irgendwelche Ratschläge für mich?
Habe ich mit der Erkrankung durch Depressionen Chancen auf ein Stipendium?

Was meint ihr?

Liebe Grüße

daytripper
 
Meine Erfahrungen zum Thema Depressionen und Studium sind sehr ernüchternd.
An Unis wird das Hilfsangebot weitaus größer hoch gepriesen wie es ist.
Ich bin mit Angststörung und Depressionen an die Uni gegangen und war nach dem Abi im 1. Semester krank geschrieben.
Da hieß es, ich würde kein Urlaubssemester machen können, weil das im 1. Semester direkt nicht geht. Also musste ich das Urlaubssemester im 2. Semester machen und hab 1 Semester umsonst studiert.
Die Frau, die mich beraten hat, war eher angebrochen davon, dass sie überhaupt arbeiten musste

Ich habe mich insgesamt sehr allein gelassen gefühlt. Bei Kommilitonen konnte ich auch nicht darüber reden, weil da große Vorurteile bezüglich psychischen Erkrankungen bestanden und ich mitbekam wie man über eine weitere Kommilitonin ablästerte, die sich geoutet hat.

Irgendwann brachte ich den Mut auf und ging zur psychosozialen Beratungsstelle meiner Uni. Den Berater konnte man vergessen. Da hätte ich auch der Tapete von meinen Problemen erzählen können. Der schaute im Gespräch zehn Mal auf die Uhr und wirkte eher total resigniert und lustlos.

Ich hatte zu der Zeit viele Baustellen. Mein Vater zahlte keinen Unterhalt mehr, finanzielle Probleme, psychische Sorgen, viel Druck von außen. Keine Freunde.

Irgendwie habe ich mich dann allein durchgekämpft. Ich würde aber nicht behaupten, dass mich die Uni in irgendeiner Form unterstützt hat. Eher im Gegenteil.
Die Bürokratie dort hat mir das Leben schwer gemacht.
Man hätte einen Nachteilsausgleich beantragen können, aber dafür hätte ich vom Arzt 5 Seiten ausfüllen lassen müssen. Das war der nächste Spaß, denn Termine bei Neurologen und Psychiatern gab es mit Wartezeit von 5 Monaten. Bis dahin war der Drops gelutscht und die Prüfungszeit vorbei. Als ich das Thema Nachteilsausgleich ansprach schaute mich der Arzt 2 Monate nach dem Prüfungzeitraum nur an wie ein Marsmensch, als ich ihm von dem mehrseitigen Schreiben erzählte, dass er hätte ausfüllen müssen.

Also Thema Uni und psychische Störungen: Vergiss es.
Ohne meine Mutter, die mich finanziell gerettet hat, hätte ich gar nicht studieren können.

Es ist ein Armutszeugnis was an deutschen Unis in Sachen psychische Erkrankungen läuft.
 
Irgendwie habe ich mich dann allein durchgekämpft. Ich würde aber nicht behaupten, dass mich die Uni in irgendeiner Form unterstützt hat. Eher im Gegenteil.
Die Bürokratie dort hat mir das Leben schwer gemacht.

Es tut mir echt Leid das von dir zu hören. Hast du es denn alleine trotzdem irgendwie geschafft?
Ich dachte heutzutage wäre das Thema Depression als "normale" Krankheit irgendwie in der Gesellschaft angekommen. - Ist es anscheinend immer noch nicht.
Vielen Dank für deine Antwort.
 
Ja, dank meiner Mutter und deren Unterstützung habe ich mein Studium geschafft.
Das war aber auch schon alles. Alles andere in Hinblick auf Uni konnte man vergessen.
Im Gegenteil: Man hatte das Gefühl es wird einem ständig unterstellt, man hätte sich das alles nur ausgedacht und würde Vorteile heraus schlagen wollen.

Welcher Arzt hat die Zeit 5 Seiten Nachteilsausgleich zu schreiben bei übervollem Wartezimmer?
Wenn man diesbezüglich nachfragt läuft man darauf hinaus, sich es mit dem Arzt zu verscherzen (so mein Eindruck)
Mein Arzt sagte mir dann selbst, dass er von den universitären Regelungen diesbezüglich nichts halten würde und regte sich über den Arbeitsaufwand auf. Er war selbst der Meinung, dass es Studenten mit psychischer Erkrankung das Leben schwer macht mit diesen Regelungen.

Es ist ja nicht so, dass man nicht ohnehin gestraft wäre und stigmatisiert, weil man keinen Beinbruch hat, den jeder sieht, sondern Depressionen. Nein, da wird einem quasi noch unterstellt, man würde das als Vorwand nutzen indem man übermäßig viele Bescheinigungen verlangt.
 

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