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Sterbebegleitung

D

deepsoul

Gast
Hallo Leute...

Ich habe eine Frage an euch... Ich mache momentan eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin. Sicherlich haben einige eine falsche Vorstellung davon. So geht es beispielsweise nicht nur darum für den / die Sterbende/n da zu sein, sondern auch darum, die Angehörigen mal zu entlasten. Sei es um einfach mal die Stellung zu halten, damit die Menschen ihre Einkäufe oder soetwas tätigen können. Aber natürlich gibt es auch die andere Seite: Trost spenden, einfach nur "da" sein.
Deshalb dachte ich mir, ich könnte euch mal fragen, was ihr so von einer solchen Person erwarten würdet?(Als Angehörige,oder vielleicht sogar selber als "Gehende/r"? Ich hoffe, diese Frage hört sich jetzt nicht zu seltsam an, aber vielleicht helfen sie mir später weiter? Ich würde mich freuen, wenn ihr mich vielleicht an etwas teilhaben lassen würdet. Zumal es auch mal eine interessante Erfahrung sein kann, sich mit dem eigenen Tod auseinander zu setzen. Haben wir in dem Kurs auch machen "müssen". Und es war wirklich erstaunlich, ganz anders als ich es mir gedacht hätte...

In diesem Sinne...

Eine gute Woche...

Deepsoul
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo deepsoul,

zu diesem Beruf gehört bestimmt eine große Kraft. Finde es bewundernswert, dass es Menschen gibt, die so etwas machen können.

Was ich in einer solchen Situation niemals haben und ertragen möchte, wäre Mitleid. Ich möchte so behandelt werden wie immer. Klar, dass Hilfestellungen im täglichen Leben gegeben werden müssten, aber ansonsten so normal, wie es möglich ist.

Das würde mir, wenn es denn mal soweit sein sollte, helfen.
 
Sterbebegleitung

finde es auch bwunderswert, ich habe auch mal als Servieskraft in einen Privatkrankenhaus gearbeitet und da hab ich viele Menschen kennengelernt , viele Alte Menschen, Kranke Menschen..🙁

und ich hab mir geschworen, wenn meine Eltern mal alt sind oder einer von beiden Krank werden würde dann möchte ich auf keinen Fall das sie ins Krankenhaus abgeschoben werden..
zum sterben..🙁

Als mein Dad im Hospitz war, da hat er meine Schwester angerufen, hat sie gefragt: Ob wir Mama helfen können mit der Pflege da sie das alleine nie schaffen könnte.. - es war selbstverständlich..

Er ging zum sterben heim..die Ärzte gaben uns keine Hoffnung mehr..

Jeder aus der Familie hat seinen Teil dazu begetragen.. meine Zwillingsschwester ist ausgebildete Arzthelferin und sie hat ihn täglich gespritzt..meine andere Schwester hat mit meinen Bruder und mit meiner Mutter im gewaschen, in angezogen und in gefüttert.. 🙁

wenn ich ihn besucht habe.. dann hab ich seine Hand gehalten.. im gestreichelt.., er hatte immer so Anwandlungen.. das er aus dem Bett wollte.. er wollte immer aufstehen, laufen.. dann mussten wir meistens ziemlich schnell reagieren.. in festhalten..damit er nicht umfällt..WIR AllE waren da.. 🙁

Wir konnten nur da sein, uns um im kümmern.. Hoffnung haben..

An dem Tag wo er starb.. sagte er immer wieder mit leiser STimme.. : ich kann nimmer...selbst da hatten wir noch Hoffnung..obwohl wir genau wussten.. das es nun soweit ist..:wein:

Wir haben uns als Familie gegenseitig aufgefangen.. haben viel geredet.. über das was alles war..und was noch auf uns zukommen wird.. wir haben nie die Hoffnung aufgegeben..nur kommt dann der Tag wo man eines besseren belehrt wurde..

wir haben verloren.. Alle haben wir verloren..🙁:wein:


Die Frage war:

welche Tipps man dir geben könnte.. was du machen kannst..

einfach nur da sein.. zuhören.., mit den Angehörigen reden, Ehrlich sein.. nicht sich das Recht rauszunehmen und zu sagen: Ich weiss was du fühlst.. WEil glaub mir.... wenn man es nicht selbst erlebt hat.. kann man es sich nicht im geringsten vorstellen was das für ein Gefühl ist..wenn man einen geliebten Menschen verliert..man kann es nicht..

das ist alles..

man kann einen Mut machen, in Trost spenden und da sein..

mehr kann man nicht.. 🙁


wünsch dir viel Kraft dabei

glg tine
 
Also ich persönlich würde es gut finden, wenn du, je nach Mensch und Gefühlslage, ungezwungen mit den Leuten umgehen würdest. Es muss nicht immer nur um den Sterbenen an sich und das ganze Thema drumherum gehen. Viele sind auch einfach mal froh, wenn sie über belangloses Zeug quatschen können, denn grade sowas kommt in so schweren Phasen des Lebens zu kurz.
Hmm...verstehst du ungefähr, was ich sagen will?
 
Hallo deepsoul !

Dein Wunsch Sterbebegleiterin zu werden ist wirklich Beachtenswert . Der Tod noch immer ein Tabuthema ein Thema das für viele Angsteinflössend ist wo die letzten Tage oder Wochen für Familien im Leid Kräfteraubend sind .

Ich wünsche dir viel Kraft und Stärke dies Durchzustehn

Ich glaub hier ist auch ein grosses Danke angebracht !!!

lg
 
ich finde das eine richtig gute Sache. Jemand zu haben der mit Angehörigen und Freunden spricht. Vermittelt und vielleicht die Dinge anspricht die man selbst nicht auspricht weil man weiß wie traurig die anderen darüber wären. Einen gemeinsamen Weg finden, Abschied zu nehmen und sich auf den Tod vorzubereiten.
Diese letzte Zeit ist eine sehr wertvolle Zeit die ich nicht weinend beenden wollte. Ich möchte lachen können und es noch einmal richtig krachen lassen.
Kann man mit dem Wissen gehen, die Menschen, die man geliebt hat werden sich genau an diese Momente immer wieder gerne erinnern, fällt ein Abschied um einiges leichter. Jeder darf traurig darüber sein wenn ein Mensch stirbt aber oftmals ist es für den Gehenden wirklich schwer auszuhalten seine Lieben leiden zu sehen. Immer wieder neu Kraft für ein Lächeln aufzubringen und anderen Trost zu geben, den man sich vielleicht selbst so sehr wünscht? Kraft die man selbst eigentlich nicht mehr hat und die man dann so sehr braucht.
 
Hallo depsoul ! 🙂

Find ich schön , das du dich dafür entschieden hast 😀 !

Sei du selbst . Wenn sie über ihren Tot reden wollen , dann las es zu . Frag sie immer , was sie möchten oder wonach ihnen gerade ist .
Manchmal kann auch Schweigen hilfreich sein . Denn Schweigen heißt in sich kehren . Wenn es mal vorkommen sollte , das dir eine Träne runter rutscht , las es zu . Das zeigt den Betroffenen das du Anteil hast & ihnen nicht egal bist .
Frag nach ihren Wünschen , vielleicht ist es dir möglich , ein ganz kleinen Wunsch wahr machen zu können .
Keine übertriebene freundlichkeit .

Für dich selber : Versuch einen gesunden Abstand aus Nähe & Distanz zu erreichen . Man hat immer mal etwas " das man mit nach Hause nimmt " . Aber zu viel , kann dich unfähig machen .

Rede über deine eigenen Emotionen Bsp . Kollegen ...

Ich wünsch dir Kraft ! Falls was ist kannst du mich kontaktieren , wenn du willst . 🙂

Liebe Grüße !
 
Schön, dass du dich für diesen Weg entschieden hast! Ich würde sagen: sei einfach da, wenn du gebraucht wirst. Sei einfach du selbst, sei einfach.
Ich wünsche dir, dass du deinen Weg mit Zuversicht und ohne Angst gehen kannst.
Alles Liebe
S.
 
Hallo Ihr!


Erst mal wirklich vielen lieben Dank für eure Gedanken! Ich nehme mir seit Tagen vor, zu antworten aber es klappt zeitlich nicht (sieht man vielleicht an der Uhrzeit...) Ich versuche es so schnell wie möglich.
Aber vorneweg kann ich sagen, dass mir wirklich alle Antworten richtig gut gefallen haben ( und seid euch sicher, dass ist keine Floskel!)..
Es hat mich teilweise sehr berührt und ich möchte es wirklich nicht unkommentiert lassen, aber es braucht ein bisschen länger um auf alles einzugehen. Also seht mir es bitte erst mal nach! Ich lasse noch dieses Wochenende von mir hören.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen gelungen Start ins wohlverdiente Wochenende!
Ein paar bewußt verbrachte Tage wünsche ich euch!

In diesem Sinne!
Paßt gut auf euch auf!

Liebe Grüße,
Deepsoul
 
Hallo Deepsoul,

bin gerade erst hier auf dieses Forum gestoßen. Ich finde es wirklich toll, daß du dich auf diesem sehr schwierigen Pfad bewegen möchtest. Ich weiss, wie gut es Patienten im Krankenhaus tut, wenn nicht so seelenlos mit ihnen umgegangen wird. I

ch hatte damals mit 14 Jahren in meinem Krankenhauspraktikum ein einschneidendes Erlebnis mit einer älteren Patientin. Die dort tätigen Schwestern spulten nur ihr Programm runter: Wecken, Temperatur messen, waschen, Essen hinknallen und gut war's. Gespräche, oder auf den MENSCHEN EINGEHEN? Fehlanzeige. Kälter gings kaum. Es wurde mir sogar fast verboten, mich zu dieser Patientin zu setzen und mir ihre seelischen Probleme erzählen zu lassen. Es tat ihr doch gut. Warum wollte man es mir verbieten? Ich habe damals gesagt, ich sei ein freier Mensch und ihr (der Schwester) nicht unterstellt. Ich würde nur ein einwöchiges Praktikum machen und stehe nicht auf der Lohnliste des KKH.

Damals habe ich mir geschworen, ich würde meine Eltern niemals so allein lassen. Leider hat der Krebs mir meine Mutter genommen, als ich gerade 20 war und meinen Vater habe 15 Jahre später verloren. Aber ich habe mir aucb nichts vorzuwerfen gehabt. War ich doch, solange sie lebten, viel mit Ihnen zusammen. Nur leider haben die Krankheiten sie im Krankenhaus selbst innerhalb weniger Tage dahingerafft.

Es war jedesmal zu plötzlich, obwohl ich es bei beiden schon 36-24 Stunden vorher, bereits über räumliche Distanzen von der Wohnung bis ins Krankenhaus, gespürt habe. Wirklich wahr, aber sehr sensitive Menschen spüren den kommenden Tod. Genau wie der Sterbende selbst auch. Meine Mutter hatte die gleichen Gefühle gut 3 Tage vorher. Das wußte ich aber nicht. Sie gab damals meinem Vater noch ihren Ehering für mich mit. Der sollte nicht im Grab landen. Hat er mir aber damals nicht gleich so erzählt, sonst hätte ich sicher vor dem Bett gesessen und hätte meinen Platz nicht verlassen, bis sie gestorben ist. Aber das Gefühl, für beide bis zum Schluss dagewesen zu sein, geholfen zu haben, wenn sie Hilfe brauchten, wie auch Eltern es ihren Kindern zukommen lassen, war im Nachhinein dennoch für mich auch wichtig. Ich konnte sie dann doch "gehen lassen". Klar habe ich getrauert, geweint, war verzweifelt und haderte mit dem Schicksal. Dennoch war ich auch froh, daß sie beide die Chance hatten, ohne große Schmerzen und Qualen ein schnelles Ende zu finden. Insofern haben wir noch alles versucht zu tun, um ihr Leben zu verlängern, es sollte aber nicht sein. Ihre Zeit war gekommen. Obwohl meine Mutter mit 57 definitiv zu jung war.Vater ist ja immerhin 83 geworden.

Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an sie denke und ich habe auch mehrere wunderbare Träume von und mit meinen Eltern gehabt. Es war jedesmal, als hätten wir noch einmal ein paar Stunden zusammen verbringen dürfen. Wenn man es heute so aus der Distanz sieht, ich bin jetzt 55 Jahre alt, habe ich mir nichts vorzuwerfen, irgendwas für meine Eltern nicht getan zu haben, sie nicht geliebt zu haben - ganz im Gegenteil. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, ich habe nichts versäumt, war eine gute Tochter und ich bin sicher, auch wenn ich nicht wirklich gläubig bin, wir werden uns wiedersehen, wenn ich einmal abtrete. Da bin ich mir sicher. Manchmal spüre ich die Anwesenheit von Mutter und Vater. Manchmal rieche ich sogar den Zigarettenrauch, obwohl hier sonst niemand raucht. Ich selbst auch nicht. Dann weiß ich sofort, meine Mutter ist zugegen. Halt mich für verrückt, aber ich weiss, sie passen auch auf mich und meine Tochter und Enkelin auf.

Wichtig ist, daß man als Mensch in der Lage ist, für andere da zu sein, wenn sie Hilfe brauchen, man sich für seine Mitmenschen interessiert und ihnen zuhört. Höre zu, was Sterbende dir noch mitteilen können. Alles ist wichtig. Gebe den Angehörigen Trost und teile deine Gespräche mit dem Sterbenden mit ihnen. Jedes Wort, jeder Satz kann auch ihnen helfen. Pass also einfach nur gut auf, nicht oberflächlich damit umzugehen. Viele wehren sich leider dagegen zu glauben, daß mit dem Tod nicht alles vorbei ist. Ich glaube daran, daß es eine geistige Welt ohne Körperlichkeit gibt. Wenn wir dort bleiben dürfen, dann haben wir alles gelernt und brauchen nicht mehr hierhin zurück in das Fegefeuer, wie die Bibel es ausdrückt

Das Fegefeuer ist hier auf Erden, hier müssen wir lernen, werden geprüft, getestet, hier müssen wir uns beweisen und bewähren. Das Klassenziel ist es wohl, anderen zu helfen, offen zu sein für ihre Bedürfnisse und ihnen stets zu zeigen, wie wertvoll sie als Individuum sind. Was könnte es sonst sein, was wir hier machen? Geld regiert die Welt, Liebe den Himmel. Wenn Reichtum vorhanden ist, sollte man auch davon abgeben. Es gibt immer Jemanden, dem man mit Geld oder irgendwas anderem behilflich sein kann.

Bleib wie du bist, verliere deine Mitmenschlichkeit nie aus den Augen und sei zufrieden, wenn jemand mit deiner Hilfe gut hinübergegangen ist. Trauere ihnen nicht zu sehr nach, es ist nicht alles zu Ende, du hast seelisch ihre "Hand auf dem Weg gehalten" und ihnen hinübergeholfen. Allein durch deine Kraft und Liebe zu den Menschen.
In diesem Sinne meine Liebe, alles Gute für Dich - ich bin sicher, du wirst es schaffen und vielen Sterbenden, wie auch den trauernden Angehörigen, helfen können.
Beate
 

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