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Plötzlich wieder ganz traurig....

Shorn

Sehr aktives Mitglied
Ich war gerade richtig gut gelaunt und hab mich so auf meinen Urlaub bei meiner Mutter gefreut.

Dann plötzlich kam mir die Erkenntnis ,dass wenn ich wieder komme,mein Mann ( wieder) nicht auf mich warten wird ....
Und das macht mich so traurig und es ist immer noch wie ein Schlag in die Magenkuhle.

Warum tut es immer noch so weh?

Er ist schon 2 Jahre und 5 Monate nicht mehr bei mir....

Das tut mir sehr leid. Trauer braucht ihre Zeit.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Viele Menschen können ganz schwer mit der Trauer von anderen umgehen.
Dass jemand keine Worte findet,finde ich verständlich und ok. .Das kenne ich auch von mir....
Das Bescheuerste was mir je gesagt wurde war: " Wenn ich meinen Mann so plötzlich verloren hätte,wäre ich vom Balkon gesprungen....."

Was will man mit so etwas sagen?
Ich würde mir über diese Bemerkung gar keine Gedanken machen. Die meisten Menschen können mit Trauer nicht umgehen. Mein Vermieter sagte schon am folgenden Tag nach dem Abend, an dem ich vor drei Monaten mit Hilfe der Polizei den plötzlichen Tod meines Partners (übrigens Jusehr, der hier viele Jahre lang Mitglied war) aufgedeckt hatte: "Er hatte ja auch seine Mucken." Ja - wer hat die nicht? Und dann ging es los, jetzt würde wieder eine Phase kommen, wo ich allein sei und allein Dinge unternehmen würde. Vor Jahren hätte ich ja schon mal so eine Phase gehabt. Ja, das weiß ich auch selber. Diese "Phase" wird diesmal sogar bis zu meinem Lebensende andauern, da ich in einem halben Jahr schon 60 werde.

Solche Bemerkungen gehören sich meines Erachtens nicht, kaum dass jemand verstorben ist. Sie sagen viel über die mangelnde Sensibilität der Person aus, die die Äußerung von sich gibt. Mehr denke ich mir allerdings nicht dabei. Wie ich den Tod meines Partners verarbeite, entscheide ich immer noch selbst. Was unempathische Menschen dazu zu sagen haben, interessiert mich nicht. Daher empfehle ich dir ebenfalls, an die Bemerkung mit dem Balkon keinen Gedanken mehr zu verschwenden, sondern bewusst Ablenkung zu suchen, wenn die Erinnerung an diese Äußerung wieder hochkommen will.
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Ich weiß nicht, ob die Leute wirklich so unempathisch sind oder ob manche einfach überfordert sind, hilflos und nicht wissen, was sie sagen sollen. Es tut ihnen leid, sie wissen, dass sie Anteilnahme zeigen sollten und möchten es auch. Aber es kommt dann falsch rüber, weil man solche Sätze selten sagt und viele Menschen oft eher in Lösungen denken und an praktische Dinge.

Sie wollen dann etwas Hoffnung verbreiten und es kommt dann falsch raus.
 

_cloudy_

Urgestein
Es tut mir leid, dass Du - und auch @_cloudy_ leiden unter dem Verlust. Es sind oft bestimmte Situationen, wo es dann wieder aufbricht, auch wenn man sonst nicht ständig daran denkt.
Danke Binchy.

Aber mir geht es wieder gut. Das sind so ein paar Sachen, die einfach geblieben sind.
Aber ansonsten bin ich total dankbar weil ich das nie gedacht hätte die ersten Jahre, dass ich es nochmal so zurück ins Leben schaffe.
Ich bin auch wieder ein fröhlicher lustiger Mensch, hatte ich auch für unmöglich gehalten dass ich je wieder lachen kann.
Aber da sind auch viele Jahre vergangen.

Wenn die Trauer noch so frisch ist kann man sich nicht vorstellen dass sie je vergeht.
Aber es wird besser. Der Spruch "Zeit heit die Wunden" ist jetzt nicht ganz wahr, aber die Zeit macht schon viel aus. Es wird besser
 

Leere?Zukunft

Sehr aktives Mitglied
Wieder ein Tag,der mich fröhlich stimmen sollte...und ich auch fröhlich war....
Feiertage,allgemeine oder persönliche....
und ein Gemisch von Freude und Traurigkeit....
eine seltsame Kombination...habe ich noch nie so erlebt....
 

Sarnade

Aktives Mitglied
Ich weiß nicht, ob die Leute wirklich so unempathisch sind oder ob manche einfach überfordert sind, hilflos und nicht wissen, was sie sagen sollen. Es tut ihnen leid, sie wissen, dass sie Anteilnahme zeigen sollten und möchten es auch. Aber es kommt dann falsch rüber, weil man solche Sätze selten sagt und viele Menschen oft eher in Lösungen denken und an praktische Dinge.

Sie wollen dann etwas Hoffnung verbreiten und es kommt dann falsch raus.
Das vermute ich auch.

Selbst Erzählungen über das eigene tolle Familienleben sind oft entweder gedankenlose Taktlosigkeiten oder es geschieht aus einem Konkurrenzdenken heraus. Die Leute bauen ihren Selbstwert darauf auf, immer als die Glücklichsten, Tollsten und Erfolgreichsten dazustehen. Was ihre Sensationsstorys bei einem trauernden Menschen, der vielleicht keine nahen Angehörigen mehr hat, auslösen können, überlegen sie gar nicht. Sie kreisen nur um sich selbst.

Meine Cousine musste mir ja auch ausgerechnet am ersten Weihnachtsfest ohne meinen Partner unbedingt die Neuigkeit erzählen, dass ihr langjähriger Lebensgefährte vor ihr auf die Knie gegangen sei und ihr einen Heiratsantrag gemacht habe. Als ich daraufhin nach dem Termin der Hochzeit fragte, stellte sich heraus, dass dieser noch gar nicht feststeht. Der Anruf kam am Abend des 2. Feiertags, also als Weihnachten schon fast vorbei war. Sie hatte vorher angekündigt, sich an Weihnachten zu melden. Ich hätte mit einem Anruf bei einer Verwandten, die das erste Weihnachtsfest ohne ihren Partner verbringen muss, nicht so lange gewartet, bis Weihnachten fast vorbei war, sondern bereits am 1. Feiertag, allerspätestens aber am Vormittag des 2. Feiertags angerufen. So signalisierte sie doch nur, dass es ihr im Grunde egal war, wie ich mich an diesem Weihnachtsfest fühlte. Auch die Mitteilung der Heiratsabsichten hätte sicher Zeit gehabt, bis ein konkreter Termin feststeht bzw. bis ich nach Neujahr wieder arbeite und der Alltag wieder eingekehrt ist. Und die Mitteilung der Art und Weise des Heiratsantrags musste auch nicht sein. Was gehen mich diese Intimitäten an? Das ist doch alles nur Konkurrenzdenken und Selbstbeweihräucherung, ebenso wie ihre Erzählungen, dass sie und ihr Partner in Silvester mit einem anderen Paar verbringen und dass sie im nächsten Jahr mit diesem Paar zusammen auch eine Donaukreuzfahrt von Passau nach Bratislava machen wollen. Danach, wie ich Silvester verbringe oder welche Urlaubspläne ich für das nächste Jahr habe, wurde erst gar nicht gefragt. Meine Cousine ist nicht etwa in den Zwanzigern, sondern wird in zwei Monaten 61. Dennoch hat sie in der Hinsicht nur die Reife einer Spätpubertierenden.

Es geht aber auch anders:
Ich bin mit einem Paar befreundet (er Mitte 50, sie Anfang 50), das leider über 600 km von mir entfernt wohnt. Wir tauschen aber wöchentlich WhatsApps aus, telefonieren in größeren Abständen ausführlich miteinander, schicken uns Päckchen zu Weihnachten und zum Geburtstag und möchten uns nach coronabedingter Pause in diesem Jahr auch wieder einmal treffen. Die Frau hat ihren ersten Mann vor acht oder neun Jahren auch ganz plötzlich verloren, er war erst Anfang 50 damals. Ihr jetziger Partner war sehr lange Junggeselle, hat aber einen ausgesprochen zuverlässigen und gewissenhaften Charakter und ist glücklich, sie gefunden zu haben. Sie führen eine sehr harmonische Beziehung.
Obwohl wir sonst immer erst zwischen den Jahren miteinander telefonierten, rief er mich an Heiligabend gegen Mittag an, bevor sie zu den Eltern seiner Partnerin fuhren. Er wollte mir vor der Abfahrt unbedingt, auch im Namen seiner Partnerin, noch ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen. Wir würden dann nach Weihnachten auch noch ausführlich telefonieren. Das signalisierte mir: "Wir denken an Weihnachten an dich, du bist zwar allein, aber nicht vergessen, wir haben dich auf dem Schirm." Zwei Tage vor Silvester habe ich dann abends mit beiden ausführlich telefoniert, wir hatten diesen Telefontermin vereinbart. Und am Nachmittag des Neujahrstags klingelte unerwartet das Telefon. Nun rief die Frau an, die mich einfach spontan mit einem Anruf überraschen wollte. Sie fragte natürlich auch, ob ich Zeit dafür hätte. Die hatte ich, und wir haben dann noch 50 Minuten nett geplaudert. So etwas ist aufbauend und zeigt einem, dass man nicht vergessen ist. Den Leuten nehme ich es auch ab, dass es ihnen Leid tut, dass ich meinen Partner so plötzlich und viel zu früh verloren habe.

Die Frau hat nach dem Tod ihres ersten Mannes allerdings auch allerlei Taktlosigkeiten erlebt. Sie sagte mir dann auch: "Die Leute denken sich gar nichts dabei. Ich hab' nachher nur noch gedacht: 'Ja, ja, redet ihr nur....' ."
 
Zuletzt bearbeitet:

Binchy

Sehr aktives Mitglied
viele Menschen leben in ihrer eigenen Blase und denken entweder überwiegend an sich oder eben nicht viel nach. So passieren natürlich Taktlosigkeiten, die aber oft wirklich nur unbedacht sind und selten böse gemeint. Das hilft einem natürlich dann auch nicht.

Aber Empathie hat nicht jeder, manche können sich einfach nicht einfühlen. Sie verstehen dann mit dem Kopf, dass es einem nicht gut geht, aber sie können das Gefühl nicht nachspüren.

Bei dem befreundeten Pärchen @Sarnade hat die Frau ja Ähnliches erlebt, da kann sie sich natürlich sehr gut einfühlen und ihr Mann scheint ja auch ein sehr netter Mensch zu sein.

und ein Gemisch von Freude und Traurigkeit....
eine seltsame Kombination...habe ich noch nie so erlebt....
Schön, dass auch die Freude bei Deinen Gefühlen dabei ist.

Vielleicht ist es auch ein Charakteristikum unserer heutigen Gesellschaft, dass wir die Zeit haben und sie uns auch nehmen, zu sinnieren, in uns zu horchen und über unsere Gefühle nachzudenken.
Das ist einerseits gut, man kommt sich näher und vertieft sich in die eigene Person, aber es hat auch den Nachteil, dass man dadurch auch sein Leiden intensiv spürt.

Früher, als die Leute noch sehr viel längere Arbeitszeiten hatten oder körperlich schwerere Arbeit machen mussten oder in Fabriken oder Landwirtschaft gearbeitet haben, hatten sie keine Zeit und waren zu ausgebrannt und kaputt, um sich die Zeit für Trauer zu nehmen.

Da war es dann nur die Zeit und die gewollte oder ungewollte Ablenkung durch Arbeit, die Wunden heilte.

In diesem Buch, was ich gerne empfehle:

Dale Carnegie: Sorge Dich nicht lebe

stehen ja auch Geschichten von Menschen, die zeigen, wie sie mit ihrer Trauer umgegangen sind, was ihnen geholfen hat.

Bei einer Geschichte ging es um eine Frau, die ihren Mann oder Neffen verloren hatte und die gelähmt vor Trauer war und nicht weiterwusste. Und irgendwann hat sie sich dann aufgerafft und eine Arbeit als Verkäuferin angenommen und sie schrieb, dass sie in einem Wirbelwind aus Arbeit und Anfragen und Kunden so beschäftigt war, dass sie überhaupt keinen Gedanken frei hatte für Trauer und abends nur noch völlig erledigt ins Bett sank.

Daher ist Beschäftigung, die unseren Geist fordert und unsere Gedanken auf anderes lenkt, oft sehr gut, wenn wir es schaffen, uns dazu aufzuraffen.
 

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