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Partner mit Verlustangst

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G

Gast (Marie)

Gast
Hi ihr

seit kurzem hab ich einen neuen Partner und bin auch sehr glücklich mit ihm. Er hat mir allerdings direkt von Anfang an gesagt, dass er an extremen Verlustängsten leidet und die früher oder später in einer Beziehung zum Problem werden.
Nun hab ich es zum ersten Mal richtig mitbekommen. Wegen einer Nichtigkeit ist er völlig an die Decke gegangen.

Nun setzte der typische Teufelskreis ein: Er bekam Panik, mich zu verschrecken. Durch seine heftige Überreaktion zog ich mich etwas zurück, was seine Angst natürlich noch bestätigte usw usw.
Dass wir in der Situation nicht persönlich zusammenwaren, sondern die ganze Kommunikation nur schriftlich ablief, machte die ganze Sache nicht besser.

Ich überlege nun hin und her, wie man diesen Kreislauf durchbrechen kann, bzw wie es erst gar nicht so eskalieren kann.

Hat jemand Tipps? (Professionelle Hilfe hat er schon in Anspruch genommen, das half aber nicht weiter)
 
Hallo, Gast Marie,

Verlustangst steht für mich in Opposition zum Aufbau von Vertrauen.
Vertrauen wird aufgebaut durch kleine Vertrauensbeweise einerseits und Regeln, an denen man sich festhalten kann, andererseits.

Beispiel:
1) Wenn Du schreist, egal warum, gehe ich raus in mein Zimmer.
2) Wenn Du möchtest, dass ich wieder rauskommen, dann klopfe an die Türe und sage laut: Es tut mir leid, dass ich überreagiert und geschrieen habe. Komm bitte wieder raus.

Das Lernen in Alltagssituationen ist etwas, was ein Psychologe oder Psychotherapeut nicht leisten kann. Aber genau das ist nach meiner Ansicht oft erforderlich. Dieses gemeinsame Lernen kannst Du gestalten. Vielleicht hilft Dir obiges Beispiel.

Es könnte Deinem Freund helfen, wenn er alle Situationen deutlich benennt, am liebsten im voraus, in denen er Verlustängste spürt. Und dann werden 1-2 Regeln vereinbart und aufgeschrieben, wie im obigen Beispiel.
Wichtig ist nur, dass ihr euch beide ganz streng, wortwörtlich, an die Regel haltet. Die Kontinuität liefert dann für den Alltag die immer wiederkehrenden Beweise: So funktioniert es. Stell' Dir einfach vor, Dein Freund hätte gebrochene Beine. Nur mit Krücken kann er laufen. Die festen Verhaltensregeln in aufgeschriebener Form sind solche Krücken.

Viel Erfolg,
Nordrheiner
 
Hallo Nordrheiner

erstmal danke für deine Antwort!
Natürlich müssen wir Vertrauen für einander aufbauen. Das ist in der wenigen Zeit nicht möglich und muss erst wachsen.

Deine Art der Verhaltensregeln finde ich interessant! Hast du evtl noch mehr Beispiele?
 
Vielleicht wäre es auch sinnvoll in solchen Situationen kurz zu telefonieren statt zu schreiben? Beim Schreiben wird oft ja vieles missverstanden, falsch interpretiert etc. und es kann sich dann extrem aufbauschen.

Bei einem Telefonat kann er dir kurz seine Angst schildern, du kannst ihn beruhigen. Das Problem ist natürlich, dass er nicht damit beginnen darf dich einzuengen, weil er gewisse Ängste hat.. Das würde nach hinten losgehen.

Hatte er denn damals schlechte Erlebnisse? Ist herausgefunden worden woher seine Verlustängste kommen? Er scheint es ja immer auf die jeweilige Partnerin zu übertragen.
 
Hallo Nordrheiner

erstmal danke für deine Antwort!
Natürlich müssen wir Vertrauen für einander aufbauen. Das ist in der wenigen Zeit nicht möglich und muss erst wachsen.

Deine Art der Verhaltensregeln finde ich interessant! Hast du evtl noch mehr Beispiele?

Hallo, Marie,
jepp, wachsen ist ein guter Begriff.

Meine weiteren Empfehlungen:
Die Regeln sind situationsabhängig. Es gibt vergleichbare Situationen oder sogar Standardsituationen. Diese kenne ich nicht. Diese Situationen, die sich im voraus schon besprechen lassen, bilden die Ausgangsbasis für Regeln.

Eine besondere Regel könnte sein:

Gerätst Du in eine Situation mit Verlustangst, für die es noch keine Regel gibt, dann gilt folgende Handlungsanweisung:

1) setz Dich hin und beschreibe die Situation

2) Beschreibe die Angst, ihre Art, ihre Auswirkung, die Gedanken dabei ... und alles wirklich ganz genau.

3) Rufe mich an oder schreibe mir und warte geduldig auf die Antwort.

4) Regel für die Beantworterin: Danke für die Info. Bei Anruf: Ich lege jetzt auf und denke darüber nach. Dann rufe ich Dich in 1 Stunde (in 3 Stunden etc.) wieder an. (Zeit kontrollieren und Zusage einhalten ist sehr wichtig)

5) Solange keine Antwort da ist, ist eine oder mehrere Ersatzhandlungen erforderlich. Ersatz für das Lösungsverhalten!
Das könnte sein: Tee kochen, sich auf ein Buch konzentrieren und mindestens 20 Seiten konzentriert lesen und danach eine Inhaltsangabe anfertigen. (Grund: Wer sich auf eine Tätigkeit konzentriert, kann nicht gleichzeitig an seine Probleme, seine Ängste denken.)

Das Aufschreiben der Ängste sollte wirklich genau erfolgen. Es ist nicht auszuschließen, dass es mehr als die Verlustangst gibt. Ist Dir das Aufschreiben zu ungenau, um die Art der Angst und ihre Auswirkung zu erkennen, dann ruf zurück und diese Aufgabe ist von ihm nochmal zu erledigen.

Es geht wie im Krieg nicht darum, einen Schuß loszufeuern, sondern auch zu treffen.

LG, Nordrheiner
 
Hallo Nordrheiner, hallo anderer Gast 😉

zuerst: Ja, woher seine Verlustängste kommen, steht fest. Zwei Todesfälle in der frühen Kindheit.

Ich übe gerade ein bisschen mit ihm ein (ohje, das klingt ja schrecklich...), richtig in der Situation zu kommunizieren.
"Ich denke gerade..."
"Ich fühle mich..."
"Ich befürchte, dass..."
Darauf kann ich dann deutlich besser eingehen, als auf einen undifferenzierten Ausraster.

Der größte Stress entsteht eigentlich, wenn wir nicht persönlich zusammen sind, sprich wenn die Kommunikation nur schriftlich übers Handy stattfindet. Das gibt seinem "Endzeitszenario" im Kopf dann viel Raum 🙁

Nordrheiner, deine Tipps sind echt super! Das musste ich noch dazusagen! 🙂
 

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