Ich habe eine affaire mit einem singlemann. Anfangs hat er sich richtig bemüht und echtes Interesse gezeigt. Das ganze hat sich wie eine Beziehung entwickelt. Wir hatten Sex, er wollte mich immer öfter sehen und haben auch viel zusammen unternommen. Nach 6 Monaten hat er sich immer mehr zurück gezogen und war immer sehr nachdenklich wenn wir uns gesehen haben.
Man weiss anfangs nie, was draus wird. Da fliegen erst mal die Schmetterlinge, aber das ist ein
biochemischer Prozess, der nach einigen Wochen oder Monaten vorübergeht. Danach kehrt der Alltag ein. Ob die Verliebtheit in echte Liebe übergeht, zeigt sich - in Ansätzen - frühestens dann.
Niemand kann etwas dafür, wenn die Liebe sich nicht einstellt. Womöglich war dieser Mann anfangs ein wenig in Dich verliebt. Zudem scheint er Dich sexuell sehr zu begehren, aber Liebe ist es dann eben nicht geworden. Das musste er wohl selbst erst mal realisieren ("zurück gezogen" - "nachdenklich"), aber im Grunde kann er dafür nichts.
Stell es Dir doch mal umgekehrt vor: Also daß Du diejenige wärst, die nach ein paar Monaten Zusammensein allmählich zu spüren begann, dass die Schmetterlinge weg sind und daß dieser Mann doch nicht so toll ist, wie er anfangs rüberkam.
Und dann denk mal weiter - wie wärst Du damit umgegangen?
Vermutlich hättest Du erst mal eine Weile gebraucht, das zu realisieren ("nachdenklich"). Und dann noch eine weitere, erste Konsequenzen zu ziehen ("zurück gezogen" = Abstand gewinnen, auch innerlich).
Ich hab mich dann immer öfter gemeldet, ihm Geschenke gemacht und Unternehmungen vorgeschlagen. Von seiner Seite wurde es immer weniger.
Da er eh bereits dabei war, sich innerlich zu distanzieren, haben die Geschenke und Vorschläge ihn vermutlich getriggert, den Rückzug zu beschleunigen. Das heißt nicht, daß es falsch war, was Du getan hast, im Gegenteil: Du warst achtsam, hast aktiv etwas für die Beziehung getan - und ihn damit zum Handeln (noch mehr Distanzierung) gebracht. Bis es - auch ohne konkrete Aussprache - für Dich offensichtlich wurde, daß da etwas nicht stimmt.
Ist von beiden Seiten völlig o.k.
Nur der Sex hat ihm wohl immer noch Spaß gemacht.
Dir etwa nicht?
Ich hab ihn dann drauf angesprochen dass ich mir mehr vorstellen könnte und dass ich Gefühle habe. Er sagte von seiner Seite ist das leider nicht so aber wir müssen den Kontakt ja nicht ganz abbrechen. Er hat gemerkt dass mich dieses Gespräch ganz schön fertig gemacht hat und ich hab ihm auch sein schlechtes Gewissen angemerkt. Dann war erst mal kurz Pause und ich hab ihm dann gesagt dass ich damit klar komme es erst mal auf der Schiene weiter laufen zu lassen.
Einmal darauf angesprochen, hat er also sehr ehrlich reagiert. Was das "schlechte Gewissen" betrifft: Das einzige, was Du ihm vorwerfen kannst ist evt. mäßiges Timing bzw. daß er die Sache wochenlang lethargisch hat weiterlaufen lassen, obwohl er gefühlsmäßig immer weniger dabei war. Umgekehrt wird allerdings ein Schuh daraus: Du hättest ihn schließlich auch eher fragen können, denn sein Verhalten hatte sich ja nun lange vor Eurer Aussprache deutlich geändert.
Danach bestanden unsere Treffen nur noch aus Sex.
Nun, so war es ja auch abgemacht zwischen Euch:
"ich hab ihm dann gesagt dass ich damit klar komme es erst mal auf der Schiene weiter laufen zu lassen"
Nochmal: Hat nur er den Sex gewollt und genossen? Wo ist das Problem?
Ich hatte die Hoffnung dass seine Gefühle irgendwann wieder zurück kommen. Das war aber nicht so, er hat mich zwar gern und zeigt mir das auch und tauscht auch regelmäßig Zärtlichkeiten aus aber sobald es ihm zu eng wird zieht er sich wieder für Wochen zurück.
Aha - das Problem war also Deine heimliche Erwartung.
Mit seinem Verhalten zeigt er Dir aber doch deutlich, was er noch will (Sex) und was nicht (eine Beziehung mit emotionaler Nähe). Zudem entspricht sein Verhalten genau Eurer Absprache.
Mit anderen Worten: Das Problem ist nicht er, sondern Du selbst machst Dir das Problem, indem Du mehr von ihm erwartest, als Ihr miteinander abgesprochen hat. Das ist sehr unfair ihm gegenüber, wird aber auch Dich auf Dauer nur frustrieren.
Jetzt habe ich beschlossen das nicht mehr länger hinzunehmen.
Sehr plausibel.
Aber jetzt habe ich glaub ich seine schmerzgrenze erreicht. Nach dreimaligem absagen immer unter einem Vorwand, hab ich ihm ganz direkt geschrieben dass ich keine Lust habe dass er vorbei kommt, dass wir aber gern mal was anderes machen können.
Ehrliche Ansage, finde ich prima.
Und ich nehme mal an er ist jetzt erst so richtig sauer auf mich.
Warum? Das einzige, was ihn stören könnte, ist doch wohl, daß er jetzt keinen Sex mehr mit Dir haben kann. Als gute Bekannte bist Du doch gar nicht aus der Welt!
Und wo steht denn geschrieben, daß er
Anspruch auf Sex mit Dir hätte? Hast Du denn umgekehrt Anspruch auf seine Emotionen? Doch wohl kaum, und genau da schließt sich auch der Kreis: Denn
darüber war
er wiederum
sehr, sehr
klar zu Dir!
Na fein, was willst Du denn noch?
Hättest Du lieber gesehen, wenn er heulend an Deiner Tür gekratzt hätte, damit Du weiter mit ihm schläfst?
So notgeil ist er offenbar dann doch nicht; zudem ist es doch nur recht und billig, wenn Du Eure Absprache kündigst?
Nochmal: Er hat keinen
Anspruch auf Sex mit Dir. Ihr hattet Euch auf eine unverbindliche Affaire geeinigt, nachdem er Dir offenbarte, daß er nicht genug Gefühle für eine verbindliche Beziehung mit Dir hat. Das ist o.k., aber so wie er die Beziehung gekündigt hat, nachdem er feststellte, daß seine Gefühle dafür nicht mehr reichen, so kannst Du auch die Affaire kündigen, nachdem Du nun festgestelt hast, daß Deine eigenen Gefühle zu weit dafür reichen. Er kann das akzeptieren ("o.k.") - oder auch nicht ("bitte, bitte lass mich weiter mit Dir schlafen").
Ich finde es sehr ehrlich von ihm, daß er sich für "o.k." entschieden hat. Immerhin hätte er Deinen Gefühlszustand auch ausnutzen und Dir vorflunkern können, daß genau das jetzt der Tritt war, den er brauchte, um zu "erkennen", daß er Dich eben doch "liebt" - nur um sich weiter sexuell mit Dir vergnügen zu können, bis Du ihm dann doch drauf kommst und Dich dann wirklich ausgenutzt fühlen darfst, nur diesmal völlig zu Recht!
Wollte das dann auch nicht einfach so stehen lassen
Hättest Du aber ruhig können...
und hab ihm noch sehr freundlich ein schönes we gewünscht. Daraufhin kam aber nichts mehr.
... o.k., das mit dem Wochenende war nett. Aber was hätte denn noch kommen sollen? Siehe oben.
Ich wollte ihm echt nicht wehtun,
a) läßt sich sowas manchmal nicht verhindern und ist daher hinzunehmen - das mußte er auch tun, als er Dir offenbarte, daß seine Gefühle nicht für eine Beziehung mit Dir ausreichen
b) ist das kein Grund, eine Sexaffaire fortzusetzen, mit der man zunehmend unzufrieden geworden ist; wie gesagt: darauf besteht kein
Anspruch
c) wirst Du jemand, der Dich eh nicht liebt, wohl kaum wirklich wehtun können, indem Du ihm den Sex entziehst. Das ist höchstens etwas schal, wird aber sicher rasch verwunden, sobald er mit der nächsten Frau im Bett landet. Und das wird er, sofern es nicht eh längst geschehen ist.
wobei ich das aber auch gar nicht kann wenn er ja sowieso keine Gefühle hat.
Genau.
Trotzdem hab ich jetzt ein schlechtes Gewissen. Hab ich damit übertrieben?
Ja, siehe oben.
Ich will einfach nicht dass er mich irgendwann anfängt zu hassen. Ich will mich damit auch in keinster weise bei ihm rächen
Er wird Dich nicht hassen und Du brauchst Dich für Deine Entscheidung nicht zu rechtfertigen, eine Sexaffaire beenden zu wollen, die Dich auf Dauer nur frustriert.
aber wollte diese Situation einfach so nicht mehr länger hinnehmen.
Eben, genau.
Und da waren ja auch zwischendurch immer mal diese Momente wo es zwischen uns geprickelt hat aber letztendlich ist es doch am Ende immer nur wieder auf den Sex hinausgelaufen.
Auch Sexaffairen können prickelnd sein, sehr sogar. Dennoch sind Sexaffairen und von Liebe getragene, verbindliche Beziehungen zwei Paar Schuhe. Weshalb es bei Euch auch weiterhin immer nur auf Sex hinausgelaufen ist.
Aber ich denke mal solange ich mich in dieser schwachen Position befinde ich will was von ihm und er weiß nicht was er will, wird sich auch nichts an der Situation ändern bis er eine andere findet.
Doch, Du hast die Situation gerade geändert, in dem Du die Sexaffaire beendet hast. Nun füll einfach nur noch die Lücke, die seither entstanden ist. Es ist gerade eine wunderbare Sommerzeit - warum gehst Du nicht einfach mal schwimmen, oder auf ein open air-Konzert Deiner Wahl? Bau Dir ein eigenes Leben auf, mit eigenen Interessen, die Du verfolgst. So wirst Du auch interessanter für neue Männer, die Dir früher oder später begegnen werden. Nichts ist langweiliger, als eine Frau, die ständig zur Verfügung steht und ihren Eigenwert darüber definiert, ob sie eine Beziehung führt oder nicht.
Jetzt meine Frage war schon jemand in einer ähnlichen Situation?
Ja, alles schon mal erlebt. Sobald ich anfange, mich mit Beziehung einsamer zu fühlen als ohne, ist bei mir der Wurm drin. Früher oder später war ich dann weg, auch wenn noch kein neuer Partner in Sicht war. Es ist sehr wichtig, daß man auch gut allein leben kann - wirtschaftlich und emotional unabhängig. Ansonsten fahren die Männer früher oder später Schlitten mit Dir, bis sie Dich satt haben und austauschen. Leider sind viele Männer feiger als Deine Affaire und fahren parallell: Spielen daheim den liebenden Partner und führen nebenher heiße Affairen.
Du kannst noch von Glück sagen, daß Deine Ex-Affaire so offen über seine - leider für Dich unzureichenden - Gefühle gesprochen hat. Allzuviele Männer tun das leider nicht. Teils, weil sie schlicht nicht über Gefühle sprechen können, teils, um sich zumindest das Tor zum Sex weiter offenzuhalten, bis eine neue Frau am Horizont auftaucht.
Deswegen mußt Du nun aber nicht dankbar vor ihm auf die Knie gehen. Eigentlich sollte sein Verhalten ja selbstverständlich sein.
Und kann man da noch etwas tun dass sich dieses ungleichgewicht auflöst und wir uns wieder auf gleicher Augenhöhe begegnen können ohne dass er beginnt mich zu hassen? Können Gefühle bei einem Mann zurück kommen und wenn wie??
Vielleicht wart Ihr anfangs auf gleicher Augenhöhe, als die Schmetterlinge noch flogen und die Beziehung neu, frisch und aufregend war. In dem Moment, wo seine Gefühle abflauten, entstand jene Schieflage, die Du jetzt durch Deine Kündigung der Sexaffaire, in die es dann mündete, beendet hast.
Er wird Dich nicht hassen, dazu hat er keinerlei Anlass.
Gefühle sind wie der Wind: Sie kommen und gehen. Allerdings sind bei Euch erst gar keine großen Gefühle entstanden, sonst wäre Eure Beziehung nicht binnen weniger Monate (also äußerst rasch) in eine Sexaffaire übergegangen, die nun auch mal eben so mit einem "o.k." beendet ist.
Du scheinst noch jung zu sein - ich kann Dir nur empfehlen, auf Abstand zu gehen, Dich auf Dein eigenes Leben zu konzentrieren, mit Freizeitaktivitäten und Gesprächen mit guten Freunden (sofern Du welche hast) oder vielleicht auch hier im Forum (Orte wie dieser leisten diesbezüglich wertvolle Dienste) abzulenken, bis ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist und dann offen für neue Männer in Deinem Leben zu sein.
Irgendwann wird Dir dann vielleicht mal jemand begegnen, der mehr von Dir will als heißen Sex und wenn nicht, dann gönnst Du Dir eben ab und an mal wieder eine flotte Afffaire, aber nur um selbst auf Deine Kosten zu kommen und nicht in der heimlichen Erwartung, daß da mehr ist als eben dieser heiße Sex.
Natürlich wünschen wir alle uns, auch mal liebevoll mit jemand zu kuscheln und um unserer selbst willen angenommen zu werden, aber die bittere Wahrheit ist, daß man das Glück nun mal nicht herbeizwingen kann: Entweder läuft Dir irgendwann der richtige Mann für so etwas über den Weg, oder eben nicht.