Ruhig im Job

Hallo,

in mir nagt so der geheime Vorwurf meiner Kollegen und Vorgesetzten, daß ich auf der Arbeit sehr wenig rede. Also kein Small Talk betreibe.

Meine Kollegen haben ständig irgendwelche Themen, hauptsächlich privat, über die sie sich während der Arbeit und in der Pause unterhalten und herumscherzen. Ich lese dann gerne was oder beschäftige mich mit meinem Handy.

Ich will einfach nur meine Arbeit machen und dann nach Hause gehen.

Ich bin privat auch sehr allein und rede wenig, sondern beschäftige mich selber.

Ich würde auch gerne den Job wechseln oder versetzt werden, aber das dauert alles seine Zeit.

Ich fühle mich einfach sehr schlecht und ich ärgere mich über mich selbst, daß ich nicht so viel rede und nicht rede wie meine Kollegen. Obwohl ich eigentlich weiß, daß ich zu mir stehen sollte.

michahb64 meinte:

Ich will einfach nur meine Arbeit machen und dann nach Hause gehen.

(...)

Ich fühle mich einfach sehr schlecht und ich ärgere mich über mich selbst, daß ich nicht so viel rede und nicht rede wie meine Kollegen. Obwohl ich eigentlich weiß, daß ich zu mir stehen sollte.

Zum Vergrößern anklicken....

Ich verstehe nicht. Wenn man nur seine Arbeit machen möchte und dann nach Hause gehen möchte, gibt es doch keinen Grund, sich über sich selbst zu ärgern, wenn man nicht so den Kontakt mit den Kollegen hat.

Um was geht es jetzt eigentlich? Um ein Unterlegenheitsgefühl zu überwinden, weil andere scheinbar besser reden können? Oder um ein Gefühl der Ausgeschlossenheit zu überwinden und doch Kontakt zu den anderen herzustellen?

Ja, die Frage musst du für dich klären: würdest du gerne mehr mit den Kollegen reden, vielleicht um besser das Gefühl zu haben, dazuzugehören? Oder ist es für dich völlig okay, wenig zu reden und außen vor zu sein? Im zweiten Fall musst du mit den Meinungen der Kollegen halt leben.

Ich selber bin auch ein Smalltalkvermeider, aber im Arbeitsalltag klappt das reden eigentlich noch am besten, weil es immer wieder auch Gelegenheit gibt, über die Arbeit selbst zu reden, und da fällt mir eher was ein, als wenn es um private Themen geht. Ich gebe mir Mühe, nett zu den Kollegen zu sein, weil ich gerne gemocht werde und mich gerne zugehörig fühle. Aber das ist individuell, und wenn du anders glücklich bist, ist es auch okay. Du kannst ja trotzdem bei Begegnungen nett sein, und nur halt nicht viel Privates reden. Ich hatte Kollegen, die so sind, und die wurden auch akzeptiert.

Wenn du aber mehr Kontakt möchtest, dann gibt es schon Möglichkeiten, Smalltalk zu üben. Am Anfang kommen oft solche Floskeln, die einem sinnlos vorkommen ("wie läuft's"? "scheiß Wetter heute" "boah, so viel zu tun" u.ä.), aber die sind wichtig, weil sie eine entspanntere Atmosphäre schaffen. Dann weiß jeder, der andere ist offen und kommunikationsbereit, und dann kann sich eher ein weiterführendes Gespräch daraus entwickeln. Vielleicht nicht sofort, weil eine Verhaltensänderung auch erst einmal bei den anderen ankommen muss. Aber vielleicht mit der Zeit. Hilfreich können auch Fragen sein wie "wie war dein Wochenende/dein Urlaub" oder etwas anderes aus aktuellem Anlass. Leider muss man sich dabei auch viele Details merken und sich im richtigen Moment daran erinnern. Damit habe ich öfter mal Schwierigkeiten. Kollegen erzählen mir z.B. wo sie wohnen oder wo sie im Urlaub hinfahren, und ich kann es mir einfach nicht merken. Eine Woche später könnte ich das gleiche wieder fragen, das ist natürlich doof. Ich hatte mir schon überlegt, eine Datenbank mit allen Kollegen anzulegen mit den privaten Details, aber das kam mir dann doch zu seltsam vor. Vielleicht muss man das auch einfach üben, oder vielleicht wird es besser, wenn man die Leute dann irgendwann besser kennt.

Na, jedenfalls müssen Schwierigkeiten mit Smalltalk nicht zwangsläufig dazu führen, dass man gar keinen Kontakt bekommt. Es ist dann nur nicht so einfach wie für die ganz offenen Kollegen, die so "nebenbei" zu jedem Kontakt finden.