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Kann man körperliche Nähe 'trainieren'?

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Hallo,

Es ist für mich dass erste Mal dass ich hier schreibe, ich hoffe auf Menschen zu treffen die mir einen Rat geben können.

Ich habe Angst vor körperlicher Nähe und frage mich, ob ich dass weg-trainieren kann. (Konfrontationsmäßig)

Die letzten paar Jahre bin ich gut ohne jegliche Nähe ausgekommen, mein Freundeskreis hat es meist akzeptiert, aber momentan bin ich als Freiwillige (Englischlehrerin) im Ausland und komme immer mehr in Berührung mit meinem Umfeld.
Mit Kindern hatte/habe ich keine Probleme, diese berühren mich & ich sie täglich. (ich unterrichte Kinder)

Hauptproblem ist dass ich nicht neben anderen Personen in einem Bett (oder auch Doppelbett) mich hinlegen geschweige denn schlafen kann, oder wenn mich jmd. z.B am Rücken/an den Armen streicht ist dass sehr übel. (eben genanntes ist kulturell normal hier)
Wenn ich z.B auf dem Boden schlafe und die andere Person auf dem Bett, ist dass überhaupt kein Thema für mich, ich schlafe bis auf manche nächtlichen Gäste (Kakerlaken) auch ganz gut. (Kakerlaken gibt es hier überall und sind normal)
Aber aus Erfahrung kann ich sagen dass die Meisten komisch reagieren wenn ich den Boden/Sessel/Balkon/Badewanne bevorzuge. (ich würde glaube ich auch komisch auf so jemand reagieren...)

Ich fühle mich 'bedroht' durch Nähe, auch wenn dass eigentlich nichts gefährliches ist.

Ich dachte nur, weil Menschen die Probleme mit Spinnen/Aufzügen/Hunden ect. haben, dass ja auch mit Konfrontation bearbeiten können. (?) Hier geht man bei Problemen in den Tempel und betet oder begeht recht schnell auch Suizid, aber da ich Atheist bin (und Suizid wegen sowas finde ich schon hart, ich mag mein Leben) ist dass nichts für mich.

Mit einer meiner Freundinnen (arbeitet auch als Lehrerin im selben Kindergarten) reise ich in meiner Freizeit oft, Gelegenheiten zum 'üben' gäbe es zur genüge...


Danke fürs lesen.
🙂
 
Hallo,

Das dir Berührungen unangenehm sind, ist in meinen Augen erstmal nichts Schlimmes. Andere Menschen haben das zu respektieren, so wie diese selbst auch Respekt verlangen bei so einigen Eigenarten.
Körperliche Nähe ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, vor dem man als Mensch eigentlich keine Angst haben sollte.
Leider lösen nicht alle Berührungen, die man so im Leben erfährt, wohlige Gefühle aus.
Wenn du dir einen Moment Zeit gibst und dich fragst, ob du einen Grund hast Berührungen als Gefahr zu empfinden, kannst du dir schon ein wenig selbst helfen.
Mir ging es mal so wie dir, begleitet von Angst und Panik scheiterte ich meist schon beim bloßen Gedanken daran unter Menschen zu müssen, die mich berühren könnten. Ich habe früher sehr deutlich gelernt, das Nähe zu anderen Menschen sehr schmerzhaft sein kann. Dieses Verhalten begleitete mich eine sehr lange Zeit.
Manchmal sind es auch nur kleinere Dinge oder ganz andere Auslöser, die uns zu so einem Verhalten treiben können und fernab vom Thema sogar sich aufhalten.
Nach erfolgreicher Therapie sehe ich viele Dinge entspannter. Ich habe zB in diesem Fall gelernt, zu differenzieren.
Alles und Jeden als Gefahr zu sehen, ist anstrengend und den meisten Menschen auch im Grunde nicht fair gegenüber.
Was dich letzlich dazu gebracht hat, körperliche Nähe vermeiden zu wollen, du weißt ja eigentlich das die Menschen und Kinder, mit denen du dort arbeitest nicht daran schuld sind.

Auf die schnelle kann ich dir nahe legen dir das vielleicht bewusster zu machen. Führe eine Liste und schreib all die guten Gedanken und Gefühle nieder, die dir zur Nähe mit den Menschen in deiner Umgebung einfallen.
Reicht dir das nicht oder liegt dir das nicht, mach einfach das was logisch ist.
Da du ja eh schon komisch von den Leuten beäugt wirst, weil du Berührungen nicht so magst, frag die Leute, warum die so darauf abfahren.
Wenn das so kulturell dort verankert ist, wirst du sicher kaum wen besseres finden, als die Menschen vor Ort, um dir das Gute daran beizubringen.

Hast du schon einmal versucht, neben anderen Personen zu schlafen, wenn du dir sicher sein kannst, das die andere Person dich im Bett nicht berühren kann? Vielleicht eine Decke zwischen euch positionieren, die der Körper im Schlaf nicht überwinden wird oder ein Brett wenn möglich, zwischen einzelne Matratzen klemmen?
Ich selbst kann es nicht leiden, wenn mir jemand zu nahe kommt, aber das muss ich auch nicht leiden können, das ist für mich ok so. Komme ich dennoch mal in die Lage, das jemand neben mir im Bett schläft (außer mein Mann, der sich auch nicht auf meine Matratze trauen darf, wenn ich schlafen möchte), dann werd ich richtig kreativ. Als sehr effektiv haben sich Wäschetrocknerbälle herausgestellt oder auch Massagebälle ab Faustgröße. Die leg ich einfach neben mich und fühl mich auf Anhieb sicherer im Bett, das mich niemand berühren wird.
Grundwissen dazu braucht man nur, das der Körper auf den Reiz reagiert wenn er mit den stacheligen Bällen in Berührung kommt. Er rollt sich zurück. Da weiß ich, das ich nicht wild im Schlaf herumrolle und mein Matratzennachbar genausowenig zu mir rollen wird.


Das wars von mir. Liebe Grüße und mach dir immer das Positive bewusst.
 
Hallo,

ich habe gerade sehr starke Probleme, die so ähnlich sind. Ich habe gerade eine Ausbildung angefangen, bei der man oft Mit-Auszubildende im Unterricht berühren muss bzw. selber berührt wird (im Unterricht zu praktischen Themen, es geht um den Gesundheitsbereich).

Leider habe ich erst in der Ausbildung gemerkt, wie unangenehm mir das ist, obwohl die Ausbildung und der Beruf an sich mir viel Spaß macht. Im direkten beruflichen Zusammenhang stresst es mich auch nicht, es ist nur im Ausbildungs-Unterricht. Vielleicht, weil es sich in einer Berufschulklasse mit Witzchen usw. so privat anfühlt.

Ich bin zur Zeit auch in einer Psychotherapie, dort sagt meine Therapeutin, dass es ein Trigger für zurückliegende Traumata sei.

Und wirklich war es auch so, dass ich nichts Gutes erwarten konnte, wenn in der Familie früher einer meiner Elternteile sich körperlich genähert hat. Ich bin nicht direkt sexuell mißbraucht worden, aber es gab Exhibitionismus, Nötigung, Öbszönes, Grenzüberschreitungen vieler Art.

Positive körperliche Nähe gab es fast nicht. Jetzt stehe ich da mit meiner Ausbildung und muss die vielleicht sogar abbrechen.

Wenn ich mit anderen Auszubildenden was üben soll und man sich dann deutlich berührt, versteinere ich innerlich, fühle mich sogar sehr feindselig und aggressiv, weil mein Sicherheitsabstand ja übertreten wird. Ich bin kurz davor, aus dem Raum rauszurennen, um der schlimmen Situation zu entfliehen. Meine Mit-Auszubildenden fühlen sich in der Stimmung natürlich auch nicht sehr wohl, auch wenn ich alles tue, um mir nichts anmerken zu lassen.

Ich arbeite hart an meiner Traumabewältigung, damit ich die körperliche Nähe in der Ausbildung besser hinkriege. Ich weiß aber noch nicht, ob ich es schaffe.

LG
Gast789
 
Hallo,

Ich möchte mich bei Noria bedanken, für deine tolle Antwort und gleich dazu mich entschuldigen, selbst nie geantwortet zu haben. Ich weis nicht warum, ich habe mich nicht mehr auf diese Seite getraut.

Mein Auslandsjahr ist vorüber und war unglaublich schön, vor allem weil ich dort gelernt habe was Freiheit bedeutet.

Inzwischen konnte ich meine Frage selbst beantworten, und möchte meine Ergebnisse hier lassen, falls jemand mit dem gleichen Problem dies liest.

Ich konnte zu Beginn erst nach 30min unter zittern, erstarren, 2cm vor rücken, wieder zittern, erstarren usw... meiner besten Freundin die Hand schütteln, inzwischen kann ich Freunde umarmen, und es genießen! (bisher dürfen die noch nicht drücken weil mir dass Angst macht aber mal sehen)
Jedenfalls: Ich habe jeden Tag mind. 1 mal trainiert, dass ganze Jahr über. Meine 'Trainingsperson' war meine beste Freundin die auch früher Angst vor Nähe hatte und mich somit gut verstand, aber 'normal'-mitfühlende Personen die Grenzen respektieren und auch sehen (!) sind ebenso gut zum Üben. Extrem wichtig war sich nicht zu überfordern, die eigenen Grenzen bewusst respektieren und ja nicht nach dem Motto 'dass muss jetzt aber klappen'.
Ganz konkret war meine erste Übung dass die Freundin ihre Hand in meine Richtung streckte, und ich dann vorsichtig versuchte selbige an den Fingerspitzen zu berühren. Beim ersten Mal war es wirklich sehr schwer, aber es wurde schon beim dritten Versuch (hintereinander am gleichen Tag) total einfach. So war es in allen Übungen und wenn etwas zu häftig war, habe ich einfach abgebrochen und es später wieder versucht. Wir sind von Händeschütteln über dass sich die Unterarme berühren zu Schulterklopfen bis Rücken streichen zu nebeneinander sitzen gegangen, mit vielen Zwischenschritten.

Nach etwa 3Monaten Training spürte ich zum ersten Mal, dass Nähe angenehm, wärmend, halt gebend sein kann, dass ich nicht 'innerlich tot' bin und dass ich auch vertrauen kann. (wenn auch wenig) Und vor allem erstarrte ich nicht mehr.
Die Kehrseite dessen ist, dass man nicht aufhören darf zu trainieren. Nach einem Monat Pause (ich war auf Reisen) hatte ich Probleme mit Nähe, die ich davor schon überwunden glaubte. Dass 'aufholen' ging dann aber sehr sehr schnell.
Meine erste Umarmung war extrem anstrengend, auch wenn ich dafür bereit war. Die Freundin musste passiv sich erst mal umarmen lassen, und durfte dann zeitversetzt auch zurück umarmen. 😉
Ich bin so froh dass ich den ersten Schritt jemals gewagt habe, und jetzt nach 3Monaten Trainingspause habe ich immer noch keine Angst. (wobei ich an den Umarmungen noch arbeiten muss).

Nähe kann so schön sein, dass war mir gar nicht klar.
Mal sehen, von mir aus kann der Freund jetzt kommen. 😀

lg.

Oh und zum Thema 'mit dem Inneren klar kommen' möchte ich sagen, dass ich mich jetzt, nachdem ich zum ersten Mal Vertrauen aufgebaut und Nähe erlebt habe und mich öffnen konnte, soo viel besser fühle, unglaublich. Zur Zeit arbeite ich jetzt mit einer Beraterin weiter, auf andere Art, aber es hat mir gezeigt dass man sich Hilfe holen darf, und sollte!

Mensch war dass positiv jetzt. 🙂 Aber dass musste sein.
 
Hallo Gast,


Ich denke man kann die Angst vor Berührungen verlieren und das so zu sagen auch lernen. Dennoch ist es wichtig an den Punkt der dir Angst macht zu arbeiten. Das kann durch Erlebnisse, Erfahrungen die du machen musstest sein und was Tief Liegendes sein. Es kann aber vielleicht auch etwas unterbewusstes sein.
Wichtig ist das du dir Bewusst bist du musst nicht aus Pflichtbewusstsein jemanden nahe kommen sondern nur wenn du auch selbst das willst.


Ich würde dir aber raten Therapeutische Hilfe zu suchen, jemand der dir Professionell helfen kann und Tipps geben kann. Ich denke das wäre am besten ein Verhaltenstherapeut/in.



Lg Vogelfrei 🙂
 

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