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Mit Determinismus klarkommen!?

D

dimmu(gast)

Gast
Sicher kennt jemand von euch deterministische Theorien. http://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus . Bei mir geht es dabei um die nicht religiöse Variante. Ich bin gerade jetzt in einer unglücklichen Lebensphase auf diese Thematik gestoßen.
Diese Theorie verängstigt mich und gibt mir ein Gefühl der Hilfslosigkeit, der Ausgeliefertheit. Außerdem ein Gefühl der Gleichgültigkeit, welches allerdings zu einer verängstigenden Emotionslosigkeit führt.

Kurz gesagt: Ich sehe mein Leben als sinnlos an, da es einfach nur funktioniert und ich keinerlei Einfluss darauf habe.

Ich hoffe ihr könnt das nachvollziehen und habt mir dazu was zu sagen.
 
Der Theorie scheinen ja eine Menge intelligenter Leute zum Opfer gefallen zu sein😉...
Glaubst du wirklich, man könne berechnen, wo ein Blitz einschlägt?
Oder daran, es gäbe keine Entscheidungsfreiheit? Wer will das wie beweisen?

Wenn es dir schlecht geht, würde ich Antworten außerdem nicht in der Philosophie suchen. Wenn es das perfekte System gäbe, gäbe es die Philosophie nicht; und es kann ziemlich verwirren, was sich die Menschen alles an Antworten ausgedacht haben.
Such bei Menschen, die ihr Herz und andere Menschen ins Zentrum ihres Lebens gestellt haben.
 
Hallo dimmu

Sicher kennt jemand von euch deterministische Theorien. http://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus . Bei mir geht es dabei um die nicht religiöse Variante. Ich bin gerade jetzt in einer unglücklichen Lebensphase auf diese Thematik gestoßen.
Determinismus ist erst einmal nur eine Theorie. Wenn man den Ort und den Impuls jedes Teilchens des Universums kennen würde (bzw könnte), alle Energiezustände kennen würde (bzw könnte), alle Gesetze, nach denen das Gewusel abläuft kennen würde (bzw könnte) wäre es theoretisch möglich, alles vorherbestimmen zu können. Ist aber sehr theoretisch. Man dürfte dabei keines der Teilchen des Universums auslassen. Und dabei ist noch vorausgesetzt, dass die Theorien, die man über das Universum (oder überhaupt alles) hat, in irgendeiner Weise der Realität entsprechen, unser kleiner Verstand also tatsächlich in der Lage ist, das Wesen der Welt zu durchschauen.

Ich hoffe ihr könnt das nachvollziehen und habt mir dazu was zu sagen.
Klar kenne ich das, und da sind wir bestimmt nicht alleine. Wenn es mir schlecht geht, und ich das Gefühl habe, mein Leben gleicht einer Situation in einem Film, dem Text eines Liedes, oder irgendeiner Theorie, dann erschrecke ich, weil ich daran erinnert werde, wie es gerade in mir selbst aussieht. Das begegnet mir immer wieder, wenn mein Leben gerade unglücklich verläuft.

Diese Theorie verängstigt mich und gibt mir ein Gefühl der Hilfslosigkeit, der Ausgeliefertheit. Außerdem ein Gefühl der Gleichgültigkeit, welches allerdings zu einer verängstigenden Emotionslosigkeit führt.

Kurz gesagt: Ich sehe mein Leben als sinnlos an, da es einfach nur funktioniert und ich keinerlei Einfluss darauf habe.
Da liegt dann wohl auch die Ursache Deiner Angst. Dein Leben zieht an Dir vorüber, und Du hast das Gefühl, keinen Einfluß nehmen zu können.

Magst Du Deine Situation vielleicht etwas genauer beschreiben?

Günter
 
Hallo dimmu(gast)!

Die Theorie des Determinusmus scheint mir zwangsläufig zu einer niedergeschlagenen Grundstimmung zu führen. Was ist das Leben denn noch wert, wenn ich nur noch eine Marionette bin?

Mir erscheint es sinnvoll, sein Leben auf der Annahme der menschlichen Freiheit aufzubauen. Wer frei entscheiden kann, der kann auch seinem Leben einen Wert geben.

Es ist wohl wie bei der Frage nach Gott: die Willensfreiheit läßt sich weder beweisen noch widerlegen.

Vor wenigen Tagen ist wieder ein Buch von Gerhard Roth herausgekommen (Philosoph und Neurologe):

Gerhard Roth: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern

Viele haben seine Ansichten als Beleg für den Determinismus angesehen. Mal sehen, was er in seinem neuen Buch schreibt. Empfehlen kann ich das Buch noch nicht, weil ich es dazu erst selbst lesen möchte. Es geht darin wohl hauptsächlich um die Persönlichkeit von Menschen und wie sie sich beeinflussen läßt.
 
Hallo dimmu,

ich glaube, du hast schon einige sehr gute Antworten bekommen. Günter wird dir sicher einiges erläutern können, wenn du mehr über deine Eindrücke schreiben möchtest.

Wenn Orange-Blaue-Blume vorschlägt, Antworten nicht in der Philosphie zu suchen, wenn man sich persönlich schlecht fühlt, hat sie sicherlich Recht - insofern, als dass man nicht nur alleine dort suchen sollte.

Auch EuFrank liegt ganz richtig, wenn er vorschlägt, von der Möglichkeit freier Entscheidungen auszugehen.
Was in dem Link von Wikipedia steht - da fehlt nämlich Einiges. Determinismus ist nur ein philososophisches Prinzip unter mehreren. Und gerade dazu sind die Antworten der Philosophen eigentlich recht motivierend. Ich versuch mal das zu relativerien und zu ergänzen: (Ist allerdings eine ziemlich trockene Sache. 😎🙂)

Im Alltag erlaubt das Prinzip des Determinismus es uns, die Welt um uns herum berechenbar zu machen. Wir können davon ausgehen, dass die gleiche Ursache immer die gleiche Wirkung hat. Hier hilft es uns also deterministisch zu denken. z.B. kann man davon ausgehen, dass Äpfel vom Baum immer nach unten fallen. 🙂

Wenns aber nicht um Alltag, sondern um das rein logische Prinzip geht, kann Determinismus allein die Welt um uns herum nicht vollständig erklären. Dafür gibts einen einfachen Grund. Im Determinismus hat die gleiche Ursache immer die gleiche Wirkung. Es gibt also Ketten aus Ursachen und Wirkungen, wobei jede Wirkung ist wieder Ursache für eine neue Wirkung ist.
Nun ist die Frage: Was ist am Anfang einer Ursache-Wirkung Kette ? Es müsste eine Ursache sein, für die selbst es keine Ursache gab. Und genau dort liegt der Hase im Pfeffer. Wenn es am Anfang einer Kette eine Ursache geben muss, die nicht determiniert war, dann muss es -neben dem Determinismus- noch ein weiteres Prinzip geben, nach dem unsere Welt funktioniert. Irgendwas muss die Kette ja gestartet haben.

Etwas, das nicht determiniert ist, also nicht beeinflusst ist - das ist eine freie Entscheidung. Wenn es also dieses Prinzip der freien Entscheidung geben muss, um eine Ursache-Wirkung Kette zu starten - dann können wir es auch anwenden, also uns frei entscheiden.
Wieder rein logisch betrachtet, gibt es dabei aber ein prinzipielles Problem: Konsequenterweise müsste man für eine freie Entscheidung völlig unbeeinflusst sein. Denn wenn wir beeinflusst sind, entscheiden wir ja nicht mehr völlig frei. Nur, dürfte man sich dann -sehr prinzipiell gedacht- nicht einmal von dem beeinflussen lassen, über das man entscheiden will... Man hätte also gar keine Maßstäbe, die man gegeneinander abwägen könnte. Freiheit alleine funktioniert -prinzipiell gesehen- also auch nicht. Es muss also neben Determinismus und Freiheit noch etwas geben, mit dem wir unsere Entscheidungen treffen.

Die Philosophie hat sich zur Lösung dieser logischen Frage an dem orientiert, was es im menschlichen Bewußtsein noch gibt: Nämlich das Gewissen, oder moralische Bewußtsein - also das Wissen, dass es richtig und falsch gibt.
Die Philosophie geht also davon aus, dass die menschliche Vernunft als drittes Prinzip neben Determinismus und Freiheit existiert.

Wie die Philosophie diese drei Prinzipen zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenfügt, ist recht umfangreich. Es ist aber schlüssig bewiesen, dass es prinzipiell nicht nur Determinismus, sondern genauso die Möglichkeit für freie Entscheidungen und vernünftige Maßstäbe für diese Entscheidungen gibt.
Für den Alltag kann man also die Dinge mit Hilfe des Prinzips des Determinismus ordnen und gleichzeitig von der Möglichkeit ausgehen, dass Menschen sich vernünftig und frei entscheiden können.
Wenn du bei Wikipedia nach Kausalkette, Erkenntnistheorie oder Verantwortung suchst, wirst du noch eine Menge dazu finden.

Soviel zur Philosophie. Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen ?
 

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