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Irgendwas stimmt nicht mit mir...

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Gast

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Habe das Gefühl, dass ich ziemlich sonderbar werde, wenn es so weiter geht. Ich war als kleines Kind sehr ruhig und unauffällig. Viele hätten mich wahrscheinlich übersehen. Ich bin kein klassisch introvertierter Mensch, auch nicht intelektuell. Ich bin halt immer sehr passiv gewesen und habe immer die Hilfe anderer angenommen. Bin auch manchmal etwas unbeholfen gewesen, wenn es ums Organisieren ging. Noch heute ist das schwierig...

Irgendwann fing ich an, von anderen das Wort "merkwürdig" zu hören, wenn sie über mich sprachen. Bis heute weiß ich nicht, wie es dazu kam und worauf es sich bezog. Mich ärgert es, dass ich solche Sachen nie geklärt habe. Es kam in der Oberschule auch dazu, dass ich still wurde und mit dem Schulstoff weniger hinterher kam. Auch so war ich eine Trantüte, konnte fast nichts. Meine Lehrer schienen trotzdem an mich zu glauben und erlaubten mir die Abiturprüfung. Ich habe sie dann tatsächlich mit nem mittleren Schnitt bestanden.

Freundschaftsmäßig war in der Zeit ne Menge los. Ich gewann einige dazu und verlor einige andere. Dann kam das Studium. Ich merkte nach einer kurzen Wartezeit und beim Studienbeginn, wie schlecht mein Realitätssinn ist. Dabei ist das etwas gewesen, worauf ich mich immer stütze. Ich hatte mich total falsch eingeschätzt, aber so richtig.

Das Studium lief so zäh, dass ich anfing, zwanghafte Verhaltensweisen zu entwickeln. Es kam zu diversen peinlichen Situationen. Am unangenehmsten waren Unterhaltungen, weil ich ziemlich konfus geredet habe und mich viele einfach nicht verstanden. Das war der Moment, wo ich anfing, am Rad zu drehen. Ich ging dann zum Psychologen, konnte aber dann nicht wie gewohnt Therapie machen, sondern beschäftigte mich vor allem mit dem Durchhalten des Studiums. Der Psychologe hörte quasi nur zu, wie ich mich durchkämpfte. Ich war ständig verwirrt, habe nichts verstanden vom Inhalt. Mit anderen Menschen wollte ich nciht zusammen sein, nicht mal mit der Familie. Ich bekam eine sehr starke Fantasie, in der ich hundertmal kompetenter war als im echten Leben. Mir half es dabei auch gar nicht, dass ich in einem ziemlich günstigen Prüfungssystem getestet wurde, wo man sich leicht eine 1 holen konnte (ist leider keine Übertreibung, sondern traurige Hochschulrealität).

Ich war permanent angespannt und verfluchte jede Entscheidung und Aktion, die ich bis dato getätigt hatte. Manchmal war ich so wütend auf mich, dass ich irgendwas zerschlagen wollte. Da dachte ich echt, ich werde verrückt. So wurde ich dermaßen unsicher in der Öffentlichkeit, dass das Arbeiten für mich in die Ferne rückte. Ich konnte die Studieninhalte nicht und wusste nicht einmal, wo ich hin wollte. Konzentration und logisches Denken waren zu dem Zeitpunkt eh weg, also konnte ich nicht mal kurz ein Buch schnappen und nachlesen.

Ich habe mich durch die Semester gekämpft und bestanden. Seitdem war ich einfach nur erschöpft. Das ist nun schon fast zwei Jahre her. Mittlerweile bin ich wieder bei meiner Familie und versuche erste Schritte im Berufsleben zu tätigen. Ich ließ mich beraten, fand noch einmal einen Therapeuten, suchte mir Freizeitmöglichkeiten. Es geht kaum voran, aber ich fühle mich besser als zuletzt im Studium. Selbst wenn ich mir wieder sage: "Nicht mal das kriegst du hin!", kann ich es mittlerweile leichter akzeptieren.

Aber es ist noch immer ein Problem. Ich muss mich erst wieder an Menschen gewöhnen. Ich muss mich auch daran gewöhnen, dass ich doch nicht so begabt bin wie der Durchschnitt meiner ehemaligen Klassenkameraden und Kommilitonen. Momentan bin ich immer noch auf die Hilfe anderer angewisen. Ich werde schnell unsicher bei Aufgaben. Kriege sofort Zweifel und grüble immer darüber, dass es eine "richtige" Lösung geben muss und meine immer "falsch" ist. Ich hatte inzwischen etwas Praxiserfahrung und wurde darauf hingewiesen, dass ich selbstständiger sein soll. Aber es geht nicht. Ich muss vieles auch mehrmals checken, weil ich befürchte, dass ich Fehler drin habe. Und am Ende bleibt wieder das fehlende Wissen und die fehlende Kompetenz, die mich am Arbeiten hindert. Es ist dieses, schnell den Überblick verlieren und mit sturer Übervorsicht dagegen steuern.

Daneben gibt es noch ein Problem: Menschen. Es ist so seltsam, weil ich früher dachte, ich könne gut mit den Leuten. Im studium kam ich mit vielen nicht klar. Entweder habe ich kein Interesse an anderen, bin zu direkt und nörgelig oder zeige wenig Reaktion. Was mich schockiert ist, dass ich jetzt wieder mit anderen Menschen verkehre. Ich gehe nun regelmäßig in Freizeitgruppen. Aber obwohl ich mich ganz entspannt unterhalten kann, merke ich, dass mich ihre Geschichten und irhe Person überhaupt nicht interessieren. Ich reagiere nur, wenn jemand eine Lösung für ein Problem braucht. Abseits davon, bin ich dann gedanklich schon woanders oder gucke weg. Viele gängige Elemente der Kommunikation scheine ich auch verlernt zu haben. Mir fällt es schwer, zu grüßen oder mich anderen beim Reden zuzuwenden. Der Therapeut sieht als Grund die Angst vor Ablehnung, aber es ist v.a. auch dieses Desinteresse, selbst bei nahe stehenden Menschen. Ich fühle mich damit schlecht...

Spätestens seit dem Studium, aber ich glaube eigentlich schon seit dem Kindergarten, finde ich mich verrückt. Ich weiß nicht, was es ist. "Merkwürdig", wie andere es sagen, finde ich mich nicht. Aber ich war manchmal eben anders. Auch meine Ideen sind manchmal unkonventionell, weswegen ich nicht mal darin Vertrauen habe. Ich handle manchmal auch ganz anders als "normale" Menschen. Zum Beispiel macht es mir nichts aus, lange auf etwas zu warten oder für einen günstigen Preis auf jeglichen Komfort zu verzichten. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich bin manchmal tatsächlich ungewöhnlich. Nicht gestört, auch nicht merkwürdig, aber eben manchmal leicht unkonventionell. Trotzdem fand ich mich immer verrückt und mittlerweile finde ich es nicht mehr lustig. Ich fühle mich unwohl in meiner Haut, kann nicht mehr klar empfinden. Alles ist schnell ermüdend.

Ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll. Beruflich würde es mir besser gehen, wenn ich einen Abschluss mit mehr Jobaussichten hätte. Aber Studium... Ich weiß nicht was und ob ich es nochmal durchhalten würde. Ich versuche immer mal zwischendurch wieder ein Buch aus einer möglichen Richtung zu überfliegen, aber ich schmeiße es gleich wieder in die Ecke. Beim Lesen schweife ich eh ab. Und nochmal möchte ich nicht so impulsiv bei der Studienwahl vorgehen. Eine Ausbildung wäre vielleicht okay, aber es muss doch trotzdem eine Möglichkeit geben. Falls jeamden fragt, ich habe schon ein paar Berufsberatungen aufgesucht.
Mir ist klar, dass ich dann umso mehr die Hilfe anderer brauche, besonders von Bekannten. Aber die haben z.T. keine Ahnung, was in den letzten Jahren passiert ist und wie sehr ich mich mit dem Denken und Handeln schwer tue. Ich war ja sonst eher unauffällig und habe irgendwas gemacht. Mir ist auch vieles zu peinlich, um darüber reden zu können. Und in den Jobs warten natürlich viele Kollegen... Ich kam bisher vielleicht in ein oder zwei Praktika mit ein paar Kollegen zurecht. Das ist echt schwierig. Ich weiß demnach auch nciht, wie viel Kommuikation ich beruflich ertragen kann. Zu wenig darf es nicht sein, damit ich nicht wieder "abrutsche". Aber es fällt mir so schwer, mit anderen Menschen zu sein.

Falls es sich jemand alles durchgelesen hat und mir sagen kann, wo ich an mir arbeiten kann, wäre ich echt froh. Denn ich halte mich momentan selbst sehr wenig aus und würde am liebsten irgendwohin in die Pampa fahren, um zu flüchten.
 
Haben sich deine Erwartungen an das Leben nicht erfüllt?

hast du keinen Menschen lieb?
Hast du Träume?
 
So seltsam finde ich dich, deiner Beschreibung nach gar nicht.
Du bist einfach etwas speziell.
Offensichtlich hast das das Falsche studiert.
Hast du mal überlegt, was dir Spaß machen könnte und darauf hin eine Ausbildung zu machen?
 
Hallo Gast,
natürlich ist es möglich, alles im Leben als Problem
aufzufassen und zu beschreiben. Andere Möglichkeit:
Wertschätzung. Du bist in vielerlei Hinsicht sicher
etwas ganz Besonderes und einzigartig - und auch
ein freier Mensch, der tun und lassen kann, was er
möchte, sich eigene Ziele setzen, viel arbeiten gehen
oder in die Pampa und von der Hand in den Mund
leben. Die Frage ist aus meiner Sicht: was willst du
und was willst du nicht? Was motiviert dich, was er-
scheint dir attraktiv im Leben, das dich aus deiner
Grund-Passivität (die ich für angeboren halte*) in
eine mutig-kraftvolle Aktivität bringt oder schon mal
gebracht hat? Diesen Spuren nachzugehen und sie
zu gangbaren Wegen auszutreten wäre vielleicht
fruchtbarer als jeder deiner Zweifel nachzugehen,
wo doch deine Erfahrung sagt, dass du deine Prü-
fungen alle geschafft hast 🙂 ... also auch mal am
Sinn des Zweifels zweifeln.

Gruß, Werner

(* nachzulesen hier: http://www.123modell.de/2000.htm)
 
Haben sich deine Erwartungen an das Leben nicht erfüllt?

hast du keinen Menschen lieb?
Hast du Träume?

Erwartungen? Falls ich welche hatte, dann waren das viele Träume: Kinder, Reisen, Studium, interessanter Beruf, Engagement für eine Sache, künstlerische Tätigkeit.

Hast du mal überlegt, was dir Spaß machen könnte und darauf hin eine Ausbildung zu machen?
Da kommen im Prinzip dieselben Probleme zustande. Wofür sollte ich mich entscheiden und was möchte ich gerne machen? An sich wäre ich durchaus jemand, der Verantwortung übernehmen möchte. Und viele interessante Sachen gab es bisher eben nur an den Hochschulen. Ich kann mich da nicht entscheiden... oder bin mittlerweile völlig leidenschaftslos, was das anbelangt.

Für mich ist nur die Frage, welcher Schlüssel mir zum nächsten Schritt fehlt. Ist es das Zwischenmenschliche, was ich überwinden muss (bin ja nicht von Geburt an so) oder sollte ich erst einen Beruf wählen, mit ich ganz "sicher" einen Job finde? Oder ist es etwas anderes, wie z.B. das Selbstbewusstsein, frieden mit der Vergangenheit schließen, Identität ausbilden,..? Worauf soll ich mich konzentrieren, was geht schnell und ist effektiv?
 
Für mich ist nur die Frage, welcher Schlüssel mir zum nächsten Schritt fehlt. Ist es das Zwischenmenschliche, was ich überwinden muss (bin ja nicht von Geburt an so) oder sollte ich erst einen Beruf wählen, mit ich ganz "sicher" einen Job finde? Oder ist es etwas anderes, wie z.B. das Selbstbewusstsein, frieden mit der Vergangenheit schließen, Identität ausbilden,..? Worauf soll ich mich konzentrieren, was geht schnell und ist effektiv?

Hallo Gast,
ich denke, die Entwicklung unserer Persönlichkeit dauert
das ganze Leben und dass wir nie "fertig" sind. Was auch
bedeutet, dass jede Lebensphase und jeder Zustand der
Persönlichkeit, auch der eines Kindes, an sich "okay" ist
und nicht "therapiebedürftig" - auch wenn manche psycho-
logische Schulen uns das weismachen möchten.

Was die Reihenfolge anbelangt, in der du deine Probleme
zu lösen versuchst oder Entwicklungen antreiben willst,
wäre mein Tipp, dass du dir vielleicht jeweils zwei parallel
vornimmst: ein Thema, bei dem du in kurzer Zeit relativ
weit kommen kannst (z.B. Suche nach einer Arbeit) und
dann eines, zu dem du die größte Affinität oder eine große
Dringlichkeit spürst, auch wenn du vielleicht nur ein kleines
Stück pro Jahr weiterkommst. Es kann ja auch sein, dass
deine Arbeit an beiden Themen sich ergänzt, z.B. dass dein
Selbstbewusstsein durch ein Arbeit, bei der du dich als er-
folgreich erlebst, wächst.

Ich könnte auch abstrakter sagen: ein Pflichtthema und
eine "Kür" - Notwendigkeit und Leidenschaft parallel an-
gehen und so gut wie möglich machen, nicht "perfekt sein"
wollen - das frustet nur, weil du nie "perfekt" sein wirst,
höchstens "sehr gut" 😉

Viele Grüße,
Werner
 

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