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Krankhafte Angst zu verdummen

hungerkünstler

Neues Mitglied
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich mir mit diesem Beitrag erhoffe, aber ich muss es mir von der Seele schreiben. Seit Jahren schon habe ich den Drang mich mit anspruchsvoller Literatur zu beschäftigen, weil ich mich sonst leer fühle. Ich habe eine innere Unruhe und panische Angst zu verblöden, wenn ich mal einen Tag oder ein paar Stunden nicht lese. Meist verbringe ich mindestens 5 Stunden am Tag mit Lesen und oft lese ich bis tief in die Nacht hinein und habe sogar Angst das Buch aus der Hand zu legen, weil die Panik vor dem Verblöden so groß ist.

Das geht so weit, dass ich fast mein ganzes Geld für Bücher ausgebe und große Teile der Bibliothek in meiner Stadt schon durchgelesen habe. Dadurch vernachlässige ich teilweise meine täglichen Pflichten. Fernsehen tue ich schon seit Jahren nicht mehr und wenn ich das Gefühl habe, dass bestimmte soziale Kontakte mich in meiner intellektuellen Entwicklung zurückwerfen, dann vernachlässige ich sie bewusst. Ich habe diesen Mikrokosmos in meinem Gehirn, wo sich alles nur um Literatur, Wissenschaft und gesellschaftstheoretische Themen dreht und wer da nicht reinpasst, vor dem ziehe ich mich zurück. Wenn ich auf YouTube unterwegs bin, um meine Philosopie-Hörbücher zu hören und mir ein Frauentausch-Video oder ähnliches empfohlen wird, dann ist mein Ekel groß und ich reagiere ziemlich heftig. Ich habe das Gefühl, das wird langsam zu etwas Zwanghaftem, eine Art krankhafte Gewohnheit, mit der ich unbewusst irgendwelche Probleme kompensieren will. Und diese Panik und innere Unruhe kann ja auch nicht normal sein.

Wahrscheinlich werden mich jetzt einige Leser hier für eine Wichtigtuerin halten, die hier einen auf schlau machen will. Aber nein, ich bin weder hochbegabt noch halte ich mich für was besseres.
Ich habe seit 7 Jahren MS und kriege von meinem Arzt Jahr für Jahr mit MRT-Bildern plastisch vor Augen geführt, wie viele neue Herde in meinem Gehirn jedes Mal hinzukommen und wieviele Nervenzellen zugrunde gehen. Dadurch, dass ich meinen eigenen Verfall und das Fortschreiten der Krankheit so bildlich vor mir habe, habe ich auch diese panische Angst zu verdummen. Ich habe das Gefühl, kontinuierlich an Hirnmasse zu verlieren und nichts dagegen tun zu können. Wobei ich rein objektiv nicht an Intelligenz abgenommen habe und mit meiner Krankheit bisher viel Glück hatte. Es ist trotzdem diese Ohnmacht, die diese Panik vor dem Verblöden auslöst.

Ich habe noch mehr Erklärungsansätze für diese panische Angst, aber ich glaube ich sollte erstmal einen Cut machen. Habt ihr ne Idee, wie man damit umgehen kann?
 
Diese Vorstellung, all das Wissen zu Sand zerrieseln zu lassen, ist wirklich kaum zu ertragen für mich und verstärkt gerade meinen Drang wieder zu den Büchern zu greifen.

Oft habe ich mich gefragt, wieso ich denn so einen großen Wert auf meine geistigen Fähigkeiten lege und warum ich so erstaunlich wenig Angst vor Schmerzen, Lähmungen und andere neurologische Ausfälle habe.

Ich habe vor kurzem "Menschenkenntnis" von Alfred Adler gelesen und darin schreibt er, das menschliche Seelenleben strebt auf ein Ziel zu und das ist in unserer Kultur immer Macht, Geltung und Überlegenheit - wobei der Weg zum Ziel unterschiedlichen Ausdrucksformen unterliegt und sich darin auch manchmal ändert. In meiner Schul- und Studienzeit waren meine geistigen Fähigkeiten die Fähigkeiten, mit denen ich Anerkennung bei meinen Mitmenschen bekam. Ich denke, daher finde ich den Gedanken an eine Demyelisierung meines Gehirns so unerträglich. Weil ich im Falle einer Verdummung nichts hätte, womit ich meinen Geltungsdrang befriedigen könnte.
 
Ich habe seit 7 Jahren MS und kriege von meinem Arzt Jahr für Jahr mit MRT-Bildern plastisch vor Augen geführt, wie viele neue Herde in meinem Gehirn jedes Mal hinzukommen und wieviele Nervenzellen zugrunde gehen. Dadurch, dass ich meinen eigenen Verfall und das Fortschreiten der Krankheit so bildlich vor mir habe, habe ich auch diese panische Angst zu verdummen. Ich habe das Gefühl, kontinuierlich an Hirnmasse zu verlieren und nichts dagegen tun zu können. Wobei ich rein objektiv nicht an Intelligenz abgenommen habe und mit meiner Krankheit bisher viel Glück hatte. Es ist trotzdem diese Ohnmacht, die diese Panik vor dem Verblöden auslöst.
Du hast MS, nicht Alzheimer. Ich habe zwei Freunde mit MS, die in meinem Alter sind (40-50) und deren Diagnose schon ca. 20 Jahre alt ist. Beide machen, besonders nach einem Schub, vor allem Bewegungstherapie (leichtes Walking, Schwimmen, Tanzen usw.).
Eine macht gerne Rätsel, PM-Logik-Trainer usw., sie liest auch sehr viel...aber nicht, weil sie befürchtet zu verblöden, sondern weil sie die Zeit sinnvoll nutzen möchte.
 
Angua, behandelst du auch gesunde Menschen so respektlos?

Nur weil deine Bekannten noch leben, können auch diese von jetzt auf gleich durch einen Entzündungsherd im falschen Hirnareal aus dem Leben scheiden. Und die Chancen dafür sind weit höher als dafür, dass ich oder du spontan an einer Embolie sterben.

Ich bin nicht respektlos, ganz im Gegenteil. MS ist eine Krankheit, vor der ich einen äußerst gesunden Respekt habe. Die zwei leben noch, trotz Krankheit schon lange und einigermaßen gut, aber ein enger Freund meiner Eltern ist binnen drei Jahren daran gestorben. Das sind nicht die einzigen Erfahrungen.
Aber auf jeden Fall ist es mir angelegen, jemanden mit dieser Krankheit andere Gesichtspunkte aufzuzeigen, denn von "verdummen" ist TE noch so weit entfernt wie wir vom Nordpol. Ich kann die Besorgnis aber nachvollziehen. So ist es nicht. Leider.
Ich habe selbst chronische Krankheiten und kenne ähnliche Ängste ganz genau, aber ich bin immer dankbar, wenn mir jemand in den A**** tritt, damit ich mich nicht mehr als nötig hängenlasse.
 
Ich glaube auch, dass du keine Angst davor hast zu verdummen.
Einfach nur Wissen anzuhäufen macht dich nicht klug.
Was bringt einem ein volles Glas Wasser, wenn es nicht getrunken wird?

Deshalb schließe ich mich deinen Gedanken an und vermute eher, dass es bei dir zu etwas zwanghaften geworden ist und wenn du nicht gegensteuerst, es negative(re) Folgen haben wird.

Mein Ansatz wäre jetzt: Nutze dein Wissen.
Schreibe ein Essay oder nimm dir ein Problem und mache dir Gedanken über eine Lösung und schreibe diese auf.
Melde bei der VHS einen Kurs an und hilf dummen Menschen klüger zu werden.

Außerdem hatte ich das Gefühl, als ich deinen Beitrag las, dass du irgendwie keinen Spaß hast, dass du ein viel zu ernster Mensch (geworden?) bist.
Irre ich mich?
 
Unabhängig davon inwieweit MS einen tatsächlich verdummen kann, ist das Verhalten des TE typisch für viele Phobiker. Denn egal wie unwahrscheinlich bis vollkommen absurd die jeweilige Angstvorstellung ist, jede von ihnen erarbeitet sich seine eigene Vermeidungsstrategie. Der eine wäscht sich 80 mal am Tag um keine tödliche Krankheit von Geschirrspülen zu kriegen, während der TE sich verkrampft Wissen aneignet, um die angebliche Verdummung zu verhindern.

Derartige Verhalten gaukeln den Betroffenen das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit, dabei erzeugen sie das Gegenteil. Sie werden von der Angst beherrscht und jede Lebensqualität geht, da der gesamte Alltag sich auf diese Angst ausrichtet.

Wie derartige Ängste entstehen sind vielfältig. Meist sind sie aber oft Ablenkung für größere Probleme.

Ich würde daher dem TE raten therapeutische Hilfe anzunehmen, um über diese Angst Herr zu werden
 
Kanns sein, dass du noch ein paar Probs mehr hast, wenn ich deinen nick so überdenke?

Nein, mein Nutzername ist eine Anspielung auf Kafka.

Unabhängig davon inwieweit MS einen tatsächlich verdummen kann, ist das Verhalten des TE typisch für viele Phobiker. Denn egal wie unwahrscheinlich bis vollkommen absurd die jeweilige Angstvorstellung ist, jede von ihnen erarbeitet sich seine eigene Vermeidungsstrategie.

So unwahrscheinlich ist eine Verdummung bei MS gar nicht. Kognitive Einschränkungen zählen zu den häufigsten Folgen dieser Krankheit. Vielen Langzeitbetroffenen sieht man das sogar an, dass sie an geistiger Regsamkeit eingebüßt haben. Es ist ja nicht so, als wäre meine Angst unberechtigt.
 

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