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Whatif

Gast
Ich habe ein Problem, für das es meiner Meinung nach kaum eine Lösung gibt. Mein Leben erscheint mir nicht sehr attraktiv. Das hat vielerlei Gründe, die ich der Reihe nach abhandeln möchte.

  • Ich bin depressiv. Diese Diagnose kann ich mir glaube ich ohne große Fachkenntnis stellen. Ich neige bestimmt nicht zu Hypochonderie, im allgemeinen ist mein körperlicher Zustand sogar ziemlich gut, ich eigentlich nie krank.
Ich bewohne ein Einzelappartement in einem Randbezirk einer großen deutschen Studentenstadt. Ich studiere zur Zeit Psychologie. Mein Appartement befindet sich im Souterrain und ist deshalb tagsüber nicht sehr gut ausgeleuchtet. Das einzige Fenster meines Wohn- und Arbeitsraumes lässt mich auf eine Mauer schauen. Ich leide unter Bewegungsmangel, weil ich viel Zeit am PC verbringe, gleichzeitig schlafe ich oft schlecht, weil ich unausgelastet bin, mir ständig Dinge durch den Kopf gehen.
Irgendwie kann ich mich nie auf einen Sachverhalt für längere Zeit konzentrieren, es ist, als wäre ich seit dem Abitur ein anderer Mensch geworden, der schnell ermüdet, wenn er Texte liest, ein ständiges Gefühl der Leere im Kopf bestaunt.

  • Meine Hochschulkarriere ist eine einzige Orientierungslosigkeit. Ich habe nach dem Abitur zunächst Philosophie, Geschichte und Psychologie auf Magister studiert, nachdem sich meine Idee eines Physikstudiums in der ersten Woche schon als absolute Schnapsidee für mich herausgestellt hatte: Ich hatte weder mit den Leuten noch mit dem Stoff irgendwelche Ansätze zurecht zu kommen. Ich hielt mich für einen ziemlichen Idioten und war es wohl auch. Das Magisterstudium brach ich ab für ein Studium der Medienwissenschaften auf Diplom, wobei ich mir die Kombination Medienkulturwissenschaften / Medienmanagement auswählte, jedoch das gesamte erste Semester überhaupt nichts dafür tat. Ich saß nur vor dem PC und ging sinnlosen Beschäftigungen nach. Beschäftigte mich also mit allem nur nicht mit dem Studium.
  • Mein Vater ist mir so ähnlich, dass ich ihn nicht mag. Ich habe nie verstanden, wie mein Vater eine Frau abkriegen konnte wie meine Mutter. Nicht, dass ich auf meine Mutter irgendwie abfahren würde, aber sie ist relativ attraktiv, das kann man wohl sagen, und er sieht mir sehr ähnlich. Ich bin kein Frauentyp. Mein Sexualleben ist eine einzige Schande. Ich hatte mit 11 Mädchen in meinem ganzen Leben Sex. Davon waren 7 junge Prostituierte. Die übrigen 4 waren entweder nur für eine Nacht oder wollten nach 2 Wochen keine Beziehung mehr. Ich war immer schon oft allein in meinem Leben. Als ich noch zu Hause wohnte, verkroch ich mich immer in mein Zimmer, damals las ich viele Bücher, später saß ich dann nur noch vor dem PC.
  • Ich habe mehrmals in meinem Leben mit dem Gedanken gespielt, einfach abzuhauen. Im Alter von 10 Jahren hab ich das getan, allerdings wusste ich nicht wohin und wurde bald von einer Autofahrerin aufgegriffen, die meine Eltern verständigte. Ein Psychologe kam zu dem Gutachten, dass ich ganz „normal“ sei. Spätere Weglaufphantasien scheiterten dann immer an der Perspektive, wohin es gehen sollte auf Dauer, man muss ja irgendwo leben, schlafen, irgendwas essen, sich waschen und vielleicht etwas lesen. In der 12. Klasse wollte ich ernsthaft kein Abitur machen, weil ich Panik hatte, zu versagen und mir die psychische Belastung der Herausforderung zu groß erschien. Dinge wie Bundeswehr, Kloster, Fremdenlegion oder ferne buddhistische Tempel schienen mir sehr anziehend als Lebensausrichtung.
  • Ich habe nicht sehr viele Freunde, und diejenigen, die mir geblieben sind, stehen in einem unregelmäßigen, seltenen Kontakt mit mir. Es ist meine Schuld, ich kümmere mich nicht um mein Leben. Ich sitze den ganzen Tag nur da und schaue der Sonne quasi beim Wandern zu. Ich habe das Gefühl, bei lebendigem Leibe zu sterben, nichts zu erreichen, völlig den Kontakt zur Wirklichkeit zu verlieren. Ich habe darüber nachgedacht, mein Studium abzubrechen (wieder mal) und irgendwas Praktisches, Gutes, für die Natur und die Tiere zu tun, aber Greenpeace hat wohl weder überhaupt Jobs noch Jobs für jemanden wie mich.
  • Von Zeit zu Zeit blockiert mein Kopf einfach, dann lasse ich mein bisheriges Leben Revue passieren und sehe, dass unter dem Strich nichts Interessantes bleibt. Mein Vater hat sich ein Medizinstudium angetan, ist heute Facharzt in eigener Praxis, finanziell geht es der Familie ziemlich gut. Meine Schwester ist grade in Kanada auf Sprachreise. Wir haben 3 Häuser, 3 Autos, 2 Pferde und einen Hund.
  • Ich habe Angst vor der Zukunft, weil ich nicht denke, dass mein Leben großartig neue Leistungen hervorbringt. Mein Abitur war zwar sehr gut in der Endnote, jedoch habe ich Leistungen wie damals in der Prüfungsphase seither an der Uni nie wieder erbracht, ich hatte einfach keine Motivation. Mittlerweile merke ich, dass ich es selbst willentlich kaum noch schaffe, ich habe es wirklich teilweise verlernt
Ich würde am liebsten gleich morgen mit einer Hand voll Lieblingsbücher und vielleicht sogar dem ein oder anderen Lied auf einem Tonträger auswandern, aussteigen, der Zivilisation entsagen, mal auf eigene Schweißperlen kommen, mal die Welt sehen und worum es eigentlich geht. In meiner bisherigen Lebenssituation komme ich weder mit den Anforderungen des Alltags noch der Uni „klar“, wie man sagt. Ich versage schleichend. Jeder Tag ist ein verlorener Tag, an dem ich zwischen Kühlschrank, Badezimmer und Stuhl verkehre ohne viel zu lernen.
 
Hallo, ich finde mich in vielen deiner Ausführungen wieder 🙁
Es tut mir leid, das ich Dir hiermit keine Hilfe sein kann.
 
Hi,
auch ich kann kann mich, was zumindest deine Gefühlslage angeht, anschliessen.

Kann sein, das dir das auch nicht grad weiterhilft, dennoch möchte dir mal kurz eine kleine Geschichte von mir erzählen:

Früher wollte ich immer was besonderes sein, weil ich dachte ich hätte es irgendwie besser verdient und passe einfach nicht in dieses Leben und schon garnicht in diesen Körper!

Meine Kindheit war nicht gut, Schulzeit und erste Ausbildung war auch ziemlich sch.., um es milde auszudrücken! Depressionen hatte ich schon als 9jährige, meinen ersten ernsten suizidversuch mit 15.

Ich hab viele Jahre meines Lebens mit sinnlosen Sachen verplempert.

Jetzt arbeite ich in meinem zweiten Beruf, verdiene zwar immer noch wenig, aber ich blühe auf! Mir wird auch geholfen, immer mehr zu lernen, in dem sie meine Fortbildungen bezahlen, die ich gut nutzen kann.
Auf der Arbeit bin ich ein neuer Mensch geworden.Naja, hab immer noch meine Macken, hab ne krasse Einstellung was Beziehungen angeht( hab noch nie eine richtige gehabt!), aber auf meiner Arbeitsstelle fühl ich mich was wert, ohne mich unterwerfen zu müssen.

Vielleicht brauchst du auch mal einen Wandel, einen kompletten Wandel in beruflicher Hinsicht oder bei was anderem.

Gruss
 
Hm, in deinen Ausführungen werden sich wahrscheinlich eine Menge Leute wieder finden. Ich auch. Nachdem meinem Abi, was ich nur gemacht hab, weil ich mal wieder einfach zu entscheidungsschwach war und ni wußte was ich hätte sonst mit meiner Lebenszeit anfangen sollen und das Gefühl von Ehrgeiz ein mir gänzlich fehlendes ist, habsch n duales Studium an ner BA gemacht. Meine liebste Mutter hat damals zu mir gesagt: "Kind, der Himmel hängt nicht voller Geigen..." was für eine Lebensweisheit, ob man die auf irgendwelchen Elternseminaren lernt? Ich sollte was lernen, was Substanz hat, damit ich nicht verhungern muß wenn ich mal groß bin.
Also Hab ich gedacht, Fachrichtung Wirtschaftsinformatik müßte funtionieren-oh man, das hab ich dann immerhin ein Jahr ausgehalten und mich ständig gefragt, ob's das jetzt gewesen war und wie ich dem Ganzen irgendwie doch noch entgehen kann. Da kam mir der Gedanke UNI, klar, haste so'n albernen Wisch mit dem du an Unis studieren kannst, dann versuchste das eben. Hab die Idee der freien Zeiteinteilung und der zwanglosen Form als ziemlich reizvoll empfunden. Problem war bloß, was studieren? BWL, JURA...Naja alles irgendwie... Und da bin ich dann bei Geschichte/ Deutsch auf Lehramt rausgekommen, das widerum hab ich immerhin % Semester überstanden und hatte auch fast alle Scheine zusammen, aber der Termin der Zwischenprüfung rückte immer näher, der Zeitdruck wurde größer und ich dachte, Mist- was machst du hier eigentlich? Keine Ahnung vielleicht hatte ich Panik zu versagen oder ähnliches, ich hab mich dann entschieden einfach zu unterbrechen und mal Pause zu machen. Vielleicht hat mich alles auch nur einfach genervt. Mit der Exmatrikulation kam dann auch ein wenig die Problematik mit dem Verhungern auf den Plan. Also hab ich mich bei der IHK gemeldet und konnte meinen Facharbeiterabschluß nebenbei machen, wenn man lange genug in einem Beruf(auch nebenbei) gearbeitet hat, ersetzt das irgendwie Lehrzeit und man "darf" sich prüfen lassen. Seit dem geh ich arbeiten und mein Leben stagniert.
Das man relativ leicht depressiv wird, wenn man erkennt das alles irgendwie ständig wieder auf den Punkt hinausläuft, an dem man sich fragt: Was kommt da noch/ Soll's das gewesen sein..., brauch ich ja keinem mehr zu erzählen. Ich frag mich seit nem halben Jahr ob ich einfach mal raus sollte, weit weg von allem- so 'ne Art Flucht. Am besten gleich richtig weit weg, z.B auf eine südpazifische Insel oder nach Südamerika, Afrika...egal, nur raus. Aber meine Lethargie hält mich dann immer davon ab. Grausam und eigentlich sollte man nicht Jammern, sondern versuchen etwas zu ändern, aber es ist eben verdammt hart. Nun ja, ich weiß, weitergeholfen hat das jetzt auch nicht, aber sieh es mal so, du bist nicht allein, da gibt es noch 'ne ganze Menge verkappter Seelen, die dir ähnlich sind und die zumindest verstehn, was du sagst und ich finde, das zu wissen hilft ein bisl...
Irgendwie stimmt das mit dem Weitergehen. Das Leben funktioniert schon irgendwie, nich gut oder schlecht- es funktioniert einfach nur und wir in ihm.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielen Dank für eure Antworten. Es ist relativ beruhigend, dass man keine "anormalen" Gedanken hat.
Momentan schaue ich oft dieses Video, es ist von einem Jungen Mann, der ähnliche Gefühle hatte, aber einfach mal seinen Hintern hochbekommen hat und "in die Welt spaziert" ist. Allerdings muss man dazu sagen, dass er wohl keine Geldprobleme hatte (das Versorgungsproblem ist das Einzige, das mich davon abhält):
http://www.wherethehellismatt.com/
 
hi ,

ich reihe mich hier einfach mal ein.
Das mit dem ernähren können hab ich immer noch nicht auf die Reihe bekommen.

Das Video ist gut.

Wenn irgendwer eine Idee hat, wie man vielleicht gemeinsam aus der scheiße kommt, ich bin für alles offen. Mein Gefühl sagt mir ich hab nichts mehr zu verlieren.

Sianus
 
Hallo Sianus,
ich meinte, dass es ein großes Problem wäre, wenn man "aussteigt" oder so, dass man nach kurzer Zeit schon sich durchbetteln müsste oder im Freien schlafen etc.
Man kann schlecht in ein fremdes Land fahren und erwarten, dass man dort direkt eine Arbeitsstelle findet. Das ist das größte Problem.
 
Hallo Whatif,

du scheinst alles für sinnlos zu halten da du kein Ziel findest. Aber daß sinnloseste ist es keinen Sinn im Sinnlosen zu finden. Wenn ich mir deine Aufzählung so durchlese denke ich daß du mal auf das hören solltest was du willst - und nicht nach dem leben was andere meinen.

Gruß
Enki
 
Gast meinte:
Hallo Sianus,
ich meinte, dass es ein großes Problem wäre, wenn man "aussteigt" oder so, dass man nach kurzer Zeit schon sich durchbetteln müsste oder im Freien schlafen etc.
Man kann schlecht in ein fremdes Land fahren und erwarten, dass man dort direkt eine Arbeitsstelle findet. Das ist das größte Problem.

Hey whatif oder gast?🙂

ich hab mal ein ganzes Jahr im Ausland gearbeitet, hatte mich von hier aus dort beworben.
Nur hab ich persönlich festgestellt, dass ich in D besser zurechtkomme als im Ausland.

Versuch doch eine Saisonstelle zu finden, Deutsche werden in der Tourismusbranche immer gesucht. So kannst du Abstand von deiner Heimat haben und dich erst später entscheiden, ob das wirklich das Richtige für dich wäre.

So long🙂

S.
 
Hallo whatif,

das kommt mir alles sehr bekannt vor. Meine Hochschulkarriere ist auch ein echtes Disaster. Das Abitur zu schaffen war überhaupt kein Problem, alles ganz leicht. Aber dann der Wechsel an die Technische Universität (Maschinenbau), es war der Hammer. Nach kurzer Zeit merkte ich das die ganze Sache wohl etwas zu schwer war. Also exmatrikuliert und erst einmal gejobbt. Kein Problem du bist ja noch jung, einmal den Studiengang wechseln ist schon ok. Dann ging das wieder in die Hose. Wieder exmatrikuliert und gejobbt, du bist ja noch jung bla bla. Zwischendurch Elektrotechnikstudium angefangen, dann exmatrikuliert gejobbt bla bla. Dann kam mir irgenwann der Gedanke du mußt jetzt endlich etwas aus deinem Leben machen. Was machst du? Hast Du einen Traum. Oh ja Medizin, das wärs. Also gleich bei der ZVS beworben, und beim zweiten Versuch, Ihr ahnt es schon, lag die Zulassung für die gewünschte Hochschule im Briefkasten. Von der Zulassung war ich so geschockt das ich fast einen Nervenzusammenbruch erlitten habe. Dann fing der Ärger an willst du wirklich Medizin studieren oder liegt die etwas technisches doch eher, gute Frage. Aber die Chance Medizin zu studieren bekommst Du nie wieder, also eingeschrieben und nach einem Semester : Hallo bist du bekloppt was machst Du da, ihr ahnt es schon, also exmatrikuliert und gejobbt. Kein Problem ich bin ja noch jung. Tja und irgenwann ist man 34 hat kein abgeschlossenes Studium, keine Freundin und nur Jobs gemacht.
Und am Ende hat man die besten Jahre seines Lebens einfach nur verschwendet. Alles nur weil ich überhaupt keine Motivation besitze oder den Sinn des Lebens verstanden habe. Tja und nun studiere ich Maschinenbau an der FH zu Ende und habe zum ersten Mal das Gefühl es könnte etwas werden. Wenn nicht, tja ich kann mir ja jederzeit das Leben nehmen, was wirklich beruhigend ist. Keine Ahnung ob das evtl. auch damit zu tun hat, dass mein Vater Alkoholiker war und ich als Betroffener eine Therapie hätte machen sollen. Wer weis Rat? Auf jedenfall ist in mir so eine Leere und Gleichgültigkeit, die mich nur von Tag zu Tag leben lässt.
So und nun Ihr.
Gruß
I.
 

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