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Keine Sozialkompetenz - geistiges Defizit?

Guten Tag

Vorab, ich fühle mich ausgeglichen und zufrieden, sowohl physisch als auch psychisch und habe keinerlei Probleme mit meiner Lebensführung.
Was ich aber seit langer Zeit vermisse ist eine Gewissheit. Der Drang die Antwort auf meine Frage zu erhalten ist aber nicht so groß, als dass ich einen Psychologen aufsuchen würde, daher bin ich hier.

Seit Kleinauf war ich ein Problemkind. Aber kein typisches Problemkind, ganz im Gegenteil. Ich war verdächtig still und introvertiert. Die meiste Zeit hab ich mein eigenes Ding durchgezogen, ob im Kindergarten oder in der Schule. Da ich mehrmals im Unterricht eingeschlafen bin, wurde meinen Eltern geraten mich doch mal einem Psychologen vorzustellen. Es gab keinen eindeutigen Befund, wir waren genauso schlau wie davor.

Ohne Komplikationen kam ich aufs Gymnasium, dort fingen die Probleme an. Meine Noten waren miserabel. Nicht weil ich es nicht verstand, nein, ich habe einfach lieber zuhause am PC gesessen. Die Schule verließ ich mit einem durchschnittlichen Abitur und nahm mir eine Auszeit.
Kurze Zeit darauf fing ich an in verschiedenen Betrieben zu arbeiten, jeweils 4-5 Monate, länger hielt ich es nicht aus. Zu dem Zeitpunkt merkte ich schon, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt.
Es haperte in jedem Betrieb an meinen sozialen Kompetenzen. Ich grüßte und verabschiedete mich, versuchte aber mit keinem meiner Kollegen ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, es bestand meinerseits einfach keinerlei ernsthafte Interesse.
Die meisten interpretierten mein fehlendes Interesse als abweisend und verhielten sich mir gegenüber nach einiger Zeit recht unfreundlich, weswegen ich es auch nie länger als ein paar Monate in den einzelnen Betrieben ausgehalten habe.

Habe zu der Zeit erstmals versucht Selbstreflexiv zu denken und war erst ziemlich schockiert. Vielleicht war ich auch etwas paranoid, auf jeden Fall fing ich an in jede Handlung meiner Mitmenschen zu interpretieren und auf mich zu beziehen 🙄. Glücklicherweise konnte ich diese Phase letztendlich hinter mir lassen.

Momentan frage ich mich nur, ob ich eventuell ''geistig behindert'' bin. Dagegen spricht mein Abitur, mein selbstständiges Leben, meine beiden Führerscheine, die Tatsache dass ich momentan als Autor für SEO-Content arbeite und allgemein Skill-technisch mit dem Durchschnittsmensch gleichauf bin.

Dafür spricht mein fehlendes Sozialleben, mein fehlendes Interesse an sozialer Interaktion und allgemein mein totales Versagen darin. Freunde hatte ich bisher sehr wenige, eine mehrjährige Beziehung hatte ich vor einigen Jahren, aber momentan bin ich komplett auf mich allein gestellt.


Ein großes Dankeschön an diejenigen die sich durch diesen zähen Text gekämpft haben.

LG
 
Moin ich frage mich gerade warum Du dich krank redest wenn Du dich in Dir wohl fühlst? Ich hätte einen Buchtip für dich Daniel Goleman "emotionale Intelligenz" viele Grüße die olle Landpommeranze
 
Ich bin mir sicher, dass du weder ein geistiges Defizit noch "geistig behindert" bist.

Dir fehlt die Gewohnheit und Übung mit Menschen zu kommunizieren. Soziale Interaktion ist eine Gewohnheit, die, wenn man sie schon sehr früh in seine Alltagsstruktur integriert ein Automatismus wird. Zu gewissen Tageszeiten tauscht man sich mit Freunden aus, man verabredet Treffen miteinander, man erzählt über dieses und jenes.

Steht man irgendwann unter einem selbst entwickelten Druck sich der Gewohnheit "anzupassen" merkt man natürlich, dass einem etwas fehlt was anderen scheinbei leicht und fluffig über die Hand geht. Was daran aber hindert ist der Glaube, dass man "fehlerhaft" ist. Dein Gehirn funktioniert ganz genau so wie es soll und was du über deine Lebenszeit erlernt hast, also hast du kein Defizit. Nur hast du deine Lebensstruktur so aufgebaut, dass du keinen Bezug zu der Gewohnheit hast dich mit Menschen auszutauschen.

Als Kind kann das natürlich so sein, dass du kein Interesse daran hast. Das ist nun etwas neurologischer, aber dort wo unsere Gewohnheiten und Automatismen liegen (wie z.B. wenn du morgens aufstehst dir direkt die Zähne zu putzen, oder der Weg zur Arbeit, um 10 Uhr Lust auf einen Kaffee zu haben) auch unsere Kerngebiete für Interessen liegen, dort wo unsere Antriebskraft für das geplante Denken z.B. liegt. Als Kind hattest du das Interesse an der Planung eines Bauwerks aus Lego. Nicht aber das Interesse jemanden darin einzubeziehen. Das heißt deine Planung war "erfüllt".

Hast du dich in der Schule oft gelangweilt? Oder hast du sogar das Gefühl es war für dich eine Gewohnhaft in der Schule einzuschlafen? Das Gehirn funktioniert mit einem ganz ganz einfachen Prinzip, Stichwort - Routine - Belohnung. Die Ausführungen sind nur komplex.

Das lässt sich auf vieles übertragen, auch auf soziale Kompetenz und Interaktion. Es ist Feierabend (Stichwort), du verabschiedest dich (Routine) du fährst nach Hause (Belohnung). Du bist Zuhause. Dir ist langweilig (Stichwort), du machst den Pc an und startest ein Spiel (Routine), du fühlst dich entspannt (Belohnung). Du fängst einen Job an. Du arbeitest 4-5 Monate, du fühlst dich nicht gut dabei da dir die mangelnde Sozialkompetenz zu Nahe geht (Stichwort), du verlässt den Betrieb (Routine), du fühlst dich besser da du der Situation entflohen bist(Belohnung). Natürlich sind die Handlungen und die jeweiligen "cues" etwas detiallierter und komplexer, aber das ist so ein ungefähres Muster.

Dort wo diese Abläufe "gespeichert" sind, das ist quasi unser urzeitliches Gehirn, wo auch unsere Fluchtreaktionen gespeichert sind, unsere defensiven Fähigkeiten und wie wir uns in Gefahrensituationen verhalten. In den Basalganglien. Diese kommunizieren permanent mit unserem Frontalbereich des Gehirns, unserem ausführenden Bereich der die Entscheidungen ausführt. Wenn du also bemerkst "Oh, ich komme in eine Situation in der ich auf meinen Mangel hingewiesen werde." dann kommunizierst du also unbewusst auch "Hilfe, abhauen, schnell weg." - Ist es dir schon vielleicht sogar aufgefallen, dass dein Puls sich etwas beschleunigt in solchen Situationen?

Nun, wie ich schon mehrfach sagte. Du funktionierst tip top, weswegen dir wohl auch ein Psychologe nicht seeehr viel helfen kann außer die Ursprünge herauszufinden. Was aber viel zielführender ist und auch sinnvoll, ist dir eine Frage zu stellen. Eine ganz einfache:
Willst du das wirklich ändern?
Und damit auch:
Wieviel Arbeit möchtest du dafür aufwenden?

Denn das Gehirn ist lernfähig, wir können die tranierten Gewohnheiten nicht "löschen", wir können sie aber verändern, wenn wir herausfinden was unsere "Stichwörter" sind und was unsere Belohnung ist, und dann die Routine so abzuwandeln dass wir automatisch mit der neuen Routine reagieren, wenn die Stichwörter erscheinen und uns die versprochene Belohnung liefern. Das kann zum Beispiel sein, du triffst einen Kollegen auf der Arbeit (Stichwort), du nickst kurz zur Begrüßung, gehst aber schnell weg weil dir die Situation unangenehm ist (Routine), du fühlst dich besser weil du der Situation entkommen konntest (Belohnung). Die neu erlernte Routine könnte sein du triffst einen Kollegen auf der Arbeit, grüßt ihn mit Hallo und fragst nach dem aktuellen Status eines Projektes oder plauderst kurz 2 bis 3 Minuten (Routine) und gehst dann mit einem guten Gefühl an deinen Arbeitsplatz (Belohnung).

Solche Routinen muss man sich anlernen. Du hast ja die Zeit deines Lebens gehabt dir diese Routinen anzutrainieren die du JETZT hast, deswegen benötigt es auch Zeit und Willen sich neue Routinen anzutrainieren.

Mein Vorschlag ist es, such dir eine Sache aus, eine Situation die dir immer wieder vorkommt und bei der du dir wünschst du würdest anders handeln. Das kann eine Situation beim Einkaufen sein, oder auf der Arbeit, oder was dir so einfällt. Nur eine einzige. Und die nimmst du mal aus deinem ganzen Alltag raus und steckst sie ab, wie mit einem Zaun und spulst sie vor und zurück und guckst was das Stichwort ist, wie deine Routine aussieht und wie du dich danach fühlst. Und dann denkst du dir 4 Szenarien aus, zwei mit einer positiven Entwicklung, und zwei mit einer negativen Entwicklung. Positiv zum Beispiel, dass dir jemand bei der Verabschiedung zulächelt und bei der negativen dass man dich zum Beispiel ignoriert. Aber bei allen vieren, sowohl negativ als auch positiv, guckst du wie du das Szenario so als Routine umwenden kannst, dass dir auch bei der negativen Situation eine Belohnung zusteht.

(Das ist z.B. was Michael Phelps, mehrfacher Olympiasieger jeden Tag getan hat und so auch mit einer Equipmentpanne einen Weltrekord aufstellen konnte)

Wichtig ist nämlich bei der Erlernung neuer Routinen sich mit negativen Entwicklungen auseinanderzusetzen und einen Plan aufzustellen. Wenn dieses oder jenes passiert, was tue ich dann? (Phelps lernte z.B. die Streckenabschnitte des Pools mit abgeklebter Schwimmbrille auswendig, im Dunkeln.)

Wenn du aber die Frage mit: Will ich das wirklich ändern? mit Ja beantwortest, dann wird es dir ein leichtes sein.

Schwierig ist es nur, wenn du unsicher bist. Will ich das wirklich? Ist das nicht zuviel Aufwand? Was wenn ich das zwei Wochen lang richtig gut mache und dann aber keine Lust mehr habe? Möchte ich überhaupt mehr Kontakt mit Menschen? Ist mir das wichtig?

Dann möchte ich dir sagen, dann ist nicht die mangelnde Interaktion deine "Routine", sondern dein "innerer Kritiker" die Routine. Du kommst an einen Engpass einer Entscheidung. Entweder du gibst Vollgas, machst es mittelmäßig oder garnicht. Ich denke mal bei dir ist es so das Mittelmaß. Nicht die völlige Bereitschaft, aber auch nicht garnichts tun. Immer so viel wie es braucht.

Was dir dann fehlt ist Glauben an dich selbst, dass du das kannst. Du traust dir vollkommen zu, soviel zu geben wie es ausreicht, aber darüber hinaus nicht. Erkennst du so ungefähr das Muster?

Ich würde dir dennoch raten das obrige anzuwenden, aber noch etwas weiteres hinzuzufügen. Etwas in dem du dir sagen kannst "Ich kann noch mehr als das." Das kann ein Sport sein, ein Hobby, das kann ein Verein sein, das kann sogar in einer Firma für Logistik sein, das kann was auch immer sein. Aber ein Dreh und Angelpunkt in deinem Alltag bei dem du ohne drüber nachzudenken "arbeitest", bei dem du wenig bzw. kaum den inneren Kritiker verspürst und "abschaltest".

Und wie gesagt, jede Gewohnheit ist änderbar, man muss nur davon überzeugt sein.
 
Erstklassiger Beitrag.
Du hast meine Art in diesem Bezug erschreckend präzise analysiert.

''Schwierig ist es nur, wenn du unsicher bist. Will ich das wirklich? Ist das nicht zuviel Aufwand? Was wenn ich das zwei Wochen lang richtig gut mache und dann aber keine Lust mehr habe? Möchte ich überhaupt mehr Kontakt mit Menschen? Ist mir das wichtig?''

Das ist einer der Knackpunkte. Wenn ich so genauer darüber nachdenke, gab es sogar wirklich die ein oder anderen Tage, an denen ich die soziale Interaktion mit meinen Kollegen genossen habe und aktiv auf Kollegen zugegangen bin.
Wenn ich aber im jetzigen Zeitpunkt entscheiden müsste, ob ich mir ein sozialeres Verhalten antrainiere oder ob ich in der festgefahrenen Routine bleibe, würde ich mich wohl für Zweiteres entscheiden.

Problematisch ist wohl, dass ich ein Mensch bin der gut mit sich selbst auskommt. Ich bin nicht einsam, lediglich allein. Das macht die Entscheidung so schwierig, da (aus meiner Sicht) beide Seiten ihre Vorzüge haben.

LG
 
Ich danke dir, wobei deine Strategie mit diesem Konfliktpunkt umzugehen eine völlig natürliche Reaktion ist.

Nun, ich würde dir dann folgendes vorschlagen. Denn wenn ich so darüber nachdenke ist deine Strategie des "Mittelmaßes" übertragbar auf die soziale Interaktion. Es ist völlig in Ordnung mit sich selbst gut auszukommen, es hat sogar einen sehr großen Vorteil. Man macht sich nicht abhängig und kann auch mit sozialen Konfliktsituationen einen kühlen Kopf bewahren. Schwierig ist es natürlich, wenn man immer wieder in die "Ein-Mann-Spur" verläuft, denn so stößt man vielen auch mal gegen den Kopf. Ist es vielleicht schon öfter vorgekommen, dass dir Menschen gesagt haben du seist unnahbar oder "würdest nur an dich denken"?

Es ist vielleicht nicht schlecht das auch mal von einem anderen Standpunkt aus zu sehen. Wenn du daran denkst was für dich das Beste ist, dann ist es wohl das "so wenig Konflikt wie möglich, aber so viel um zu mindest zu etwas zu kommen." - wenn es also um die Bereitschaft geht, sagen wir mal bei deinem Abitur. Nicht zu viel um dich nicht zu sehr anzustrengen, nicht aber zu wenig um durchzufallen.

Ist es dir schon einmal vorgekommen, dass du das Gefühl hattest in einer "Beweislast" zu stehen? Sprich, dass es dir unangenehm ist dich mit Menschen länger als "so und so lange" auszutauschen, weil du dann angefangen hast darüber nachzudenken? Das Nachdenken führte dann dazu, dass du stolperhaft wurdest, was dir unangenehm war und du somit dann die Situation lieber vermieden hast?

Manchmal sind wir lieber alleine, da wir niemandem etwas beweisen müssen. Wir müssen nicht beweisen der "Beste" zu sein, müssen aber auch nicht der "Schlechteste" sein. Mit uns alleine sind wir gerade so gut wie wir sind, in deinem Fall führt sich auf das Muster "Mittelmaß" - es ist gut so wie es ist, es ist gut genug. Was ich dir als kleine Aufgabe noch mitgeben möchte. Nimm dir ein Blatt und einen Zettel und leg es irgendwohin wo du schnell hinkommst. Und dann beobachte. Wann verspürst du das Bedürfnis mit jemandem zu reden? Wann verspürst du das Verlangen in einem sozialen Umfeld zu sein? 5 Stichpunkte
in welchem Moment hast du das verspürt
Wo bist du
wieviel Uhr ist es
wie fühlst du dich
was hast du getan hat das Bedürfnis ausgelöst

Das kann zum Beispiel sein:
Fernsehen
Zuhause
20.31
gelangweilt
zwei Freunde haben sich ein Bier geteilt

Mach das mal für einige Zeit. Das musst du nicht jeden Tag machen, aber ich würde dir vorschlagen, mach es ein bis zweimal die Woche. Über einen längeren Zeitraum. Das kannst du Montags machen, Dienstags. Oder du hast es die ganze Woche über vergessen dann erst Sonntag und dann sofort wieder Montag. Egal wann. Hauptsache einmal die Woche. Das ist nicht zuviel Aufwand, aber gerade mal so, dass du genug Daten über dich selbst sammeln kannst um deine "Stichwörter" zu definieren und deine Routinen herauszufinden. Und dann probiere die Strategie mit den vier Szenarien, und das du diese auch anwendest auf deinen realen Alltag.

Deine "Herausforderung" besteht nämlich in einer ganz einfachen Sache: Du denkst zuviel nach. Ein Problem das sogar zu Unfällen führt.

Jemand fährt jeden Tag die selbe Strecke mit dem Auto zur Arbeit. Er macht das jetzt seit 2 Jahren jeden Tag. Er denkt garnicht mehr darüber nach. Was auch total normal ist. Würden wir jeden Tag an alles denken, dann wären wir nach 5 Minuten sofort überfordert und würden in einen Schock geraten. Unser Gehirn ist also angewiesen auf Automatismen und Routinen. Sie sind überlebensnotwendig. Denn so können wir dann auch daran denken, wenn wir uns Auto steigen und losfahren wollen "Ach, ich hab das Dokument vergessen, dass ich mitnehmen musste." Er kann aussteigen, das Dokument holen und sich sofort wieder ins Auto setzen. Er fährt ohne darübre nachzudenken aus der Ausfahrt raus und kann so noch im richtigen Moment sehen, dass der Ball angerollt kommt und sein kleiner Sohn schnell auf die Garagenausfahrt springt und anhalten. Ohne den Automatismus wäre er zu beschäftigt damit sich auf das Fahren zu konzentrieren.
Nun stell dir vor er wäre zu beschäftigt gewesen damit sich auf die Kupplung zu konzentrieren. Er denkt darüber nach wann er über die Schulter gucken muss. Denkt über den Abstand nach zum Garagentor. All diese Dinge. Und er sieht den Ball nicht.
Wir haben ein selektives Bewusstsein.

Nun, bei dir ist es so. Du denkst viel über die mögliche "Nichthandlung" nach. Du denkst darüber nach wie du auf die anderen Menschen wirkst. Du denkst darüber nach wie du aussiehst, wie du dich verhälst, deine Gestik, deine Tonart. Du denkst darüber nach was man über dich denken könnte wenn du dich so und so verhälst, etc. Überforderung.

Nun, beim Autofahren ist es keine Sache der wir viel Aufmerksamkeit schenken. Es ist normal am Anfang noch "überfordert" zu sein, das wird uns gesagt, von jedem. "Du lernst das schon, und schwups denkst du nicht mehr drüber nach."
Stell dir vor so würden wir auhc mit ganz anderen Bereichen unseres Lebens umgehen. das Schuhezubinden, du denkst nicht darüber nach. Aber als Kind musstest du über alles nachdenken und je länger du nachdachtest desto komplizierter erschienen dir diese zwei Schnüre in der Hand.

Das ist im Grunde genau das selbe mit der sozialen Kommunikation. Erlernbar. Solange du dich immer wieder darauf einlässt und sagst "Okay, das habe ich getan, das ist passiert. Das und das kann ich in meine nächste Begegnung mitnehmen." Verstehst du das Prinzip? Wir brauchen einen gewissen Zuspruch, dass wir das das nächste Mal besser machen werden. Haben wir das nicht und kommen dann in unsere Routine mit "Ist mir das so wichtig?" entziehen wir uns dem, wir entziehen uns lieber der Herausforderung anstatt uns aufs Eingemachte zu stürzen.

Wie wäre es, wenn du dich nur für einen gewissen Zeitraum darauf einlässt? Also nicht für dein ganzes Leben. Du nimmst dir ab heute genau ein Jahr Zeit dafür, dich vollkommen darauf einzulassen. Ein ganzes Jahr. Du schreibst dir deine Stichworte auf, du versuchst deine Routinen zu verstehen, modifizierst sie nach deinem Gusto. Warum genau ein Jahr? Weil es das doppelte deines Mittelmaßes ist. 4-5 Monate ist fast ein halbes Jahr. Das heißt die Hälfte eines Jahres schaffst du mit Ach und Krach und dann geht nichts mehr. Was passiert wenn du aber über diesen Punkt hinaus gehst und dir sagst "Okay, diese Zeit hab ich geschafft, jetzt nochmal die selbe Zeit." Das heißt 6 Monate innerhalb deiner Selbstforschung machst du dir ein Kreuz in den Kalender. Dies ist nämlich der Zeitpunkt an dem du für gewöhnlich aufhörst. Sieh diesen Punkt als "neuen" Startpunkt. Du machst so weiter wie die letzten 6 Monate, fängst aber in einem neuen "Betrieb" an.

Ich sag mal so, die ersten 2-3 Monate, sogar 4 Monate, wirst du dich vielleicht sogar kaum daran halten. Wirst es vergessen, und wieder in deine alten Routinen verfallen. Stell dir einen Plan auf. Was wirst du GANZ GENAU, so detailliert wir möglich, tun, wenn der Fall auftritt dass du bemerkst "Oh, ich lasse das schweifen, ich muss wieder auf Kurs." Das kann zum Beispiel auch einfach nur sein, dass du dir sagst "Okay, ich werde jetzt ganz genau dieses Gericht kochen, mich hinsetzen, es essen, ich werde den Teller zu Spüle bringen, ihn abwaschen, die Wohnung putzen, und dann wieder das tun was ich mir für dieses Jahr vorgenommen habe." Schreib es dir sogar minutengenau auf, jeden einzelnen Schritt. Und wenn du dann bemerkst "Oh, ich wollte doch etwas tun..." nimmst du dir diese Anleitung und befolgst deinen eigenen Rat.

Und wenn das Jahr vorüber ist, dann weißt du wie es weitergehen wird. Und das wirst du ganz genau wissen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo 🙂
Du hast eine sehr tolle und gerade Art dich auszudrücken, was so gar nicht mit deiner inneren Unsicherheit, was deine sozialen Kompetenzen betrifft, zusammen passt.
Ich glaube nicht, dass du ein 'geistiges Defizit' hast, ich glaube einfach, dass du von Natur aus ein eher ruhigerer Mensch bist, der sehr gut mit sich selbst zurecht kommt. Was in der heutigen Zeit ja durchaus etwas Positives ist, denn heutzutage ist jeder panisch unterwegs, um immer in Bewegung zu sein, um sich ja nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen.

Mag ja sein, dass du wenig Freunde bzw. soziale Kontakte hast, aber du sagtest ja selbst, dass es dir eigentlich gut geht und du ausgewogen bist. Ich würde mir erst ernsthafte Gedanken machen, wenn du merkst, dass es dir nicht mehr gut geht, wenn du dich einsam fühlst.
 
Echt krass. Ich bekomme gerade voll den Spiegel vorgehalten. Danke für deinen Beitrag "Helpmeimdrowning". Es gab in meiner Vergangenheit auch diverse Situationen in denen ich mich nicht normal verhalten habe. Zumindest haben mir das meine Mitmenschen zu verstehen gegeben. Ich war auch einfach immer nur der stille, zurückhaltende habe mich immer aus allem rausgehalten und beobachtet. Irgendwann habe ich mich dann auch hinterfragt und im Internet recherchiert was mit mir nicht stimmt. Bin dann auf die Begriffe Autismus und Mutismus gestoßen. Habe dann später auch therapeutische Hilfe in Anspruch genommen um eine Bestätigung für meine Annahme zu erhalten. Doch es wurde verneint. "Meine Lebenslauf ist bisher zu geradlinig verlaufen und es könnte ja garnicht sein" wurde mir gesagt. Und ich solle nicht so viel im Internet nachlesen, da die Gefahr besteht das ich mich in was reinsteiger. Wirklich Amüsant. Bin scheinbar auch einfach nur extrem introvertiert.
 

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