Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Soziale Interaktion - Es ist so anstrengend

Antares

Neues Mitglied
Bis vor kurzem war es noch recht einfach. In meiner Klasse am Abendgymnasium gab es gerade einmal 12 Schüler. Mit zwei Mitschülern habe ich recht guten Kontakt und mit dem Rest redete ich ab und an mal über schulische Dinge . Seit Anfang dieses Monats hat sich alles geändert. Das neue Semester begann und meine Klasse wurde mit einem Parallelkurs zusammengelegt. Jetzt sind wir 28, haben einige neue Lehrer bekommen und ich bin damit total überfordert.

Eigentlich kann es mir egal sein, schließlich bin ich an der Schule um mein Abitur nachzuholen und nicht um irgendwelche Leute kennen zu lernen. Dummerweise ist es mir aber nicht egal, da ich nicht als "aussenstehender" oder "komisch wirkender" dastehen möchte.

Die anderen aus meiner ehemaligen Klasse haben diese Probleme nicht. Sie standen schon in der ersten Pause bei den "Neuen" und unterhielten sie mit denen als würde sie sie schon ewig kennen. - Für mich völlig unbegreiflich - Ab und an werde ich von den neuen Mitschülern angesprochen. Meine Antworten fallen leider immer nur sehr knapp aus; die meiste Zeit während der Gespräche verbringe ich damit zu überlegen was ich als nächstes sagen könnte und wie ich das was ich sagen möchte am besten verpacke => ich kann meinem Gegenüber nur teilweise zuhören und wirke dadurch offensichtlich befremdlich und angespannt.

Seitdem das neue Semester begonnen hat habe ich an mindestens einem Tag in jeder Woche gefehlt, weil ich absolut keine Kraft mehr hatte um mich den sozialen Situationen zu stellen. Leistungstechnisch habe ich absolut garkeine Probleme aber die soziale Interaktion macht mich (mal wieder) kaputt.

Es fängt morgens schon beim Aufstehen an. Ich fühle mich angespannt, gestresst und komme nicht zur Ruhe. Teilweise erwische ich mich dabei wie ich die Stunden bis zum Schulbeginn zähle. Dummerweise macht mir nicht nur die soziale Interaktion an der Schule Angst sondern auch der Weg zur Schule. Die 30 km lange Strecke lege ich täglich mit meinem PKW zurück. Aus irgendeinem Grund ist das Autofahren auch schon ein rießiger Stressfaktor obwohl noch nie etwas passiert ist. Das weicht allerdings eher vom eigentlichen Thema ab.

Im Prinzip mache ich es mir selbst schwer. Ich weis, dass ich irgendwann einmal meinen festen Platz in der Klasse habe, die Leute besser kenne und wieder gerne hingehe. Trotz dieses Wissens ist es im Moment einfach nur sehr schwer zur Ruhe zu kommen. Soziales Kompetenztrainig habe ich schon mehrfach mit professioneller Hilfe durchgeführt. Die Regeln kenne ich in und auswendig, ich kann es nur nicht in den Situationen umsetzen.

Ich weis nicht wie es weiter gehen soll. Mein Ziel ist es diese blöde Angst hinter mich zu bringen aber es klappt einfach nicht und zerrt total an meinen Kräften.
 
Lieber Antares!
Derzeit finde ich soziale Interaktion auch sehr anstrengend. Diese Phasen wechseln bei mir mit gelassenen Zeiten, wo ich mehr in mir Ruhe.
Setz Dich am Besten nicht so unter Druck und beurteile Dein Verhalten nicht mit einem Blick von Außen. Versuche bei Dir zu bleiben und Dir selbst genüge zu tun. Und wenn Deine Antworten kurz und knapp ausfallen, weil Dich das schützt, dann ist das eben so. So bist Du eben. Ein Mensch, der länger braucht, um gelassen in der Interaktion zu sein.
Ich bin derzeit sehr zurückgezogen, weil mich Menschen entweder langweilen oder nerven. Ein merkwürdiger Zustand, aber ich akzeptiere das einfach erstmal so. Es wird wahrscheinlich irgendwann wieder anders. Und wenn nicht, kann ich mir immer noch Gedanken machen...
Vielleicht bist Du hochsensibel - diese Menschen vertragen nicht soviel soziale Interaktion, weil sie sehr viel spüren von anderen und dies dann erstmal verarbeiten müssen.
:blume: von Indianerin
 
ich kann Dich sehr gut verstehen, da es mir absolut genauso geht wenn ich mit leuten zusammen bin. da ich im moment mich genauso fühle, kann ich dir leider kein rezept geben, was hilft (da ich die ganzen ratschläge, sei du selbst, mach dir nicht so viele gedanken etc. auch zu genügend kenne, aber es nicht umsetzen kann in der situation).
ich wünsche dir einfach erstmal den mut, morgen, wo du bestimmt wieder "ran" musst, den weg zur schule zu schaffen und mit deinen mitschülern ein wenig smalltalk zu halten und auch das schweigen von dir einfach auszuhalten und nicht zu resignieren!!
mit deinen 2 mitschülern, mit denen du dich vorher gut verstanden hast, sind aber weiterhin in deiner klasse? können sie dich nicht integrieren in andere gespräche?
 
Guten morgen und vielen Lieben dank euch beiden für die aufmunternden Worte.

Vielleicht bist Du hochsensibel - diese Menschen vertragen nicht soviel soziale Interaktion, weil sie sehr viel spüren von anderen und dies dann erstmal verarbeiten müssen.
Ich leide am Asperger Syndrom allerdings war es noch nie so schlimm wie in letzter Zeit. In den Momenten der sozialen Interaktion möchte ich den best möglichen Eindruck hinterlassen obwohl ich an dem Großteil der Personen nicht interessiert bin. Ich glaube, dass mein einziges Interesse an den Gesprächen durch meinen Stand in der Klasse zu begründen ist. Wie gesagt, die neuen Klassenkammeraden interessieren mich nicht aber ich möchte mich nicht selbst in's Abseits katapultieren und als Aussenseiter enden.

Ein merkwürdiger Zustand, aber ich akzeptiere das einfach erstmal so.
Ich finde deine Haltung sehr bewundernswert. Aus eigener Erfahrung weiß ich wieviel Kraft man dafür benötigt. Leider kann ich diese Kraft zurzeit nicht aufwenden, da ich das Gefühl habe als wäre all meine Kraft aufgebraucht. Im Prinzip war ich schon oft in der Situation in der ich schulisch und beruflich neue Kontakte knüpfen musste. Einfach war es nie aber so schwer wie zurzeit war es auch noch nie.

mit deinen 2 mitschülern, mit denen du dich vorher gut verstanden hast, sind aber weiterhin in deiner klasse? können sie dich nicht integrieren in andere gespräche?
Das ist leider nicht so leicht. Einer von denen ist ein sehr aufgeschlossener Mensch, weiß über mich bescheid und hat mir das ein und andere mal sehr bei den Gesprächen mit anderen geholfen, aber diese Woche befindet er sich beruflich im Ausland und er spielt momentan mit dem Gedanken die Schule abzubrechen, da er es aus beruflichen Gründen nicht mehr schafft. Sollte das wirklich so eintreffen wäre das für mich eine Katastrophe.
Die andere ist in der selben Lage wie ich. Sie leidet an einer sozialen Phobie, redet kaum mit anderen und hat selbst Probleme mit der Situation.

Zurzeit bin ich sehr angespannt und nachdenklich. Heute Abend um 17:45 Uhr beginnt die Schule, um 16:30 Uhr muss ich losfahren. Das mit dem losfahren ist auch so eine Sache. Ich bin beim autofahren sehr angespannt obwohl ich die Strecke seit über einem Jahr ohne Probleme fahre und generell noch unfallfrei bin. An Stellen an denen der Verkehr flexibel wird werde ich sehr angespannt denn ich weiß jeder Fehler von mir wird von anderen geahndet (Aktion = Reaktion). Alleine der Weg zur Schule verzehrt schon meine ganzen Kräfte.
Zu allem Überfluss habe ich heute auch noch Englisch. An sich ein schönes Fach bei dem ich keine Probleme habe. Dummerweise scheint die neue Lehrerin absolut auf Gruppenarbeit zu stehen und sie würfelt die Gruppen wilkürlich zusammen.
Vor morgen habe ich auch schon bange. Als Wahlpfächer habe ich anfangs Biologie und Physik gewählt. Nachdem ich jedoch nur schlechtes über den Physik Lehrer gehört habe und er auf mich einen furchterregenden Eindruckt machte habe ich mich dazu entschlossen von Physik auf Wiso zu wechseln. Morgen ist Wiso und mir macht es total zu schaffen, dass ich mich wahrscheinlich neben jemand fremdes setzen muss. Im Prinzip gibt es noch jede Menge freie Plätze aber ich möchte nicht alleine irgendwo sitzen, sonst wirke ich wie ein Aussenseiter.

Zurzeit sind es einfach zuviele Dinge die mich zu denken anregen. Situationen die für die meisten Leuten eine absolute Selbstverständlichkeit sind bringen mich schon an das Ende meiner Kräfte. Ich wünsche mir ein normales Leben führen zu können, frei von allen sozialen Ängsten aber dem stehe ich sehr skeptisch gegenüber.

An Psychotherapie habe ich schon einiges hinter mir, sogar einen dreimonatigen stationären Aufenthalt. Geholfen hat mir das leider noch nichts. Zurzeit besuche ich einen ambulanten Therapeut, leider jedoch habe ich nur alle 14 Tage einen Termin.

Beruflich geht bei mir zurzeit garnichts. Die negativen Erfahrungen haben mich sehr geprägt. Ich habe Angst vor einer hoffnungslosen Zukunft trotz 1er Schnitt im Zeugnis.
 
Hallo,

Erstmal finde ich es sehr gut, dass du trotz deiner Ängste und deiner Krankheit das Abendgymnasium in Angriff genommen hast.

Vielleicht nimmt es ein wenig den Druck, wenn Du dir vor Augen hälst, dass gerade eine Abendschule eine Angelegenheit von sehr begrenzter Dauer ist. Außerdem sind die Schüler ja älter als in einem Regel-Gymnasium...sie sind erwachsen, haben sicher zum Großteil einen Job, einige Familie...kurz: Niemand wird die soziale Interaktion dort so wichtig nehmen wie es in Regelschulen der Fall ist, wo eben Kinder bzw. Teenies lernen, die nix anderes zu tun haben als zu gucken, wie sich der eine oder andere in die Klasse einfügt, wo getuschelt wird und gehänselt.

Dadurch könntest Du im Umkehrschluss auch sehen: Die soziale Interaktion dort hat keine entscheidenden Folgen für meine Zukunft. Vermeintliche "Fehler" sind dort weitaus weniger problematisch als an einem Arbeitsplatz, wo man viele Jahre lang tätig sein will, vielleicht Karriere machen möchte ect. Vielleicht kannst Du die Abendschule eher als eine Art "Spielwiese" zum Üben in sozialer Interaktion sehen. Es kann keine "schlimmen" Folgen haben, wenn es Dir an manchen Tagen nicht gelingt, gut mit den Leuten zu kommunizieren. Versuch es ruhig und bleib vor allem mit den beiden Leuten, die du magst, in Kontakt.

Andere machen sich oft viel viel weniger Gedanken um einen selber als man denkt. Wenn man selbst meint, man hätte grad was Dummes gesagt oder zu wenig...hat das Gegenüber das oft gar nicht bemerkt bzw. das Gespräch schon lange vergessen, während man selbst noch ewig grübelt, was man da falsch gemacht hat
 
Lieber Antares,
erstmal herzlichen Dank für Deine Offenheit. Ich kenne mich zwar nicht so gut aus mit dem Asperger Syndrom, aber zwischen den Zeilen schimmert eine Leidensgeschichte der Ausgrenzung durch, die mich sehr berührt und es wird für mich verständlich, weshalb Du sehr viel Wert darauf legst, nicht als Außenseiter dazustehen.
Wahrscheinlich wirst Du sehr viel Kraft brauchen, um diese erste Zeit zu überstehen. Ich würde mir an Deiner Stelle überlegen, ob ich dieser Lehrerin, die auf Gruppenaktivitäten steht, im Vertrauen ein bißchen was von Dir und Deinen Problemen erzählst, damit sie Dich besser versteht und Dir ggf. eine Einzelaufgabe zuschustern kann.🙂
Viele Menschen sind weitaus verständnisvoller, als man es aus der Schulzeit kennt, wenn sie ein bißchen um die Hintergründe wissen.
Ich wünsche Dir jedenfalls, daß Dein Tag heute für Dich möglichst wenig anstrengend war und Du eine Insel inmitten vieler Inseln bleibst. Alles Liebe für Dich!
:blume: von Indianerin
 
Vielen Dank für die erneuten Reaktionen und die aufmunternden Worte.
Trotz des miserablen Gefühls habe ich es gestern geschafft die Schule zu besuchen. Obwohl kaum etwas passiert ist ging es mir in der Schule und auch danach sehr schlecht. Das Hauptproblem lag wieder in Englisch. Die Lehrerin nannte uns einige Aufgaben und nahm wilkürlich Leute dran, welche schnell ein Ergebnis nennen sollten. Irgendwann erwischte es mich und ich wusste keine richtige Antwort auf die Frage obwohl die Frage sehr leicht war.
Später legte sie ein Lösungsbuch auf meinen Tisch und wollte wohl, dass ich die Antworten der anderen überprüfe. Dummerweise habe ich nicht verstanden was sie eigentlich von mir wollte und konnte deswegen keine richtige Lösungen nennen obwohl das Buch direkt vor mir lag. Insgesamt war mir das sehr peinlich.

Vielleicht kannst Du die Abendschule eher als eine Art "Spielwiese" zum Üben in sozialer Interaktion sehen.
Diesen gedanken hatte ich auch schon. Ich versuchte mir vorszustellen, die Schule wäre eine Art Spiel bei dem es Punkte für erfolgreiche soziale Interaktion gibt. Leider hat mir das noch nicht geholfen. Ich glaube ich bin noch nicht soweit, bin noch zu empfindlich.

... aber zwischen den Zeilen schimmert eine Leidensgeschichte der Ausgrenzung durch, die mich sehr berührt und es wird für mich verständlich, weshalb Du sehr viel Wert darauf legst, nicht als Außenseiter dazustehen.
Schulisch war ich eigentlich nie so wirklich der Außenseiter. Ich war immer recht beliebt in der Klasse und hatte viele Kontakte. Beruflich jedoch war ich immer der Aussenseiter. Ich habe kaum mit meinen Kollegen geredet, stellte mich bei der Arbeit sehr blöd an und konnte mir die Arbeitsstrukturen einfach nicht merken.

Heute Abend ist wieder Schule und das ganze Spielchen geht von vorne los. Habe wieder höllische Angst und bin total am Verzweifeln. Ich fühle mich traurig, panisch und komplett kraftlos. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll, komme einfach nicht aus diesem Loch raus.
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben