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Stelle wechseln...?

G

Gast

Gast
Hallo,

Ich würde gerne ganz neutrale Meinungen lesen.
Ich mache mein Anerkennungsjahr in einer Kita, seit 2 Monaten.
Dort fühle ich mich unwohl, daher möchte ich wechseln - Aus Datenschutzgründen muss ich hier sehr oberflächlich schreiben.

Die Gründe:

1. Ein Kind wurde in der Kita von einem Elternteil körperlich misshandelt, zwei Erzieherinnen haben dies mitbekommen (ich nicht). Das Kind kommt schmutzig und mit alter, voller Windel in die Kita, es ist oft wund am Popo. Es ist 6 Jahre alt und vom Entwicklungsstand auf dem Level eines 2 1/2- 3 jährigen Kindes, offensichtlich ist da was nicht in Ordnung. Gemacht wird nichts.
Das Kind ist nicht in meiner Gruppe, trotzdem belastet mich die Situation.
Die Leitung weiß alles und unternimmt nichts, die anderen Kollegen haben Angst vor Mobbing oder Arbeitsplatzverlust.

2. Die Leitung mobbt. Ich selbst war bisher eher wenig davon betroffen und trotzdem habe ich Angst, dran zu sein.
Beschweren will sich keiner bzw. Das Team möchte eine Supervision, dass wird aber ewig dauern. Es werden subtile Unterstellungen ausgesprochen und interne Sachen ausgeplaudert, um Unruhe zu stiften.

3. Das Klima ist ätzend: alle beschweren sich, jeder ist unzufrieden, keiner macht was.


Ich mag das Team gerne und auch die Arbeit mit den Kindern. Allerdings geht die gesamte Einrichtung eher weniger.

Die Mitarbeiter reden die Vorfälle runter, das Rufen des Jugendamtes bringt eh nichts, ich würde mich anstellen, es sei überall so, überall gibt es Stress und Konflikte, usw.
Aber jeder will gehen, tut es aber nicht.

Gehen kann ich offiziell nur aus dem Grund, dass ich den Eindruck habe, dass die Leitung mich nicht mag und ich das Klima schlecht finde ( das kann ich aber auch nicht begründen, weil ich nicht sagen darf, dass ich Angst habe, dass sie mit mir das selbe wie mit den Kollegen macht).
Ich kann die wirklichen Gründe nicht nennen, weil ich die ganzen Sachen eigentlich nicht wissen dürfte und den Kollegen die Hölle heiß gemacht werden würde.
Ich komme mir albern vor und frage mich, ob etwas mit meiner Wahrnehmung nicht stimmt und ich einfach übertreibe.

Hinzu kommt, dass dort vorher 3 Erzieher gearbeitet haben, die die Kinder geschlagen, getreten, verbal gedemütigt und zwangsgefüttert haben sollen, die Leitung hat geschwiegen. Diese Erzieher arbeiten aber nicht mehr dort.

Ich bin unsicher - soll ich gehen oder mich durchkämpfen?

Über eure Meinungen würde ich mich freuen, danke.
 
Hallo,

mir fehlen die Worte (und das ist echt eher selten). Ich kann daher (eigentlich) nur nach Bauchgefühl antworten und das besagt, sofort weg (wenn du die Chance hast).

Zusätzlich: Die von dir genannten (auch wenn nicht selbst erlebten) Erkenntnisse solltest du unbedingt der Polizei mitteilen (wobei ich selbst miterlebt habe, dass die manchmal auch nicht wirklich klug handeln). Wenn das, was du mitbekommen hast, auch nur teilweise zutrifft, sollte hier auf jeden Fall gehandelt werden.

Ich finde es prima, dass es Menschen wie dich gibt, die nicht einfach wegsehen. Danke!
 
Hallo Querdenker,

Danke für dieh Antwort.
Ich vermute, dass meine Kollegen berufsblind sind und gar nicht sehen, was da passiert und das Gewalt gegen Kinder immer schlimm ist.
Eine Kollegin meinte, dass wäre klientelbedingt. Im sozialen Brennpunkt ist es immer schwieriger, aber deswegen muss ich doch nicht alles hinnehmen...?
Und wie das Jugendamt handelt, liegt doch auch nicht in unserer Verantwortung....Wenn das Kind heraus genommen wird, dann aufgrund der Umstände und nicht wegen einer Übertreibung. Na ja. Jeder von außen sagt mir, ich solle wechseln, dass ist allerdings extrem stressig für mich, wobei ich schon alles in die Wege geleitet habe.
Am Montag hat die Leitung bei mir geschleimt und ich habe überlegt, denn natürlich hat sie Angst, dass sich jemand die Einrichtung genauer ansieht.
Aber auch das liegt nicht in meiner Verantwortung......

Das eigentliche Problem ist, dass ich nicht weiß, wo ich hin komme und ob es da genauso ist. Meine Klassenkameraden erzählen mir alle von ihren tollen (bzw. Völlig normalen) Einrichtungen und ich kann es eigentlich gar nicht glauben, dass so etwas tatsächlich passieren kann.
Stress in irgendeiner Form gibt es immer, aber Sowas....?

Wegen dem Jungen werde ich mich anonym melden, damit ich auf jeden Fall aus dem Mobbing raus bin. Schweigen geht einfach nicht - so eine Erzieherin wollte ich nie werden!
 
Ich habe nie verstanden, wie eine ganze Institution weg schauen kann, wie sich niemand trauen kann, dagegen vor zu gehen.
Ich verstehe die Angst vor Mobbing und vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, aber trotzdem können Vorfälle anonym und ohne Zustimmung der Leitung gemeldet werden?!

Was mich so irritiert hat, war die Tatsache, dass fast jeder so tut, als wären die Vorfälle dort völlig normal. Das es zur Arbeit im sozialen Brennpunkt dazu gehört.
Das das Jugendamt eh nichts macht. Es keine Hilfe für das Kind ist, wenn es von seiner Mutter getrennt wird.

Ich habe angefangen zu grübeln: übertreibe ich? Ist es vielleicht gar nicht so schlimm?
Was kann ich überhaupt tun, wird man mir als Praktikantin überhaupt glauben?
Alle anderen finden das sich nicht so schlimm. Vielleicht ist es das auch gar nicht.

Doch, ist es. Als Kind war ich auch Opfer von Übergriffen und die Schulen haben es ignoriert.

Schweigen macht genauso erpressbar wie mitmachen. Ich werde weder Schweigen, noch mitmachen - immerhin habe ich ganz viel über Gruppendynamik und menschliche Widerwärtigkeit gelernt, dass braucht man im Berufsleben immer.
 
Hallo Gast,

Fakt ist doch, dass es dir aktuell schlecht geht und du dich nicht wohl fühlst. Und ja, es KANN anderswo eventuell auch nicht besser sein, aber die Betonung liegt auf kann. Und sollte dem wirklich so sein, kann du erneut wechseln. Ich lese auch heraus, du hast Angst vor einem Wechsel. Das wäre auch ein guter Ansatzpunkt, d.h. setze dich mit dieser Angst und vor allem woher die kommt auseinander und schau mal was du brauchst, eben diese zu besiegen oder wenigstens zu lindern. Überlege vielleicht auch mal, wie viel Energie dich das alles kostet und ob das irgendwie angemessen ist.

Und vielleicht noch Eines: Du kannst niemand ändern, du kannst nur bei dir selbst ansetzen. D.h. an der Situation kannst du nichts ändern, wohl aber was die für dich bedeutet. Und selbst wenn jetzt die Polizei oder wer auch immer dort eingreift, heißt das noch lange nicht, dass es für dich danach besser wird.

Ich habe den Eindruck, du gehörst zu den guten Menschen. Daher bist du in einem guten Umfeld mit Sicherheit besser aufgehoben.
 
Als jemand der im Studium schon Erfahrung sammeln konnte und viele Kommilitonen in diesem Bereich hatte und auch während des Studiums in sozialen Einrichtungen gearbeitet hat kann ich nur sagen: Raus da! So schnell wie möglich.

Betrifft es die neuen oder alten Bundesländer?Du bist nicht die Erste von der ich von prekären Lagen in Kitas höre. Ich hatte früher 2 Kommilitonen, die Haare sträubende Dinge erzählt haben. Eher in Richtung Mobbing. Da hat eine einzige Erzieherin erzeugt, dass 5 Leute gekündigt haben.
Nicht zu sprechen davon wie sie mit den Kindern umgegangen ist.

Leider fehlen da oft die Beweise. Da kann man zur Polizei gehen wie man will.

Ich habe selbst ähnliches erlebt. Allerdings war ich damals 15 und mir hat kein Erwachsener geglaubt. Da wurde einem Kind das Essen hinein gestopft bis es gebrochen hat. Da wurde ein 5 jähriges Mädchen über eine Stunde im Raum sitzen gelassen, bis es gegessen hat.

Ich kann unendlich weiter machen. Ich war damals nur die dumme Praktikantin. Als die Erzieherin mitbekommen hat was ich mitbekam, bekam ich die schlechteste Beurteilung, die man sich denken kann. Einfach deshalb, weil sie Angst hatte dass ich nochmal in die Kita komme und wieder Praktikum mache und sie dann kontrolliert wird. Letztendlich machte ich den Mund auf. Mir glaubte aber niemand. Mir fehlten die Beweise.

Du bist leider in der bescheidenen Position, dass du dieses Anerkennungsjahr brauchst.
Entweder beißt du die Zähne zusammen und versuchst von den Kinderseelen noch etwas der Auswirkungen abzuwenden, in dem du dich liebevoll um die Kinder kümmerst und ihnen zeigst, dass nicht alle so sind oder du gehst, ziehst Konsequenzen und machst den Mund auf.
Ob dir dann aber jemand glaubt, ist die nächste Sache.

Leider ist das ein Phänomen was man oft hört. Ich hatte eine Kollegin, die mit ansah wie eine Mutter ihr Kind schlug. Sie wurde von der Leitung ausgelacht. Sie ging weiter. Letztendlich wurde ihr nahe gelegt sich versetzen zu lassen.

Gerade alt eingesessene Erzieherinnen (nicht junge, die so alt sind wie du) sind nicht selten irgendwo in den 80er Jahren stecken geblieben und meinen sie müssten ihren Styl so weiter fahren.:wein:

Ich kann dir leider nicht sagen, warum Mobbing gerade in sozialen Einrichtungen an der Tagesordnung ist. Genau das ist einer der zahlreichen Gründe aus denen ich aus dem direkten sozialen Bereich so schnell wie möglich raus will. Sicher, es sind nicht alle Kitas und Vereine schlecht. Aber man kann davon ausgehen, dass das Potenzial für Mobbing dort doch höher ist.
 
Danke für eure Antworten.

Ich wohne in den neuen Bundesländern.

Ich habe keine Angst mehr : als ich beim Zuständigen wegen einem Wechsel vorgesprochen hatte, meinte er: "Bei der 2tenächsten Stelle muss es aber klappen, noch ein Wechsel geht nicht.".
Ich konnte ihm von dem Mobbing und der vertuschten Kindesmisshandlung nichts erzählen und dachte, wenn ich in noch so einein Einrichtung komme, muss ich da durch.
Man kann aber nochmal wechseln! 😀
Da fiel mir ein Stein vom Herzen!!!!

Mir fehlt noch ein Gespräch, dann bin ich aus dem scheiß Laden raus - auch wenn ich dann als reflexionsunfähige Mimose dastehe, denn ich kann den Wechsel nur begründen, dass die Leitung nichts kann.
Aber das ist mir total egal, ich will nur entspannt arbeiten!
 
Ich wollte mich nochmal melden 🙂

Habe die Stelle erfolgreich gewechselt, zu der neuen Stelle muss ich 1 Std fahren, aber hoffentlich kann ich die Zeit einfach sinnvoll nutzen.
Es war super anstrengend, weil ich die Kollegen auch nicht in die Pfanne hauen wollte und daher nur Mimosengründe angegeben habe, was für die Leitung und den zuständigen von dem Träger unverständlich war, aber mir ist das ziemlich egal.

Leider konnte ich den Fall mit dem Kind nicht melden, weil mir alles nur erzählt worden ist, dafür haben sich zwei Kollegen endlich getraut und was weiter passiert, liegt jetzt in der Hand von Jugendamt.
 
Danke für deine Rückmeldung und dein Engagement. Außerdem freue ich mich für dich für den erfolgreichen Wechsel und wünsche dir alles Gute für die neue Stelle.

LG
 

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