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In Mitbewohnerin verliebt - fix und fertig

  • Starter*in Starter*in Terro
  • Datum Start Datum Start
T

Terro

Gast
Hey Leute,

vorab eine Warnung: Es wird vermutlich etwas länger. Das liegt teils daran, dass es ein wenig kompliziert ist, teils aber auch daran, dass ich mir jetzt mal den ganzen Ballast von der Seele schreiben muss. Ich bitte, dies zu entschuldigen. 😉

Es fing vor etwa drei Monaten an: Neue WG, neues Semester, neues Glück. Ich hatte bisher ein Jahr lang so vor mich hin studiert und meine Freizeit hauptsächlich im Internet verbracht. Mit dem anderen Geschlecht lief es allerdings auch vorher schon nicht. Eigentlich hätte es nicht besser laufen können, ich verstehe mich bisher hervorragend mit den Leuten - wäre da nicht sie. Kurze Info:
Sie ist eine meiner vier Mitbewohner/innen, zwei Jahre älter als ich (22, ich 20) und vor drei Monaten neu in die Stadt gezogen, von ihrem Freund weg, mit dem sie allerdings weiterhin seit drei Jahren glücklich zusammen ist.
Nach etwa drei Tagen merkte ich, dass ich sie mehr mag, als ich mir vorgenommen hatte. Wir verstanden uns auf Anhieb fantastisch, selbe Wellenlänge, gleicher Humor, einfach umwerfend. Allerdings war ich bereits zweimal in meinem Leben unglücklich verliebt, jeweils etwa zwei Jahre lang, und bekam höllische Panik davor, diese Torturen nochmal durchzumachen. Diese Angst äußerte sich in Schlaf- und Appetitlosigkeit, Panikgefühlen und Übelkeit, was ca. eine Woche nach unserem Kennenlernen begann. Dies konnte ich jedoch erfolgreich vor dem Rest der WG, inklusive ihr, verbergen. Stattdessen verbrachte ich immer mehr Zeit mit ihr, unser Verhältnis wurde von Tag zu Tag besser. Nach einer weiteren knappen Woche hielt ich es allerdings nicht mehr aus und rannte zum Psychiater, nannte ihm aber nicht den Grund für meinen Panikzustand. Im Ergebnis bekam ich eine ganze Chemiepalette verschrieben (für die Sachkundigen: Mirtazapin, Promethazin und Lorazepam - eingenommen habe ich bisher aber NUR eine geringe Dosis des Mirtazapins).
Damit konnte ich zumindest schlafen und halbwegs essen, das Problem verschwand selbstverständlich nicht. Schließlich setzte ich das Zeug aber ohnehin im Rahmen einer anderen Behandlung auf Anraten meines Arztes ab, was sogar halbwegs funktionierte, ohne dass ich gleich an die Decke ging.
Das Level der Verliebtheit ist unterdessen seit drei Monaten konstant hoch und ich werde weiterhin mal mehr, mal weniger von Übelkeit, Panik und Schlaflosigkeit heimgesucht (ich bin mir aber auch weiter sicher, dass niemand ansatzweise was davon mitbekommt). Zu erwähnen ist allerdings auch, dass wir uns mittlerweile so gut verstehen, dass wir, wenn sie nicht, wie fast jedes Wochenende, bei ihrem Freund ist, beinahe jede freie Minute zusammen verbringen. Betrunken hat sie mir einmal gesteckt, dass sie, wenn es ihren Freund nicht gäbe, vermutlich etwas von mir wollen würde. Und auch sonst legt sie teilweise ein Verhalten an den Tag, das mich komplett um den Verstand bringt (Betteln nach meiner Aufmerksamkeit, stundenlange Vieraugengespräche bis tief in die Nacht hinein, Aussagen wie "Du sollst keine Mädchen anschleppen, dann habe ich niemanden mehr zum Reden" usw.). Gleichzeitig darf ich mir aber regelmäßig anhören, dass sie ihren Freund so sehr vermisst.

Lange Rede, kurzer Sinn: Aus ihrem Verhalten schließe ich, dass sie mich zwar ziemlich gern hat, darüber hinaus aber schlichtweg nichts von mir will, zumindest solange ihr Freund nicht mit ihr Schluss macht, was ich eher für fernliegend halte. Es ist auf Dauer einfach unglaublich schmerzhaft, einerseits den ganzen Tag lang mit ihr zu lachen, zu reden, zu schweigen und rumzualbern, sie andererseits aber nicht einmal in den Arm nehmen zu können. Nach außen gebe ich mich immer kühl und gelassen, könnte aber jede Sekunde vor Gefühlen explodieren. Wenn ich dann mal wieder einen ganzen Tag für sie da bin, nur damit sie abends erzählt, wie sehr sie ihren Freund vermisst (was glücklicherweise nicht SO häufig vorkommt), ist es, als würde irgendetwas in mir sterben. Dazu kommt, dass ich den Freund eigentlich ziemlich sympathisch finde und mich ziemlich dafür hasse, jemanden so zu begehren, der offenbar in einer glücklichen Beziehung steckt.

Was sind meine Handlungsoptionen?

1. Ich tue vorerst nichts weiter und hoffe, dass sich mein Hormonhaushalt normalisiert und ich bald eine andere kennenlerne, der ich dann meine ganze aufgestaute Liebe verpassen kann ;-)

- Schwierig, denn das einzige Patentmittel, um wirklich über jemanden hinweg zu kommen, ist meiner Erfahrung nach Abstand, der genügend lange anhält. In einer WG und gerade bei unserem Verhältnis absolut undenkbar. Und andere Damen kennenzulernen, stelle ich mir auch nicht gerade einfach vor, gerade weil ich gedanklich komplett auf sie fixiert bin. Außerdem weiß ich nicht, wie lange ich das noch aushalten kann, ohne komplett am Rad zu drehen. Es besteht auch die Gefahr, dass mein Studium in Mitleidenschaft gezogen wird, weil ich die meiste Zeit des Tages mein Gehirn nur schwer davon überzeugen kann, nicht an sie zu denken.

2. Ich kündige (dürfte möglich sein, ohne dass es jemand erfährt) und gebe dies sowie den Grund dafür erst kurz vor dem Auszug bekannt.

- Dies ist wohl der gewagteste Schritt, weil ich mir dann am liebsten auch eine neue Stadt suchen und so meine WG, die mir einiges bedeutet, komplett hintergehen würde. Außerdem erführe mein gesamter Bekanntenkreis, was für ein jämmerlicher Versager ich bin. Dazu kommt, dass sie selbst nicht gerade zufrieden mit ihrem Studium ist und mal erwähnt hat, dass sie ohne die WG womöglich längst wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt wäre. Sie hat also ein gesteigertes Interesse daran, die Zukunft des WG-Lebens zu kennen.

3. Ich gestehe ihr meine Gefühle und schaue, wie sie reagiert.

- Vermutlich liefe das auf eines der folgenden Ergebnisse hinaus:
a) Die Reaktion, die sich der Egoist in mir wünscht (sollte ich mir direkt aus dem Kopf schlagen)
b) Sie hat Mitleid mit mir, will aber versuchen, alles beim alten zu lassen und mir die Zeit zu geben, von ihr
wegzukommen. Unser Zusammenleben wäre wahrscheinlich bis zu dem Zeitpunkt, zu dem ich nicht mehr Single bin
(also eine halbe Ewigkeit), nachhaltig gestört.
c) Sie fühlt sich bedrängt und verlangt meinen Auszug oder zieht selber aus, was quasi Lösung 2 enspricht mit dem
Unterschied, dass man das WG-Leben wohl bis zum Auszug in die Tonne treten kann.


Wie man unschwer erkennen kann, gefällt mir keine der Lösungen, die mir bisher in den Sinn gekommen sind. Deshalb die Frage an euch: Was ratet ihr mir? Vermutlich werde ich in zwei Jahren kopfschüttelnd auf diesen Quatsch zurückblicken, aber im Moment zerreißt es mich einfach. Danke schon mal an alle, die sich die Mühe machen, diesen halben Roman durchzulesen 🙂
 
Hallo Terro,

nun, den Roman hab ich gelesen.
Mal ne Frage: Du gehst zum Psychiater und nennst ihm nicht mal den richtigen Grund für Deine Beschwerden?
Warum nicht? Von was fürchtest Du Dich?
Wieso macht Dir das Thema "Liebe" so zu schaffen? Ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart?
Und warum meinst Du dass Du eine Schwärmerei nicht unbeschadet überstehen kannst?

Meine Einstellung zur Liebe ist eine etwas andere als Deine: Am Anfang ist man verliebt aber man hat gar nicht die Möglichkeit lieben zu können. Man muss den Mensch sehr gut kennen, wissen wie er mit sich selbst und auch mit dem geliebten Menschen umgeht.
Alles andere ist eben verliebt.
Und verliebt kann man mal schnell sein.

In Deiner Lage würde ich mal über mich selbst sehr gut nachdenken und probieren meine Gefühle zu sortieren.
 
Hi koslowski,

Danke erst mal für die Antwort. Ich versuche mal, die Fragen reihum zu beantworten.

Das mit dem Psychiater ist vermutlich wirklich dumm von mir gewesen. Ich kann generell kaum aufrichtig über meine Gefühle reden und dachte zu dem Zeitpunkt, nur eine kurze Phase zu haben, die vielleicht auch gar nichts mit der Schwärmerei zu tun hat. Und weil Psychiater generell eher verabreichen als therapieren, hab ich es halt gelassen. Nicht wirklich klug.

Dass mir das Thema "Liebe" so zu schaffen macht, liegt wohl daran, dass ich - vielleicht abgesehen von familiärer - nie welche erfahren habe, selbst aber häufiger meinen Gefühlen ausgeliefert war. Und das ist auch das, wovor ich mich so fürchte: Wieder für längere Zeit in diesem Sumpf zu versinken.

Deine Einstellung zur Liebe teile ich voll und ganz, vielleicht war das etwas missverständlich. Ich glaube nicht, meine Mitbewohnerin richtig zu lieben. Es ist eher eine Mischung aus Verlangen, Eifersucht und Schmerz. Andererseits behaupte ich mal, dass ich sie mittlerweile wirklich gut kenne und dies meinen Gefühlen keinen Abbruch tut. Ich habe also die Befürchtung, so lange im Stadium des Verliebtseins "hängenzubleiben", dass es vernünftiger wäre, der Sache ein für alle mal ein Ende zu setzen, bevor ich Jahre damit zubringe, mich nach einem unerreichbaren Menschen zu verzehren. Dass mir das passieren kann, hat die Vergangenheit gezeigt.
 
1. Möglichkeit: Du belässt es wie es ist und wartest ab, bis diese Schwärmerei verflogen ist.
Dann solltest Du aber solche Dinge wie engen Kontakt meiden. Es ist nicht gerade hilfreich, wenn man die ganze Nacht zusammen mit einem Glas Wein vorm Fernseher sitzt.
Du kannst doch den Kontakt auf ein minimum einschränken.

2. Wenn sich Deine Gefühle niemals mindern sollten, dann musst Du aus der WG raus.
Das wird die einzige Lösung sein. Immer diese Person vor der Nase zu haben ist Selbstverstümmelung.

Ob Du ihr das beichtest oder nicht halte ich nicht für sonderlich wichtig.

P.S.: Solche Anmachsprüche von ihr gehen mal gar nicht.
Sie hat einen Freund und hat sich auch so zu benehmen.
Solche Sprüche sind echt unterste Schublade.
Vielleicht tröstet es Dich, dass sie sich hintenrum an andere Männer ranmacht, obwohl sie vergeben ist.
Sie ist folglich nicht beziehungsfähig und Dir würde wahrscheinlich dasselbe blühen.
Vielleicht löst das Deine rosarote Brille ihr gegenüber etwas.
 

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