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Mein Freund hat ein Alkoholproblem

Sheerie

Mitglied
Hi,

im Grunde ist der Name des Threads schon sehr aussagekräftig.
Ich bin seit fast 5,5 Jahren mit meinem Freund zusammen. Letztes Jahr sind wir offiziell zusammen gezogen; ich bin sogar für ihn ausgewandert. Das mit dem Auswandern hat sich zudem als vermutlich beste Entscheidung meines Lebens herausgestellt. Mir geht es in meiner neuen Heimat bestens! Toller Job, Sprache gelernt, ein paar neue Freunde gefunden. Aber zurück zum eigentlichen Thema...

Schon als wir uns damals kennenlernten, hat er regelmäßig getrunken. Nie so extrem, dass es jemals zum Totalabsturz kam. Aber 1,5-2 Flaschen Wein an einem Abend allein waren nicht unbedingt besonders selten. Ich selbst trinke so gut wie gar keinen Alkohol muss ich an dieser Stelle sagen.
Er selbst sagt auch von sich aus, dass er gern Alkohol trinkt und auch weiß, dass es zu viel ist. Doch es sei das Einzige, was ihm eine gewisse Freude im Leben verpasst. Ohne Alkohol erscheint ihm der Alltag trostlos und öde.
Er hat schon versucht sich bei einer AA-Gruppe Hilfe zu holen. Aber nach etwa drei Meetings ist er nicht mehr hin gegangen. Es sei dort wie bei einer Sekte zugegangen, meinte er... Ich war sehr enttäuscht.

Ich weiß nicht warum, doch anfangs habe ich das mit dem Trinken nicht so streng gesehen. Ich dachte immer: "Ok. Er ist zuverlässig bei seiner Arbeit. Also alles im grünen Bereich."

Doch seitdem ich mit ihm zusammen wohne und wir uns wirklich jeden Tag sehen, finde ich es oft einfach nur noch schlimm. Mein Freund wird nicht aggressiv, wenn er trinkt. Eher im Gegenteil. Er wird unfassbar lieb, sucht deutlich mehr als sonst meine Nähe und überschüttet mich mit Komplimenten und netten Worten. Sonst fällt es ihm schwer über Gefühle zu sprechen und er ist sehr verschlossen.

Es gibt immer wieder Situationen, die mich nervlich ans Ende bringen, wenn er getrunken hat.
Vor einigen Monaten waren wir auf dem Weg nach Hause aus einem wundervollen Urlaub. Schon am Abreiseflughafen hat er getrunken. Mehrere Bier. Den gesamten 4-stündigen Flug über auch. Er ging sogar auf die Flugzeugtoilette um sich Wein aus einem Tetraprak in eine Flasche zu füllen... Ich war richtig abgenervt, da er sich eben neben mir wie ein typischer Betrunkener verhält. Er schwankt beim Laufen, lallt, ist unfassbar dickköpfig, lästert laut über andere Leute und kennt keine Scham. Mir war das unfassbar peinlich. Ich hatte das Gefühl ich habe ein stures Kleinkind bei mir. Ständig wollte er weg laufen, um sich neuen Alkohol zu kaufen. Ich musste mich um die ganze Organisation von Gepäck und restliche Heimreise kümmern. Er war nicht mal mehr in der Lage ein Zugticket für sich zu kaufen. Ich war stinksauer und hatte das Gefühl er hat den ganzen Urlaub dadurch versaut...

Ein anderes Beispiel:
Ich hatte gerade 12 Tage durchgearbeitet und freute mich auf endlich zwei freie Tage. Als ich nach der Arbeit nach Hause kam, war mein Freund nicht zu Hause. Kurz darauf kam er heim. Betrunken. E war den ganzen Tag lang mit einem Kumpel unterwegs. Ich war wütend und enttäuscht. Er wollte sich etwas in der Küche zu essen machen. Ich saß auf dem Balkon, um Luft zu schnappen. Ich hörre es plötzlich laut scheppern. Der halbe Küchenschrank "ausgeräumt" und zwischen Dosen und Verpackungen lag er auf dem Boden. Ich durfte das Chaos beseitigen, weil er natürlich nicht mehrdazu in der Lage war.

Und das sind nur zwei Beispiele, die mir spontan einfallen.
Es sind wirklich ständig solche Sachen. Auch wenn er zu Hause renoviert und mit Werkzeug hantiert, trinkt er regelmäßig. Verletzungen hat es dadurch schon etliche gegeben. Aber er lernt daraus einfach nicht. Ständig schmeißt er Gläser runter, holt sich dadurch Schnittverletzungen und ich darf es aufräumen und ihn auch noch verarzten.
Selbst als er ein Mal böse mit dem Fahrrad gestürzt ist und sich 3 Zähne ausgeschlagen hat... Mitten in der Nacht hat er versucht mich anzurufen und war auch noch sauer, als ich nicht ran gegangen bin - ich hab geschlafen und wohnte in einem anderen Land! Es kam für etwa 2 Wochen lang eine Einsicht - aber langfristig gebessert hat sich rein gar nichts.

Wir hatten uns mal darauf geeinigt, dass er an Tagen, wenn er am Folgetag arbeiten muss, nichts trinkt. Die Idee fand er zunächst gut. Keine Woche hat dieses Versprechen gehalten.

Einerseits kommt er zu mir an, heult und meint, er müsse unbedingt etwas ändern. Er benötigt meine Hilfe und Unterstützung. Ich sage zu und suche mit ihm nach irgendeinem Weg, mache Vorschläge und ernsthafte Gedanken.
Ein paar Tage später trinkt er dann, ist uneinsichtig, schmeißt mir an den Kopf, dass er nun mal so ist und ich ihn nicht ändern kann.
Oft kommt er mit Vorschlägen, dass er sich vornimmt 2 oder 3 Wochen lang gar nichts zu trinken. Und ich frage dann: "Und dann? Was danach? Wenn die Wochen um sind?" Und er sagt dann so was wie: "Ja, dann werden wir sehen."
Richtig durchgezogen hat er es eventuell ein Mal. Aber natürlich ging es wieder von vorne los. Der Effekt ist also gleich Null.

Diskutieren bringt einfach nichts. Er begreift es nicht. Wenn er getrunken hat, sieht er nicht ein, dass er etwas "falsch" gemacht hat.
Ich sage ihm, dass er mich enttäuscht und und es unsere Beziehung zerstört. Manchmal sagt er, ich solle gehen; manchmal verspricht er mir zu versuchen sich zu bessern. Er weiß, dass er ein Problem hat.

Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich tun soll. Ich habe oft überlegt mit seinen Eltern zu sprechen. Allerdings ist mein Freund seit Langem ein erwachsener Mann. Ich weiß nicht, wo ich mir Hilfe suchen soll. Auch wenn er absolutnicht handgreiflich ist, fällt es mir oft schwer das durchzustehen.
Ich habe ihm oft gesagt, er muss den Entschluss selber für sich fassen. Aber er kann sich nicht richtig durchringen. Mal will er, mal will er nicht.
Meinen Eltern habe ich es schon erzählt, aber die verstehen den Ernst der Lage nicht so wirklich, denke ich...

Kann mir irgendjemand einen Ratschlag geben?
Ich möchte meinen Freund wirklich nicht aufgeben... Ich bin mir sicher, dass wenn er mich verliert, er noch mehr dem Alkohol verfällt. Ich möchte ihm wirklich helfen. Aber ich weiß nicht wie...
 
Solange dein Freund nicht selbst den Willen hat, mit dem Trinken aufzuhören, ist alles vergebliche Mühe.
Sein Leidensdruck scheint nicht groß genug zu sein um zur Einsicht zu gelangen.

Selbst, wenn er nicht aggressiv wird, er ist Alkoholiker und suchtkrank.

Seine Alkoholexzesse, nehmen immer schlimmere Ausmaße an. Er verletzt sich im Suff und säuft bis zum Umfallen.

Zum Selbstschutz, solltest du dich trennen. Willst du mit einem Säufer zusammenbleiben und co-abhängig werden?

Vielleicht gelangt er dadurch zur Einsicht und macht einen Entzug.
 
dein freund ist mehr als offensichtlich alkoholkrank. und zwar nicht "ein bischen" oder so, sondern massivst. würde mich nicht wundern, wenn seine leber schon ordentlich angeschlagen ist.

da er sich ansonsten als guter partner verhält kann ich verstehen, dass du nicht einfach so hinwerfen willst. die frage ist, ob du ihm damit hilfst. die frage ist auch, ob es besser wird, wenn du dich trennen würdest.

der gedanke "wenn ich mich trenne wird es sicher noch schlimmer" sollte nie ein grund sein, bei einem anderen zu bleiben. das kann dir, so hart es klingt, egal sein. es MUSS dir sogar egal sein.
bei ihm bleiben solltest du aus liebe und weil er der mann ist, mit dem du dein leben verbringen willst, trotz etwaiger fehler.

sicher ist, dass du ihm eine klare ansage machen musst. sowas in der art wie " ich liebe dich und will den rest meines lebens mit dir verbringen, aber wenn du weiter so machst dürfte der gemeinsame rest nicht mehr allzu lange gehen, du bist stark suchtkrank und wirfst deine gesundheit und deine zeit mit mir einfach weg - wenn du dich nicht behandelst und dies auch durchziehst, zur not in einer entzugsklinik, werde ich mich trennen"



Wie war der schöne Satz nochmal? "Ich habe kein Problem mit Alkohol - ich habe eins ohne!" Passt wie die Faust aufs Auge bei ihm. möglich, dass tief in seinem inneren etwas ist, was er mit alkohol betäuben möchte. dafür spricht auch das, was du anfangst erwähnt hast : "Doch es sei das Einzige, was ihm eine gewisse Freude im Leben verpasst. Ohne Alkohol erscheint ihm der Alltag trostlos und öde." - vielleicht braucht er neben entzug auch noch eine therapie.
 
Dein Freund schafft das aus eigenem Antrieb nicht. Und wie ich das lese ist er auf jeden Fall alkoholkrank. Das ist ja nicht ab und zu mal ein bisschen zuviel. Sobald der Alkohol seinen Tagesrhythmus kontrolliert, ist er alkoholkrank. Er ist auch nicht mehr Herr seiner Sinne.

Du schreibst, er hatte das Problem schon früher, es ist dir damals aber nicht als solches aufgefallen? Hast du das weitgehend ignoriert?

Es war schwach von ihm, die AA-Gruppe zu verlassen. Aber solange er nicht selber Hilfe möchte, wird er auch nicht dazu bereit sein, etwas zu ändern.

Seine alkoholbedingten Ausfälle haben auch Folgen für euer Zusammenleben. Du räumst dann hinter ihm her und pflegst seine alkbedingten Verletzungen. Das heißt, dass du das ganze auch unterstützt! Was wäre, wenn du ihn mal im Chaos liegen lassen würdest und darauf bestehen, dass er seinen Dreck selber aufräumt?

Es klingt vielleicht hart, aber du solltest Konsequenzen ziehen und ihm ein Ultimatum setzen: du kannst nicht mehr mit ihm zusammen wohnen, wenn er nicht etwas gegen das Problem tut. Er hat jetzt mal in eurer Küche Chaos verbreitet, als er betrunken war. Ein anderes Mal lässt er vielleicht mal den Herd an oder was weiß ich. Ich könnte mit so jemandem nicht zusammen leben, der sich nicht im Griff hat und auch nichts dagegen unternehmen möchte.
 
Vielen, vielen Dank für die Antworten.
Ich bin wirklich dankbar für jede einzelne!

Ja, meiner Meinung nach, ist er auch ziemlich schwer alkoholkrank. Nur er sieht es halt nicht so. Mich nervt es auch unfassbar tierisch, dass er am nächsten Tag, wenn er halbwegs ausgenüchtert ist, nicht mehr weiß, wie er im betrunkenenen Zustand war. An etwa 80% was er getan oder gesagt hat, erinnert er sich dann natürlich nicht mehr.
Stattdessen fragt er dann wie ein dummes Schaf: "Warum hast du heute Nacht auf dem Sofa geschlafen?"
Ja, weil ich den widerlichen Gestank und das sinnlose Gefasele und das Geschnarche nicht aushalte! Es macht mich so wütend.

Das Risiko unter Umständen co-abhängig zu werden, schätze ich bei mir sehr, sehr gering ein. Ich mag keinen Alkohol. Es schmeckt überhaupt nicht und ich finde seine Wirkung einfach nur unwünschenwert... Ich sage ihm auch immer wieder, was er daran toll findet, wenn der Kopf Karussell fährt und man so müde wird. Mir gibt das Ganze nämlich rein gar nichts. Schon das Glas Sekt zum Anstoßen bekomme ich kaum runter... Wir leben was das anbelangt in zwei total unterschiedlichen Welten.

Trennen würde ich mich natürlich nur aus reinem Selbstschutz. Für mich ist es glasklar. Ich möchte keine Zukunft mit einem Alkoholiker. Ich möchte mich auf meinen Job konzentrieren und mich zu Hause sicher und gut aufgehoben fühlen. Am liebsten möchte ich jemanden an meiner Seite, mit dem ich wirklich eine Zukunft planen kann. Vielleicht eine Familie gründen kann. Daran ist momentan gar nicht mehr zu denken.

Anfangs haben wir uns nur an den Wochenenden gesehen. Etwa die ersten 2 Jahre lang. Da dachte ich, dass es wohl normal ist, am Wochenende sich mal etwas zu gönnen. Ich erinnere mich auch nicht mehr so genau, ob es jede Wochenende war und wie viel es war... Wobei... Es kam auch schon zu einigen Situationen, in denen er im betrunkenen Zustand solche Unfälle hatte. Aber ich habe es mir irgendwie nicht zugetraut Einfluss auf ihn zu nehmen. Ich war auch erst 19 als wir uns kennenlernten.

Ich will so gern, dass er sich in den Griff bekommt. Aber etwas in ihn hält ihn zurück den Schritt zu machen. Er ist sonst wirklich verantwortungsbewusst und hat einen starken Willen. Doch der Alkohol zwingt ihn völlig in die Knie...
 
Ich denke, das Problem lag schon vorher vor und ist jetzt richtig ausgebrochen...

Du kannst ihn ja mal in seinem alkoholisierten Zustand filmen mit dem Handy. Zeige ihm, wie er dann drauf ist. Ob er dann umdenkt? Es ist eine Sucht, die befriedigt werden muss und wenn er es selbst nicht sehen will und sich auch nicht mehr erinnert, wird es sehr schwierig. Er verletzt sich betrunken selber, er gefährdet also seine Gesundheit. Ich würde nicht länger abwarten.

Sag ihm, er soll sich helfen lassen. Entziehungskur oder zumindest AA wieder aufnehmen. Und wenn er das nicht macht, hat er auszuziehen.
 
Guten Morgen,
Ich bin über den Artikel gestört, da ich das selber problem habe. Ich bin mit meinem freund seit fast 4 jahren zusammen, also seit dem ich 14 bin. Hab seinen Alkoholkonsum damals als nicht wichtig oder schlimm empfunden, wie denn auch, ich kannte mich mit alkohol nicht aus und habe selber meine ausprobierphase gehabt, um alles kennenzulernen. Nun wird es aber ernster und ich möchte mit meinem alkoliker zusammen sein, ich bin ja auch noch so jung. Möchte die beziehung aber ebenfalls nicht wegschmeissen. Ich möchte ihm helfen, denn wir erleben noch viele schöne Dinge. Nun zu meiner Frage: bist du mit deinem Freund noch zusammen? Wenn ja, habt ihr es in den Griff bekommen und wenn wieder ja, wie ? Hast du Tipps ? Danke schon mal im Vorrsus!
Lg
 

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