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Komfortzone - soziale Phobie

G

Gelöscht 103039

Gast
Hallo zusammen,

momentan stecke ich Privat und auch im Job fest und schaffe es auch nicht aus meiner Komfortzone rauszukommen.

Mein Job laugt mich seit letztem Jahr immer mehr aus. Teilweise zu hektisch und zu viel Arbeit und von meinen vielen Überstunden will ich gar nicht erst anfangen.
Wenn ich mir Dinge vornehme wie z.B. Sport zu machen, bin ich nach der Arbeit teilweise so ausgelaugt das ich mich zu nichts mehr aufraffen kann und nur noch auf die Couch möchte.
Zahl aktuell auch für eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio, dass ich seit längerem nicht mehr von innen gesehen habe...

Selbst an den Wochenenden kann ich mich nicht zum Sport aufraffen, oder mehr Übungen gegen meine soziale Phobie machen, obwohl ich hier auch die Zeit hätte.

Teilweise "verstecke" ich mich am Wochenende in meiner Wohnung, erledige noch Einkauf und Wohnungsputz, aber ansonsten lese ich, oder sitze nur vor dem Bildschirm.

Das hat mich früher nicht so wirklich gestört, da war ich eigentlich immer froh, wenn nach einem Wochenende mit Freunden, das nächste, oder die nächsten für mich alleine war. Durch die soziale Phobie stresst mich z.B. schon das ins Kino gehen. Wenn wir Plätze reservieren muss kurz vor der Vorstellung noch checken, ob viele Leute reserviert haben und ob ich evtl. neblen fremden Leuten sitzen muss. Dadurch bin schon durch Treffen mit Freunden ausgelaugt, da ich mir davor schon alle möglichen Gedanken mache.

Die Freunde haben alle nach und nach geheiratet und melden sich auch immer weniger, daher trifft man sich noch seltener als zuvor. Seit letzter Zeit stört mich das weniger am Wochenende unternehmen immer mehr.
Einerseits möchte ich mich nicht verkriechen und Dinge unternehmen - aus der Wohnung rauskommen, aber ich kann mich nicht dazu aufraffen. Es kostet mich schon Überwindung aktiv einen Bekannten anzurufen um etwas zu unternehmen. Habe es schon ein paar mal versucht, aber entweder wurde nur gesagt, dass man keine Zeit hat, oder hat dann kurz vor dem Treffen abgesagt. Mit einem Kumpel arbeite ich auch zusammen und höre dann am Montag so Geschichten, dass er am WE beim feiern war, oder bei sich gegrillt hat. Naja ich kann dann nur sagen "bei mir ging nicht viel" und komme mir dabei blöd vor. Frage mich dann natürlich auch, warum ich nicht eingeladen wurde.

Ich habe das Gefühl ich müsste mehrere Dinge in meinem Leben angehen, aber fülle mich dabei überfordert.
Einseits gibt mir mein Job Sicherheit, aber laugt mich auch aus.
Im Privatleben müsste ich aus meiner Komfortzone rauskommen, mehr auf andere zugehen, mich verabreden und nicht nur den Mitgliedsbeitrag für die Datingseite bezahlen. Im Urlaub wegfliegen und nicht nur kurze Ausflüge in die nächste Stadt machen.
Möchte etwas ändern, aber ich kann mich nicht aufraffen, mag den Gedanken das und das anzugehen, aber wenn es soweit ist kommt bei mir auch die Angst und hält mich davon ab.
Z.B. der Gedanke alleine nach Japan zu fliegen, was mein Traum wäre, schreckt mich sofort ab.


Sorry für den langen Text.
Hoffe habe nicht zu wild durcheinander geschrieben und im richtigen Bereich gepostet.

War jetzt aber für mich schon mal ein erster Schritt aus der Komfortzone.
Alleine hier was zu posten, hat mich Überwindung gekostet.


Grüße
 
Hallo,

auch wenn ich selbst nie derartigen Probleme hatte, versuche ich dir gerne ein paar Ratschläge zu geben.

Die erste Sache ist folgendermaßen: Du bist mit deiner Situation unzufrieden und möchtest gerne etwas ändern. Entweder fehlt dir die Kraft dazu oder noch der Mut, allerdings solltest du die Dinge auch tatsächlich in Angriff nehmen! Es ist eine gängige Definition von Irrsinn, immer dieselben Dinge zu tun, jedoch währenddessen unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten! Beispiel: Ich backe mir einen Apfelkuchen, möchte aber einen Pflaumenkuchen. Wenn ich jedoch jedes Mal den Kuchenteig mit Äpfeln belege, erhalte ich niemals das gewünschte Ergebnis!

So ist es auch mit deinen Freizeitaktivitäten. Du würdes gerne mehr mit deinen Freund_innen (M/W/D) unternehmen, setzt dich jedoch stattdessen immer wieder auf's Sofa. Du bestimmst deine Freizeit selbst, kannst also jeden Tag neu entscheiden, was du unternehman magst.

Zusätzlich ist es so, dass du einfach nicht mehr eingeladen wirst, wenn du deinen Freunden immer wieder absagst. Wenn du deine Ruhe brauchst, ist es ja okay, wenn man mal ein Treffen absagt und an einer Aktivität nicht teilnimmt. Geschieht es aber öfter, dann tritt eben dieser Effekt ein, dass man gar nicht erst gefragt wird. Entschließen sich dann deine Freunde doch noch kurzfristig zu einer Grillparty, heißt es beispielsweise: "Ach, den Unwell müssen wir gar nicht erst fragen ob er kommt! Das ist nichts für ihn, er sagt sowieso ab und bleibt lieber daheim! Die Mühe können wir uns sparen." Könnte das so gekommen sein bei dir?

Um da wieder herauszukommen heißt es: Mut beweisen! Bekommst du mit, dass sie sich ohne dich getroffen haben, sage ihnen einfach ganz normal, dass du gerne dabei gewesen wärst und dass sie doch nächstes Mal bescheid geben sollen. "Was!? Ihr habt jetzt ernsthaft ohne mich gegrillt? Schade, da wäre ich gerne gekommen und Bier hätte ich auch mitbringen können! Na gut, aber nächstes Wochenende backen wir bei mir daheim gemeinsam Pizza und sehen einen Film an, spielen Gesellschaftsspiele... etc."

Ich weiß, das sagt sich jetzt so leicht, aber sei doch ein bisschen offen. Sieh das alles nicht so ernst und verbissen. Lache doch auch mal, nimm's mit Humor. Das Leben ist doch schon hart genug, da muss man es sich selbst nicht noch schlimmer machen. Glaube mir, dann fällt vieles leichter. Wenn man über alles stundenlang nachdenkt und grübelt, wird es kompliziert.

Vertraue dir selbst. Du machst das schon. Wenn dir danach ist, schnapp dir doch deine Sportsachen und gehe in's Fitness-Studio. Vielleicht ist dort gerade irgend ein After-Work-Kurs, an dem du teilnehmen kannst? Wenn dir danach ist, setze dich auf's Fahrrad und besuche einen Freund! Vielleicht macht er dir die Türe auf und freut sich, dich zu sehen?

Du wirst es nie erfahren, wenn du es nicht einfach mal wagst!

Liebe Grüße und alles Gute,
SFX

PS: Ach ja, falls es dir ein Trost ist: Ich hasse Kinobesuche ebenfalls und bin wegen den von dir aufgeführten Gründen zum Glück schon Jahrzehntelang nicht mehr in einem Kino gewesen! Herrlich! Niemand konnte mich überreden, einem Kinobesuch kann ich überhaupt nichts abgewinnen und es quält mich sehr! Neben fremden Leuten sitzen, die wegen jedem Mist lauthals lachen? Überteuerte Getränke und Snacks? Stickige Luft und viel zu lauter Ton? NEIN DANKE!!! So bin ich eben und dazu stehe ich. Meine Bekannten machen mir eine große Freude, wenn sie mich bei etwas so Schrecklichem außen vor lassen und alleine gehen.
 
Erstmal Danke für deine ausführliche Antwort.

Finde du hast es gut auf den Punkt gebracht.
Mut ist das richtige was brauche, aber ich neige gerne dazu den erstmal "einfacheren" Weg zu gehen und lasse z.B. den Sport ausfallen und setze mich auf die Couch. Lenk mich dann durch Medien ab, anstatt die Dinge anzupacken und dann ist der Tag auch wieder vorbei und am nächsten läuft es wieder genauso.

Habe in der Vergangenheit wirklich hin und wieder Treffen mit Freunden abgesagt, dürfte wirklich mit ein Grund sein, dass sich seltener bei mir gemeldet wird. Durch meine Unsicherheit tue ich mir aber auch schwer aktiv bei den anderen nachzufragen ob was am Wochenende geht, da ich immer die Angst habe das man mir absagt, bzw. mich nicht dabei haben möchte.
Aber wenn ich es nicht aktiver versuche, werde ich immer in dem Gedankenkarussel bleiben und es sich nicht ändern.

Nehme mir somit vor für kommendes Wochenende bei den Freunden nachzufragen ob man sich trifft.
Aber Kino schlage ich definitiv nicht vor 🙂

Wenn sich nichts ergibt, habe ich definitiv genug Zeit mal wieder im Fitnessstudio vorbeizuschauen.
 
Hallo Unwell,

Ich kenne das gut! Momentan stecke ich in einer ähnlichen Situation. Der größte Unterschied ist, denke ich, noch der, dass mein Job mich nicht so stark beansprucht wie dich deiner. Manchmal ist das eher Boreout bei mir, was auch zermürbend sein kann.

Ein Teil des Problems ist, denke ich, dass man zwar weiß, dass man etwas tun sollte, aber nicht so wirklich, wie man es tun sollte. Oder konkreter: Irgendwie hat man den Anschluss verloren. Zumindest mir geht das bei vielen meiner Freunde gerade so, deren Lebensumstände sich stärker verändert haben als meine, und ich lese zwischen den Zeilen heraus, dass es bei dir ähnlich ist. Stimmt das?

Insofern kann ich dir hier auch keinen unmittelbaren Rat geben, außer natürlich dem, den du bereits durch das Vorposting erhalten hast. Aber ich verstehe wirklich gut, wie schwer das ist. Wenn es dir so geht wie mir und du ein eher nachdenklicher Mensch bist, ist das vielleicht(!) sogar ein passender Moment, um mal innezuhalten und zu überlegen, was deine Grundwerte und Prioritäten sind und was du dir vom Leben eigentlich wirklich erwartest. Das genau zu wissen, kann den nötigen "Energieschub", um die Sache dann anzupacken - zumindest hoffe ich das. Ich selbst befinde mich mitten im Prozess und weiß noch nicht, wohin es gehen wird. Und keinesfalls will ich dir etwas aufschwatzen oder dein Problem größer machen, als es eigentlich ist. Das wäre fatal.

Ach, und bezüglich Japan: Ich bin da tatsächlich vor ein paar Jahren mal allein umhergereist. Glaube mir: Man schleppt seine inneren Probleme mit auf die Insel🙁! Für mich nie wieder ohne Reisepartner - du verpasst nichts, bis deine Baustellen gelöst sind. Versprochen🙂!
 
Hi Origami86,

Boreout ist wirklich nicht zu unterschätzen.
Als ich vor ein paar Jahren auf Reha war, war sogar jemand unter 30 wegen genau diesem Problem dort.
Bei meiner Arbeit schwankt es teilweise relativ heftig.
Es gibt Tage da komme ich kaum zu meiner Pause (habe ich auch schon oft genug ausfallen lassen), oder an einzelnen Tagen geht gar nichts im Büro.
Ganz ehrlich, nach 8-9 Stunden im Büro, fast ohne Arbeit, komme ich auch erledigt nach Hause.

Den Punkt mit den veränderten Lebensumständen hast du richtig rausgelesen.
Mein Umfeld macht was wohl die meisten machen, heiraten, Haus kaufen und Familie gründen.
Ich freue mich auch für alle, aber fühle mich dann bei jeder Hochzeit irgendwie im Leben abgehängt.
Hab manchmal das Gefühl das es nur eine Art eingebilderter Druck von außen ist, der mich fühlen lässt - du musst heiraten, Kinder kriegen und ein Haus bauen.
Dabei bin ich mir nicht mal sicher ob ich das alles überhaupt möchte.
Alleine wegen diesem Punkt ist dein Gedanke mit den Grundwerten/Prioritäten super.

Dir dann auch alles Gute, das du deinen Weg findest.


Wegen Japan: Danke für den Hinweis. 🙂
Könnte somit ein Grund mehr sein, aktiver zu werden und jemanden als Reisepartner zu finden.
 
Wow ich träume auch von einer Reise nach Japan, schlage mich aber mit genau demselben Problem rum... ich versteh dich absolut! Kenne auch keinen der mich begleiten würde. ich soll einfach allein hin, sagen andere 😀 haha ich selbst kenn mich da leider besser! Letztens hab ich ein Konzert meiner Lieblingsband sausen lassen das in meiner Stadt war!:mad: soviel dazu.
Manchmal trau ich mir mehr zu, manchmal gibts Tage da verkriech ich mich nur und hasse mich.
Du hast noch Freunde, mit denen du dich triffst? Gut für dich, halt die auf jeden Fall fest und zeig ihnen deine Wertschätzung!
Finde auch gut wie du dich schonungslos reflektierst.
 
Das mit Konzerten kenn ich, zwar nicht in der gleichen Stadt, aber auch wenn diese in der Nähe wären, könnte ich nicht einfach hingehen. Das ist schon schade, vorallem da bei einem Konzert die Musik an sich wichtiger ist und nicht unbedingt ob und wer noch alles dabei ist.

War vor ein paar Jahren auf einem Konzert von Limp Bizkit. Da wir relativ früh vor Ort waren, standen wir in der zweiten Reihe, aber schon beim zweiten Song bin ich von den Kumpels weg zum Rand der Halle weggedrängt worden, da ich beim pogen nicht michtmachen wollte. Den Rest vom Konzert habe ich ohne die anderen im ruhigeren Teil der Halle erlebt. War auch definitiv angenehmer. 🙂
Limp Bizkit wäre mir heute kein Konzertbesuch mehr Wert und leider hört aus meinem Bekanntenkreis auch keiner eine meiner Lieblingsbands.
Trage mich aber auch immer wieder in Newslettern ein, um informiert zu werden wenn meine Lieblingsbands neue Konzertetermine veröffentlichen, nur um dann die Mails einfach wegzuklicken und nicht hingehen zu müssen.
Und dass alles um mich nicht mit der Angst vor dem Gedanken zu beschäftigen, alleine auf ein Konzert zu gehen.
Ist in dem Moment einfach bequemer eben nichts zu machen - verdammte Komfortzone.

Versuche in letzter Zeit auch öfters Dinge wie z.B. alleine Cafe trinken zu gehen um gegen meine Angst anzugehen. Fühlt sich manchmal echt komisch an. Wobei eigentlich nichts dabei ist, alleine mit einem Buch in einem Cafe zu sitzen, aber die Gedanken machen manchmal was sie wollen.

Vielleicht kriegen wir das alle irgendwann mal hin und können ohne Angst das machen was wir wirklich wollen, oder es zumindest trotz der Angst machen. Ich will es auf jeden Fall versuchen.
 

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