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Paranoia und Unsicherheit

G

Gast

Gast
Moin.

Ich komm auf mein Leben überhaupt nicht mehr so richtig klar irgendwie bzw. mit der Beziehung zu meinen Mitmenschen. Es gibt 2-3 Leute, die ich als Freunde bezeichnen würde und die halbwegs zu mir stehen, ich hab meine Familie und alles, aber so generell empfinde ich mich immer als den Esel vom Dienst, der verarscht wird und mit dem man es machen kann.

Kleine Dinge versetzen mir große Schläge, jemand greift mich verbal an, jemand mag mich nicht, eine bissige Bemerkung, Leute wollen mir schaden, fahren mir über den Mund, stellen mich als dumm dar.

Ich komme nicht drauf klar, ein ehrlicher und gutmütiger Mensch zu sein und doch ständig anzuecken, ich schwanke so stark zwischen Menschenhass und Resignation und einer absoluten Menschenfreundlichkeit, während der ich für alles Verständnis habe. Es macht mich krank, dass man gewissen Leuten ausgeliefert ist, dass es gehässige Schweine gibt, die sich keinen Kopf machen um andere, nicht mal ansatzweise, die keinerlei Empathie empfinden.

Teilweise habe ich den Eindruck, gebrandmarkt zu sein (daher der Titel mit Paranoia) und alle hätten sich gegen mich verschworen, wüssten, wer ich bin und dass ich eben ein Idiot bin, den man schlechtmachen und verarschen kann, weil er naiv wirkt und an das Gute im Menschen glauben will.
Ich denke, ich verlasse das Haus und Passanten erkennen mich wieder und denken schlecht über mich.

Dann schwanke ich über zu einer absolut negativen Einstellung, verspüre eine extreme Wut auf alles und jeden und möchte gerne wahllos jeden zusammenschlagen (würde ich natürlich nie tun) und habe sowas wie Rachegedanken an der gesamten Menschheit, die borniert, intolerant und sch*** ist und mir das Leben schwermacht mit ihrer gesamten hässlichen, gehässigen, zerstörerischen und ätzenden Existenz, ihrem Geläster und Gelaber, ihrer Stehlerei, Lügerei, Vergewaltigerei, Schlachterei und was Menschen sonst noch so alles Hübsches tun.

Vielleicht denke oder lebe ich ja auch zu tugendhaft und müsste nur selber etwas gehässiger werden, so eine Art gesunder Egoismus. Ach, ich versteh das nicht. Ich geh raus, hab eigentlich gute Laune, hab aber keine Lust, jemandem in die Augen zu sehen, dann fühle ich mich von all den Menschen in der Bahn wieder eingeengt und stelle mir für den Rest des Tages vor, Kopfschüsse zu verteilen. Besonders hasserfüllt bin ich, wenn ich (ich versuche schon es zu vermeiden) samstagmorgens oder sonntagmorgens Bahn fahren muss und die ganzen Alkoholleichen um mich herum sind, da möchte ich nur noch um mich schlagen, wenn ich diese geballte Dummheit und Ignoranz erlebe, Leute, die lautstark Döner fressen, rülpsen, rotzen, stinken, saufen, zu laut reden, andere beleidigen, sich prügeln, ihren Müll in die Gegend werfen.

Und ich kann das so schlecht vereinen, einerseits möchte ich mich dem ganzen Mist am liebsten entziehen, andererseits suche ich Vertrautheit und Nähe und sowas, z.B. auf einem kleinen Konzert Stagediving, wie eine große Menge dich trägt, das Gefühl ist unglaublich, oder gemeinsam etwas erreichen. Ich mag das eigentlich, aber zack, hasse ich diese Nähe plötzlich, weil ich sie schlagartig widerlich finde.

Gehört diese Ambivalenz vielleicht einfach dazu? Zu Menschen, zum Menschsein?

LG,
Nina
 
Gehört diese Ambivalenz vielleicht einfach dazu? Zu Menschen, zum Menschsein?

[/QUOTE

Guten Morgen, Nina,
das ist eine interessante Formulierung und ich
würde dir teilweise zustimmen - denn diese
Ambivalenz gilt nicht für alle Menschen in gleicher
Weise.

Ich denke, es könnte dir helfen, wenn du zwischen
den Menschen, die du kennst, genauer differenzierst
und sie nicht ständig als Gruppe betrachtest.

Da das Thema "Menschen kennen und verstehen"
eines meiner Hauptthemen ist, möchte ich dich
(soll jetzt keine Werbung sein) ausnahmsweise auf
ein Buch hinweisen, das dieses Thema behandelt
und das ist für das beste halte, das ich dazu kenne
(klar, ich habe es selbst beschrieben). Es heißt
"Warum sind wir so verschieden?" und ist auf der
Seite http://www.123modell.de/ beschrieben.

Viele Grüße,
Werner
 
Hallo Nina,

interessante Gedanken von dir! Könnten von mir sein...😉

Ich würde erstmal ganz einfach sagen dass du eine sehr sensible Person bist die ihre Umwelt sehr genau unter die Lupe nimmt und stark auf äußere Reize reagiert. Du steckst irgendwie im Dualismus fest – entweder alles prima oder alles Bullshit. Ein Mittelding gibt es für dich nicht?

...aber so generell empfinde ich mich immer als den Esel vom Dienst, der verarscht wird und mit dem man es machen kann. Kleine Dinge versetzen mir große Schläge, jemand greift mich verbal an, jemand mag mich nicht, eine bissige Bemerkung, Leute wollen mir schaden, fahren mir über den Mund, stellen mich als dumm dar.

Was ist so schlimm daran, wenn dich jemand nicht mag? Magst du jeden? Ist es schlimm, wenn dich jemand ablehnt oder nicht mag? Was hätte das denn für Konsequenzen für dich?

Du weißt sicher dass Gefühle einen ganz schön in die Irre führen können...woran machst du fest, dass du der Esel vom Dienst bist, der immer verarscht wird? Kannst du dir vorstellen, dass du nur so denkst und dass vielleicht gar nicht den Tatsachen entspricht?

Ich komme nicht drauf klar, ein ehrlicher und gutmütiger Mensch zu sein und doch ständig anzuecken, ich schwanke so stark zwischen Menschenhass und Resignation und einer absoluten Menschenfreundlichkeit, während der ich für alles Verständnis habe. Es macht mich krank, dass man gewissen Leuten ausgeliefert ist, dass es gehässige Schweine gibt, die sich keinen Kopf machen um andere, nicht mal ansatzweise, die keinerlei Empathie empfinden.

Ehrlich und gutmütig sollte man in erster Linie für SICH SELBST sein, OHNE dafür zu erwarten, von seinen Mitmenschen das gleiche Verhalten zu ernten. Da steckt wieder dein Dualismus hinter...du schwankst zwischen zwei Extremen...entweder Hass auf alles und Jeden oder du bist Verständnisvoll und Philanthrop. Der Mittelweg ist hier der Beste, würde ich sagen.

Dadurch, dass du nett, freundlich und aufgeschlossen bist, etablierst du eine gewisse Erwartungshaltung in dir an deine Umwelt – und das geht nun mal oft in die Hose. Ein guter Mensch zu sein führt nicht zwangsläufig dazu, dass man ausschließlich anderen guten Menschen begegnet oder dass andere die eigene Güte zur Kenntnis nehmen und ebenfalls nett zu dir sind.

Eine gewisse emotionale Unerschütterlichkeit bzw. zumindest Neutralität, innere Gelassenheit wäre da hilfreich. Ich bemühe mich auch meist, ein netter Kerl zu sein, treffe ich aber auf einen Stinkstiefel, deute ich dessen Verhalten nicht so, dass ich etwas für sein Verhalten kann...es ist dann schlichtweg SEIN Problem, womit ich nichts zu tun habe und mich auch nicht mit belaste. Ich bewahre Distanz. „Human“ zu sein bedeutet nicht, dass man jeden Menschen um den Hals fallen muss.

Teilweise habe ich den Eindruck, gebrandmarkt zu sein (daher der Titel mit Paranoia) und alle hätten sich gegen mich verschworen, wüssten, wer ich bin und dass ich eben ein Idiot bin, den man schlechtmachen und verarschen kann, weil er naiv wirkt und an das Gute im Menschen glauben will. Ich denke, ich verlasse das Haus und Passanten erkennen mich wieder und denken schlecht über mich.

Vergiß´ das mal mit dem „Paranoia“...belaste dich nicht mit solchen Schlagwörtern. 😉

Du hast in deinem Leben bestimmte Erfahrungen gemacht, durch die du gewisse Überzeugungen entwickelt hast, das ist bei jedem Menschen der Fall – nur dass eben andere Menschen andere Erfahrungen gemacht haben und daher auch andere Überzeugungen in sich tragen.

Deine Überzeugungen könnten sein...“Die meisten Menschen sind Scheiße“...“Jeder durchschaut mich“...“Ich bin ein Idiot“...etc. Diese Überzeugungen kannst du, wenn du möchtest, mal hinterfragen. Welche Erfahrungen haben dich zu diesen Überzeugungen gebracht? Kannst du sicher sein, dass es wirklich immer so ist? Was spricht dafür / dagegen? Nützt mir diese Überzeugung etwas oder möchte ich sie loswerden / relativieren?

...mit ihrer gesamten hässlichen, gehässigen, zerstörerischen und ätzenden Existenz, ihrem Geläster und Gelaber, ihrer Stehlerei, Lügerei, Vergewaltigerei, Schlachterei und was Menschen sonst noch so alles Hübsches tun.

Sicher gibt es viel zu viel Scheiße. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viel Gutes...es gibt Hilfsorganisationen, die fremden Menschen uneigennützig helfen...Menschen, die fremden Menschen Hilfe und Tipps geben...Menschen die in einen gefrorenen See springen um jemanden rauszuziehen...Menschen, die vorurteilsfrei sind und gerne helfen...versuch doch mal deinen Fokus auf solche Dinge zu legen.

Das soll kein Plädoyer sein für Gutmenschentum, beileibe nicht. Aber Sichtweisen, Einstellungen und auch Menschen, die dich nicht weiterbringen sondern dir schaden, gehören das Klo runtergespült. 🙂

P.S.: das Beispiel mit dem Stagediving ist klasse...😀

Grüße,
Dr. Rock
 
Ich komm auf mein Leben überhaupt nicht mehr so richtig klar irgendwie bzw. mit der Beziehung zu meinen Mitmenschen. Es gibt 2-3 Leute, die ich als Freunde bezeichnen würde und die halbwegs zu mir stehen, ich hab meine Familie und alles,
Wie ist denn die Beziehung zu Deinen Eltern? Wie bist Du denn aufgewachsen?

Kleine Dinge versetzen mir große Schläge
Du weißt ja schon selbst, dass Du nicht im Verhältnis zur eigentlichen Sache denkst und empfindest.
Ich frage mich: Woher kommt das?

jemand greift mich verbal an, jemand mag mich nicht, eine bissige Bemerkung, Leute wollen mir schaden, fahren mir über den Mund, stellen mich als dumm dar.
Solche Menschen gab es immer und wird es auch immer geben.
Und mit der Tatsachen, dass Du das als Belastung empfindest,
stehst nicht alleine da.
Nötig sehe ich ein Umdenken und Umlernen, damit DU Dich abgrenzen kannst.


Ich komme nicht drauf klar, ein ehrlicher und gutmütiger Mensch zu sein und doch ständig anzuecken, ich schwanke so stark zwischen Menschenhass und Resignation und einer absoluten Menschenfreundlichkeit, während der ich für alles Verständnis habe. Es macht mich krank, dass man gewissen Leuten ausgeliefert ist, dass es gehässige Schweine gibt, die sich keinen Kopf machen um andere, nicht mal ansatzweise, die keinerlei Empathie empfinden.
Aber was willst Du tun? Sie alle umerziehen?
Das ist nicht möglich. Auch hier denke ich: Wenn Du es schaffst, andere Gedanken über diese Menschen zu entwickeln, wird es Dich nicht mehr so belasten. Du rebellierst innerlich und belastest Dich. Aber das wird die Menschen nicht ändern. Du kannst erst einmal nur für Dich selbst etwas ändern.



Teilweise habe ich den Eindruck, gebrandmarkt zu sein (daher der Titel mit Paranoia) und alle hätten sich gegen mich verschworen, wüssten, wer ich bin und dass ich eben ein Idiot bin, den man schlechtmachen und verarschen kann, weil er naiv wirkt und an das Gute im Menschen glauben will.
Sie wüssten, wer Du bist und dass Du ein Idiot bist???
Bist Du es denn?
Und warum genau?
Weil Du an das gute glaubst?

Ich denke, ich verlasse das Haus und Passanten erkennen mich wieder und denken schlecht über mich.
Wildfremde Passanten???
Ist man, wenn man unterwegs ist, nicht doch eher mit sich selbst beschäftigt? Menschen, die unterwegs sind, sind doch auf dem Weg: Zur Arbeit, zu Terminen. Bist Du Dir sicher, dass sie Dich überhaupt so intensiv wahrnehmen?


Dann schwanke ich über zu einer absolut negativen Einstellung, verspüre eine extreme Wut auf alles und jeden und möchte gerne wahllos jeden zusammenschlagen (würde ich natürlich nie tun) und habe sowas wie Rachegedanken an der gesamten Menschheit, die borniert, intolerant und sch*** ist und mir das Leben schwermacht mit ihrer gesamten hässlichen, gehässigen, zerstörerischen und ätzenden Existenz, ihrem Geläster und Gelaber, ihrer Stehlerei, Lügerei, Vergewaltigerei, Schlachterei und was Menschen sonst noch so alles Hübsches tun..
Also ich sehe da einen Widerspruch: Extreme Wut/Aggressionen auf die gesamte Menschheit. Du behauptest aber, nicht zu denen zu gehören. Du bist ein besserer Mensch. Dann solltest Du anfangen, nicht wahllos über jeden zu urteilen, den Du nicht kennst. Du solltest dann nicht wahllos jeden hassen, und Kopfschüsse verteilen wollen, der Dir über den Weg läuft. Du solltest nicht alle hassen. Fang doch erst einmal bei Dir selber an und fang an, die Menschen zu differenzieren.
 
Hallo!

Danke für den Buchtipp.

Dr.Rock: Wow. Sehr ausführlich.

Ja, ich sag ja, ich schwanke oft zwischen diesen Extremen, weil für mich Kontakt zur Außenwelt oft sehr anstrengend und belastend ist, z.B. eben Bahnfahren und wenn Leute mir in die Augen sehen oder mich mustern, da fühle ich mich in die Ecke gedrängt. Und wenn ich das Haus grad erst verlasse bin ich noch euphorisch und guter Dinge.

Tja, was ist so schlimm dran. Ich kann es eben nicht verstehen. Dass ich jemandem nicht sympathisch bin, ja, oder jemand mit meinen Ansichten nicht klarkommt, mich komisch finde - versteh ich. Aber wieso sind manche Leute regelrecht gehässig und versuchen, anderen durch üble Nachrede zu schaden? Also ich seh keinen Grund dafür, mich nicht zu mögen, weil ich eigentlich ja sehr wohlwollend bin und gegen andere auch nix hab, es sei denn, ich fühle mich mal wieder in die Ecke gedrängt, wobei ich das ja nie rauslassen würde (vielleicht spüren die Leute das aber auch als Abweisung).

Ich seh schon, das ist unlogisch, was ich schreibe. Ich wusste auch, dass BabyBlues Einwand kommt zum Schluss, ich sehe ja die Widersprüchlichkeit und ich sehe mich nicht unbedingt als guten Menschen, ich glaube, ich bin sogar teilweise ein ziemlich opportunistisches A*loch. Aber ich begegne anderen nie aufdringlich, unfreundlich oder ätzend, lasse meine Laune nicht raushängen und ... naja, ich sag ja. Vielleicht muss ichs doch mehr rauslassen, ich zeige teilweise Ärger nicht und raste dann irgendwann völlig aus.

Ich erwarte auch nicht AKTIV Vergeltung dafür, dass ich nett zu anderen bin, ich denke mir immer, wird sich schon irgendwann mal auszahlen, und wenn nicht, was solls. Wenn ich sehe, wie Omi verzweifelt versucht, ihr Auto ausm Schnee zu schieben, helf ich. Weil ich mich umgekehrt auch freuen würde. Daran denk ich. Ich würde mich umgekehrt auch freuen. Und meine Freunde sind ja für mich da und helfen mir und alles. Vielleicht denke ich, und hier kommt wieder die Paranoia ins Spiel, das LEBEN selbst müsste mich irgendwann mal dafür entlohnen, dass ich...naja. aber ich bin ja eben doch opportunistisch und so, ich bin ja eigentlich nicht gut. Aber vergleichsweise gut. Also die positiven Gedanken und die Menschenfreundlichkeit überwiegt schon, ich könnte nie jemandem was antun, ich verspüre meist auch nicht das Bedürfnis nach Auseinandersetzungen oder Ärger (es sei denn, ich fühle mich in die Ecke..) und bin überhaupt nicht sadistisch oder nachtragend..

Aber bei einem Tier kann ich eher verstehen, dass es mir, nachdem ich es gefüttert und getränkt hab, den Hintern zuwendet und mich links liegen lässt.

Ja vom Kopf her ist es ja auch nicht MEIn Problem, wenn Leute doof sind oder unfreundlich, aber es ärgert mich immer trotzdem, so, was bildet der sich ein?

Weiß nicht, wie ich das "Ich bin ein Idiot"-Denken ablegen kann. Wie gesagt, es schwankt TOTAL. Ich hab so einen Fragebogen zum Ankreuzen für eine Therapeutin, da steht, ob man denkt, dass man selber sich eigentlich ganz gerne mag, sich nicht so mag, fürchterlich findet oder sich hasst. Wenn ich hier alleine sitze und meine Ruhe habe und alles, und nachdenken und vor mich hinarbeiten kann, mag ich mich eigentlich ganz gerne. Aber wenn ich rausgehe, komme ich wieder und könnte locker"Ich hasse mich" ankreuzen. kA warum. Schlaucht einfach so, ich bin immer angespannt draußen, in Alarmbereitschaft und latent angepinkelt, wenn ich in der Nähe von Menschen bin.

Ich würde sagen, meine Mutter hat mich emotional missbraucht, indem sie mich extrem ausgenutzt und für sich eingenommen hat. Wenn ich heute verspüre, jemand möchte mich für sich einnehmen, gehe ich sofort auf Abstand und lasse die Leute auflaufen, wenn mich jemand anschaut, möchte ich...so ganz klischeehaft...Ey Alda...was guckstu?? Paar aufs Maul?

Na, und ich kann mich halt nie gehenlassen. Ich hab zwei Freunde, meine besten, und vor meiner Familie, da kann ichs. Da esse ich gerne, da kann ich ich sein. Aber z.B. schon allein das Essen ist ein gutes Beispiel: Ich esse den ganzen Tag nix und dann abends alleine hier, und das ist ein Highlight des Tages, endlich meine Ruhe, was essen, fernsehen...würde ich vorher schon essen, z.B. in der Mensa, wäre es irgendwie versaut und verdorben, weil tausend Leute anwesend sind, mich ansehen, ich nervös bin, ich kann da essen, ich hab keine Sozialphobie in dem Sinn, aber es macht mir keinen Spaß. Ich bin nur alleine entspannt, draußen nie.
Ich glaube, diese Anspannung fresse ich total rein und platze dann innerlich öfter mal, weil ich Menschen einfach nicht traue.

Ich bin kein besserer Mensch in dem Sinn....stimmt. Ich bin ein unauffälligerer und unaufdringlicherer Mensch, der mehr Empathie besitzt. Wenns hart auf hart kommt, bin ich eben sehr gutherzig und helfe immer. Aber weil ich das Gefühl habe, mich immer zurückstellen zu müssen, bin ich immer angespannt und innerlich nervös und hab eine geringere Frustrationstoleranz. Wie das Beispiel mit dem Essen: Ich kann auch nicht lesen in der Bahn. Lesen mach ich, wenn ich mich sicher und wohl fühle: In meiner Wohnung. Vielleicht im Hörsaal. Aber niemals in einer belebten Bahn, womöglich im Vierer, ich könnte mich keine Sekunde konzentrieren und das ganze Buch wäre entwertet durch die Situation.

Oder ich hab nen Knall. Keine Ahnung.

Ja, da haben wir das Kernproblem. Habt ihr dazu vielleicht Ansätze oder Empfehlungen, Tipps, wie man lernen kann, umzudenken? Es ist ja auch was anderes, ob man mit dem Kopf oder mit dem Bauch begreift.

Ich weiß auch, dass andere mich nicht so intensiv wahrnehmen wie ich mir einbilde. Aber ich fühle mich trotzdem beobachtet und teilweise auch bedroht.

Danke für eure extrem ausführlichen Antworten!

Nina
 
Hallo Nina,

Ja, ich sag ja, ich schwanke oft zwischen diesen Extremen, weil für mich Kontakt zur Außenwelt oft sehr anstrengend und belastend ist, z.B. eben Bahnfahren und wenn Leute mir in die Augen sehen oder mich mustern, da fühle ich mich in die Ecke gedrängt. Und wenn ich das Haus grad erst verlasse bin ich noch euphorisch und guter Dinge.

Sensiblen Zeitgenossen fehlt die Fähigkeit zur Abgrenzung. Sie können nicht „für sich sein“, sondern reagieren auf jedes Geräusch um sie herum und auf jeden Blick der – zu 99% zufällig – auf sie fällt. Sie beziehen alles auf sich selbst. Das hat nicht zwangsläufig etwas mit „Paranoia“ zu tun...sondern einfach mit der genannten fehlenden bzw. mangelnden Fähigkeit, sich abzugrenzen.

http://www.hochsensibilitaet.ch/content/e11223/e11793/index_ger.html

Und wenn ihnen ein Blick in die Augen fällt, deuten sie es als Bewertung – dann oft als Abwertung. Dabei ist derjenige, dessen Blick dich trifft, meist einfach nur in Gedanken, starrt vor sich hin, grübelt über seinen Einkaufszettel nach oder denkt an sonst was. Dieses „auf sich beziehen“ ist das Problem. Du schützt dich nicht selber.

Tja, was ist so schlimm dran. Ich kann es eben nicht verstehen. Dass ich jemandem nicht sympathisch bin, ja, oder jemand mit meinen Ansichten nicht klarkommt, mich komisch finde - versteh ich. Aber wieso sind manche Leute regelrecht gehässig und versuchen, anderen durch üble Nachrede zu schaden? Also ich seh keinen Grund dafür, mich nicht zu mögen, weil ich eigentlich ja sehr wohlwollend bin und gegen andere auch nix hab, es sei denn, ich fühle mich mal wieder in die Ecke gedrängt, wobei ich das ja nie rauslassen würde (vielleicht spüren die Leute das aber auch als Abweisung).

Warum muss jeder Mensch dich sympathisch finden? Müssen Menschen das, um dir zu bestätigen, dass du ein netter Mensch bist? Genügt es nicht, wenn du dir selber sympathisch bist und mit dir zurecht kommst? Ist das nicht wichtiger?

Viele Menschen denken, andere Menschen müssten sich ihnen gegenüber auf eine ganz bestimmte Art verhalten. Und wenn diese Menschen das dann nicht tun, wie erwartet, dann ist die Enttäuschung groß, man wird missmutig, grübelt, warum die anderen sich so verhalten. Aber wie willst du anderen Leuten ihr Verhalten vorschreiben?

Du schreibst, dass du keinen Grund siehst, dich nicht zu mögen. Genügt das nicht? Wenn du dich doch so empfindest und mit dir eigentlich im Reinen bist, warum hast du dann diese „Erwartungshaltung“ an andere Menschen?

Ich seh schon, das ist unlogisch, was ich schreibe. Ich wusste auch, dass BabyBlues Einwand kommt zum Schluss, ich sehe ja die Widersprüchlichkeit und ich sehe mich nicht unbedingt als guten Menschen, ich glaube, ich bin sogar teilweise ein ziemlich opportunistisches A*loch. Aber ich begegne anderen nie aufdringlich, unfreundlich oder ätzend, lasse meine Laune nicht raushängen und ... naja, ich sag ja. Vielleicht muss ichs doch mehr rauslassen, ich zeige teilweise Ärger nicht und raste dann irgendwann völlig aus.).

Es ist ja auch nix dagegen zu sagen, dass du opportunistisch bist. Das ist – nach meinem Geschmack – sogar besser, als ununterbrochen mit dem Strom zu schwimmen. In der Schafherde geht man unter...

Vielleicht brauchst du a) ein Ventil, um deinen Frust abzulassen (Sport? Kreativität? Musik?) und b) etwas Objektivität gegenüber anderen Menschen. Du musst weder jedem um den Hals fallen noch anderen die Augen auskratzen. Ausgeglichenheit ist da ein gutes Stichwort.

Vielleicht denke ich, und hier kommt wieder die Paranoia ins Spiel, das LEBEN selbst müsste mich irgendwann mal dafür entlohnen, dass ich...

Du erwartest Fairness vom Leben...wenn du viel Gutes gibst, bekommst du viel Gutes zurück? Das wäre natürlich sehr schön und sicher sollte es so sein. Aber...wo steht das? Wer hat dir je versprochen, dass das Leben fair ist und man für seine Investitionen belohnt wird?

Da ist schon wieder eine Erwartungshaltung...

Aber bei einem Tier kann ich eher verstehen, dass es mir, nachdem ich es gefüttert und getränkt hab, den Hintern zuwendet und mich links liegen lässt.

Hier möchte ich gerne antworten, dass der Mensch auch "nur" ein Tier ist...ein Tier, mit etwas mehr obendrauf...😉

Wenn du einen Hund prügelst, wird er traumatisiert, zieht den Schwanz ein, hat Angst und wird dich wahrscheinlich anknurren, wenn du ihm noch mal begegnest. Ist das bei Menschen großartig anders?

Ja vom Kopf her ist es ja auch nicht MEIn Problem, wenn Leute doof sind oder unfreundlich, aber es ärgert mich immer trotzdem, so, was bildet der sich ein?

Warum belastest du dich damit, was irgendein fremder Doofkopp für Probleme haben könnte? Hast du kein eigenes Leben? Warum sich den Kopf zerbrechen, weil der Dödel von vorhin evtl. Erektionsprobleme hat, seine Frau ihn mit dem Nudelholz jagt, er sein Auto zu Schrott gefahren hat oder sein Sohnemann nach Peru getürmt ist? 😀

Denkst du, die anderen Leute machen sich die Mühe um sich zu fragen, was dich bewegt und woran du knabberst?

Weiß nicht, wie ich das "Ich bin ein Idiot"-Denken ablegen kann. Wie gesagt, es schwankt TOTAL. Ich hab so einen Fragebogen zum Ankreuzen für eine Therapeutin, da steht, ob man denkt, dass man selber sich eigentlich ganz gerne mag, sich nicht so mag, fürchterlich findet oder sich hasst. Wenn ich hier alleine sitze und meine Ruhe habe und alles, und nachdenken und vor mich hinarbeiten kann, mag ich mich eigentlich ganz gerne. Aber wenn ich rausgehe, komme ich wieder und könnte locker"Ich hasse mich" ankreuzen. kA warum. Schlaucht einfach so, ich bin immer angespannt draußen, in Alarmbereitschaft und latent angepinkelt, wenn ich in der Nähe von Menschen bin.

Jaja, ich kenne das, deswegen schreib ich dir ja hier. Das nennt man „vorbeugende Feindseligkeit“. Du bist giftig, um dich selbst zu schützen weil du in anderen Menschen – aufgrund deiner Erfahrungen – eine Gefahr siehst. Du lebst quasi unter Feinden.

Dieses Feindbild gilt es zu relativieren...das Selbstwertgefühl ausweiten, das heißt, dass du dich auch magst und sicher fühlst, wenn du in einem Einkaufszentrum shoppen gehst und 1.000 Leute um dich herum latschen. Vielleicht kannst du das mal alleine üben. In eine Menschenmenge zu gehen, die Leute beobachten und sich trotzdem abzugrenzen. Bewerte die Leute nicht, beobachte sie einfach mal und guck, was sie machen.


Ich würde sagen, meine Mutter hat mich emotional missbraucht, indem sie mich extrem ausgenutzt und für sich eingenommen hat. Wenn ich heute verspüre, jemand möchte mich für sich einnehmen, gehe ich sofort auf Abstand und lasse die Leute auflaufen, wenn mich jemand anschaut, möchte ich...so ganz klischeehaft...Ey Alda...was guckstu?? Paar aufs Maul?

Mit solchen Bemerkungen schaffst du eine Eskalation und keine Deeskalation. Nützt dir also nix. Außerdem musst du mal überlegen, dass du Überlegenheit und Cleverness beweist, wenn du dich nicht durch jeden Pups oder (zufälligen) Blick provozieren lässt. Denn du gibst anderen Menschen dadurch Macht über dich!

Wie alt bist du eigentlich? Bist du in Therapie? Oder hast du dir den Fragebogen nur „besorgt“, dich aber noch nicht für eine Therapie entschieden?

...z.B. in der Mensa, wäre es irgendwie versaut und verdorben, weil tausend Leute anwesend sind, mich ansehen, ich nervös bin, ich kann da essen, ich hab keine Sozialphobie in dem Sinn, aber es macht mir keinen Spaß. Ich bin nur alleine entspannt, draußen nie. Ich glaube, diese Anspannung fresse ich total rein und platze dann innerlich öfter mal, weil ich Menschen einfach nicht traue.

Kannst du absolut sicher sein dass dich tausend Menschen in der Mensa ansehen? Warum sollten sie das tun? Meinst du nicht, die haben etwas Besseres zu tun? Deine Nervosität rührt daher, weil du denkst, im Mittelpunkt zu stehen. Das ist deine innere Überzeugung – wo immer sie auch her rührt.

Überzeugungen kann man hinterfragen. Zuhause, schriftlich. Du kannst dich fragen, ob du absolut sicher sein kannst, dass dich tausend Leute in der Mensa anstarren. Was spricht dafür? Was dagegen? Wie komme ich auf den Gedanken? Und vor allem...was nützt mir diese Überzeugung? Möchte ich sie beibehalten?

Ich bin kein besserer Mensch in dem Sinn....stimmt. Ich bin ein unauffälligerer und unaufdringlicherer Mensch, der mehr Empathie besitzt. Wenns hart auf hart kommt, bin ich eben sehr gutherzig und helfe immer. Aber weil ich das Gefühl habe, mich immer zurückstellen zu müssen, bin ich immer angespannt und innerlich nervös und hab eine geringere Frustrationstoleranz.

Sensibel und hilfsbereit zu sein, ist toll. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Hilfsbereitschaft und der Unfähigkeit, NEIN zu sagen. Wenn du immer hilfst, wenn Not am Mann ist und nie Nein sagst, obwohl du das eigentlich möchtest, ist es kein Wunder dass sich Frust in dir aufstaut. Denn innerlich weißt du, dass du jemandem etwas zugesagt hast, was du eigentlich gar nicht wolltest.

Nein sagen fällt vielen Menschen schwer weil sie dann befürchten, die Gunst des anderen zu verlieren. Es ist aber ehr so, dass sich dann das wahre Gesicht desjenigen zeigt, wenn man beispielsweise die Freundschaft gekündigt bekäme, nur weil man nicht beim 3. Umzug in 2 Jahren helfen möchte.

Oder ich hab nen Knall. Keine Ahnung.

Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna!?! 😀

Ja, da haben wir das Kernproblem. Habt ihr dazu vielleicht Ansätze oder Empfehlungen, Tipps, wie man lernen kann, umzudenken? Es ist ja auch was anderes, ob man mit dem Kopf oder mit dem Bauch begreift. Ich weiß auch, dass andere mich nicht so intensiv wahrnehmen wie ich mir einbilde. Aber ich fühle mich trotzdem beobachtet und teilweise auch bedroht.

Ein Geheimrezept hab ich nicht zu bieten. Ich würde sagen...
Selbstbewusstsein aufbauen. Es sollte dir völlig wurscht sein, ob dich irgendein Blick streift oder dich jemand mal nicht mag. Du gibst Menschen Macht über dich -> dir fehlt innere Ruhe, Ausgeglichenheit. Kampfsportverein gegen Frust? Therapie? Aufarbeitung der Erlebnisse mit deiner Mutter in der Therapie? Eine Verhaltenstherapie könnte dir dabei helfen, neue Verhaltensweisen anzutrainieren.

Wie gesagt, wenn du einen Therapieplatz haben kannst, greif zu. 😉

Grüße,
Dr. Rock
 
Hallo Gast Nina,

vielen Dank, dass du hier geschrieben hast,... Der Text könnte auch von mir sein,...

Nina, was ganz Banales, aber wirkungsvoll (für mich zumindest):
>> Nehmen Sie es nicht persönlich! <<

D.h. wenn mich die Kassiererin v. Supermarkt z.B. komisch anschaut, dachte ich, oh gott, ich habe einen Fehler gemacht, ich bin nicht ok, ich, ich,.... ich bezog ALLES auf mich.

Bis ich einmal ein Erlebnis hatte:
Eine Kassiererin, die mich wieder mal so komisch anschaute, sagte zu mir, meingott, mir geht es so schlecht, ich muß seit Std. auf´s Kloo, kann aber nicht aus der Kasse raus, weil wir z.Zt. akuten Personalmangel haben u. die Kasse ja besetzt sein muß,....

Ich staunte u. hab endlich kapiert, es geht ja gar nicht um mich,...😉

Alles Gute u. Dr. Rocks Beiträge sind einfach genial, super, hochinteressant,... 😀
 
Alles Gute u. Dr. Rocks Beiträge sind einfach genial, super, hochinteressant,... 😀

Das ist lieb von dir! :blume:

Ich bin auch nur ein "Übender", wie du weißt...😉🙂

So ein Austausch tut doch gut. Begegnungen mit den falschen Menschen können einen echt kaputt machen...Begegnungen mit den richtigen können einen wieder etwas gerade biegen. 😉
 

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